31. Juli 2006

100 Meter in weniger als 10 Sekunden auf die Gatlin-Tour

Justin Gatlin flog nach Qatar, um der Welt zu zeigen, was in ihm steckt. Die Scheichs waren zufrieden. Solche Rekorde sehen sie nicht alle Tage. Dieser Clip aus dem YouTube-Fundus stammt aus einem Land mit einer schwer verständlichen Sprache. Wir tippen auf Norwegisch. Hat jemand eine bessere Idee?

30. Juli 2006

Je schneller desto Do(ha)ping

Kaum schläft man mal einen Tag länger, verpaßt man einen richtig dicken Doping-Fall. Und wer wurde erwischt? Ein Amerikaner. Der schnellste von allen - Justin Gatlin sein Name (Bild oben bei seinem Rekordlauf in Doha). Das heißt, der Ordnung halber sei gesagt: Wir warten noch auf die Aufdeckung einer spektakulären Konspirationstheorie, die von seinem Trainer Trevor Graham in die Welt gesetzt wurde: Er kennt angeblich den wahren Täter. Der hat Gatlin das Zeug heimlich verabreicht: um ihn in Schwierigkeiten zu bringen.

Warum ist das so interessant? Graham sitzt selber in der Tinte. Er hat zwar die berühmte Spritze aus dem BALCO-Labor herausgerückt und auf diese Weise dazu beigetragen, den massiven amerikanischen Drogenmissbrauch aufzudecken. Aber er hat vor der Staatsanwaltschaft, die den BALCO-Fall untersuchte, behauptet, er habe nichts gewusst und nichts getan - auch nicht seiner ehemaligen Sprinterin Marion Jones den leistungssteigernden Stoff besorgt. Diese Aussage wird von dem Mann bestritten, der als Schlepper sehr viel Zeug illegal aus Mexiko über die Grenze gebracht hat und Blutproben dem Graham-Stall nach Mexiko, wo sie unauffällig überprüft werden konnte. Grahams Problem: Er könnte wegen uneidlicher Falschaussage angeklagt werden. Wir reden - im Falle eines Schuldspruchs - von einer Gefängnisstrafe.

Das hübscheste Nugget heben wir uns für den Schluss auf: Gatlins Name stand schon vor Jahren in einem Memo, das BALCO-Chef Viktor Conte an Athleten schicken wollte. Darin erklärte er, dass es ein Mittel gäbe - "Testosteron Undeconat" - das dafür sorgt, dass man nach einer Woche keine Dopingspuren mehr im Körper habe. Diese Info von den beiden investigativ arbeitenden Kollegen vom San Francisco Chronicle. Siehe Ihre Geschichte vom Sonntag. Der Hinweis auf Ihr Buch steht hier

29. Juli 2006

Das Risiko, wenn man in die Aktie Landis investiert

Menschen, die den Wirtschaftsteil lesen, ist der Name ishares ein Begriff. Die Tochter der amerikanischen Investmentbank Barclays Global Investors ist Marktführer von börsengehandelten Indexfonds und verwaltet über 100 Milliarden Dollar von Anlegern weltweit. Das in San Francisco beheimatete Unternehmen gab am 19. Juni bekannt, dass es ab 2007 drei Jahre lang Hauptsponsor des Phonak-Teams wird – eine Investition von etwa 30 Millionen Dollar. Firmenchef Lee Kranefuss (Photo) ist begeisterter Velofahrer, der im Frühjahr auf der Flandern-Rundfahrt mit Freunden einen Teil der Strecke abfuhr. Solche Erlebnisse sollen in Zukunft auch seine besten Kunden genießen.

Die Begeisterung konnte auch der spanische Dopingskandal nicht trüben, der vor der Tour de France zur Sperre von zwei Landis-Adjutanten geführt hatte. Genausowenig wie die Aufforderung von Phonak-Chef Andy Rihs: “Denkt hart darüber nach, ob in den Velosport einsteigen wollt. Es gibt keine Garantien, wenn es um Doping geht.”

Doch bereits wenige Wochen später sieht sich ishares dem größten anzunehmenden Unfall gegenüber: einer positiven A-Probe ihres wichtigsten Fahrers Floyd Landis. “Wir werden die gründliche Untersuchung abwarten, ehe wir weiter Stellung nehmen”, erklärte ein Sprecher von Barclays Global vor ein paar Tagen gegenüber der New York Times. Dabei machte er auch eine Andeutung darüber, dass sich die Bank gegen den Fall des Falles abgesichert hat. Details wollte er nicht nennen. Nur soviel. “Bei einer Sponsorenschaft auf diesem Niveau gibt es Dinge, denen nachgekommen werden muss, damit ein Vertrag weiterläuft.”

Bei ishares weiß man, wie sich Leute fühlen, denen das Wasser zum Hals steht. Für Leser mit schnellem Internetanschluss: der 60-Sekunden-ishares-Werbefilm, der im Frühjahr von Regisseur Andrew Douglas produziert wurde.

28. Juli 2006

Ohne irgendein Handicap

Und dann war da noch die Profigolferin aus Mexiko, die auf dem Fussballplatz eine beachtliche Figur macht. Ihr Name: Lorena Ochoa. Ihr Status: die derzeit erfolgreichste Spielerin der Welt. Mehr Bilder findet man hier.
Den seltenen Anblick von kickenden Golferinnen verdanken wir einer Benefizveranstaltung am Rande der Evian Masters, die zur Zeit am Genfer See ausgetragen werden.

Sir Charles for Governor

Der ehemalige Basketballprofi Charles Barkley hat schon immer gerne mit seinen Sprüchen Aufsehen erregt. Bei Olympia 1992 rempelte er einen dünnen Spieler aus Angola an und verteidigte sich hinterher: "Wer weiß, vielleicht hatte er einen Speer dabei." Für Sportausrüster Nike trat er mit dem Slogan an: "Ich bin kein Vorbild." Und hin und wieder warf er mit dem Rassismus-Vorwurf um sich. Der dunkelhäutige Barkley stammt aus armen Verhältnissen in den Südstaaten, behauptete aber stets, er sei Republikaner - die Partei der "Habenden und Mehrhabenden" (Präsident George W. Bush). Das stört den wohlhabenden Barkley (Spitzname "Sir Charles") neuerdings. Und so will er sich bei den Demokraten melden und nach dem Vorbild anderer Prominenter eine politische Kampagne starten: Barkley for Governor. Die frühestmögliche Wahl findet erst 2010 statt. Alabama ist eine berüchtigten Hochburgen des Widerstands gegen die Bürgerrechtsbewegung in den sechziger Jahren und gehört zu bildungsschwächsten und ärmsten Staaten der USA.

Die Werte-Diskussion hat begonnen

Mehrere tausend Leute wollten nächste Woche nach Ephrata kommen, um Floyd Landis mit einer großen Feier in seiner alten Heimat im amerikanischen Bundesstaat Pennsylvania zu begrüßen. Das Projekt liegt vorerst auf Eis, wie der Organisator heute mitteilte. Die Nachricht aus dem Dopinglabor hat den Freunden und Anhängern von Floyd Landis den Plan vermasselt. Landis meldete sich aus Madrid zu Wort. (Weshalb eigentlich von dort? Weil ihm die Radsportjournalisten dorthin nicht so rasch folgen konnten?) Seine Hauptaussage - meine Testosteronwerte sind von Natur aus hoch - war der Knaller schlechthin. Der Mann, der bei der 16. Etappe der Tour de France wie eine welkende Pflanze wirkte und am nächsten Tag über drei Pässe dem Rest des Feldes auf und davon fuhr, ist mindestens sechsmal bei der großen Schleife getestet worden. Seine Werte hätten also schon vorher aus dem Rahmen fallen müssen.

Wir werden die Informationen über diese Proben von offizieller Seite sicher noch nachgereicht bekommen. Bei den Kollegen vom Tages-Anzeiger in Zürich, die die Angelegenheit mit besonderem Blick auf den Schweizer Aspekt (das Phonak-Team wird von einem eidgenössischen Unternehmer gesponsert), sehr intensiv verfolgen, kursiert die Annahme, dass man damit erst nach der Bekanntgabe des B-Proben-Resultats rechnen kann. Das macht Sinn. Denn wenn die negativ ausfällt, ist die ganze Affäre ohnehin nicht mehr das Papier wert, auf dem sie derzeit von den Medien weltweit ausgebreitet wird.

In der Zwischenzeit, hier ein paar Information zum Nachlesen:
Die Liste der Doping-Fälle im Phonak-Team ist beim Tages-Anzeiger online zu haben
• Ein knapper historischer Überblick über Doping im Radsport - in der Süddeutschen
• Eine deutsche Ärztin - Dr. Demise Demir - betreut Landis und verteidigt ihn in einem Interview in der BILD-Zeitung. Ein Porträt der Dame findet man auf der Website von Landis-Sponsor ishares. Dr. Demir hatte übrigens vor Beginn des Skandals den Termin für die Hüftoperation genannt: der 11. August. Ob das noch klappt?
• Das Fahrrad war ganz bestimmt nicht gedopt. Die Schweizer Velo-Manufaktur BMC hat's gebaut und macht jetzt Umsätze.

27. Juli 2006

Was ihn treibt? Man nennt es Testosteron

Die meisten Mütter haben (oder heucheln) Verständnis, wenn ihre Söhne sich daneben benehmen. Arlene Landis, die radelnde Mutter von Tour-de-France-Sieger Floyd und eine streng gläubige Mennonitin, ist aus einem anderen Holz. Wenn er "etwas Schlimmeres" als Schmerzmittel eingenommen hat, "dann hat er den Sieg nicht verdient". Darüber wird die B-Probe seines Urins vom Tag der 17. Etappe verbindlich Auskunft geben. Mutter und Sohn haben, seitdem die Nachricht kursiert, nicht miteinander telefoniert, sagte Arlene einem Reporter der Agentur The Associated Press am Telefon an dem Morgen, als die schlechte Nachricht in den USA die Runde machte. Der Gladiator selbst war nicht so couragiert wie die alte Dame und verschwand lieber vorläufig von der Bildfläche. So schuldet er seiner Mutter und uns die ehrliche Antwort auf die Frage: Was treibt ihn bloß? Die hatten wir hier schon vor ein paar Tagen gestellt. Aber auf uns hört ja gar keiner.

Ergänzung, eine Stunde später: AP meldet, dass der gute Sohn seine Mutter am Donnerstag doch noch angerufen hat. Ihr gegenüber hat er das Resultat der A-Probe mit den Worten kommentiert: "Das kann nicht sein." Damit war die gestrenge Arlene, die am Sonntag von ihren Nachbarn die hübsche Sahnetorte erhalten hatte, zufrieden. "Ich glaube ihm wirklich", meinte sie. "Ich glaube er hat nichts falsch gemacht." Glaube? Liebe? Hoffnung?

Das bringt uns zurück an den Ausgangspunkt: Hat Gott am Ende was falsch gemacht und ein bisschen mit dem Urin eines abtrünnigen Mennoniten herumgepanscht? Er sollte ja wissen, wie man das macht. Das kann schließlich inzwischen jeder Sportmediziner, der hochrangige Athleten betreut.

Und noch eine Ergänzung, wieder dank AP: Nun spricht der Sohn direkt - via Telefonkonferenz. Und alles, was er neues anbietet, ist diese Erklärung: "Was die Ursache an diesem Tag betrifft, kann ich nur spekulieren." Und das hat er dann gar nicht erst probiert. Wo er steckt, wollte er auch nicht sagen. Über die Gründe dafür gab er zumindest eine Andeutung zum Besten: Er müsse einen Weg zum Flughafen und nach Hause finden. Have a save trip home.

26. Juli 2006

Arena of Death

Legomännchen im Zweikampf, eine Animation von einem kreativen Kopf namens "imagineiff". Gefunden auf YouTube, der großen Videowundertüte.

Ein etwas anderer Cuban

Baseball ist mehr als ein Spiel, sagen die Amerikaner. Es ist eine Freizeibeschäftigung, eine Sucht, eine kokette Selbstbeweihräucherung und ein Stück Geschichte in einem Land, in dem es so wenig Geschichte zum Greifen gibt. Besonders an dem letzten Teil arbeiten sie. Immer wieder. Zum Beispiel mit dem ersten Sportmuseum seiner Art - der Baseball Hall of Fame in Cooperstown. Dort wird am Wochenende etwas noch nie Dagewesenes passieren. Gleich 17 schwarze Baseballprofis und Clubmitglieder, die einst in der Negro League (ja, so hieß die wirklich) im Einsatz waren, werden offiziell in den Stand von Mitgliedern der Ruhmeshalle erhoben. Ob was so lange gedauert hat, auch wirklich gut wird? Darüber mehr in den nächsten Tagen in der FAZ.

25. Juli 2006

Woods vs. Nicklaus - eine Scheinanalyse


Vielleicht sind nicht nur Golfer auf Drogen, sondern auch die Leute, die das Spiel aus der Ferne verfolgen. Mit umgedrehtem Fernrohr und allen möglichen Eingebungen. Denn anders ist man gar nicht in der Lage, die beiden Spielerpersönlichkeiten Jack Nicklaus und Tiger Woods und ihre Erfolge nebeneinander zu legen und zu vergleichen. Zwischen ihrem Schaffen liegen nicht nur Jahrzehnte. Der eine (Nicklaus) hatte profilierte und außerordentlich ehrgeizige Gegner wie Arnold Palmer, Gary Player und Tom Watson. Der andere (Woods) tritt gegen eine Generation von Leichtgewichten an, die offensichtlich genug Geld verdienen und deshalb kaum einmal gegenhalten, wenn es um die ersten Plätze geht. Den Vereinfachern ist das egal. Sie konstruieren Statistiken wie jene, in der die Zahl der von beiden Männern errungenen Erfolge bei den bedeutenden Turnieren - den sogenannten "Majors" - und ihr Lebensalter in einen Zusammenhang gebracht werden. Die Ableitung: Woods ist der jünger-bessere Golfer (oder so). Gewiss. Nach dem Denkschema wäre Michelle Wie dann übrigens noch jünger-besser. Sie hat neulich mit 16 den Cut bei einem Männer-Turnier in Korea geschafft. Das ist Tiger Woods in dem Alter nicht gelungen. Quelle: thegolfblog.com
In Texas mag man's lustig


Avery Johnson hat als Trainer der Dallas Mavericks viel zu tun. Mitunter muss er sich auch noch als Hauptdarsteller für Videos des Clubs zur Verfügung stellen. Hier eine Fundsache aus dem YouTube-Katalog. Der Herr, der am Ende noch seine Nase hereinhält, dürfte für das Ganze bezahlt haben. Sein Humor ist harmlos, aber nicht erheiternd.

Wir basteln uns eine NBA-Mannschaft

In den Monaten, in denen Mark Cuban und seine Mitarbeiter nicht am Kader am basteln können, herrscht bei den Dallas Mavericks immer eine seltsame Spannung. So als ob das Verpflichten und Tauschen von Spielern der eigentliche sportliche Wettbewerb in der NBA wäre und nicht die endlose lange Saison. So haben wir binnen weniger Wochen nach dem Ende der abgelaufenen Meisterschaft, in der die Mannschaft immerhin Zweiter wurde, bereits zwei Transaktionen zu verzeichnen - beide mit den Indiana Pacers.

Es macht keinen Sinn zu spekulieren, was wohl das Raisonnement für all das ist, solange man nicht die Vertragsbedingungen der betroffenen Spieler kennt. Denn die finanzielle Ausstattung der Vereinbarungen ist häufig das ausschlaggebende Motiv. Selbst in Dallas, wo man seit Jahren so tut, als habe man im Keller des American Airlines Center eine Maschine zum Gelddrucken laufen. Sicher ist nur so viel: Das Kommen und Gehen wird von dem Gefühl des (über)mächtigen Clubbesitzers gespeist, der aus irgendeinem nicht nachzuvollziehenden Grund das Gefühl hat, er wisse ganz genau, wie NBA-Basketball funktioniert. Mark Cuban ist ein nervöser Fummler, der sehr viel Zeit hat. Sonst würde er auf seinem Blog nicht über solch edukative Themen schreiben wie "Making Money in Basketball..."

Bisher hat er mit seinen Eingriffen nur eines bewiesen: Dass eine Mannschaft, in der alles, aber auch alles von der Leistung Dirk Nowitzkis abhängt, nicht genügend Reserven hat, um den Titel zu gewinnen. Solange also kein Spieler verpflichtet wird, der den deutschen Nationalspieler massiv entlasten kann, ist alles andere nur Kosmetik.

24. Juli 2006

Ein Lance-Darsteller. Für Hollywood

Wer weiß, ob das immer alles stimmt, was die Kollegen gossipgmäßig von sich geben. Also hier nur unter Vorbehalt: In Hollywood arbeitet man an den Vorbereitungen für einen Lance-Armstrong-Film. Und der erste Aspirant für die Hauptrolle ist Jake Gyllenhaal. Armstrong hatte den Schauspieler während einer Galaveranstaltung des Sportsenders ESPN als Moderator von der Bühne mit einem Witz begrüßt, der in vielen Kreisen als geschmacklos quittiert wurde. Es schien sich um eine Anspielung an die schwule Brokeback Mountain-Thematik zu handeln. Inzwischen darf man den Spruch: ("Warum sitzst du vorne? Ich dachte, du magst es lieber von hinten.") als verkappten Radfahrer-Jux einordnen. Gyllenhaal steigt mehrfach in der Woche in den Sattel und scheuert sich beim Training - manchmal mit Armstrong - den Allerwertesten wund.

23. Juli 2006

Was treibt ihn bloß?

Es läuft manchmal in die richtige Richtung. Floyd Landis hat am Samstag das Gelbe Trikot im Zeitfahren geholt und am Sonntag die Tour de France gewonnen. Die FAZ am Sonntag hat die Geschichte gedruckt (Überschrift: "Freigeist und Grenzgänger"), von der ich weiter unten sprach.

Es ist nicht ganz leicht, einen derart besessenen Menschen zu beschreiben. Eines an ihm hat mich am meisten beeindruckt. Nachdem er in einem streng religösen Haus aufwuchs, in dem alle und jede Regel auf der Auslegung einer Urquelle beruht, hat er durch eigenes Nachdenken das Prinzip durchschaut und sich auf diese Weise davon distanziert: "Im Turnunterricht durften wir nicht mal kurze Hosen tragen. Macht sich Gott wirklich darüber Gedanken, ob jemand kurze Hosen trägt?" So leicht kann man Atheist werden. Oder auch in die Vorhölle geraten, in der das alles bestimmt noch mal ganz heiß durchgesprochen wird. Was ihn sonst noch treibt? Normale Dopingkontrollen werden es vermutlich nicht an den Tag bringen. Man braucht nur Gerd Schneiders Artikel in der FAZ über den holländischen Arzt Berend Nikkels zu lesen. (Titel: "Hundefutter für das Peloton").

Der Mann spricht über die neuere Methoden mit EPO und Blutdoping, die bei den derzeitigen Tests nicht auffallen. Gott macht sich eben keine Gedanken...

22. Juli 2006

Betty Blue - Last Scene



Meine Verbeugung vor einem großartigen Komponisten, der dieses suggestive minimalistische Stück Musik komponiert hat und in dem Dokumentarfilm "Gabriel Yared" beschreibt, wie es dazu kam. Yared erhielt 1997 den Oscar für "The English Patient".

Dies sind die letzten Minuten des Films von Jean-Jacques Beneix, der im Original "37°2 le matin" heißt. Er entstand 1986 mit Béatrice Dalle als Betty und basiert auf dem gleichnamigen Roman von Philippe Djian aus dem Jahr 1985. Mehr über die ungewöhnliche Liebesgeschichte gibt es unter http://www.kabeleins.de/film_dvd/dvd/dvds_a_z/b/01249/

21. Juli 2006

Floyd Landis - America's Hope

Mit solchen Werbespots bimmelt der amerikanische Sender OLN für seine Übertragungen von der Tour de France. Geliefert werden jeden Tag zwölf Stunden. Die jeweilige Etappe wird einfach recyclet (pardon the pun!) "Amerikas Hoffnung" ist kein Renner wie Lance. Aber er bietet genau das, was die Zuschauer, die keine Ahnung vom Radrennen haben, am liebsten sehen. Er ist hart gegen sich und andere und fährt noch, wenn andere längst vor Schmerzen umkippen würden. Und er ist in der Lage zu gewinnen. Mal sehen.

Landis nach oben. Quote runter

Die goldenen Armstrong-Tage sind vorbei. Richtig vorbei. Überall sinken die Einschaltquoten für die Tour de France. Und zwar mächtig. Die Gründe? Ohne Armstrong fehlt die überragende Figur. Der Skandal vor Beginn, in dessen Rahmen namhafte Fahrer wie Jan Ullrich aus dem Rennen geworfen wurden, hat die Zahl der Identitifikationsfiguren reduziert.

Rein zahlenmäßig ist der Rückgang der Quote schlecht vor allem für Sponsoren wie Skoda (die Autofirma hat schätzungsweise 50 Millionen Euro an die Tour bezahlt). Auf der anderen Seite: Sollte dies endlich mal eine saubere Tour sein, wäre das auch nicht schlecht - zumindest fürs Image. Einige sind schon jetzt zufrieden. Zum Beispiel Phonak-Besitzer Andy Rihs. Sein Mann Floyd Landis ist in aller Munde. Meine ausführliche Landis-Geschichte ist nach dem gegenwärtigen Stand für die kommende Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung geplant. Sie erscheint aber nur, falls er wie erwartet nach dem Zeitfahren am Samstag vorne liegt. Wenn er wieder absackt wie neulich in den Alpen, fällt der Artikel aus, und jemand anderer porträtiert den besseren Mann. Journalistischer Alltag. Wir schreiben unter der Prämisse, dass Leser nur an Siegern interessiert sind. Das ist eine Lektion, die wir dem Fernsehen abgeschielt haben. Leider. Mehr über deren Quoten
hier.

So etwas wie die drei Bilder oben sieht man nicht alle Tage. Es sind drei Röntgenaufnahmen von der rechten Hüfte von Floyd Landis. Und zwar in drei Phasen. Nach dem Sturz 2003. Nach der Operation - mit Schrauben. Die dritte Aufnahme zeigt das Problem von heute:, genannt Knochenfrass. Es klingt grässlich und tut extrem weh. Die Durchblutung ist das Problem. Demnächst werden wir deshalb eine Premiere erleben. Einen Radrennfahrer mit einem künstlichen Hüftgelenk aus Titan. Die Bilder stammen aus der New York Times. Wer dort mehr nachlesen will, muss sich registrieren. Der Chirurg hat einem Blogger in Kalifornien ein Videointerview gegeben, in dem er die medizinischen Probleme an Hand der Röntgenaufnahmen und von MRIs erklärt. Eine beeindruckende Ergänzung zum Thema

20. Juli 2006

The Faces plus Rod Stewart: Stay With Me (Live)

Manchmal bringt einen die Musik aus einer ganz anderen Zeit auf angenehmere Gedanken. Hier - live - Rod Stewart und die Faces. Die brauchten keine Anabolika. Vielen Dank an YouTube.

Anklage gegen Bonds? Noch nicht

Ein Jahr nach dem Geständnis des Erfinders von Designersteroiden wie THG muss einer der prominentesten amerikanischen Athleten noch immer mit einer Anklage wegen Meineids rechnen. Die Staatsanwaltschaft in San Francisco verlängerte heute offiziell ihre Ermittlungen. Nach Recherchen von Mark Fainaru-Wada und Lance Williams, zwei Reportern des San Francisco Chronicle (Bild unten), hatte der Baseballprofi Barry Bonds bei seinen Vernehmungen unter Eid die Unwahrheit gesagt, als er bestritt, jemals wissentlich Anabolika eingenommen zu haben.

Davon gehen wohl auch die Strafverfolger aus. Während zwei seiner Lieferanten, der Laborunternehmer Victor Conte von der Bay Area Laboratory Co-Operative BALCO in Kalifornien und sein Fitness-Trainer Greg Anderson, für ihre Rolle in dem gesetzwidrigen Handel mit leistungsfördernden Substanzen bestraft wurden, war Bonds ebenso wie allen anderen Sportlern für ihre Zeugenaussagen Immunität zugesichert worden.

Die Enthüllungen der beiden Journalisten befinden sich in ihrem Buch
Game of Shadows. für das sie mehr als 1000 Seiten Beweismaterial sichten konnte und über 200 Personen interviewt haben. Mehr über das Buch auf der Webseite www.gameofshadows.com.

Mehr über alle weiteren Entwicklungen, darunter die über den ehemaligen Marion-Jones-Tim-Montgomery-Trainer Trevor Graham, in der Samstagsausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.


Juventus Scandal

Korruption auf Italienisch. Aus aktuellem Anlass.

Vetternwirtschaft

So steht's ganz offiziell und nüchtern auf der Website www.sportnetzwerk.org:
Am 10. Juli ist das erste Buch des sportnetzwerks erschienen. Der Sammelband Korruption im Sport - Mafiose Dribblings, organisiertes Schweigen, für den 24 Journalisten, Wissenschaftler, Juristen und Sportfunktionäre aus neun Ländern zwei Dutzend Kapitel zugearbeitet haben, umfasst 320 Seiten.
Mein persönlicher Beitrag ist im Vergleich zu den anderen Texten eher bescheiden und weit weniger brisant. Er beginnt auf Seite 289: "Vetternwirtschaft jeder Art" - ein ausführlicher Bericht über den größten Skandal in der Geschichte des amerikanischen NOK. Die Affäre zeigt vieles. Unter anderem wie eine angeblich so transparente Institution des Sports ohne Aufsicht aus den Medien und dem Parlament alle ethischen Grundsätze ignoriert.

Mehr über das Buch (18,60 Euro) findet man hier.

Was ist das sportnetzwerk? Ein erstes ernsthaftes Kontrastprogramm zu einer inhaltlich anspruchslosen Berufsorganisation, dem Verband deutscher Sportjournalisten, dessen Repräsentanten sich auf den Schlips getreten fühlen, weil dieser vorerst lose Zusammenschluss eine Diskussion drängender sportjournalistischen Themen voranzutreiben versucht. Es geht um die Suche nach besseren Inhalten: um Recherche statt Quote, Distanz statt Nähe, um Analyse statt Stimmungsmache, um Berichterstattung statt Präsentation.