31. August 2007

NASCAR: Gibbs und Stewart demnächst mit Toyota?

Die NASCAR-Rennen waren jahrelang reines Insider-Getöse: Amerikanische Autofirmen und amerikanische Sponsorenkämpfen um die Aufmerksamkeit von amerikanischen Zuschauern. Allmählich verschieben sich die Gewichte. Nicht von den tradionellen Zentren in den Redneck-Provinzen im Süden in andere Längen- und Breitengrade, sondern auch im Innern der Blechkarossen. Das Engagement von Toyota in diesem Jahr war ein erstes Indiz, auch wenn es ziemlich unaufällig ablief, weil die Japaner offensichtlich bei der Auswahl der Teams und Fahrer keine gute Hand hatten. Ab dem nächsten Jahr schalten sie aber einen Gang hoch. In der kommenden Mittwoch wird voraussichtlich Joe Gibbs Racing bekannt geben, dass sie auf Toyota umsteigen. Gibbs, das ist jener Football-Coach, der in den achtziger Jahren mit den Washington Redskins dreimal den Super Bowl gewann, dann von Langeweile befallen wurde und 1992 einen Rennstall aufmachte. In den 15 Jahren haben seine Fahrer dreimal den Winston/Nextel-Cup gewonnen. Sein bestes Pferd ist Tony Stewart. Ab der nächsten Saison kommt Kyle Busch dazu.

Joe Gibbs hat inzwischen die Leitung des Teams an seinen Sohn abgegeben und arbeitet wieder als Trainer der Washington Redskins. Mit weniger Erfolg, als er das gewohnt ist. Die tragen ihr erstes Saisonmatch gegen die Miami Dolphins am 9. September aus.

Dumm gelaufen: Dallas wollte Garnett, aber bot zu wenig

Mark Cuban wollte Kevin Garnett nach Dallas holen und hat bis zum Drafttag auf eine Lösung gehofft. Aber die Timberwolves riefen nicht an. Und damit war das Thema erledigt. Wochen später landete der produktivste Einzelspieler der NBA bei den Boston Celtics. Dass die Mavericks und ihr Eigentümer dem Liga-MVP Dirk Nowitzki ernsthaft einen potenten Nebenmann an die Seite stellen wollten, hat Cuban jetzt erstmals gegenüber dem Dallas Blog durchblicken lassen. Die Offerte war wohl nicht attraktiv für Minnesota: "Unser Ziel war eine Vereinbarung, die nicht unseren Spielerkader ramponiert. Du willst nicht mit Dirk und KG und drei Typen namens Moe antreten."

Dass da zu jener Zeit etwas in der Luft lag, wurde hier und hier bereits angedeutet.

Die Beckham-Oper, Knöchelverzeichnis Nr. 6: "Done for the season"

Wie gewonnen so zerronnen? Die Bänderdehnung im Knie, die sich David Beckham am Mittwoch bei einem Pressschlag im Finale der SuperLiga-Begegnung gegen Pachuca zugezogen hat, verführt die Los Angeles Times zu folgender Spekulation: Die Neuanschaffung sei "done for the season". Die Bilanz: 310 Minuten in sechs Spielen für 6,5 Millionen Dollar Garantiegehalt. Damit geht der Schuss, den sich Los Angeles Galaxy und die Anschutz Entertainment Group ausgedacht haben, geradewegs nach hinten los. Beckham braucht sich nichts vorzuwerfen. Er kam bereits mit Verspätung (weil er die Saison in Spanien pflichtgemäß zu Ende spielen musste) und mit einem angeschlagenen Knöchel. Die Verletzung vom Mittwoch kam in einer Szene zustande, in der er sich in der Nähe des Pachuca-Strafraums um einen Abpraller bemühte und das Bein zum Schuss durchzog, anstatt in letzter Sekunde zurückzuziehen. Eine alltägliche Reflexentscheidung, die sich schon mal rächt. Mal abgesehen davon, dass nun viele Zuschauer murren werden, weil sie bereits Karten für weitere Spiele gekauft haben: die eigentliche Malaise ist einziehende landesweite Erwartungsenttäuschung, die durch das große Tingeltangel vorneweg provoziert wurde. Ein verletzter Star ist keine Werbung für die Sportart, die mit Beckham ihre Einschaltquoten im Fernsehen verfünffacht und ohne ihn weiter in der Bedeutungslosigkeit hängen bleibt. In der nächsten Saison wird sich der Neuigkeitseffekt längst verflüchtigt haben. Die Werbetrommeln werden verklungen sein. Noch schlimmer: Bis dahin werden mehr als sechs Monate ins Land ziehen. Eine lange fußballtote Zeit.

30. August 2007

Eine Kerze für den Erfinder der Muskelmaschinen

Für einen Mann, der sechs Ehefrauen hatte und fast bis zu seinem Ende geraucht hat, zünden wir gerne eine Kerze an. Denn wer auf diese Weise 80 Jahre alt geworden ist und unterwegs noch solche Dinge wie eine Serie von wegbereitenden Fitnessgeräten entwickelt hat, der verdient einfach einen Moment des Innehaltens und des Respekts. Arthur Jones ist dann doch am Dienstag den Weg alles Irdischen gegangen. Aber die Erinnerung an seinen Beitrag zur Fitness-Industrie bleibt. Er hatte zwanzig Jahre lang herumgebastelt, bis er Ende der sechziger Jahre den ersten Prototypen seiner Nautilus-Kraftmaschinen der interessierten amerikanischen Bodybuilder-Gemeinde vorstellte. Die Apparate wurden die Plattform für eine ganz neue Bewegung, der heutzutage Millionen weltweit huldigen.

Ganz nebenbei verdanken wir Jones solche Politiker wie diesen. Und Musik-Videos wie dieses. Sowie eine Körperästhetik, die vor nichts zurückschreckt. Sagte jemand Doping?

Das Nike-lodeon spielt komische Töne


Wir haben damit einen Tiefpunkt in der Werbung für Fußballschuhe und Trikots erreicht: ein PR-Manager, der einen Text abliest und nicht mal das gut hinbekommt, nimmt sich selbst mit einer Kamera auf und stellt das Video ins Internet. Solchen Humor muss man erstmal haben, um von dort aus nicht auf die Qualität des Projekts selbst zu schließen - den Reisebus, der für die amerikanische Frauennationalmannschaft werblich unterwegs ist. Jener Teil der Kampagne, den Trainer Baade ausgelotet und gelobt hatte ("Warum sehe ich so etwas Gelungenes... nie von deutschen (National-)Mannschaften?") finde ich auch gut. Aber das hier? Das soll adidas Angst machen?

29. August 2007

Kinostart der Ping-Pong-Parodie

Der folgende Trailer ist mit Vorsicht zu genießen, sozusagen nur als Geschmacksprobe, um ein paar Aspekte der überkandidelten Komödie Balls of Fury auf sich einwirken zu lassen. Die Parodie auf die Sportart Tischtennis, die am Freitag dieser Woche in die amerikanischen Kinos kommt, vermochte es sich nicht zu verkneifen, in platten Stereotypen zu handeln. Die Kritikermeinungen kann man in einer Übersicht auf dieser Seite von Rotten Tomatoes studieren. Der Daumen geht bei den meisten tendenziell nach unten. Eine Anmerkung: Der Film veräppelt nicht nur die Chinesen, sondern dreht auch einen Vorzeigedeutschen durch den Wolf. Das hat man davon, dass der Boll so gut mit dem Ball ist.

Ein junger Hüpfer macht Karriere - vom Basketballer zum Hochsprung-Weltmeister


Er ist 23 Jahre alt und wollte eigentlich eine Karriere als Basketballer auf die langen Beine stellen. Deshalb verließ er die Bahamas und schrieb sich bei einer Universität im amerikanischen Bundesstaat Missouri ein, wo er seine Qualitäten beim Dunk demonstrierte. Aber er mochte das Trainingsprogramm und das Team nicht und ließ sich überreden, es mal mit Hochsprung zu versuchen. Bei seinem ersten Sprung im Januar des vergangenen Jahres - in Basketballschuhen - schaffte er 2,22 Meter. Jetzt wurde Donald Thomas in Osaka Weltmeister mit 2,35 Meter und dürfte noch ein paar Zentimeter drin haben. Seine Technik ist noch immer ziemlich ungeschliffen. Dieses Video zeigt ihn als Basketballer und seinen ersten Hochsprung. Ein erstaunliches Dokument, das womöglich anderen Basketballern zu denken geben wird. In der Leichtathletik kann man Millionen verdienen, wenn man gut ist.

Die China-Kohl-Connection funktioniert

Das Tauziehen zwischen den Milwaukee Bucks und den Beratern des chinesischen Basketballers Yi Jianlian ist zu Ende. Allerdings war eine Reise von Teambesitzer Herb Kohl nach Hongkong notwendig, um die Unterschrift des Spielers zu bekommen, der sich seit dem Drafttag zierte, für eine Mannschaft spielen zu sollen, die in einer abgelegenen kleineren Großstadt im Norden der USA liegt, sportlich nichts auf die Beine bekommt und wohl nur über eine Handvoll (schlechte) chinesische Restaurants verfügt. Der Vertrag selbst enthält vermutlich keine besonderen Klauseln. Rookies werden in der NBA, abhängig vom Draftrang, ziemlich gleich behandelt. Nun kann sich Kohl wieder wichtigeren Aufgaben widmen. Er ist Demokratischer Senator in Washington, wo seine Partei allmählich aufgewacht ist und der Bush-Regierung das Leben schwer macht. Weiter ungeklärt bleibt die Altersfrage. Aber vielleicht wird Kohl jetzt dafür sorgen, dass die amerkanischen Behörden sich dafür nicht weiter interessieren. Am Ende ist schließlich egal, wie alt er ist. Entweder er hat das Format, als Center in der Liga mitzuhalten, oder nicht.
Blick zurück: Yi geht bei der Draft an Nummer sechs weg
Blick zurück: Die Altersfrage - ungeklärt

28. August 2007

"Aufjaulen an der Ampel"

Man macht sich von so weit weg nur schwer ein Bild von einer Sache wie dem Bloggerwesen in Deutschland. Aber neugierig ist man trotzdem. Auf die Geräusche, die da erzeugt werden. Auf die kleinen Blubberblasen, die signalisieren: Schau mal rein. Die Wellen im Wasser, die anschwappen, wenn der Stefan Niggemeier und der Don Alphonso und ein paar andere mal richtig zeigen, was sie können. Und auf die ganze Entwicklung einer Medienevolution, die scheinbar im Kriechtempo daher kommt und dann auch noch von ein paar typischen deutschen Schwierigkeiten gebremst wird. Die Erwartungen und Ansprüche der Geistesarbeiter, die an ihren Computern sitzen und schreiben: grenzenlos hoch. Die Bremsklötze der um ihre Pfründe fürchtenden Festangestellten in den Medienpalästen der Republik: riesig und schwer. Die Rechtsverhältnisse angesichts der massiven Abmahnbereitschaft arbeitsloser Advokate: unsicher bis gefährlich.

Und so versiegt dann ganz langsam die Kraft und Energie der Pioniere. Auch wenn jeder für sein Weh und Ach vermutlich andere Gründe nennt. Der Dirk Olbertz von blogscout.de etwa, der das führende Messintrument der deutschen Blogosphäre betrieben hatte, stellt den Dienst ein. Don Dahlmann, der seit fünf Jahren rastlos seinen Teil zum Geschehen beigesteuert hat, klingt müde. Und dann meint auch noch Don Alphonso von der Blogbar, von dem man sich als dem Chefideologen der Bewegung gerne immer wieder osmotisch beraten lässt:
"Die deutsche Blogosphäre ist wie ein Muscle Car mit SO einem fetten Turbo medial sichtbarer Blogger der positiven Selbsteinschätzung auf der Kühlerhaube, einem gigantischen Motor von zigtausenden Mikromedien und so wenig Stoff im Tank, dass es allenfalls zum Aufjaulen an der Ampel reicht."
Das klingt nicht nach gut. Klingt nicht mal nach Besserung. Klingt so, als ob am Ende eines Sommers ohne die Stimmungsbrause Fußballweltmeisterschaft alle ein wenig verschwitzt und ratlos unterm Kastanienbaum am Rand des Biergartens stehen und nicht wissen, ob sie hineingehen sollen und mit den anspruchslosen Normalbürgern um die Wette saufen und den hellen Tag vergessen oder nach Hause gehen und sich weiter abrackern.

Man versteht das Gefühl irgendwie. Vor allem wenn es jene beschleicht, die sich in erster Linie als Medienkriker begreifen und als Kulturskeptiker, die wohl heimlich gehofft haben, dass sie übers Internet ein größeres Publikum finden können für ihre gepflegten Betrachtungen als durch ein Traktat im Buchformat, herausgegeben im Selbstverlag. Die aber, weil sie aus Berührungsangst vor jedem Menschen mit Kapital und Eifer zurückschrecken, natürlich nie über den Standard einer Plastiktonne hinauskommen, wie sie unverdrossene Londoner am Speaker's Corner am Hyde Park besteigen. Die wissen bereits, dass da draußen die Stadt mit einem Millionenpublikum tobt, aber das sich nur Touristen für sie interessieren. Viele Blogger müssen das wohl erst noch lernen.

Dabei ist die Antwort auf die Fragen - Wie findet man Zuspruch? Und wie erarbeitet man sich Relevanz? Wie kommt man aus dem Speaker's Corner weg und findet Gehör? - ziemlich einfach (einfacher jeden Fall als die praktische Umsetzung). Indem man Dinge publiziert, die von den anderen ignoriert werden. Noch besser: Man liefert Material, an dem die anderen irgendwann nicht mehr vorbeikommen werden. Am besten: Es ist von einer entlarvenden, aufklärerischen Qualität. Entlarvend und aufklärerisch allerdings nicht wie eine akademische oder politische Betrachtung, sondern im Sinne von Informationsbeschaffung und Recherche.

Für diese Arbeitsweise gibt es keine verbindliche Bauanleitung und keinen Kursus auf der Journalistenschule. Jeder ist seiner Recherche Schmied. Man kann wie Wallraf vorgehen oder sich einen ganzen Ameisenhügel aus Zubringern zusammenbasteln. Man kann alle Register aus Bild und Ton und Links und Trackbacks und was weiß ich noch alles ziehen. Oder man kann mit dem scharfen Geist eines Meister Kisch Texte verfassen, in denen das drinsteht, was gesagt werden muss. Man kann auch mal nach Amerika schauen und sich darüber informieren, wie die Blogger das hier mit einem Vorsprung von gefühlten zweieinhalb Jahren handhaben. Aber nicht vergessen: die USA sind kein Paradies. Im Gegenteil. Aber es ist ein Land, in dem man nicht gleich müde wird, wenn es mal gerade nicht so gut läuft.

"Bohemian Rhapsody": Die Queen der Lego-Videos

Eigentlich gibt es bei den in loser Folge in American Arena eingearbeiteten Musikvideos nur ein wichtiges Auswahlkriterium: die Musik muss nicht nur gut sein, sondern live gespielt. Für lippensynchrone Optikorgien gibt es schließlich hinreichend andere Blogs und Abspielstationen. Heute eine Ausnahme vom Prinzip: Die Lego-Animation des Queen-Songs Bohemian Rhapsody (1975 erschienen auf der LP - CD's gab's noch keine - mit dem Titel A Night at the Opera). Man sollte die gesamten sechs Minuten wirklich bis zum Schluss anschauen. Was nicht schwer fallen dürfte: Der Song ist gut genug und sein Text die Basis für eine Reihe von erstaunlichen Gags und Ideen.

27. August 2007

Der Sturzweltmeister

Es lebe der Sport. Er ist gesund und macht uns hart: Drei Österreicher sind nach Osaka geflogen, um bei der Leichtathletik-WM das Banner der Alpenrepublik hochzuhalten. Einer wird in die Heimat zurückkehren, ohne sich an das Ereignis zu erinnern: Günther Weidlinger. Der hatte bei einem Crash mit einer Hürde das Bewusstsein verloren. Hier die entscheidende Szene aus dem 3000-Meter-Hindernis-Rennen mit einem Kommentar, der schwer nach Schwedisch klingt.


Der Standard in Wien kletterte ins Archiv und hackte ruckzuck eine riesenlange Geschichte zusammen, die zeigt, dass Weidlinger, der mit Platzwunden davon kam, die genäht wurden, die Hindernisstrecke eher meiden sollte:
"Mit Unfällen hat Günther Weidlinger jedenfalls Erfahrung. So auch in der finalen WM-Vorbereitung am 28. Juli. Fünf Sekunden nach dem Start musste er mit einer blutenden Wunde am Knöchel, die ein Mitläufer ihm zugefügt hatte, aufgeben. Einige Male hat es ihn noch schlimmer erwischt. Am 17. Juni 2001 riss er sich bei einem Sturz beim Wassergraben die rechte Achillessehne und musste die WM in Edmonton sowie die Hallen-EM 2002 in Wien auslassen. Schon 1998 bei der WM in Budapest hatte er im Vorlauf vor einem Hindernis einen Rempler bekommen, war gestürzt und hatte sich Muskelfaserrisse im Knie und eine Gehirnerschütterung zugezogen. 2002 in München stieg ihm im Finale ein Konkurrent auf den Fuß, Weidlinger krachte in ein Hindernis und kämpfte sich als Zwölfter und Letzter ins Ziel. Diagnose: Teilabriss im Quadrizeps des linken Oberschenkels. 2003 war dann diesbezüglich ein einziges Desaster: Bei der Hallen-WM in Birmingham stolperte der HSZ-Soldat im Finale über 3000 Meter über einen Gegner und verletzte sich die linke Schulter. Auf der Gugl ging er mit einem Kreislaufkollaps zu Boden, den Lauf bei der WM in Paris beendete er ebenfalls vorzeitig nach einem Sturz.

Neun Kinder mit neun Frauen

In anderen Ländern und Kulturen haben Männer mit solchen ausgefallenen Bedürfnissen einen Harem. In den USA landet man damit schon mal vor Gericht: Nicht weil Running Back Travis Henry von den Denver Broncos neun Kinder mit neun Frauen in vier verschiedenen Bundesstaaten hat, sondern weil er sich nicht hinreichend um die Alimentezahlungen kümmert. Dabei hat er Geld. Henrys Vertrag zahlt ihm 25 Millionen Dollar, von denen er allerdings mit Vorliebe Dinge wie teure Autos und Schmuck kauft. Ein Fall für eine neue Reality-TV-Sendung? Der Mann hat bald seine eigene Football-Mannschaft zusammen (via The Big Lead)

Klinsmann-Watch: Das Galaxy-Gerücht

Schwer zu sagen, ob ein anderer Trainer bereits die Lösung für die sportliche Misere bei Los Angeles Galaxy wäre. Aber da man in den Mannschaftssportarten gewöhnlich an dieser Position zuerst umräumt, darf man davon ausgehen, dass die Anschutz Entertainment Group solche Gedanken hegt, um den Beckham-Hype auf hoher Flamme zu halten. Aber mehr als ein Gerücht kann es nicht sein, was die Times in London heute berichtet: dass Jürgen Klinsmann im Gespräch sein soll, den bislang amtierenden Frank Yallop zu ersetzen. Nur weil der Mann, der fast amerikanischer Nationaltrainer geworden wäre, so nahe am Stadion wohnt und Kontakte zu den Besitzern des Clubs hat, wird er sicher nicht den Job übernehmen. Da muss schon mehr geboten werden. Unter anderem der Kopf von Alexi Lalas. So einen General Manager an seiner Seite/über ihm kann der Klinsi bestimmt nicht ab. Aber da Klinsmann ausgeruht und tatkräftig wirkt und weil er ganz offensichtlich die Offerte aus Tottenham abgelehnt hat, scheint man ihm alles zuzutrauen.

26. August 2007

USA 113, Brasilien 76

Die amerikanische Basketballnationalmannschaft spielt auf beeindruckend hohem Niveau. STOP. Es macht Spaß zuzuschauen. STOP. Die Brasilianer tun einem leid. STOP. Einen guten Artikel zum Thema - der FIBA Americas Championship in Las Vegas, Qualifikation für Olympia 2008 - hat USA Today. STOP. Lesenswert.

"In den Tiefen der Häuserschluchten wurlt es auf den Gehsteigen"

Wir haben hohen Besuch. Deutschsprachige Tennisbeschreiber sind eingeflogen und melden ihre ersten Eindrücke zurück an ihre Heimatredaktionen. Die Österreicher scheinen besonders fleißig und rechtschaffen impressioniert:
"US-Open zieht die Massen in den Bann, der Big Apple liegt im Tennis-Fieber." (Die Presse in Wien).
Dieses Fieber scheint vor allem die Besucher zu befallen, während die Ortsansässigen, ehrlich gesagt, einen ganz normalen coolen Eindruck machen.
"In den Tiefen der Häuserschluchten wurlt es auf den Gehsteigen wie bei einem Viehabtrieb. Auf den achtspurigen Avenues schieben sich die gelben Taxis begleitet von einem Höllenlärm nur langsam voran. Und die Schwüle lässt den Gestank der Großstadt noch unerträglicher erscheinen. Aber so ist New York eben - faszinierend!" (Kleine Zeitung, Graz)
Mal sehen, ob diese Faszination in den nächsten zwei Wochen sprachlich noch ein paar Zacken höher gedreht wird. Wahre Sportpoeten sollten nicht gleich am Anfang ihr Pulver verschießen.

Football wird durch Tennis erst schön

In dieser Woche beginnen die US Open da draußen auf der weitläufigen Tennisanlage hinter dem Shea Stadium und dem Flughafen La Guardia, der seine Flugzeuge zwei Wochen lang umlenkt, damit die Zuschauer das Spiel der stöhnenden Knüppler, die einen armen unschuldigen gelben Filzball verdreschen, auch akustisch in voller Dröhnung genießen können. Obwohl: Damit keine falschen Vorstellungen aufkommen: New Yorker Zuschauer sind nicht besonders respektvoll. Die machen selber gerne Krach, laufen durch die Ränge während auf dem Platz gespielt wird und gehen jedes Mal so richtig mit, wenn Spannung knistert. Das Interesse und die Zuneigung zu Tennis verbreitet sich über seltsame Wege. Man denke nur an diese Geschichte aus der Los Angeles Times, in der der erfolgreichste College-Football-Coach der letzten Jahre, begründet, weshalb er für seine Mannschaftssportart so viel Inspiration aus einem Buch gewinnt, das 1972 erschienen ist: The Inner Game of Tennis - ein Schwarte über die mentale Seite des Spiels, geschrieben von einem gewissen W. Timothy Gallwey. Pete Carroll, Head Coach von USC, ist vernarrt in die simplen vom Zen-Buddhismus inspirierten Weisheiten von Gallwey und hat dies endlich zugegeben. Es kann schon sein, dass man als Football-Philosoph mit solch alten Traktaten noch viel ausrichten kann. Im Tennis aber bestimmt nicht. Es wurde geschrieben, ehe die Navratilova und der Lendl, der Borg und der McEnroe, die Graf und der Federer ihre besten Jahre hatten. Spieler, die allesamt gezeigt haben, dass man beim Tennis auf unterschiedliche Weise die eigene Psyche aktiviert und dem Gegner aufzwingt und dass es nicht nur ein Patentrezept für den Erfolg gibt.

24. August 2007

Vick besiegelt sein Schicksal

Die Akte Vick ist heute um einen Vorgang dicker geworden: den sogenannten plea deal, eine Vereinbarung zwischen ihm und der Staatsanwaltschaft, sich zu einem Teil der vorgebrachten Anklagepunkte schuldig zu bekennen. Am Montag wird das Ganze in einem Gerichtssaal in Richmond/Virginia noch einmal durchgekaut und Amerikas talentiertester Quarterback wird vom zuständigen Richter gefragt werden, ob er das wirklich alles so unterschreiben will. Danach kann er sich geistig aufs Gefängnis einstellen und noch ein paar Dinge sortieren. Die NFL hat ihn unbeschränkt gesperrt. Nike hat den Vertrag mit ihm gekündigt. Die Vertragsauflösung mit den Atlanta Falcons wird noch ein bisschen Mühe machen. Die Vereinbarung - mit allerei Vorab-Boni für den Spieler gepolstert - scheint ziemlich komplex.

Es traf also offensichtlich nicht den Falschen, auch wenn es in Amerika hunderte von Leuten geben dürfte, die nachwievor Hundekämpfe ausrichten und Pit-Bull-Terrier darauf abrichten, sich gegenseitig zu zerfleischen. Es traf einen Prominenten, der, wie die Flittchen Paris Hilton und Lindsay Lohan, vermutlich zu jung ist, um wirklich genau zu verstehen, wie man sich so verhält, dass man nicht in die Mühlen der Justiz gerät. Es traf einen Schwarzen, was viele Afro-Amerikaner als ungerecht empfinden. Es traf einen reichen Sportler, von denen immer weniger begreifen, dass es keine Privilegien für Rechtsbrecher gibt. Schon gar nicht für die, die erwischt werden.

Die Beckham-Oper, Knöchelverzeichnis Nr. 5: Das falsche Sendungsbewusstsein

Der Worldwide Leader in Sports (so die Eigenwerbung), den meisten unter dem Kürzel ESPN bekannt, hatte am Donnerstagabend auf seinem zweiten Kanal ESPN 2 ein Problem, das es nicht zu lösen gab. Eingeschaltet hatten die, die der nächsten Arie in der Beckham-Oper beiwohnen wollten. Serviert wurden ihnen erstmal eine nach der anderen Verlängerung in der Playoffs der WNBA zwischen Connectict Sun und Indiana Fever. Die beiden brauchten dreimal fünf Minuten Extra, um ein Basketballspiel zu entscheiden, das wirklich bestenfalls in den Kanaldschungel ganz hinten jenseits der Nummer 200 gehört. Aber Sendungsbewusstsein und Pflichtgefühl gegenüber der NBA ließen das nicht zu. Die Fußballfreunde mussten warten und konnten erst ab der zehnten Minute ihr Spiel sehen, das live aus dem Home Depot Center in Carson übertragen wurde.

Seit zehn Jahren gibt es Profi-Basketball für Frauen in den USA und seit zehn Jahren ist an diesem eigenartigen Konstrukt einer Sommerliga sportlich rein gar nichts besser geworden. Im athletischen Bereich überwiegen die plattfüßigen Trampler - egal wie groß oder wie schwer. Wurftechnisch gibt es keine, die auch nur einen Hauch von Eleganz und Flair verbreitet - alles sieht handgestrickt aus. Und fangen wir gar nicht erst vom taktischen Repertoire an. Wenn man nicht mal rafft, wann man einen Gegner foult und wann nicht, damit man ihn (sie) nicht unnötigerweise an die Freiwurflinie schickt, wirkt das schon sehr nach...ach, lassen wir das. Reden wir lieber von Fußball - Frauenfußball. Der hat sich in der gleichen Zeit in den USA sehr stark entwickelt. Und das nicht nur, was die Zahl der Aktiven angeht und den Aufmerksamkeitswert in der Öffentlichkeit. Die besten von ihnen schauen zur Zeit leider in die Röhre, weil das Experiment einer eigenen Liga an den wirtschaftlichen Schwierigkeiten scheiterte. Für 2008 ist eine Wiederauferstehung im Gespräch. Was als Zeitpunkt gar nicht so schlecht gewählt ist. Denn die Beckham-Manie schafft Neugier, aber befriedigt sportlich keineswegs.

Das konnte man nach dem Basketball-Spiel sehen, als Los Angeles Galaxy gegen Chivas USA spielte. Obwohl: ein Mann war richtig klasse. Er heißt Maykel Galindo und ist ein gefährlicher Stürmer mit dem Auge für den Nebenmann. Galindo hatte sich vor zwei Jahren bei einer USA-Reise von der kubanischen Nationalmannschaft abgesetzt und spielt in diesem Jahr erstmals Major League Soccer - für schlappe 72 500 Dollar Gehalt. Er ist 26 Jahre alt und als Talent noch überhaupt nicht ausgetestet. am Donnerstagabend produzierte er zwei Tore und fädelte mehrere gefährliche Chancen ein.

Anmerkung: Die BILD-Zeitung hat in ihrer Berichterstattung über das Match ("Beckham: Bekommt er die Quittung für Poshs aufwendiges Leben?") mit gestrecktem Bein gearbeitet. "Beim Derby kam es jetzt nach einem Brutalo-Foul von Gegenspieler Jesse Marsch zur Fast-Prügelei", heißt es. Das war mehr als übertrieben. Es war ein Tritt, wie er ständig vorkommt, allerdings war die Stimmung zwischen Marsch und Beckham schon vorher leicht gereizt. Der Engländer hofft wohl insgeheim auf sanfte Behandlung, da er sich doch so intensiv für die Liga bemüht. Von einer Prügelei zwischen "Galaxys Harmse und Chivas' Zotinca, die mit Rot vom Platz flogen", konnte man auch nichts sehen. Die unübersichtliche Situation führte zu einer Fehlentscheidung. Zotinca hatte Harmse einen Kopfstoß ins Gesicht verpasst und hätte als einziger vom Platz gestellt werden müssen.

23. August 2007

Einseifen nach Baseball-Manier

Das schöne an Baseball: In einem Spiel, in dem so richtig die Post abgeht, kann man die gesamte Dramatik mit einem Blick auf die ellenlange Ergebnistafel sehr gut nachvollziehen. Den Rest kann man sich ausmalen: die entsetzten Gesichter bei den Spielern der Heimmannschaft und den Zuschauern auf der Tribüne. Das Gespött in den Köpfen der Sportjournalisten, die oben auf der Pressetribüne von Camden Yard nach Worten ringen, weil sie ihren Lesern das Desaster adäquat vermitteln wollen. Und auch das Echo bei den Bloggern, die sich schlapp lachen, wenn einem Team derart locker der Kompetenzausweis entzogen wird. Für Menschen, die sich mit Baseball nicht auskennen und nicht wissen, wie hier gezählt wird. Das Spiel unterteilt sich in neun Innings (Abschnitte), entscheidend sind die Runs (unter dem R auf der Ergebnistafel), mitgezählt werden auch traditionell die Hits der Batter (abgekürzt H). Das E steht für Errors. Das LO für "left on base". Die drei letzten Kategorien sind Statistik pur und haben für dieses Match nur insofern eine Bedeutung, als dass die Texas Rangers die Baltimore Orioles noch sehr viel stärker hätten einseifen können als mit 30:3.

Das Resultat war wirklich historisch. Historischer als der Home-Run-Rekord von Barry Bonds, der schon bald von einem gewissen Alex Rodriguez übertroffen werden wird. Denn so etwas annähernd Ähnliches hatte es in der sporlich relativ ausgeglichenen Welt von Major League Baseball schon ewig nicht mehr gegeben. Die alten Bestmarken wurden 1894 aufgestellt. Eine Zeit, in der die Spieler noch keine ledernen Fanghandschuhe hatten.

Von Fantasy Football zur Wirtschaftskrise: Nur ein kleiner Schritt

Das kommt davon, wenn man Leuten nur zwei Wochen Ferien im Jahr gibt, ihnen keine Gehaltsfortzahlung im Krankheitsfall einräumt (außer einer Handvoll von sogenannten sick days) und erwartet, dass Angestellte Überstunden ohne Extrabezahlung absolvieren: Dann revanchieren sich die Leute am Arbeitsplatz mit solchen Privatvergnügen wie Fantasy Football und verursachen einen Produktivitätsschaden, der in den neunstelligen Bereich geht. You say , WHAT? Würde ich auch sagen, wenn ich das lese: 435 Millionen Dollar werden amerikanische Unternehmen angeblich voraussichtlich in den kommenden Wochen während der NFL-Saison verlieren. Das hat eine Firma in Chicago hochgerechnet und wurde vom Washington Business Journal als Nachricht verbreitet, ohne auch nur irgendetwas an dieser präsumptiven Kalkulation in Frage zu stellen. Zu dieser Zahl kam man, weil die untersuchende Firma davon ausgeht, dass mehr 13 Millionen Amerikaner aktive Fantasy-Fanatiker sind (siehe Kommentar). Der Niedergang der amerikanischen Wirtschaft beginnt offiziell am 6. September (via The Big Lead).

22. August 2007

Ein Kandidat mit einer sportlichen Vergangenheit


Mr. Stone Mountain von der Washington Post macht gerade Blogger-Ferien, aber hat vor seiner Reise noch ein hübsches Souvenir aus den Archiven auf seine Seite gestellt: Barack Obama, aussichtsreicher Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei und US-Senator aus Chicago, bei einer Darbietung seines Könnens als junger Basketballspieler in den siebziger Jahren (mit der Nummer 23 noch ehe Michael Jordan sie weltberühmt machte und von David Beckham für gut befunden wurde). Für die Profis reichte sein Können nicht. Da fällt einem nicht nur unweigerlich der ehemaligen New-York-Knicks-Profi Bill Bradley ein, der vor sieben Jahren nach einer erfolgreichen Zeit als Senator in Washington für das Weiße Haus kandidierte und bei den Vorwahlen der Demokraten gegen Al Gore den Kürzeren zog. Sondern man denkt - nicht zum ersten Mal - über die verblüffende Karriereachse zwischen Sport und Politik in den USA nach. Das letzte Beispiel, das Beachtung fand, war der vor kurzem verstorbene Ex-Präsident Gerald Ford, ein erfolgreicher College-Footballspieler. Man fragt sich dann aber auch: Wie sportlich war eigentlich Angela Merkel, die jetzt immer in den Fußballstadien herumlungert, wenn die Nationalmannschaft spielt? Und man denkt: Angie wurde sicher immer früh beim Völkerball rausgeballert und musste etwas richtiges lernen, um es im Leben zu etwas zu bringen.
Blick zurück: Der Kandidat und Gilbert Arenas

Die Offermann-Attacke auf Video: Knüppelhart und ohne Rücksicht auf Verluste

Die Musik ist etwas nervig. Genauso wie der Slo-Mo-Schnitt. Aber das sollte man ignorieren. Dies sind die ersten Bilder der Attacke des ehemaligen Boston-Red-Sox-Profis Jose Offerman aus der Minor-League-Begegnung in Bridgeport, die zeigen, wie er mit dem Schläger in der Hand auf den Pitcher zustürmt und ihn vermutlich schwer verletzt hätte, wenn ihn der Catcher nicht behindert hätte (via With Leather)

Offermann wurde hinterher von der Polizei festgenommen und sieht einem Verfahren wegen Körperverletzung entgegen. Der Pitcher wurde bei der Aktion ein Finger gebrochen. Der Catcher erlitt eine Gehirnerschütterung. Mehr Informationen kann man aus diesem Video von ESPN ziehen, in dem der Manager der attackierten Spieler den Vorfall schildert, der mit einem provokativen Pitch gegen Offermans Wade begann.


Mehr Informationen über den Ausraster, der im Schatten der Michael-Vick-Nachrichten vergleichsweise wenig Play hatte, findet man in diesem Artikel der International Herald Tribune. Das erstaunliche bleibt: Auch wenn die Attacke eindeutig gegen den Kodex im Baseball verstößt, der ähnlich wie im Eishockey besagt, dass man sich gegenseitig mit den bloßen Händen verprügelt - gegen das Grundprinzip (Schlägerei im Baseball-Stadion) hat offensichtlich niemand etwas. Man möge das mit den seltenen Zwischenfällen im Basketball vergleichen, bei denen den Kommentatoren immer gleich die Hutschnur reißt.

Baseball und Doping: Lieferant hat geplaudert

Von Kirk Radomski war auf diesen Seiten bislang nur einmal die Rede. Und das liegt schon eine Weile zurück. Heute muss sein Name erneut genannt werden. Denn nachdem die Ermittlungsbehörden Ende letzten Jahres mit einem Durchsuchungsbefehl vor der Tür seines Hauses auf Long Island standen, war es nur eine Frage der Zeit, bis jemand seine langjährige Rolle als williger Lieferant im Dopingbetrieb von Major League Baseball etwas klarer darstellt. Radomski scheint sein Wissen auch an den Spezial-Detektiv der Liga - den ehemaligen Politiker George Mitchell - weitergegeben zu haben. Man nimmt an, dass er mindestens 20 Baseball-Profis versorgt hat. Am 7. September wird ihm ein Richter in San Francisco, wo das Verfahren angedockt ist, sein Strafmaß zuteilen. Nachdem er es gar nicht erst auf einen Prozess hatte ankommen lassen, sondern sich geständig und kooperativ gezeigt hatte, wartet er nun auf die Quittung. Dass er am Gefängnis vorbeischrammt, gilt als unwahrscheinlich. Mitchell zu helfen, dem die meisten Spieler bislang nur brüsk die kalte Schulter gezeigt haben, wird sicher bei der Strafzuteilung als Pluspunkt verbucht.

Für die Öffentlichkeit haben derartige abgekürzte Verfahren einen Vorteil und einen Nachteil.
Der Vorteil besteht darin, dass man kein Geld und keine Zeit für Prozesse aufwenden muss. Der Nachteil ist der Mangel an Detailaufklärung. Ähnlich wie im BALCO-Fall, wo die Geständnisse der Hauptangeklagten dafür sorgten, dass kein Sportler in den Zeugenstand muss, die Akten der Staatsanwaltschaft versiegelt wurden, gibt es auch diesmal keine offizielle Bestätigung für die Transaktionen einzelner Athleten. Es sei denn Mitchells abschließender Bericht drückt sich nicht um die Nennung von Namen.

Unfreiwillige Pause wieder zu Ende

Vielleicht haben es einige gemerkt: Google, der Betreiber der Blogger-Software, die American Arena benutzt, hatte zwischendurch eine 90minütige Auszeit. Erklärungen für die Panne gibt es keine. Mittlerweile scheint alles wieder im grünen Bereich.

Smells Like Quantensprung

Frage: Kommt jetzt der erste wirklich innovative Quantensprung, um die eindimensionale Online-Sportberichterstattung der Portale aufzubrechen? Antwort: Wahrscheinlich am Ende vor allem eine Frage des Geldes und der Ausdauer der beteiligten Personen. Das erste digitale Kuchenbrett zeigt, wohin die Reise gehen könnte. Das Projekt nennt sich spox (via Spielfeldrand).

Das beste an der Neuigkeit ist die Tatsache, dass spox ganz locker demonstriert, warum man angesichts eines entwickelten Verbraucherverhaltens und vieler neuer technischer Möglichkeiten neue Printprodukte zum Thema Sport gar nicht mehr starten sollte (oder wenn nur in einem konsequent durchdachten Medienmix, wie ihn ESPN vorexerziert). Mehr über die Pleiten von neulich und was es dazu zu sagen gab, kann man hier nachlesen.

Ein Adler und drei Löwen

Auch wenn es heute abend in Wembley um nichts geht: für die Engländer geht es natürlich in einem Match gegen Deutschland immer um etwas. Wie man an diesem Klassiker unschwer erkennen kann kann. Und damit geben wir ab nach London:

Mehr zur Geschichte des Songs ("Three Lions") und zu dieser Video-Version aus dem Jahr 1998 findet man hier. Eine sehr gute Zusammenstellung über die Vorberichterstattung zum Spiel gibt es bei indirekter-freistoss.de

21. August 2007

NBA TV ade: Liga sucht Übernahmekandidat für Fernsehkanal

Es wirkte wie eine kluge Idee, als die National Basketball Association vor ein paar Jahren als erste Liga einen eigenen Fernsehkanal auf die Beine stellte. Fernsehen schien - noch - das Medium mit dem größten wirtschaftlichen Potenzial. Die NBA hatte soeben ihre Frauenliga gestartet (WNBA), betrieb damals bereits eigene Produktionsstudios außerhalb von Manhattan, und die sich ausdehnende amerikanische Kabelfernsehlandschaft mit ihren hunderten von Kanälen schien hungrig auf mehr Programm.

Der Kanal NBA TV hat sich jedoch nie in die Herzen des Publikums gespielt, das zum Draufschalten jeden Monat Extragebühren zahlen muss. Warum? Es gibt hinreichend Live-Basketball im Fernsehen. Was der jeweils national übertragende Hauptsender (zur Zeit die Disney-Töchter ABC/terrestrisch und ESPN/Kabel) und der Nebenabspielpartner TNT/Kabel nicht auswerten, läuft auf jeden Fall in den regionalen Sportkanälen, woran sich der örtliche Fan sattsehen kann. Der einzige Typ von Zuschauer, der theoretisch leer ausgeht, ist der Lakers-Fan in Boston oder der Bulls-Fan in San Francisco - also jener eher seltene Fall von long distance love affair. Aber auch dem konnte unter Umständen geholfen werden - über einen Satellitenfernsehanschluss (DirecTV) mit der kostenpflichtigen Aufschaltung all der regionalen Sender oder dem NBA League Pass.

NBA TV wurde also nicht das erhoffte erlesene Programm, sondern ein Ziehkind ohne Aussicht auf Profitablität, denn nur wenige Menschen waren bereit, das Angebot im Rahmen von Sportkanal-Paketen zu buchen und jeden Monat mitzufinanzieren. Und so kommen wir zur heutigen Nachricht, die auf verbrämte Weise eine Niederlage bekanntmacht: Die Liga will den Kanal an einen Betreiber los werden, der mehr draus machen kann. Im Gespräch: zwei regionale Kabelnetzbetreiber namens Time-Warner und Comcast, die an der Ostküste ein profitables Dasein führen und die, sollten sie das halbverhungerte Kind übernehmen, es mit einer privilegierten Behandlung wieder aufpäppeln könnten: in dem sie es einfach mit ins reguläre Abonnement der angebotenen Kanäle einbinden und so die Einschaltquoten hoch bringen. Das notwendige Geld müssten sie über Werbespots verdienen. Was nicht ausgeschlossen scheint. Zuletzt haben nur knapp 70 Leute für NBA TV gearbeitet. Die erhielten von der Liga inzwischen Abfindungsangebote. Der neue Betreiber soll bei Null anfangen dürfen.

Ähnliches Stühlerücken müsste der gleichen Logik entsprechend auch dem Spezialkanal der NFL drohen. Aber bislang gibt es weder Geräusche noch Gerüchte in diese Richtung. (via Sports Media Watch)

Pardon the Video



Die beiden Quasselköppe von Pardon the Interruption auf ESPN würden wahrscheinlich nicht über Fußball reden, wenn der Sender, der sie mit dem vielen Geld füttert, nicht die Übertragungsrechte für Major League Soccer hätte. Denn eigentlich finden die beiden an Fußball nichts bemerkenswert. Am liebsten würde Tony Kornheiser, der sich mittlerweile bei Monday Night Football auf ESPN um Kopf und Kragen redet, weil er einfach keinen Weg findet, auf das Spiel einzugehen, das vor seiner Nase ausgetragen wird, auch noch die Regeln ändern. Warum? Weil der arme amerikanische Zuschauer sehnsüchtig auf Tore lauert, sie aber so selten zu sehen bekommt. Mit dem gleichen Anspruch könnte man auch PTI begegnen, denn der Score an wirklich geistreichen Bemerkungen dieser beiden Herren ist ziemlich niedrig. Aber von Zeit zu Zeit schaltet man doch ein. Bessere Typen gibt es nämlich in den USA nicht (via The Yankee Hooligan)

Das fanden wir beim Suchen

Wo die meisten Fans und Neugierigen sitzen - ein Vergleich:
Maria Scharapowa (Aachen) vs. Anna Kurnikowa (Berlin)
Serena Williams (Bielefeld) vs. Venus Williams (München)
Dirk Nowitzki (Würzburg) vs. LeBron James (Nürnberg)
David Beckham (Offenburg) vs. Victoria Beckham (Regensburg)
Henry Maske (Leipzig) vs. Axel Schulz (Leipzig)
Joachim Löw (Freiburg) vs. Jürgen Klinsmann (Stuttgart)
Tiger Woods (Kaiserslautern) vs. Roger Federer (Freiburg)
Tom Brady (Frankfurt) vs. Giselle Bündchen (Köln)
Quelle: Google Trends

Kobe und Co. in Las Vegas: Die glorreichen zwölf, die es richten sollen

Kobe Bryant, LeBron James, Carmelo Anthony, Amare Stoudemire, Dwight Howard, Jason Kidd, Chauncey Billups, Michael Redd, Mike Miller, Tyson Chandler, Tayshaun Prince, Deron Williams...die zwölf sollen es richten, bei der FIBA Americas Championship, damit damit die USA im nächsten Jahr bei den Olympischen Spielen in Peking mit einer Basketballmannschaft antreten kann, die dann vermutlich aus dem gleichen Kader besteht. Man muss kein NBA-Experte sein, um rasch zu festzustellen, wer da alles (aus welchen Gründen auch immer) fehlt: Shaquille O'Neal, Kevin Garnett, Ray Allen, Gilbert Arenas, Dwyane Wade, Tim Duncan, Ben Wallace, Shawn Marion (siehe Kommentar), Allen Iverson (siehe Kommentar), Stephon Marbury, Elton Brand, Tracy McGrady und so weiter und so fort. Zur Orientierung darüber, welches Kaliber an Spielern nicht zum Einsatz kommt: ein Blick auf das Power-Ranking des Fantasy-Basketball-Spezialisten Talented Mr. Roto. Was waren das noch für Zeiten, als für das sogenannte Dream Team die Top-Profis eingesammelt wurden, die anschließend der Welt vorexerzierten, wie gut die besten NBA-Spieler wirklich sind. Der einzige, der damals ohne sportlichen Grund geschnitten wurde: Isiah Thomas. Und zwar weil ihn Michael Jordan und Larry Bird (und vermutlich auch Magic Johnson) nicht leiden konnten.

20. August 2007

Erfolg für die Behörden: Vick wird sich schuldig bekennen

Michael Vick hat am Wochenende eingesehen, dass er einen Prozess kaum gewinnen kann, wenn die wichtigsten Zeugen allesamt gegen ihn aussagen werden. Und so hat er heute der Staatsanwaltschaft signalisiert, dass er zu einem Schuldgeständnis bereit ist und eine Strafe akzeptieren wird, deren Höhe vorläufig noch nicht feststeht. In amerikanischen Medien haben sich die Spekulationen auf zwölf bis 18 Monate Gefängnis eingepegelt. Damit kann die Staatsanwaltschaft einen Kriminalfall abhaken, der andernfalls viel Geld gekostet und sich eine Weile hingezogen hätte. Und Vick kann sich Gedanken über eine Zukunft als entlassener Häftling machen. Die NFL kann gute Quarterbacks immer gebrauchen.

Wer die Vorgeschichte nacharbeiten will: Die wurde auf American Arena im Laufe der letzten Wochen ausführlich abgehandelt und kann mit einem Klick auf dieses Link abgerufen werden.

Nachtrag: Bei Sports By Brooks gab es diesen Hinweis auf einen älteren Fall von Tierquälerei und Hundekämpfen in South Carolina. Da wurde vor drei Jahren ein Pit-Bull-Züchter, der sich für schuldig bekannt hatte, zu 40 (in Worten: vierzig) Jahren Gefängnis verurteilt. Der Mann war damals 57.

Schrauben locker


Eigentlich fing das Rennen so gut an, aber dann passiert so etwas... Eine Rallye-Szene aus Italien (vermutlich aus dem Jahr 2005, aber immer noch gut).

Golf made in Germany: Kaymer knapp am ersten Sieg vorbei. Hauert zum Solheim-Cup

Es gibt erstaunlich wenige Online-Medien, die die verblüffende Karriere von Martin Kaymer verfolgen, der am Sonntag in dem Amphitheater des 18. Lochs des Arlandasad Golf Clubs außerhalb von Stockholm bei den Scandinavian Masters seinen ersten Sieg auf der European Tour weggeschenkt hat. (Kaymer: "I was a little nervous at the 18th," he told reporters. "But, as with the Wales Open, I'll take the positives." (Reuters) Dabei hätte man allen Grund, bei diesem 22jährigen Senkrechtstarter am Ball zu bleiben. Nicht nur, weil Golf eine ordentliche Basis im deutschen Sportalltag hat und weil sich um diese Basis im Erfolgsfall rasch eine Entourage an Neugierigen schart, was man am Beispiel der Karriere von Bernhard Langer sehr gut nachvollziehen kann. Sondern weil wir ein selten gutes Bewegungstalent zu sehen bekommen, dessen sportlicher Horizont noch lange nicht abgeschritten ist. Nach dem erstaunlichen Entwicklungsprung im letzten Jahr, als er locker eine ganze Leistungskategorie übersprang und auf der Top-Tour landete, machte er auch in dieser Saison überdurchschnittliche Fortschritte. Musste man sich am Anfang noch Sorgen machen, dass er die Tourkarte für 2008 schafft, weil er mehrere Cuts verpasste, darf man sich jetzt fragen: Wann gewinnt er den ersten Pott?

Ich habe ihn am Samstag auf der dritten Runde in der Live-Übertragung auf dem amerikanischen Golf Channel ausführlich verfolgt (am Sonntag musste ich im Rahmen unserer Clubmeisterschaft selbst ans Werk und konnte nicht zuschauen) und sah einen Burschen, den gar nichts aus der Ruhe brachte und der sich auch aus den - seltenen - schwierigen Situationen mit der Abgeklärtheit eines erfahrenen Tour-Profis herauslavierte. Die englischen Fernsehreporter üben noch die richtige Aussprache seines Namens (sie sagen gerne "Käimer"). Noch ein paar Wochen und sie werden es hinbekommen.

Der nächste Sprung wird ihm vor allem dann gelingen, wenn er sich dazu entschließt, einen erfahrenen Caddie fest anzuheuern. Kaymer hat bislang meistens einer jener Männer genommen, die sich weniger betuchte Profis am Turnierort an die Seite holen können. „Die tragen deine Tasche, putzen deine Schläger, sagen aber kaum etwas“, klagt Kaymer, „dafür sind sie aber auch nicht so teuer.“ Exakt dieser Umstand wird einem Golfer im entscheidenen Moment eines Turnieres rasch zum Nachteil. Das Manko ist größer als jene von vielen Sportjournalisten gerne insinuierte Nervösität (...doch am letzten Loch versagten dem jungen Deutschen die Nerven und er musste sich mit dem zweiten Platz zufrieden geben (sportal). Ein guter Caddie ist nicht nur einer talentierter Psychologe und Beruhigungsfaktor. Er ist eine wichtige Informationsquelle, ein Partner im Dialog, ein Berater.

Es wäre gut, wenn Kaymer einen Teil des 2007 verdienten Geldes (bislang 445.236 Euro) dazu nutzen würde, um es in einen Caddie zu investieren. Genauso wie es gut war, dass er sich von dem improvisiert wirkenden Ärmelaufnäher getrennt hat, mit dem er bis vor kurzem noch gespielt hat. Wer mehr Fernsehzeit bekommt, sollte von Kopf bis Fuß gut aussehen.

Soviel zu Kaymer. Aber wer redet eigentlich mal endlich über Bettina Hauert? Sie wurde am Wochenende für den Solheim-Cup nominiert, dem Gegenstück des Ryder-Cup der Männer, nachdem sie bei der Wales Ladies Championchip der Ladies European Tour (LET) den zweiten Platz belegt hatte. Die LET hat nicht ganz den Qualitätsstandard der LPGA in den USA, in der die besten Golferinnen der Welt spielen. Aber sie produziert hinreichend an Talenten, um den Amerikanerinnen beim Solheim-Cup das Fell überzuziehen. Der Kontinentalwettkampf findet in diesem Jahr vom 14. bis 16. September im Halmstad Golfklubb in Schweden statt. Die Europäerinnen hatten den letzten Vergleich vor zwei Jahren in Crooked Stick/Indiana zwar verloren, aber hatten durchaus Chancen auf einen Sieg.

Nun also mit Bettina Hauert, der zweiten deutschen Teilnehmerin in der Geschichte des Wettbewerbs, die momentan auf der Geldrangliste der LET mit 183,458. Euro aus 14 Turnieren auf Platz zwei liegt. Erstaunlich. Wirklich erstaunlich.

"Wie ein toter Frosch"

Man sieht Maria Scharapowa beim Tennis zu und denkt, wie kann man bloß den Ton abstellen, damit man nicht mehr dieses tierisch blöden Stöhnen hören muss. Und dann dieses: Wenn's wirklich mal etwas zu Stöhnen gäbe, kommt nichts. Angeblich weil Geräusche in solchen Momenten ihre Konzentration stören. So etwas kommt vermutlich nicht nur solchen Männern komisch vor ("Sie lag da wie ein toter Frosch"). Aber auf die sachverständigen Kommentare der anderen warten wir noch (via Sports By Brooks und Deuce of Davenport).

19. August 2007

Ab nach Canossa

Spätestens in jenem ausgiebigen Volontärsseminar vor vielen, vielen Jahren habe ich kapiert, dass es um die Gerichtsberichterstattung in Deutschland nicht gut bestellt ist. Es wird mit einer Hingabe sondergleichen vergröbert, klischiert, verdreht und ganz nebenbei auch immer gerne der (oder die Angeklagte) vorverurteilt. Das liest sich griffig und wirkt so, als ob der schreibende Journalist ein tugendhaftes Wächteramt inne habe. Sich gegen diese Mentalität und Vermessenheit zu stellen und den betreffenden Ressortleitern konkret Vorhaltungen zu machen, war schon damals schwierig. Selbst dann, wenn man die Fakten auf seiner Seite hatte. Die schönste Entschuldigung war immer: So schlimm wie die viel und oft gescholtene BILD-Zeitung sei man nicht.

Es hat seither sicher haufenweise grandiose Beispiele für diese alltägliche Medienkrankheit gegeben. Aber der nächste Volontärskurs möchte vielleicht mal etwas sportlich Frisches durchnehmen. Etwas aus dem globalen, digitalen Dorf. Nicht verfasst von gerne als unzuverlässig abgestempelten Bloggern, sondern von den "Seriösen", den sogenannten Qualitätsmedien. Den Leuten, den man gemeinhin traut. Bevor die folgende Übung als Korinthenkackerei abgetan wird oder als Versuch, irgendjemanden in Schutz zu nehmen, möge der geneigte Leser sich doch mal die Mühe machen, sich mit dem Stoff zu beschäftigen. Der Fall des ehemaligen NBA-Schiedsrichters Tim Donaghy.

Fangen wir nun mit dem ersten Kinken an:
Donaghy und die Praxis des Gestehens - auf Deutsch auch gerne vollmundig "auspacken" genannt ("soll auspacken", "will auspacken", "hat...ausgepackt") - hier eingepackt in dieser Überschrift auf N24 und auf einer dpa-Geschichte basierend:
"NBA-Schiedsrichter will weiter auspacken"
Mit Verlaub: Donaghy hat bislang nichts "ausgepackt" (i. e. enthüllt, aufgedeckt, offenbart), kann demnach logischerweise nicht "weiter" auspacken. Er hat zugegeben, was wegen der Abhöraktion des FBI ohnehin nicht zu leugnen war: seine Beziehung zum organisierten Verbrechen und seine Tipps an die zwei mitangeklagten Mafiosi aus Philadelphia . Und abgesehen davon: Hätte er wirklich ausgepackt, würden wir darüber schreiben können, wie man als Basketball-Referee zusammen mit der Mafia NBA-Spiele manipuliert. Können wir aber nicht, weil wir's nicht wissen.

Aber weiter im Takt: Denn dazu passt diese Headline auf süddeutsche.de:
"Schiedsrichter gesteht Wettbetrug"
Donaghy hat keineswegs irgendwelche Betrugsdelikte gestanden. Er hat nur zugegeben, Mafiosi mit unlauteren Wettabsichten mit Informationen versorgt und dafür Geld kassiert zu haben. Er hat auch zugegeben, selbst gewettet zu haben. Das sind beides ganz erhebliche, strafbewehrte Verstöße, und sie lassen den Verdacht von Manipulationen aufkommen. Dieser Verdacht jedoch wurde weder von der Staatsanwaltschaft erhoben noch belegt. Und von Donaghy gibt's zu dem Thema nichts, außer einer kryptischen Entschuldigung via New York Daily News. Kennt der Autor den Unterschied zwischen Betrug und dem Ausplaudern von Interna? Oder ist ihm der Unterschied einfach egal - nach dem Motto: alle Kriminellen sind irgendwie auch Betrüger?

Basierend auf der ersten Fantasieinfo kann man natürlich eine zweite draufpacken:
"Donaghy stürzt die amerikanischen Basketball-Profiliga NBA in eine tiefe Krise" (süddeutsche.de) und braucht auch das nicht mehr zu belegen. Man schreibt einfach: "Der strenge NBA-Commissioner Stern bangt nun um den Ruf seiner Liga" - fertig ist die Laube. Kein Zitat von Stern zur Abstützung oder von anderen einflussreichen Leuten, die etwa von einem Sturz oder einer Krise reden. Na, Bravo. Gerichtsberichterstattung in Andeutungen und Mutmassungen - eine feine Sache.

Wie man von der stillen Post weiß, geht es natürlich immer auch noch schlimmer. Wie etwa im Tagesspiegel, der eine dpa-Geschichte mitnimmt, die er aber nicht genauer kennzeichnet: "Durch das Geständnis von Schiedsrichter Tim Donaghy, zwei Spiele unter seiner Leitung manipuliert und darauf gewettet zu haben, hat die glamouröse Eliteliga einen immensen Imageschaden erlitten." Wieviele falsche Sachbehauptungen in einem Satz? Minimum zwei (zwei Spiele manipuliert, immensen Imageschaden erlitten). Darüber eine irreführende Überschrift ("Schiedsrichter-Beichte"). Na, prima. Werden diese Feststellungen wider Erwarten weiter hinten noch belegt? Nein. Weil das angesichts der Informationslage auch gar nicht klappen würde. Man redet lieber von einem "Büßerhemd", in dem Donaghy angeblich vor Gericht auftrat. Das soll seriöser Journalismus sein? Oder wäre da nicht mal ein Gang nach Canossa fällig (siehe Bild weiter unten, wo man das berühmteste Büßergewand der letzten tausend Jahre betrachten kann)?

Eigentlich schon. Denn aus dem Ärmel geschüttelt kommt dann noch die Behauptung, dass "Vieles an den "Fall Hoyzer" im deutschen Fußball" erinnere. Belege? Keine. Ist ja auch nicht notwendig. Der Fall des deutschen Schiedsrichters hatte ja auch irgendwie mit Wetten zu tun und mit kriminellen Anstiftern. Das ist dann bei soviel müder Gedankenarbeit bereits "Vieles". Dass Hoyzer (man erinnere sich an das Pokalspiel zwischen dem HSV und Paderborn) ganze Begegnungen umgebogen hat und dass man von Donaghy gar nicht weiß, ob er und wenn ja, wie er gebogen hat, damit will man den Leser wohl lieber nicht behelligen. Es gilt der alte Grundsatz: Zuviele Informationen schaden dem Duktus einer Nachricht. Besonders die korrekten Informationen.

Das gilt auch für korrekte Übersetzungen aus dem Englischen? Ja, klar. Zurechtgebasteltes Deutsch wirkt einfach besser. Wie schreibt dpa hier: Stern habe Donaghy als "Ratte" bezeichnet und als "einen isolierten Kriminellen". Teil eins: Die Durchsicht der Mitschrift der Pressekonferenz von David Stern am 24. Juli, wo der Commissioner das einzige Mal ausgiebig Stellung genommen hat, fördert das Wort "Ratte" (rat) nicht zutage. Weitere Recherchen in amerikanischen Zeitungsarchiven ebenfalls nicht. Teil zwei: Stern spricht auch nicht von einem "isolierten Kriminellen " (wie sollte er auch - der Mann hatte Mafiapartner). Seine Vokabel - isolated criminal - kann man nur mit "einzelner Krimineller" oder "vereinzelter Krimineller" übersetzen. Hat jemand bei dpa das einzige vorhandene Wörterbuch isoliert und in Quarantäne getan oder in Isolierband eingepackt, damit es niemand auspacken kann?

Amerikas größter Olympia-Sponsor zieht sich zurück

Und dann kam irgendwann der Tag, an dem der Vorstand des Automobilkonzerns General Motors die vorliegenden Zahlen genauer betrachtete und feststellte, dass es sich wirklich nicht rentiert, pro Jahr 100 Million Dollar in die mit den Olympischen Spielen verbundenen amerikanischen Sportler und Sportverbände und die dazugehörige Werbung im Fernsehkanal NBC zu investieren. Und dann taten sie, was alle Leute tun würden, die rechnen können: Sie erklärten ihre Rolle als Sponsor für beendet. Wirksam wird die Maßnahme nach den Spielen in Peking im kommenden Jahr. Wie die US-Verbände das riesige Loch stopfen wollen, ist niemandem klar. Dass das Geld weiter aus der Autoindustrie kommen wird, gilt als unwahrscheinlich. Detroit pfeift aus dem letzten Loch und macht Milliardenverluste. Die einzigen Wirtschaftszweige, die wirklich gut verdienen - Rüstung, Pharma und der Elektronikbereich - werden sich schwer tun, das Geld übrig zu machen, um sportliche Wettbewerbe zu finanzieren, die sich allmählich von innen heraus selbst aushöhlen (Stichwort: Doping). Sollte Chicago den Zuschlag für die Spiele 2016 bekommen, gibt es vielleicht noch mal Motivation.

Die Beckham-Oper, Knöchelverzeichnis Nr. 4: Wer macht hinten den Laden dicht?

Unter anderen Umständen wäre dies ein guter Grund gewesen, ins Giants Stadium zu fahren und sich das Spiel der New York Red Bulls gegen Los Angeles Galaxy anzuschauen. Beckhams erster Auftritt in jenem Stadion, in dem Pele und Beckenbauer einst Fußball-Festivals entfachten, wirkte eigentlich wie ein Pflichttermin. Aber andere Projekte kamen dazwischen. Und so vermelden wir hier nur die wichtigsten Kennziffern:
66.237
5:4
3
Die erste Zahl (soviele Zuschauer waren im Stadion) war noch einen Hauch beeindruckender als die zweite (das Ergebnis eines Spiels, bei dem es die Verteidiger locker angehen ließen). Die dritte (Beckhams Vorlagen, die zu Toren führten) darf man ebenfalls nicht gering schätzen. Der neue Mann zeigt Wirkung. Ob er aber den Jet-Lag der nächsten Tage aushält? Am Mittwoch will er in Wembley in London beim Freundschaftsspiel England-Deutschland mit dabei sein. Am Donnerstag spielt Galaxy in Carson gegen Chicas USA. Mit Becks, dessen linker Knöchel noch immer nicht hundertpozentig ist.

US-Team in Las Vegas: Olympia im Visier

Die Tatsache, dass sich zur Zeit in Las Vegas eine Handvoll der besten amerikanischen Basketballer versammeln, um sich auf ein ziemlich wichtiges Turnier vorzubereiten, scheint momentan kaum jemanden zu interessieren. Komisch eigentlich: Das NBA-All-Star-Wochenende vor ein paar Monaten an gleicher Stelle produzierte einen Riesenrummel (und ein paar Nebengeräusche). Nun sind Kobe Bryant und LeBron James und Carmelo Anthony und Jason Kidd in der Stadt und fliegen quasi unter jedem Radarschirm. Das verspricht nichts Gutes für die Einschaltquoten des Qualifikationsturniers, das in der kommenden Woche in Las Vegas beginnt und den offiziellen Namen "FIBA Americas Championship" trägt. Dieser Name wirkt aus US-amerikanischer Sicht mehr als mysteriös. Denn erstens kennt man in diesem Land nur ein Amerika (sein eigenes) und keine vielen Americas. Und zweitens hat hier noch niemand etwas von FIBA gehört. Mit anderen Worten: Wenn man nicht weiß, um was es geht, kann man auch keine Neugier entwickeln. Dabei geht es um eine ganze Menge. Nämlich um die Qualifikation für die Oympischen Spiele in Peking im nãchsten Jahr. Die zu verpassen wäre für die USA nicht nur aus sportlicher Sicht eine Katastrophe. Die Chefs des Fernsehsenders NBC, die viel Geld für die Übertragungsrechte der Spiele ausgegeben haben, würden vermutlich aus dem Fenster ihres Hochhausturms im Rockefeller Center von Manhattan springen. Und die Jungs vom Sportausrüster Nike in den leider viel zu flachen Teich auf ihrem Campus in Beaverton. Denn die setzen vollends darauf, ihre Klamotten, aus Anlass der Spiele auf dem chinesischen Milliarden-Markt mit Figuren wie LeBron James zu vermarkten.

Die Leistung der Nationalmannschaft bei der WM in Japan im letzten Jahr hat nicht gerade für Optimismus gesorgt. Auch wenn die Gegner aus den Americas (am stärksten ist Brasilien) eigentlich nicht das Zeug haben sollten, den Erfindern der Sportart die Tour zu vermasseln. Immerhin kann man die Spiele der US-Mannschaft live im Fernsehen verfolgen.

18. August 2007

Der Glamour von Gangstern


Ich kann nicht behaupten, dass mir als weißem Europäer in New York im Laufe der Zeit ganz klar geworden ist, was in den Köpfen von jungen schwarzen Amerikanern abgeht, die Waffen haben, sie benutzen, Leute abknallen, im Knast landen und das ganze im Lichte eines bizarren Glamours betrachtet wissen wollen. Louis Theroux muss das ähnlich gehen (was dieses Thema angeht und so viele andere bizarre Entwicklungen in den USA). Weshalb er diese eigenwilligen Beiträge dreht, die unter der Überschrift Weird Weekends ausgestrahlt wurden. Die Arbeiten sind deutlich besser und griffiger, aber auch nuancierter als die von Ali G. Obendrein ist er in der Lage - weil er in den USA nicht halb so berühmt ist - auch weiterhin mit der Kamera bei Leuten aufzutauchen, ohne dass die gleich befürchten, vergackeiert zu werden oder sich sogar selbst zu inkriminieren. Jetzt taucht via Can't Stop the Bleeding ein neuer Clip auf, der im Zusammenhang mit den wachsenden Schwierigkeiten von schwarzen Sportlern mit dem Gesetz ein grelles Licht auf jene Industrie wirft, die an der Fabrikation einer ganz bestimmten Rapper-Identität verdient: Die stilisiert den Verbrecher ("Gangsta") zu einem modernen Helden, damit wie der Grafik-Designer in dem Video sagt, die 14jährigen Mädchen, die am Wochenende 40 Dollar Taschengeld zur Verfügung haben, die CDs aus dieser Pipeline kaufen. Leider sind der Gangsta und sein Image viel zu oft keine Fiktion. Viele Rapper sind gewaltbereit und haben überhaupt keine Angst vor den Konsequenzen. Die Macher im Hintergrund leben bestens. Einen, der sicher ebenfalls bald hinter Gittern landen wird, hat Theroux bei dessen Fototermin interviewt. "Im Gefängnis bin ich schon ein paar Mal gewesen. Das macht mir keine Angst", sagt der. Furcht davor, erchossen zu werden, scheint er auch nicht zu haben. "Wenn man auf mich schießt, heißt das wohl, dass es passieren sollte."

17. August 2007

Finito la musica für Vick: Alle Kumpels haben gesungen

Keine Ahnung, ob Leser dieses Blogs wirklich gerne die Kopien von offiziellen Dokumenten lesen, wie sie sich Sportler in den USA einhandeln, wenn sie die Gesetze übertreten. Manchmal ist viel Kauderwelsch involviert. Es mangelt an knackigen Zusammenfassungen. Es sind halt Akten. Aber man kann die Lektüre wirklich empfehlen. Zum Beispiel im Fall von Quarterback Michael Vick, der, nachdem sich alle drei Mitangeklagten in seinem Hundekampf-Prozess für schuldig erklärt haben und er damit kaum noch eine Chance hat, aus der Nummer herauszukommen, in einem riesigen Dilemma steckt. Soll er jetzt noch den Prozess riskieren? Oder lieber mit der Staatsanwaltschaft feilschen und eine (Gefängnis-)Strafe akzeptieren? Was The Smoking Gun hochgeladen hat, ist auch deshalb interessant, weil es aufschlüsselt, wie die amerikanischen Ermittlungsbehörden arbeiten und denken, wenn sie einen Verbrecher überführen wollen. Wie methodisch die Jungs vorgehen, wird selten in den Hollywood-Krimis deutlich. Auch nicht bei Law and Order. Die Qualität dieser Akten ist auch deshalb bemerkenswert, weil die Bundesregierung ("the Feds") die besten Polizisten und Staatsanwälte hat, aber nur einen geringen Teil der Strafprozesse abwickelt. Die wissen, wie man sich aufs Wesentliche konzentriert. Die meisten Kriminalfälle werden hingegen auf Bundesstaatsebene von meistens nicht halb so talentierten Leuten abgespult. Und die sind oft auch noch überlastet.

Punkt 46 auf Seite 11 ist besonders wichtig (und wohl auch deshalb von The Smoking Gun markiert): Michael Vick soll nicht nur sein Geld in die Kampfarie gesteckt haben, sondern im April mit zwei anderen Angeklagten acht Tiere umgebracht haben, die bei sogenannten Tests nicht die erhoffte Leistung gebracht hatten.
Blick zurück: Vicks Probleme in Kurzfassung

Auf einem Bein


Ein Grund mehr, weshalb Fußball eine ganz besondere Sportart ist und diese amerikanischen Mannschaftssportarten im Rest der Welt einfach nie den Stellenwert haben werden. Die Weltmeisterschaft findet vom 8. bis 18. November im türkischen Antalya statt (via the Offside)

16. August 2007

Die Beckham-Oper, Knöchelverzeichnis Nr. 3: Ein Schuß, ein Treffer


Wir werden nicht jedes Freistoßtor von David Beckham für Los Angeles Galaxy abfeiern. Nur das erste. Und weshalb dieses? Weil sie hinterher im Home Depot Center in Carson Konfetti von den Tribünen herunterregnen ließen. Und weil Beckham lang herbeigewünschte Magie endlich funktioniert. Mein Lieblingsdetail: Landon Donovan steht in der Mauer und hüpft herum, um dem gegnerischen Torwart die Sicht zu versperren. Zu mehr ist er offensichtlich nicht zu gebrauchen. Seine Kapitänsbinde hatte er bereits vor dem Spiel an Beckham abgegeben. Das Match wurde für die sogenannter SuperLiga gewertet, nicht für Major League Soccer. Die SuperLiga ist eine neue Einrichtung, die den Club-Fußball von Mexiko und den USA miteinander verknüpfen soll. Vorbild: die europäischen Cup-Wettbewerbe. Am 29. August spielt Galaxy, das neben dem Beckham-Tor auch noch eine Vorlage vom neuen Mann verbuchte, im Finale gegen Pachuca.

Die Rolle als Leitfigur wird ihm helfen, in den USA endlich wirklich berühmt zu werden. Was Beckham eindeutig noch immer nicht ist. Bei einem Besuch der Mannschaft im Weißen Haus beim Trip letzte Woche nach Washington wurde er von den meisten Mitarbeitern von Herrn Bush nicht erkannt. Die Sekretärin des Präsidenten packte ihn in eine ganz andere Kategorie: Sie fragte ihn ob er mit einem Arbeitskollegen von ihr verwandt sei. Jemand, der die Szene erlebte, erzählte später: "Das war ziemlich beschämend."

Hier ein Blog-Beitrag von jemandem, der Beckham durchaus wiedererkennen wird, wenn er ihn am Samstag im Giants Stadium vor den Toren der Stadt New York über den Weg läuft: Jozy Altodire, der junge wuchtige Stürmer, für den man sich inzwischen in Europa interessiert.

NBA-Wettskandal: Kein Wort über Manipulationen

So steht es zur Zeit bei SpOn im Vorspann einer dpa-Geschichte über den ehemaligen NBA-Schiedsrichter Tim Donaghy. Erstaunlich, wie falsch man in nur zwei Sätzen seine Leser informieren kann, wenn man sich keine Mühe macht, sich mit dem Sachverhalt zu beschäftigen:

"Er hat bisher immer dementiert, Spiele in der Nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA manipuliert zu haben. Nun aber gab der frühere Schiedsrichter Tim Donaghy vor einem Gericht in New York seine Schuld zu."


Satz eins, Teil eins: ...hat bisher immer dementiert..."
Donaghy hat seit Bekanntwerden des Skandals, über die die ersten herausgesickerten Informationen vermutlich vom FBI stammten und nicht von der NBA, gar nichts gesagt. Absolut gar nichts.
Satz eins, Teil zwei: "...manipuliert zu haben..."
Die Anklageschrift gegen Donaghy, die gestern von The Smoking Gun in Kopie hochgeladen wurde, ist eindeutig: Von Manipulation ist überhaupt nicht die Rede. Dem Mann wird vorgeworfen, Insiderinformationen an Mafia-Leute weitergeben und dafür 30 000 Dollar kasssiert zu haben. Das ist auch strafbar. Und deshalb droht Donaghy jetzt Gefängnis. Ob er Spiele manipuliert hat, werden wir vielleicht nie erfahren. Bis dahin wird man ihm auch diesen Vorwurf nicht machen können und ein Dementi, wenn er sich denn je äußern wird, auch akzeptieren müssen. Logisch, oder?
Satz zwei: "...gab...seine Schuld zu". Die Logik ist falsch. Er hat nicht zugegeben, was er (angeblich) dementiert hat. Er hat zugegeben, Mafia-Leuten Tipps gesteckt und dafür Geld genommen zu haben. Und er hat sich am Mittwoch in Brooklyn nicht en detail geäußert.

Der Artikel enthält ein Link zu einer alten SpOn-Geschichte, in der ebenfalls geschludert wird. Zitat: "Inzwischen glauben die Ermittler zu wissen, wie der gar nicht unparteiische Referee bei seinen Manipulationen vorging." Anschließend folgt eine Ausführung darüber, wie man - unter Umständen - als Schiedsrichter in einem Spiel das Resultat hochputschen kann. Leider verbunden mit einer falschen Erklärung zum Begriff Point Spreads (dabei handelt es sich nicht, wie SpOn meint, um die Gesamtpunktzahl einer Begegnung, sondern um die Punktedifferenz zwischen Sieger und Verlierer.) Der Unterschied ist gravierend. Während sich die Gesamtpunktzahl sehr wohl nach oben pfeifen lässt (man gibt einfach ganz viele Fouls, möglichst auf beiden Seiten), lässt sich die Differenz in einem Gespann von drei Schiedsrichtern (mit zweien, die nicht wissen, dass einer was im Schilde führt) nur sehr schwer beeinflussen.

Nachtrag: Die Geschichte mit dem letzten Stand zu Donaghy ist auf faz.net zu lesen.
Blick zurück: Erste Hinweis und Erklärungen zur Affäre Donaghy

14. August 2007

NBA-Wettskandal und Vicks Anklage: Schuldgeständnisse?

Noch immer keine Details darüber, wie der beschuldigte NBA-Schiedsrichter Tim Donaghy den Ausgang von Spielen manipulierte. Dafür aber ein Gerücht, dass AP aus mehreren Quellen bestätigt sieht: Der Referee wird sich am Mittwoch in Brooklyn schuldig bekennen. Mehr darüber, wenn es mehr gibt.

Ähnlch kryptisch ist die Lage rund um Quarterback Michael Vick und seine Anklage wegen Tierquälerei und Betreiben von verbotenen Hundekämpfen. Angeblich sind zwei weitere Mitangeklagte im Begriff, Geständnisse abzulegen, um auf diese Weise einen Prozess und längere Gefängnisstrafen zu vermeiden. Und noch angeblicher soll auch Vick mit so etwas liebäugeln. Sein Hauptproblem: Er muss sich mit der NFL arrangieren, um auch nach einer eventuellen Strafe wieder Football spielen zu können (es gibt da einige prominente Fälle in der Vergangenheit, die das sehr geschickt gelöst haben).
Blick zurück: Der Wett-Skandal bekommt Konturen
Blick zurück: Gedanken zum Kampf schwarzer Quarterbacks in der NFL
Blick zurück: Anklage gegen Vick

Vom Shortstop zum Poeten wider Willen - Phil Rizzuto ist tot


Es ist noch jemand gestorben. Aber in hohem Alter von 89 Jahren . Und deshalb ist er auch eine besondere, wenn auch etwas ungewöhnliche Würdigung wert. Phil Rizzuto, Spitzname "Scooter", war schließlich nicht nur als Shortstop der New York Yankees etwas Besonderes, sondern auch als Baseball-Fernsehkommentator. Die meisten Zuschauer kennen nur seinen Standardausruf "Holy Cow!", mit dem er jedes Mal sein Erstaunen unterstrich. Sie haben vielleicht auch noch in Erinnerung, dass er - das älteste lebende Mitglied der Hall of Fame in Cooperstown - ein erstaunlicher Raconteur war, der sich selbst nicht halb so ernst nahm wie Marcel Reif das tut. Aber sie wissen sicher nicht, dass man seine rhetorischen Anwandlungen in Versform drucken konnte und daraus ein verbindliches Stück Alltagspoesie gewinnen konnte. Das Buch steht bei jedem Baseball-Connaisseur im Regal.

Rizzuto hat noch einen anderen akustischen Fingerabdruck hinterlassen: In dem klassischen Meatloaf-Song Paradise by the Dashboard Light (ab 3:40 Minuten) spricht er einen fiktiven Baseball-Kommentar. Der gute Scooter dürfte damals nicht gewusst haben, dass es sich bei dem um ein hocherotisches Unterfangen hat: Ein Junge bequatscht nachts im Auto seine Freundin, mit ihm zu pennen. Denn der Rizzuto-Kommentar enthält Doppeldeutigkeiten: First Base, Second Base und Third Base sind in der allegorischen Sprache amerikanischer Sexualität die Stationen dafür, wie weit man gegangen ist.

Es gibt unterschiedliche Interpretationen für die Base-Metaphern. Während über die Bedeutung von First Base weitgehend Einigkeit herrscht (Zungenkuss), gibt es abweichende Erklärungen bei Second Base. In frühen Anekdoten über die Anwendung schien der Ausdruck so viel zu bedeuten wie, dass der Knabe minimum eine Hand unter die Bluse geschoben und die Brüste des Mädchens gestreichelt hatte. Später wurde mit der Second Base bereits auf mehr angespielt. Zu Third Base und allem weiterem möge man sich vom Urban Dictionary aufklären lassen. Der Hinweis auf die vier Fs soll als Eselsbrücke genügen: French, Feel, Finger, Fuck.

Der Hat-Tip für die Info über den Meatloaf-Song und das Video geht an Vid Digger.

Sterben wie die Fliegen: Wrestler leben gefährlich

Wie so viele Seuchen verbreitete sich auch diese eher still und heimlich. Mittlerweile stehen die Signale auf Alarm: Besonders nachdem soeben in Tampa der nächste Muskelmann, der als sogenannter Wrestler sein Geld verdient hat, aus bislang noch nicht geklärten Gründen einfach gestorben ist. Brian Adams, genannt Crush, wurde mal gerade 44. Er hatte vor vier Jahren die Arbeit im Ring aufgeben müssen, nachdem er sich eine Wirbelsäulenverletzung zugezogen hatte. Adams gehört zu insgesamt fast 100 Toten aus der Wrestling-Szene seit 1985, die nicht das Rentenalter erreicht haben. Solch dramatischen Zahlen gibt es in keinem anderen Zweig der Unterhaltungsindustrie. Ein paar Fälle hat USA Today mal vor ein paar Jahren zusammengestellt, die einen klaren Trend zeigen: Missbrauch von Anabolika, Schmerztabletten und anderen Drogen holen die Kraftmenschen irgendwann ein. Das spektakulärste Ereignis war unlängst der Doppelmord des Kanadiers Chris Benoit, der im Juni in seinem Haus in Georgia zuerst seine Frau und seinen siebenjährigen Sohn umbrachte und anschließend sich selbst. Die jüngste Nachricht zu diesem Thema: Die Polizei ermittelt bei Benoits Arzt, der offensichtlich Rezepte en masse verschrieben hat.

Inzwischen scheint sich wenigstens der amerikanische Kongress für das Thema zu interessieren, nachdem sich die Betreiber der Veranstaltungsserien nicht um solche Dinge kümmern und schlechte Schlagzeilen nur als geschäftsschädigend abtun. Der wichtigste Kasper im Hintergrund ist Vince McMahon, über den man hier eine lange und kritische Abhandlung finden kann. Er wurde leider vor ein paar Jahren trotz eigenen Anabolika-Missbrauchs frei gesprochen. Wenn die Geschworenen damals etwas härter zugepackt hätten, wäre der Spuk vermutlich schon lange vorbei. Das Schicksal droht der Show-Disziplin ohnehin. Auf dem Vormarsch in den USA: Mixed Martial Arts (mehr darüber bei einer anderen Gelegenheit).

Die Beckham-Oper, Knöchelverzeichnis. Nr 2


Dan Steinberg, der Sport-Blogger der Washington Post, schreibt nicht nur viel und gut. Er serviert regelmäßig kleine Video-Schmankerl, die bei YouTube geparkt werden und teilweise auch auf einem Kanal im Lokal-TV der amerikanischen Hauptstadt laufen. Prognose von hier aus: Das ist die Richtung, in die sich die Sportbloggerei weiterentwickeln wird, sobald es eine gewisse finanzielle Grundlage gibt. Denn solche Elemente (gepaart mit einer besonderen Art von Fan-Haltung und Humor) werden auf den konventionellen Medienschienen keine Chance haben, weil sie nämlich ohne den überkandidelten Ernst daher kommen, mit dem das Fernsehen Sport präsentiert. Ihre wichtigste Qualität: Sie repräsentieren eine neue, ungefilterte, subversive und spontane Beschäftigung mit Sport mit dem Potenzial für andere Sichtweisen. Wer die abweisende Haltung der Bundesliga zu Fan-Videos und Fotos erlebt, kann sich kaum vorstellen, dass sich so etwas auch mal in Deutschland sich solche Expeprimente auch in Deutschland entwickeln wird. Aber es wird kommen...vermutlich über die Beschäftigung mit anderen Sportarten, denen etwas daran liegt, von der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden.

In dem Schnipsel ging es um David Beckham und seinen Auftritt in Washington, bei dem er zum ersten Mal offiziell im Trikot der Los Angeles Galaxy an einem MLS-Spiel teilnahm. Es ist bedeuted attraktiver und informativer als das Video von SpOn aus selbigem Anlass, das so tut, als wäre dies ein Ereignis gewesen, das eine Art von Nachrichtenbeitrag nach alter (pseudo-seriöser) Tagesschau-Fernsehmanier rechtfertigt, trotz schlapper Bilder und Interviews.
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Ketchup fur die Steelers: Heinz, was sonst?

Die Footballsaison naht. Die NFL-Teams spielen sich warm. Michael Vick schaut zu. Pacman Jones verdient Geld bei den Wrestlern. Da freut man sch über solche Banalitäten wie die Liste mit jenen Forderungen, die die Pittsburgh Steelers an die Hotels in anderen Städten schicken, ehe sie sich auf Reisen begeben. So detailliert und lang die Aufstellung auch ist - Stichwort Ketchup ("must be Heinz") und Kopfkissen für Club-Eigentümer Dan Rooney ("must have foam rubber pillows") - so beruhigend ist sie. Sie enthält keine Wünsche betreffend Stripperinnen, Waffen oder Hundehaltung. Die Steelers sind eben zahm. (via With Leather)

Überfälle auf NBA-Profis: Vier Festnahmen

Die Polizei in Chicago hat vier Leute dingfest gemacht, die in dringendem Verdacht stehen, den in Chicago lebenden NBA-Profi Antoine Walker in seinem Haus überfallen zu haben. Die vier sitzen in Unterschungshaft und werden auch verdächtigt das Ding gegen Knicks-Center Ed Curry wenige Tage später gedreht zu haben. Interessant zu lesen: Die Details des Walker-Falls, wie sie von der Chicago Sun-Times aus den Ermittlungsakten rekonstruiert wurden.
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13. August 2007

Majestatsbeleidigung

Was soll man dagegen haben, wenn Gegner von Tiger Woods sich selbst und dem Rest der Welt ein wenig Mut machen? Alles andere wäre wirklich zu langweilig. Der Weltranglistenerste spielt wie eine gut geölte und ziemlich geräuschlose Maschine. Also müssen die anderen Krach schlagen. So wie Woody Austin, der die Woodssche Leistung vom Freitag (eine 63) in Southern Hills mit den Worten kommentierte, dass er mindestens genauso gut gespielt habe. ("I outplayed him from tee to green"). Dass dabei eine 70er Runde herauskam, gab er zwar zu. Aber das schob er seinen mangelnden Vollstreckerfähigkeiten zu. Austin, berühmt dafür, sich den eigeen Putter im Frustfall hart an den Kopf zu schlagen, wurde am Ende Zweiter. Zwei Schläge hinter dem alten und neuen PGA Champion Woods.

Der mag solche Formen von Majestätsbeleidigung überhaupt nicht. Egal ob sie aus dem Mund von Stephen Ames (ging am Sonntag im direkten Vergleich neben Woods extrem ein) oder von Rori Sabbatini kommen. Irgendwann wird er einen Weg finden, die unbotmäßige Haltung abzustrafen. Er hat ein Gedächtnis wie ein Elefant. Und einen Mann wie Austin mit seinen extrem hässlichen Hemden wird er sicher nicht so schnell vergessen.

Das Bild, mit dem alles anfing

Ein kleine Leseempfehlung für alle, die die Sonntagausgabe der Frankfurter Allgemeinen verpasst haben: die Geschichte über eine attraktive Stabhochspringerin aus Kalifornien, die zuerst von Bloggern und dann von konventionellen Medien zu einem Erotiksymbol stilisiert wurde. Und zwar eines wider Willen. SpOn hatte sich schon vor Wochen zu Allison Stokke geäussert und den Rummel mitentfacht. Auf Analyse hatte man weitgehend verzichtet.. Das im Artikel angesprochene Video findet man hier. Die Webseite mit den vielen Fotos heißt www.allisonstokkepictures.com. Die FAZ hat auch das Foto, mit dem vor einem Jahr alles anfing, als weder die 18jährige Allison noch der Rest der Welt ahnte, was ihr bevorsteht. Der Text in der FAZ streift nicht alle Details der Entwicklung. So hat sie mittlerweile trotz ihres angeblichen Ansinnens, ihre plötzliche Berühmtheit nicht auszuschlachten, mehrere Interviews gegeben. Der Vater ist ein ziemlich erfolgreicher Anwalt. Der wird die Sache schon schaukeln. Von Opfer jedenfalls sollte nicht mehr die Rede sein.

11. August 2007

Boo Weekley: Neues vom Dumminator

Irgendwann wird es auch der letzte Golfer merken, dass es gefährlich ist, mit dem Amerikaner Boo Weekley auf eine Runde zu gehen. Besonders nach der Panne von heute, als er dem Spanier Sergio Garcia das falsche Resultat für das 17. Loch auf der dritten Runde der PGA Championship auf der Scorekarte notierte (eine vier statt einer fünf). Die Golfregeln sind eisenhart: Der Spanier wurde bestraft und nicht etwa Weekley. Denn wer nach der Runde eine Scorekarte unterschreibt und auf diese Weise die 18 Wertungszahlen für die 18 Löcher anerkennt, ist für Fehler selbst verantwortlich. Garcia hätte es nicht nur nachprüfen, sondern auch rechtzeitig ändern müssen. Die Strafe? Disqualifikation. Was in diesem Fall zwar nicht so tragisch war, weil der Spanier längst aus dem Rennen um den Titel war. Aber die finanzielle Einbuße bleibt. Wer vom Turnier ausgeschlossen wird, erhält kein Preisgeld.

Es gibt Leute, die finden Weekley, einen täppischen, nicht besonders kultivierten Spieler von der Redneck-Riviera in Florida sympathisch, weil er so ungeschliffen daher kommt und den Ball ähnlich ungebremst über den Platz bolzt wie der ebenso ungehobelte John Daly. Wenn das so weitergeht, wird sich das Meinungsbild bald ändern. Den letzten Klops leistete er sich im März, als er auf dem Grün regelwidrig die Fahne für einen Mitspieler bediente, ohne ihn zu fragen. Damals erhielt wenigstens er die Strafe von zwei Extra-Schlägen, tat aber so, als wäre er ein verkappter Samariter, dem ein moralisches Unrecht widerfuhr. Wir haben ihn damals Döskopp bezeichnet, was ja eher harmlos klingt. Nach dieser Nummer, sollte man ihn die zum Dumminator ausrufen. Wie sagte er nach der Panne, die Garcia mehr als 10 000 Dollar kostete? "Es ist mein Fehler, das falschen Resultat aufzuschreiben. Aber es ist sein Fehler, es nicht zu überprüfen." Der Mann kann eben nicht denken, sondern nur labern. Logik hat er nicht drauf. Wenn er kein falsches Resultat aufschreibt, gibt es gar nicht erst das Problem.

"Ich war noch nie gut in Mathematik", sagte er einen Tag vorher. "Ich weiß rein gar nichts über Geschichte. Ich verstehe nur etwas von Jagen und Angeln." Und dann kam die Krönung, die zeigt, dass der Mann nichts, aber auch gar nichts begreift: "Ich nehme an, dass man keinen Fehler macht, wenn man sich selbst treu bleibt." Vielleicht im Brackwasser von Florida. Aber sicher nicht auf der PGA Tour.