30. September 2007

Weir schlägt Woods - Trost für Kanada beim Presidents Cup

Na, bitte doch - wenigstens einer konnte in den letzten Tagen mal Tiger Woods auf Normalgröße zurückstauchen: der kleine Kanadier Mike Weir, der beim Presidents Cup in den Einzeln des Finaltages den Weltranglistenersten zur Raubtierfütterung vorgesetzt bekam. Sein Sieg brachte seine Landsleute in Montreal in Stimmung, änderte aber nichts an der klaren Niederlage des International Teams, das in dem Mannschaftswettbewerb gegen die USA mit seinen insgesamt 34 Begegungen (der Ryder Cup hat nur 28) mit 14 ½ zu 19 ½ den Kürzeren zog. In einem Jahr in Louisville geht es erneut gegen Europa. Die Qualifikation für die Mannschaft von Captain Nick Faldo hat bereits begonnen.

Seltene Juwelen


Wenn die anderen feiern: Eine akzeptable Betrachtung aus brasilianischer Sicht zum Finale der Frauenfußball-WM enthält diesen interessanten Verweis auf die Geschichte der Männernationalmannschaft:
"Der Weg, durch den die Männer den Minderwertigkeitskomplex Ende der füjnfziger Jahre überwanden und zur größten Nationalmannschaft in der Welt wurden, war ähnlich wie hier. Es brauchte traumatische Niederlagen wie bei der WM 1950 [im eigenen Land] und eine Generation mit Talenten wie Pelé, Garrincha, Didi and Vavá. Diese Mannschaft hat Talent. Marta, Cristiane, Daniela sind allesamt seltene Juwelen. Und jetzt haben sie die unvergessliche Niederlage. Wenn diese Mädchen mal einen Titel gewinnen, dann zieht euch warm an. Brasilien wird die größte Nation im Frauenfußball."
(The Offside)

Zum Video: Es zeigt die Highlights mit dem amerikanischen Originallive-Kommentar. Der Elfmeter kommt erst bei 3:00 Minuten.

Dallas ohne Parcells: Total unter Dampf

War Bill Parcells eine derartige Nervensäge und derartig detailbesessen, dass er eine von ihm zusammengebaute, gute Mannschaft nicht bis zum Super Bowl führen konnte? Der Verdacht kommt auf. Denn weshalb trat der Mann, der vorher den New England Patriots den Weg nach oben gewiesen hatte, nach der letzten Saison ab? Hatte er das Gefühl, dass ihm in dieser Spielzeit eine Rebellion drohen und der ganze Mythos einer Trainer-Legende in Scherben gehen würde? Quarterback Tony Romo wurde vor dem heutigen 35:7-Sieg gegen die St. Louis Rams vom Kansas City Star interviewt und war nicht willens, viel Licht in die Angelegenheit zu bringen.
Frage: Wie ist es in Dallas ohne Bill Parcells?
Antwort: Ich habe meine Zeit mit ihm genossen. Und ich habe viel gelernt. Ich wünschte mir, jeder könnte hin und wieder diese Seite von ihm sehen...den witzigen, lustigen Typen.
Frage: Wie unterscheidet sich Wade Phillips von Parcells?
Antwort: Der größte Unterschied ist sicher die Ausdrucksweise. Die von Bill war ein bisschen mehr...darauf aus, dich mit einem Schimpfwort zu attackieren. Bill wollte viele der unterschiedlichen Bereiche in der Mannschaft persönlich managen. Wade delegiert mehr an seine Coaches. Und die besorgen das Reden.

Die Cowboys haben ihre ersten vier Spiele klar gewonnen und gelten bereits als beste Mannschaft der NFC. Einen Saisoneinstieg mit vier Erfolgen in Serie hatten sie zuletzt 1995, als sie - damals unter Barry Switzer - zum letzten Mal die Vince Lombardy Trophy einsacken konnten. Am Sonntag in zwei Wochen geht es gegen die bislang noch unbesiegten Patriots (am Montag in Cincinnati). Das wird das bislang packendste Match der Saison.
Blick zurück: Parcells dankt ab
Blick zurück: Das vorzeitige Saisonende der Cowboys und ein verpatzter Field-Goal-Versuch, der Dallas das Erreichen der letzten acht gebracht hätte

Nowitzki und der "Tractor": Tuckern in den Knast

Die Akte Robert "Tractor" Traylor wird sich Dirk Nowitzki bestimmt nicht en detail anschauen. Wahrscheinlich hat er den Mann noch nie in seinem Leben bewusst wahr genommen. Auch wenn er gegen ihn gespielt haben dürfte, in den wenigen Jahren, in denen der der an Nummer 6 gedraftete schwarze Forward in Milwaukee unter Vertrag war, in Cleveland und in Charlotte. Denn für Nowitzki war Traylor keine bemerkenswerte Figur, sondern einfach nur der Mann, gegen den er bei der Draft 1998 eingetauscht wurde, weil Don Nelson von den Dallas Mavericks einen Plan hatte. Und getauscht wird in der NBA viel und am laufenden Band.

Also wollen wir es kurz machen, nachdem wir bereits vor ein paar Monaten den Fall skizziert hatten. Traylor hat nach Angaben des amerikanischen Justizministeriums folgende Strafe erhalten, weil er die Steuerbehörden an der Nase herum führte, um einem Freund zu helfen, der massiv in Drogengeschäften verwickelt war und Einnahmen von 4 Millionen Dollar waschen wollte: drei Monate in einem sogenannten half-way house, was in Deutschland einer offenen Justizvollzugsanstalt entspräche. Danach sind noch drei Monate Hausarrest an der Reihe. Und das Ganze wurde mit drei Jahren Bewährung dekoriert, damit der 30jährige nicht so rasch wieder auf dumme Gedanken kommt. Traylor spielt zur Zeit in Puerto Rico und darf mit dem Antritt der Strafe so lange warten, bis die Saison vorbei ist. Er hatte die ihm zur Last gelegten Taten zugegeben und wurde deshalb etwas entgegenkommender behandelt.

29. September 2007

Ein kaltes Bad im Teich an Loch 14


Der Presidents Cup ist in diesem Jahr nicht besonders der Rede wert. Die Amerikaner sind klar besser. Und die Mitglieder der Mannschaft aus dem Rest der Welt (minus Europa) finden vor allem im Foursome-Format nicht zusammen (wenn man im Team abwechselnd denselben Ball spielt). Ein Amerikaner strengte sich besonders an: der Texaner Woody Austin, der zum ersten Mal bei einem großen Mannschaftswettbewerb am Start ist und von Captain Jack Nicklaus mit Phil Mickelson und David Toms zusammengespannt wurde. Das Highlight seiner Bemühungen: ein Bad im Teich an Loch 14 am Freitag im kanadischen Golfclub Royal Montreal. Das Erstaunliche: Nach diesem Bad im kalten Wasser erzielte Austin noch drei Birdies auf dem Weg zurück ins Clubhaus und sicherte seiner Mannschaft einen halben Punkt. Der Mannschaftswettbewerb geht am Sonntag mit den Einzelbegegnungen zu Ende. Die USA liegt im Grunde uneinholbar mit 14 1/2 zu 7 1/2 in Führung.

Der Klingelbeutel: Ein Solo für Hope

Das deutet noch keine Epidemie an, was die beiden belgischen Tennisspieler da über Bestechungsgelder erzählt haben. Aber es signalisiert einen Trend. Der wurde durch die Dawidenko-Geschichte von neulich mit dem ersten prominenten Fall ans Tageslicht gebracht.

Amerika, Land der unbegrenzten Schadensersatzsummen, produziert jede Woche ein paar Verrückte, die sich mit solchen Meldungen in die Schlagzeilen hieven: Ein Dauerkartenbesitzer der New York Jets will die New England Patriots verklagen, weil ihr Trainer regelwidrig Videoaufzeichnungen von der gegnerischen Trainerbank gemacht hat und ausgerechnet bei einem Match gegen die Jets erwischt (und von der Liga bestraft) wurde. Die Summe? 184 Millionen Dollar.

Die Amerikaner wollen sich ernthaft um die Ausrichtung der Fußball-WM 2018 bewerben. Das hat Verbandspräsident Sunil Gulati in Schanghai unterstrichen. Und danach hat er von Don Sepp, dem Granden der FIFA, vernommen, dass sich der wünscht, dass China als potenzielles Ausrichterland gegenhält. Wer da wohl den kürzeren zieht? Das kleinere oder das größere Land? Wenn Blatter allerdings noch solange FIFA-Präsident sein sollte, muss man befürchten, dass die Association bis dahin implodiert. Noch zehn Jahre eines solchen verlustträchtigen Regimes hält keine Organisation aus. Und die WM von Südafrika, die ein Desaster werden könnte, steht erst noch vor der Tür. Übrigens streiten sich Kanada und Deutschland um die Frauen-WM 2011. Australien und ein südamerikanisches Land mit vier Buchstaben wollen mitbieten.

Das Foto zeigt übrigens amerikanische Fußballerinnen in besseren Tagen, als man sich für Werbepartner Nike in Positur warf und hoffte, in China zum dritten Mal Weltmeister zu werden. Das Spiel um den dritten Platz gegen Norwegen am Sonntag symbolisiert eine Zäsur. Die Mannschaft hat beschlossen, ihre Nummer eins im Tor vom Spiel auszuschließen, weil sie sich nach der Niederlage gegen Brasilien offenherzig darüber beklagt hatte, dass sie ohne erkennbaren Grund nicht vom Trainer aufgestellt wurde. Hope Solo - der Name scheint wirklich Programm - erklärte unter anderem, dass sie die Tore verhindert hätte. Und dass 2004 vorbei sei, eine Anspielung an den Goldmedaillengewinn der USA in Athen, wo ihre sehr viele ältere Nebenbuhlerin Brianna Scurry zwischen den Pfosten gestanden hatte. Während es unmittelbar nach der Brasilien-Pleite so aussah, als könne sich Coach Greg Ryan einen neuen Job suchen, wirkt nun alles so, als habe man den Sündenbock für die Niederlage gefunden: die Frau, die alles hält, bloß nicht ihren Mund.

28. September 2007

Agent Zero: Der Bilderbuch-Blogger spricht

Unter den Leuten, die die NBA verfolgen, hat sich Gilbert Arenas und sein Blog schon vor einer Weile herumgesprochen. Agent Zero ist der Inbegriff des bloggenden Athleten, der nicht ein interessantes Leben führt, sondern auch eine Meinung vertritt und am Ende darüber schreibt. HALT. Er schreibt nicht selbst. Es gibt da einen Ghostwriter. So steht's in einem Interview mit Deadspin, das Bloggerkollege Will Leitch geführt hat. Aber das wirklich erstaunliche, das das Gespräch produziert hat: Andere Profi-Basketballer haben keinen Dunst, was das mit Blogs auf sich hat und wie diese Mitteilungen an die Welt ihren Beitrag zur Popularitätssteigerung eines Sportlers leisten können. Der beste Mann der Wizards weiß das durchaus. Der Rest lebt wie im Nebel ohne eine Vorstellung davon, wie sich die Medienlandschaft derzeit verändert.

Marta macht's


Das ist der Schnipsel, den sich nolookpass gestern beim Mitbloggen erhofft hatte:
"Marta spuckt ihrer Gegenspielerin, deren Namen ich nach Bitten ihrer Familie lieber nicht nenne, fußballerisch ins Gesicht, legt den Ball am Strafraumrand per Hacke rechts an ihr vorbei, sprintet links vorbei, noch ein Haken, Schuss - 4:0."
Die Szene ab 1:05 Minuten im Video. Davor aber auch noch sehenswert: eine tänzerische Einlage (0:48) von Marta. Fortsetzung folgt...am Sonntag im Finale gegen Deutschland.

27. September 2007

Der Klingelbeutel: Rollen, Rauch und Revanche

War jemand am Wochenende beim World Inline Cup in Mainz? Dann hat er wahrscheinlich mitbekommen, dass die Neuseeländerin Nicole Begg das Frauen-Rennen gewonnen hat. Was er vermutlich nicht mitbekommen hat, ist der Hinweis auf die Tatsache, dass Ms. Begg zu der wachsenden Zahl von Sportlerinnen gehört, die glauben, sie würden noch schneller berühmt, wenn sie die Hose runter lassen.

Wenn man wie Michael Vick einer längeren Gefängnisstrafe entgegen sieht (wahrscheinlich gibt's noch Nachschlag im Rahmen eines Verfahrens des Staates Virginia), ist einem vermutlich irgendwann auch egal, dass man in der Zwischenzeit regelmäßig auf die Einnahme von verbotenen Substanzen untersucht wird. Ron Mexico mag also Marihuana. Wer hätte das gedacht?

Der Mann, der den von Barry Bonds bei seinem Rekord-Home-Run geschlagenen Ball ersteigert hat, hat sein Geld nicht umsonst ausgegeben. Das Artifakt wird mit einem Sternchen versehen (auf Englisch Asterisk), um so unterschwellig auf die Doping-Phase in der Karriere von Bonds hinzuweisen und damit den Wert der Bestleistung in Frage zu stellen. Und dann geht der Ball an die Hall of Fame in Cooperstown, damit jeder Anhänger der Sportart bei einem Besuch daran erinnert wird, dass Bonds ein Sportbetrüger war. Die Revanche des kleinen Mannes.

Alle Hände voll


Willkommen zur Mike Conley Show. Die beginnt jeden Tag mit dem Aufwärmen - ein Programm das zwei Stunden dauert. Das Ganze ist mit einem internen Wettbewerb verbunden, wer die meisten ununterbrochenen Dribbles hinbekommt. Der junge Spielmacher der Memphis Grizzlies hält - so sagt er in seinem Blog bei Yardbarker - zur Zeit fast alle Bestleistungen. Wer mehr zu dem Mann wissen will, der sich diese Übungen ausgedacht hat und überwacht: Ed Schilling heißt er. Seine Webseite findet man hier (via SportsByBrooks)

Wenn Dale jr. etwas enthüllt

Braucht jemand ein Synonym-Wörterbuch für den Begriff "devot"? Nicht im amerikanischen Sport. Da ist er - so geradlinig wie die Starrachse eines in Detroit gebauten Autos die Hinterräder verbindet - mit einem Begriff direkt verschweißt: NASCAR-Fans. Wie das kommt? Die lange Geschichte ist wirklich lang. Jahrelang. Die kurze geht so: Als Getränkehersteller Pepsi neulich eine Pressekonferenz veranstaltete, um zu verkünden, dass sie ab der kommenden Saison das Logo ihrer Marke AMP Energy Drink dick und breit auf das Auto von Dale Earnhardt jr. kleben, saßen 277.000 Zuschauer an ihren Fernsehgeräten und verfolgten die Übertragung live auf dem Speed Channel. Weitere 200.000 saßen am Computer und sahen die Veranstaltung über Streaming Video auf nascar.com. Major League Soccer wäre froh, wenn so viele Leute einschalten, um David Beckham spielen zu sehen. Von der National Hockey League, die an diesem Wochenende in London die neue Saison einläutet, gar nicht zu reden. "Das waren fast 500.000 Leute am Morgen irgendeines Wochentages, die bereits wussten, was er sagen wird und trotzdem einschalteten", fasst der FanHouse-Blog von AOL zusammen, wo wir diese Info gefunden haben. Wie langweilig war die Veranstaltung, bei der das Auto mit der Nummer 88 enthüllt wurde (das noch mit einem Co-Sponsor fährt - der Militäreinheit namens National Guard)? Wer zwei Minuten Zeit hat, sollte mal hier klicken.

26. September 2007

Power macht lustig: Die Mächtigen im Sport in Reih und Glied

Es muss ein wunderbarer Job sein, in einer Redaktion zu sitzen und zu beschließen: Wir publizieren eine Liste. Listen sind im Print- und erst recht im angedockten Online-Journalismus das neue Infoelixier, von dem jeder süppeln will, bis er nicht mehr stehen kann. Es gibt Redakteure, die diesen seltsamen Hang zur einfältigen Meinungsmasche ebenfalls beklagen, aber die haben dann bestimmt einen Vorgesetzten, der jedes Argument vom Tisch wischt. Der Lieblingsspruch von solchen Vorgesetzten: "So etwas wollen unsere Leser."

Was sie vermutlich wollen, sind nicht die Listen, sondern vernünftig aufbereitete Informationen in knapper Form, deren Anordnung und Hierarchie begündet ist und auf knallharten Recherchen beruht. Was sie vermutlich nicht wollen, sind Listen wie die von Business Week - genannt The Power 100 List - die hundert Namen in einer willkürlichen Reihenfolge benennt, aber für die darunterliegende Behauptung - dies seien die mächtigsten Figuren im Sport - keine schlüssige Formel liefert.

Wir nehmen die ersten zehn:

1. Roger Goodell, Commissioner, NFL
2. Tiger Woods, Golfer
3. David Stern, Commissioner, NBA
4. George Bodenheimer, Präsident, ESPN, ABC Sports; Vorstandsvorsitzender Disney Media Networks
5. Bud Selig, Commissioner, Major League Baseball
6. Brian France, Vorstandsvorsitzender, NASCAR
7. Dick Ebersol, Vorstandsvorsitzender, NBC Universal Sports & Olympics
8. Phil Knight, Nike-Chef
9. Sean McManus, Präsident, CBS News and Sports
10. Rupert Murdoch, Vorstandsvorsitzender und größter Anteilseigner, News Corp.

Mal abgesehen davon, dass Donald Fehr, der Chef der Spielergewerkschaft im Baseball ((erst auf Platz 15),, eindeutig mehr Macht hat als der Commissioner, und dass Dick Ebersol so mächtig ist, dass bei den Sommerspielen nächstes Jahr in Peking wegen des Zeitunterschieds zu den USA die Athleten kurz nach dem Wecken ihre Wettbewerbe austragen (wer hat mehr Macht?), wäre sicher anzumerken: Dass niemand von der Formel 1 und niemand von Premier League da oben rangiert, zeigt nur, dass man den Kosmos hierzulande noch immer so sieht wie der gute Noah damals vor der Sintflut: als ziemlich kleinen Pirk.

Hier die Handvoll von Namen von jenen Leuten, die den Menschen im Rest der Welt etwas sagen:
17. David Beckham, Fußball-Profi
18. Jacques Rogge, IOC Präsident
29. Joseph S. Blatter, Präsident, FIFA
30. Roger Federer, Tennisspieler
32. Dick Pound Chairman, Welt-Anti-Doping-Agentur
57. Bernie Ecclestone, Chef der Formel 1
73. Maria Sharapova, Tennisspielerin

Wer steht auf Platz 100? Die Tante, die die WNBA managt. Die WNBA? Dieses Sommerprogramm für Amerikas sportverrückte Lesben-Comunity hat Macht und Einfluss? Auf welchem Planeten?

25. September 2007

Marbury hat ein wirklich großes Herz für Praktikantinnen

Wer geglaubt hatte, die Praktikantin der New York Knicks, die sich damals von Basketballer Stephon Marbury zu einer kleinem Sexeinlage in sein Auto locken ließ, habe Mitleid verdient, der muss sich eines besseren belehren lassen. Ms. Kathleen Decker wurde wenig später vom Club-Management MSG Sports mit einem richtigen Job bedacht. Und nicht nur das. Vor sechs Wochen erhielt sie eine Beförderung. Was das mit ihrer Zeugenaussage im laufenden Prozess zu tun hat? Das wissen wir noch nicht. Aber Spekulationen sind erlaubt. Vielleicht macht man in einem Männerverein alter Prägung immer noch am besten auf die Decker-Tour Karriere. Jedenfalls nicht so wie Anucha Browne Sanders (Bild hier), die den Laden verklagt hat, weil sie nach einer internen Beschwerde wegen sexueller Nötigung ihren gut bezahlten Job verlor. Deckers Auftritt am Montag als Zeugin der Verteidigung warf aber auch ein schlechtes Licht auf die Klägerin. Das interessanteste Detail (denn die meisten bisher vor Gericht zitierten Protagonisten - Isiah Thomas, Chefmanager Steve Mills und Browne Sanders sind schwarz) : Decker ist weiß.

Ehrenkasper beim Eishockey: Torwart haut Torwart


Die neue Eishockey-Saison in der NHL steht vor der Tür. Da will man den Leuten doch den Mund wässrig machen. Wie wär's mit einem Video von einer der selten ehrenkasperlichen Torwart-gegen-Torwart-Schlägereien, die es am Montagabend in einem Preseason-Spiel zwischen den New York Rangers und den New York Islanders gab? Vorsicht: die Begeisterung der Kommentatoren ist extrem. Man sollte die Lautstärke regulieren.

Einmal Empire, immer Empire

Wer hat eigentlich den Engländern beigebracht, dass sie das Fußballspiel, das sie dereinst in ein Regelwerk gegossen haben, auf ewig von einer erhobenen (erhabenen? arroganten?) Warte aus betrachten dürfen? Spätestens seit der Klatsche 1953 gegen Ungarn (oder allerspätestens seit dem zusammengeschummelten WM-Sieg 1966) sollte doch wohl klar sein: England stellt bestenfalls die Stadien und die Zuschauer zur Verfügung. Den attraktiven Rest liefert der Rest der Welt. Wozu ja mittlerweile auch das Geld gehört, das Investoren aus Russland und den USA in die Premier League pumpen. Und die Knete von den Fernsehanstalten aus aller Welt, die die Übertragungsrechte für die Liga und die Champions League bezahlen.

Aber so sind sie eben. Einmal Empire, immer Empire. Mit allem pomp and circumstance. Den jüngsten Fall erlebt man dieser Tage aus Sicht der USA. Also dort, wo David Beckham auf der Ersatzbank sitzt. Nun beschäftigen sich plötzlich blokes und lads mit Major League Soccer und mit dem Englisch, das von amerikanischen Fernsehkommentatoren verbrochen wird. Unter dem Vorwand, man müsse englischen Lesern die farbigen Begriffskonstruktionen übersetzen, werden nun immer wieder irgendwelche Beginner's Guide to MLS Terminology-Listen verfasst, die eigentlich nichts anderes besagen sollen: die spinnen, die Amis. Das Armutszeugnis solcher Belehrungsversuche besteht vor allem darin, dass die herausgepflückten Beispiele überhaupt nicht gebräuchlich sind, sondern vielleicht hin und wieder einem einzelnen Moderator mit Kreativambitionen von der Zunge rollen. Kein Wunder, dass die wahren US-Fußball-Fans, die solche verzerrenden Traktate hassen, inzwischen zurückballern und erklären: die Briten erfinden Sachen. Das tun sie sicher nicht. Sie pflegen einfach nur ihren Napoleon-Komplex - nach Strich und Faden.

Pflügen statt Pflegen: US-Golfer ruinieren Golf-Mekka

Der heiligste aller Golf-Rasen, auf dem Millionen von Amateuren gerne mal eine eckige Runde drehen würden, ist in Gefahr. Der Old Course in St. Andrews, der gerne als der Geburtsort des jahrhundertealten Spiels der Schotten bezeichnet wird, leidet gewaltig unter einem neueren Phänomen: Immer mehr Golfer hebeln mit immer mehr Wucht große und tiefe Rasenstücke aus den Fairways, was zu reparieren immer schwerer wird (via SportsbyBrooks). Die Hauptschuldigen sind amerikanische Besucher, die die Anlage eigentlich als Mekka ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung betrachten und deshalb in Scharen anreisen und ohne Probleme 125 Pfund Greenfee und 40 Pfund für einen Caddie bezahlen. Aber anstatt im Stil der Schotten zu spielen, die den Ball bei ihren Schlägen traditionell eher sorgsam vom Gras herunterfegen und in der Nähe des Grüns mit Bump-and Run-Schlägen arbeiten (eine flachere Flugkurve sorgt dafür, dass der Ball im böigen und starken Nordseewind nicht unbeherrschbar wird), greifen die Touristen aus Übersee zu martialischen Methoden, die von einer neuen Schlägerkopftechnologie auch noch begünstigt wird: Sie nehmen riesige sogenannte Divots. Warum? Weil Tiger Woods so spielt, den man in den USA als Maß aller Dinge nimmt. Und weil man in Amerika gewöhnlich auf Plätzen mit einem anderen Mutterboden spielt, auf dem die gebräuchlichen Grassorten relativ leicht wieder nachgesät werden können und nachwachsen. Der harte Sandboden der schottischen Küstenlandschaft verfügt nicht über derartige magische Selbstheilungskräfte. Hier dauert alles sehr viel länger. Und warum auch nicht? Hier wird seit 1400 Golf gespielt, ein Jahrhundert, bevor Kolumbus Amerika entdeckte.

Nicht nur in St. Andrews macht man sich zunehmed Sorgen. Auch in Turnberry, wo in zwei Jahren die British Open ausgetragen werden, stellt man den Trend fest und muss immer mehr Leute einsetzen, die morgens in den wenigen Stunden, ehe man die Golfer auf den Platz lässt, über die Anlage hetzen und die hässlichen Spuren beseitigen. Am Hauptproblem aber wollen die Betreiber offensichtlich nichts ändern: Der Old Course in St. Andrews wird pro Jahr von 42.000 Flights bespielt und strapaziert - so intensiv wie kaum ein anderer Platz in der Welt. Die Schwierigkeit: St. Andrews, Sitz einer alten anerkannten Universität und einer Luftwaffenbasis, von der der Lärm der Düsenflugzeuge über die Dünenlandschaft dröhnt und einen bisweilen beim Spiel mächtig nervt, lebt inzwischen massiv vom Golf-Tourismus, der jedes Jahr eine halbe Million Menschen nach Schottland bringt. Gleich nebenan liegen mehrere Plätze, um die massive Nachfrage zu befriedigen.

24. September 2007

Der Klingelbeutel: Becks to where he belongs?

Irgendjemandem muss aufgefallen sein, dass die Saison von Major League Soccer bald zu Ende ist und vor dem kommenden April nicht wieder beginnt. Und dann hat er sich gesagt: Da ist doch dieser Beckham. Und der hat doch bisher auch jeden Winter gespielt. Kann man den nicht nach England holen, wo er dann bei einem dieser Edelclubs trainiert? Wäre doch eine prima PR-Aktion. Und so kam das Gerücht in den Sunday Mirror, wonach Becks den Winter womöglich bei Arsenal verbringt.

Die Anklage lautet auf Körperverletzung und wird von Videoaufnahmen untermauert. Trotzdem hat sich Jose Offerman in Bridgeport im ersten Teil des Verfahrens für nicht schuldig erklärt. Sein Anwalt erklärte, er glaube nicht, dass sein Mandant irgendeinen der Gegner mit dem Baseball-Schläger getroffen habe. Im Oktober geht's in medias res.

Michael Vick wartet auf das Strafmaß. Aber das hält niemanden davon ab, das Haus zu besuchen, in dem er seine Kampfhunde hielt und umbrachte. Es ist zur Touristenattraktion geworden. Vermutung: Bald wird an Ort und Stelle der erste Hot-Dog-Stand aufmachen, und Leute werden T-Shirts verhökern.

23. September 2007

A-Rod und die Cubs - ein pikantes Gerücht

Die Quelle ist nicht die übliche Pipeline für Sportklatsch, sondern eine seriöse und sehr lesenswerte General-Interest-Zeitschrift namens New York Magazine. Das macht die Information so bemerkenswert: Alex Rodriguez, der bestbezahlte Baseballprofi und zur Zeit im Dienst der New York Yankees, verhandelt angeblich mit den Chicago Cubs. Sein alter Vertrag über 252 Millionen Dollar und zehn Jahre, den er ursprünglich mit den Texas Rangers abgeschlossen hatte, besitzt eine Klausel, die ihm erlaubt, am Ende dieser Saison seiner Wege zu gehen (natürlich ohne die ausstehenden garantierten Bezüge). Das neue Angebot liegt angeblich bei 30 Millionen Dollar im Jahr und schließt einen völlig neuen Dreh ein: Dass der Shortstop (der in New York wegen Derek Jeter Third Baseman spielen muss) einen Anteil am Club erhält. Die Geschichte ist pikant. Denn offiziell hat der mächtige Agent von A-Rod, Scott Boras, gar nicht das Recht, zu diesem Zeitpunkt Gespräche mit wem auch immer zu führen.
Blick zurück: Vor der Saison war A-Rod in New York kein bisschen beliebt, inzwischen mögen sie ihn

Fake Field Goal - Football von der süffisanten Art


Eigentlich gäbe es viele Gründe, eine Eloge auf Quarterback Brett Favre zu schreiben. Der Mann hat heute eine NFL-Bestleistung von Dan Marino egalisiert. Aber da die Green Bay Packers mit dem Erfolg gegen die San Diego Chargers nach drei Wochen eine Bilanz von 3:0 Siegen aufweisen, werden wir noch häufiger mit diesem Team und ihrem Ausnahme-Quarterback zu tun haben. An Gelegenheiten wird also kein Mangel bestehen. So kreativ und risikofreudig und unwiderstehlich Favre seine ganz Laufbahn über auch gespielt hat, im Vergleich zu so manchem College-Football-Match fehlt es den Profis an Überraschungsmomenten. Deshalb diese Szene vom Samstag: LSU (Louisiana State für Nichteingeweihte) gegen South Carolina (mit dem von den Washington Redskins nach einer blamablen Zeit auf die Collegeebene zurückgekehrten Coach Steve Spurrier an der Linie). Da zeigt eines der Top-Teams der Saison, wie man ein Field Goal antäuscht, die Defensive düpiert und so ziemlich leicht einen Touchdown erzielt. Erst ab 1:00 gibt's die Kameraeinstellungen, die den Spielzug in seiner Kunstfertigkeit demonstrieren. Endstand 28:16 für LSU, die schnurstracks und pfiffig auf die Meisterschaft zusteuern.

22. September 2007

Der Klingelbeutel: Trikottausch? Nicht möglich

Jemand, der die Philadelphia Eagles so sehr verehrt, dass er sich das Trikot auf die Haut pinseln lässt und nicht im Fanartikel-Laden kauft, wird es akzeptieren, dass die Mannschaft so schlecht ist wie schon lange nicht mehr. Am Sonntag geht es nach zwei Auftaktniederlagen gegen die Detroit Lions, die ein ganzes Jahrzehnt total Banane waren, aber derzeit mit zwei Siegen aus zwei Begegnungen ziemlich gut aussehen. Dieses Trikot kann man nicht gegen das der Lions tauschen, höchstens abwaschen (via The 700 Level).

Christoph Schubert ist zu gut für die Ottawa Senators. Nein, wirklich. Erst geben sie ihm einen Vertrag über drei Jahre und 2,65 Millionen Dollar, was lächerlich anmutet, wenn man sieht, was andere bekommen (und wofür). Jetzt schieben sie ihn einfach nur herum. Am liebsten würde er in der Verteidigung spielen. Aber er muss meistens erneut im Sturm ran. Im ersten Spiel der Vorsaison gegen die Montreal Canadiens hatte er zwei Vorlagen.

Dafür scheinen sie in Ottawa endlich einen Club gefunden zu haben, bei dem sie den Emmentaler Torwart Martin Gerber los werden können. Der Schweizer sitzt seit Monaten auf einem finanziell gut gepolsterten Stuhl und wartet darauf, wohin die Reise geht. Er hatte die ihm zugedachte Position des Torhüters Nummer eins verloren und ist mit 4,75 Millionen Dollar Gehalt pro Jahr als Ersatzmann zu teuer für die Senators, die an allen Ecken und Enden sparen müssen, um die Salary Cap nicht zu überschreiten. Das neue Team? Unbestätigt, aber wahrscheinlich die Los Angeles Kings. Damit wäre Gerber wieder ziemlich genau dort, wo er mal angefangen hat - als Nummer zwei bei den Anaheim Mighty Ducks (inzwischen nur noch Ducks genannt).

Krisenfall Notre Dame stürzt im College-Football weiter ins Nichts. Nach drei erbärmlichen Niederlagen in Folge zu Beginn der Saison (ohne einen von der Offensive produzierten Touchdown), folgte heute gegen Michigan State Lektion Nummer vier (14:34). Was kommt als nächstes? Purdue, UCLA, Boston College und USC, ehe die Marineoffiziersanwärter der Navy aus Annapolis anreisen. Was wird passieren? Notre Dame wäscht Trainer Charlie Weis, weißer geht' nicht.

Foto: flickr/creativecommons/bearklektor

Die Nike-Goalies haben ausgedient


Sportausrüster Nike zieht sich aus dem Eishockeygeschäft zurück. Und damit auch aus dem Produzieren von völlig verrückten Torwart-Werbespots. YouTube hat sie alle. Hier ein Vorgeschmack. Oder muss man jetzt eigentlich Nachgeschmack sagen?

21. September 2007

Wenn der Roadie die Groupies anbaggert

José Mourinho und Los Angeles Galaxy, Los Angeles Galaxy und José Mourinho. Das muss man sich einen Augenblick lang auf der Zunge zergehen lassen... Gut. Vorbei. War nur eine Idee. Eine Idee der Anschutz Entertainment Group, die dieser Tage wie der Roadie einer Rock-Band wirkt, der jedes zottelige Groupie anbaggert, das mit der Absicht am Hinterausgang des Konzertsaals steht, sich mit einem der Stars zu vergnügen. Zuerst wollten sie Jürgen Klinsmann. Nun also den Portugiesen. Und alles, alles nur, weil mit dem Anheuern von David Beckham die Ansprüche gestiegen sind und man jetzt als Tingetangel-Attraktion um die Welt reist.

In Neuseeland können sie's kaum erwarten, dass die Mannschaft mit dem verletzten Alt-Star kommt, für dessen Auftritt man in Wellington zwei Millionen Dollar ausgelobt hat - darunter wohl auch Steuergelder. Der Bürgermeister hat erklärt, dass die Visite der Stadt einen wirtschaftlichen Gegenwert von 6 Millionen Dollar einbrächte. Man sieht: Selbst in einem Land mit so vielen vernünftigen Menschen wie Neuseeland bringt das Phantom Beckham die Zahlenspiele durcheinander.

Die eigentliche Nachricht aber lautet: Die Nahrungsmittelzusatzpräparate, die der neue Trikotsponsor Herbalife zur Verfügung stellt, zeigen angeblich Wirkung: Die Galaxy-Spieler denken klarer, haben mehr Energie und geben Noch-Trainer Frank Yallop die Zuversicht, die man braucht, wenn man sieht, wie der eigene Posten ständig anderen Leuten angeboten wird: "Danke Herbalife dafür, dass du meine Arbeit leichter machst, den Spielern dabei zu helfen, ihr wahres Potenzial zu erreichen." So steht es auf der Webseite des Sponsors, der offensichtlich noch nicht gemerkt hat, dass die Mannschaft dank ihres wahren Potenzials den schlechtesten Punktestand von allen Teams von Major League Soccer aufweist.

San Francisco weist Barry Bonds die Tür

Barry Bonds hat am Donnerstag von den San Francisco Giants klaren Bescheid erhalten: Der umstrittenste Baseballprofi Amerikas wird ab der kommenden Saison nicht mehr gebraucht. Die kommerziellen Erwägungen dahinter leuchten ein. Das Theater um den Home-Run-Rekord brachte Zuschauer und geschäftliche Erträge. Alles, was jetzt noch kommt, falls Bonds wie angekündigt weiter macht, sind statistische Petitessen ohne Zugkraft. Man wird ihn vermutlich aber trotzdem hin und wieder in San Francisco sehen. Vor allem, wenn das laufen Ermittlungsverfahren wegen Meineidsverdacht im Nachgang der BALCO-Dopingaffäre in ein Prozess-Spektakel ersten Ranges mündet.
Blick zurück: Rekorde sind dafür da, gebrochen zu werden
Blick zurück: Die Enthüllungen über den Dopingfall Barry Bonds und die Probleme der Reporter, die beinahe im Gefängnis gelandet wären

Der Klingelbeutel: Nix mit Styx und andere Merkwürdigkeiten

Was wir im Zusammenhang mit unserem Namen alles erleben und hin und wieder richtig stellen müssen:
"Styx is an American arena rock band."
Styx wird in diesem Haus als Musikphänomen für undiskutabel gehalten.

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Wir haben nichts zu verkaufen.

"Justin Timberlake rests voice and reschedules American arena dates".
Es gibt keinen Interview-Termin. Es gab auch noch nie einen. Allerdings ist dieses Video von einem Saturday Night Live Auftritt bemerkenswert und hatte den Emmy, den Spitzenfernsehpreis in den USA auch mehr als verdient.

"
That’s a lot of Mottram, and a lot of folks failing to include a certain exclamation point, namely that Russian blog at the end there."
Mr. Irrelevant in seiner Reaktion auf die vielen Leute, die seinen Umzug zu yahoo! vermelden (hier zur Abwechslung mit Ausrufezeichen) - darunter auch American Arena, wo man sich nicht so gerne als "russischen Blog" bezeichnen lässt, sondern lieber so wie Dan Steinberg von der WaPo in Kommentar Nummer 16 das tut.

Top-Sportblogger zu Yahoo

Amerikas Sportblogger verzeichnen eine neue Karrierenachricht. Der sehr eloquente und sehr einfallsreiche Jamie Mottram, der bei AOL das FanHouse aufgebaut und zum Erfolg geführt hatte, wechselt zu Yahoo Sports. Yahoo befindet sich in einem massiven Wettstreit mit ESPN um die Marktführerschaft bei den Sportonline-Diensten und scheint gezielt das Personal und die Formate auszubauen. Mottram wird seinen eigenen Blog Mr. Irrelevant weiter betreiben. Und wohl auch die Blog Show, eine spaßige wöchentliche Fernsehsendung, bei der er mit Dan Steinberg von der Washington Post auf einem regionalen Fernsehkanal in Washington die Themen nacharbeitet, die in der amerikanischen Sportbloggerwelt die Runde machen (via The Big Lead).

Hier ein Blick auf die Rangliste der amerikanischen Sportblogs, die man auf Ballhype findet. Die Rangordnung basiert auf der Zahl der Links, die die fraglichen Blogs einsammeln.

Kirilenko legt nach: Notfalls verzichtet er aufs Geld

Wenn man weiß, wie verächtlich Sportler aus Europa in den traditionellen Mannschaftssportarten Nordamerikas eingestuft wurden (und teilweise immer noch werden), dann entwickelt man unwillkürlich eine ungeheure Sympathie für die Vorgehensweise von Andrej Kirilenko. Der russische Nationalspieler, der bei der Europameisterschaft all das gezeigt hat, was er kann, der aber bei den Utah Jazz in der NBA so gut wie keinen Entfaltungsspielraum erhält, hat offensichtlich nicht nur einen Trade verlangt. Er ist sogar bereit, auf das viele Geld zu verzichten, dass ihm aufgrund seines Vertrages bis 2010 noch zusteht, wenn ihn der Club NICHT ziehen lässt. Damit hat das Tauziehen um den MVP von Spanien innerhalb kürzester Zeit einen Unterhaltungswert erreicht, der den Clubmanagern in Salt Lake City nicht recht sein kann. Denn falls Kirilenko ernst macht und nicht am 1. Oktober zum Trainingslager anreist, sondern konsequent weiterpokert, steht das Team ziemlich dumm da. Bei einem Tausch mit einem anderen Club hingegen könnte Utah - zumindest auf dem Papier - einiges an Gegenwert - bekommen. Die 13,7 Millionen Dollar Salär im kommenden Jahr (und der Rest) müssen schließlich bei einem Trade nach den NBA-Regeln gleichwertig aufgewogen werden. Das Kluge an Kirilenkos Schachzug ist, dass er nicht unmittelbar nach einer statistisch gesehen ziemlich schwachen, aber sportlich für das Team eher starken Saison den Mund aufmachte, sondern nach einem glanzvollen Auftritt in Europa, der bewies, dass Coach Jerry Sloan ein sturköpfiger Schematiker ist, der nicht mal Potenzial erkennt, wenn es auf langen dünnen Beinen und mit verhungert wirkendem Gesicht vor ihm steht.

Ach, ja, sagen dann in solchen Momenten die Verteidiger des sturköpfigen Schematikers: Hat man Kirilenko nicht auch deshalb in Utah einen so guten Vertrag gegeben, weil man ihn damals für potentiell ziemlich wertvoll eingestuft hat? Aber dabei handelt es sich um eines dieser Scheinargumente aus der Logik-Abteilung des Sports, bei dem man die Schuld für das Leistungsprofil eines Athleten immer zuerst beim Athleten vermutet. Alles nach dem Motto: Wenn ein Spieler nicht wie der Roboter funktioniert, den sich die Teamverantwortlichen ausgemalt haben, dann muss das an dem Spieler liegen. Am Trainer ganz bestimmt nicht. Der ist der Erwachsene in diesem Ringelreihen. Der Spieler ist das unangepasste Kind.

In einem anderen Club würde solch ein Psychodrama auch schon mal dem Trainer zur Last gelegt (und dann wird der an die Luft gesetzt). Aber Jerry Sloan wird man bei den Jazz vermutlich erst dann beerdigen, wenn er wirklich tot ist. Der Mann hat eine Lebensstellung und unumstrittene Autorität. Zumal Salt Lake City kein Medienstandort ist, an dem die Öffentlichkeit via Zeitungen, Radio oder Fernsehen an ihren Denkmälern rüttelt. Die Hauptstadt der Mormonenbewegung wird von mehr Gutmenschen pro Quatdratmeter bevölkert als jede andere Metropole in den USA. Die lieben Ordnung, Hierarchie und...Menschen mit weißer Hautfarbe.

Was sie nicht lieben, sind widerspenstige, unangepasste Figuren, die das patriarchalische Gefüge in Frage stellen. Wenn Kirilenko konsequent bleibt, hat er damit die weiche Stelle getroffen und in ein paar Wochen einen neuen Arbeitsplatz. Wenn er den eingeschlagenen Kurs nicht durchzieht, hat er keine Sympathie verdient.

20. September 2007

Landis und ein Ende is: Es war Doping, sagt das Schiedsgericht

Floyd Landis hat das Schiedsgerichtsverfahren verloren, das die amerikanische Anti-Dopingagentur gegen ihn im letzten Jahr angestrengt hatte, nachdem er bei der Tour de France 2006 mit synthetischen Testosteron im Urin aufgefallen war. Landis hatte die Rundfahrt im Schweizer Phonak-Team auf dem Papier gewonnen, wird nun aber den Titel und die damit verbundenen Einnahmen verlieren. Die anstehende automatische zweijährige Sperre läuft rückwirkend ab 30. Januar 2007. Landis hat sich selbst noch nicht geäußert. Es wäre aber eine Überaschung, wenn er nicht in die Berufung geht. Die Appellations-Instanz (CAS) sitzt im schweizerischen Lausanne. Das dreiköpfige Gremium mit zwei Kanadiern und einem Amerikaner hatte 2:1 entschieden, dass trotz gewisser Schlampereien im Labor in Frankreich die Analyse-Resultate nicht anfechtbar sind.
Blick zurück: Das Link zu der Übersicht aller Landis-Beiträge in American Arena
Blick zurück: Highlights der Berichterstattung mit Infos über den deutschen Professor, die deutsche Ärztin, die Stimmung im Gerichtssaal von Malibu, den amerikanischen Teamsponsor, der sich nach dem Bekanntwerden der Affäre zurückzog, über Landis an der Tour 2006 (in der FAZ). Da ist im Laufe der Monate eine Menge zusammengekommen.

19. September 2007

Der Klingelbeutel: Boxer, Bierbrauer, Baseball und ein Spiel im Freien

Es war schon länger mal an der Zeit, eine Rubrik einzuführen, die den Kleinkram einfängt, der sonst unter den Tisch fällt. Die Kollekte derselben nennen wir in American Arena den Klingelbeutel. Heute ging er zum ersten Mal herum und fing folgende Themen ein:

EIGENTLICH ist es nur fair, dass in der Coors Arena in Boulder Colorado kein Bier der Brauerei Coors verkauft werden darf (und auch kein anderes Bier). In der Allianz Arena in München werden ja auch keine Versicherungen verkauft.

MAN FRAGT SICH, wieviel Karten hätten die Buffalo Sabres eigentlich losgeschlagen, wenn das Football-Stadion der Buffalo Bills größer wäre? Die Eishockey-Mannschaft spielt am 1. Januar nicht in der eigenen Halle, sondern zieht unter freiem Himmel ihr Spiel gegen die Pittsburgh Penguins auf. Alle 40.000 frei verkäuflichen Eintrittskarten gingen innerhalb weniger als einer Stunde über den Internet-Makler Ticketmaster weg. Die 30.000 Jahreskarten-Besitzer der beiden Teams bekommen den Rest. Alle wollen (durch ihr Fernrohr) Thomas Vanek sehen. Und Sydney Crosby. Und sich dabei das Gesäß abfrieren. Buffalo im Winter ist schweinekalt.

BISLANG LIEF DIE SAISON bei den Dallas Cowboys ganz gut. Terrell Owens hat noch keinen Weg gefunden, den Laden aufzumischen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Der frisch verpflichtete Ex-Sträfling Tank Johnson, der von den Chicago Bears heraus geworfen wurde, wird schon einen Weg finden, die innere Balance des Teams zu kippen. Wenn nicht in diesem Monat, dann im nächsten.

DIE VOR-PLAYOFF-PHASE in Major Leage Baseball ist so spannend wie schon lange nicht mehr. Das liegt auch daran, dass die Chicago Cubs ihrer Tradition zufolge kurz vor Schluss einen Durchhänger haben. Die New York Mets am laufenden Band verlieren und die Boston Red Sox sehr wenig tun, um sich die verhassten New York Yankees vom Hals zu halten. Vor allem die Cubs würden uns mit ihrem Formabtief einen Gefallen tun. Wir wollen sehen, ob die Fans der Milwaukee Brewers ihrem Gelübde folgen und sich in die Hose machen, wenn ihr Team die Division gewinnt.

WER WEISS, auf welche Ideen Leute kommen, der Beruf darin besteht, sich für viel Geld die Birne weich kopfen zu lassen? Im Fall von Oscar de la Hoya war es Cross-Dressing in Netz-Outfit. Und nun - dank x17 online - weiß es auch der Rest der Welt (via SportbyBrooks und Deadspin). Nachtrag: De la Hoyas Manager hat sich gemeldet und gesagt, die Bilder seien eine Fälschung und zusammengedoktert. Dann sind als nächstes wohl die Beschaffer der Fotos am Zug. Denn denen droht eine Klage.

Roger als Terracotta-Soldat


Die ATP besitzt eine gewisse Vorstellung davon, wie bedeutend die besten Tennisspieler der Welt sind/sein sollten/sein könnten. Normalerweise wird ihre Bedeutung in Geld aufgewogen. Das ist ziemlich kulturlos. Also sollen jetzt riesige Skulpturen im Stil der Soldaten der sogenannten Terracotta-Armee entstehen, die man vor einiger Zeit in China ausgegraben hat. Warum das China-Motiv? Zur Zeit findet die große Jahresabschlussveranstaltung, die je nach Sponsoren- und Fernsehgeld um den Globus tingelt, in Schanghai statt. Und die ATP hat keine Zweifel daran, welche Profis antreten werden. Das Video über das Projekt wurde von einer New Yorker Agentur gedreht (via The Big Lead).

Ende mit nett: Kirilenko hat keine Lust mehr in Utah

Dass Andrej Kirilenko und seine Frau nicht nach Salt Lake City gehören und er nicht in das stilistische Gefüge der Utah Jazz passt, ist nicht schwer zu erkennen. Aber dass der Russe das auch so einschätzt und daraus Konsequenzen ziehen will, hätte man dann doch nicht erwarten dürfen. Denn anders als der durchschnittliche Amerikaner, der selbstbewusst nach einem Trade verlangt, sobald ihm etwas nicht passt, geben sich die Europäer in der NBA eher pflichtbewusst und anpassungsfähig und wirken deshalb meistens so, als hätten sie keine rechte Vorstellung von der eigenen Bedeutung und Qualität. Sie verhalten sich wie gute Gäste auf Besuch bei fremden Familien. Was einer der Gründe (wenn auch sicher nicht der entscheidende) dafür ist, weshalb die Liga-Bosse seit ein paar Jahren so gerne Nachwuchs aus dem Ausland draften.

Nun hat Kirilenko einem Bericht der Salt Lake Tribune zufolge folgendes gesagt: "Ich habe oft darüber nachgedacht und bin zu der Entscheidung gekommen: Ich will die Utah Jazz verlassen." Das klang sogar noch nett (man kann ja zum Abschied auch leise "Servus" sagen). Offensichtlich hat er das Ansinnen schon vor Wochen der Clubleitung mitgeteilt und nicht erst nach der Europameisterschaft in Spanien, wo er zum wertvollsten Spieler des Turniers ernannt wurde. Aber der offizielle Weg hatte offensichtlich keine Wirkung, weshalb er die öffentliche Erklärung nachschob. Das erhöht den Druck. Denn jetzt wissen die 29 anderen Teams in der NBA, dass einer vielseitigsten Basketballer der Liga (wenn nicht DER vielseitigste) zu haben ist.

Das Tauziehen wird sicher noch ein bisschen anhalten. Womöglich wird Kirilenko das Trainingslager aussitzen, das in ein paar Wochen beginnt und es riskieren, dass man ihn in Salt Lake City als undankbar oder gierig beschimpft. Er bekommt schließlich mit 13,7 Millionen Dollar pro Saion ein überdurchschnittliches Gehalt. Aber das sollte alles nur Geplänkel sein. Während dessen werden die Jazz-Oberen die Angebote sortieren, die ihnen auf den Tisch flattern werden. Zum Beispiel aus Chicago, wo man viel offerieren kann und wo ein Typ wie Kirilenko sofort Wirkung zeigen würde.

Die besondere Qualität dieser Entwicklung besteht jedoch in etwas anderem. Kirilenkos Vorgehensweise wird den guten Europäern wie Nowitzki oder Gasol hoffentlich ein leuchtendes Beispiel sein, dass es an der Zeit ist, ihr sportliches Schicksal mal in die eigenen Hände zu nehmen und Mannschaften und Clubs den Laufpass zu geben, bei denen man das große Ziel nicht erreichen wird, weil immer irgendetwas gerade nicht richtig funktioniert. Obwohl: dass Dirk eine solche Forderung stellt, vermag man sich gar nicht auszumalen. Er tut seit Jahren so, als sei es nach guter alter Nibelungstreue seine verdammte Pflicht und Schuldigkeit zu beweisen, dass er in Dallas einen Titel holen kann - mit einem Team ohne Leute von der Leistungsstufe Steve Nash und Michael Finley.
Blick zurück: Und wir dachten schon, Kirilenko werde einfach brav an seinen Arbeitsplatz zurückkehren...

18. September 2007

New York Times schafft Online-Gebühren ab

Die New York Times, eine der besten Tageszeitungen der Welt und das Leitmedium der Amerikaner, hat ihren Versuch aufgegeben, Online-Nutzern jährliche Abogebühren für einen Teil der Inhalte auf der Webseite und Texte im elektronischen Archiv abzuknöpfen. Der Verlag will die Einnahmen über das Anzeigengeschäft verdienen. Besonders weitreichend: die Freigabe des Archivmaterials. Man darf davon ausgehen, dass dieser Schritt von anderen Medienhäusern als Modellfall eingestuft wird. Die einzige Zeitung, die mit Subskription im Netz profitabel wirtschaftet, ist das Wall Street Journal. Die wechselte soeben ihren Besitzer. Der neue Eigentümer Rupert Murdoch hat Andeutungen gemacht, die darauf schließen lassen, dass auch er das Konzept trotz des Erfolgs aufbrechen wird.

Gold Digger goes Zweite Liga

Die ehemalige Striptease-Tänzerin Tyna Marie Robertson hat im Laufe der letzten Jahre
• einen Arzt beschuldigt, sie belästigt zu haben und dann den Vorwurf wieder zurückgezogen,
den irischen Tänzer Michael Flatley (Riverdance) beschuldigt, sie im Badezimmer eines Casinos in Las Vegas vergewaltigt zu haben und ihn auf 35 Millionen Dollar Schadenersatz verklagt, (ein Vorwurf, der gerichtsseitig als grundlos eingestuft wurde, aber eine Gegenklage wegen Erpressung nach sich zog, die soeben zu einer außergerichtlichen Einigung führte),
den Football-Profi Brian Urlacher von den Chicago Bears vor Gericht gezerrt, weil er nur 2000 Dollar im Monat Unterhalt für das gemeinsame zwei Jahre alte Kind Kennedy zahlt, was ihr angesichts der Millioneneinkünfte des Linebackers als zu wenig vorkam,
• einen Mann aus der zweiten deutschen Basketball-Bundesliga gefunden, der sie geschwängert, aber dann brav auch geheiratet hat, wie die Chicago Sun-Times heute meldet. William "Bill" Goehrke ist zehn Jahre jünger als die 35jährige Frau, deren Erfahrungen mit Männern immer wieder in den Schlagzeilen landen. "Er ist ein guter Kerl", sagte sie. "Einfach ein großartiger Kerl." Goehrke, der in der Chicago-Gegend aufwuchs und wohl einen deutschen Pass hat, hat sich nach der letzten Saison bei den Knights in Kirchheim/Teck abgemeldet.

Wir warten jetzt auf die nächsten News. Kehrt Bill mit Tyna nach Deutschland zurück? Wird Bill soviel Geld verdienen, dass er die finanziellen Bedürfnisse seiner Gattin zufrieden stellen kann? Hat sie ihre gerichtsnotorischen Glücksspielgewohnheiten im Griff? Und wird's ein Junge oder ein Mädchen?

Globallermann

Für die meisten handelt es sich hier um einen alten Hut. Für die Amerikaner ist es irgendwie neu, überraschend, erklärungsbedürftig.....dass die Premier League überall in der Welt ein wachsendes Fernsehpublikum findet. Und deshalb durfte ein Korrespondent des Nachrichtenmagazins Time aus Hongkong über das Phänomen berichten und ein Korrespondent aus London ein paar Infos beisteuern. Daraus darf man ableiten, dass die Mehrheit des Publikums in den Vereinigten Staaten auch weiterhin nicht verstehen wird, worin die Faszination des Fußballspiels besteht. Was ja vielleicht ganz gut ist. Man stelle sich nur mal vor, dieses Land würde Fußballer der Premiumkategorie Tiger Woods, Michael Jordan oder Andre Agassi produzieren. Dann wäre die US-Nationalmannschaft ein Dauerkandidat für den WM-Titel. Wer will denn das? Die Engländer bestimmt nicht (via The Offside)
Blick zurück: Der Fernseh-Deal der Premier League in Asien

Zeitmaschine

Der gute Tony Kornheiser, der im Hauptberuf eine Kolumne für die Washington Post schreibt, im Nebenberuf bei ESPN Radioprogramme abliefert, zusammen mit dem Post-Kollegen Michael Wilbon die Quasselsendung Pardon the Interruption bestreitet und als dritter Mann in der Sprecherkabine von Monday Night Football engagiert ist .....uff, kurze Pause zum Luft holen.... ist ein vielbeschäftigter Mann. Und hat deshalb keine Zeit mehr sich, die hübschen Bonmots selber auszudenken. Aber wenigstens nennt er - noch - die Quelle. Hier das Highlight von gestern abend (via Out of Left Field), als er Steve Hirdt (Elias Sports Bureau, ein Statistikspezialist) zitierte:
"Die Packers sind 2:0, die 49ers sind 2:0, die Cowboys sind 2:0. Und O. J. ist im Gefängnis. Wir erleben noch einmal die Mitte der neunziger Jahre."
Man sollte vielleicht den Namen Isiah Thomas mit in die Runde werfen. Der dokumentierte im Gerichtssaal in New York, weshalb ihn Michael Jordan 1992 aus dem Dream Team heraushielt, obwohl von seinen sportlichen Qualitäten her eindeutig zu der Auswahl dazu gehört hätte. Der Mann ist ein doppelzüngiger Giftzwerg. So sagte er: "Wenn ein weißer Mann eine schwarze Frau als 'bitch' bezeichnet, dann finde ich das falsch. Das akzeptiere ich nicht. Damit habe ich ein Problem." Als er aber gefragt wurde, ob er auch ein Problem damit habe, wenn ein schwarzer Mann eine schwarze Frau "bitch" nennt, klang das schon anders: "Nicht so sehr." Merke: Schwarzen Frauen verdienen nicht halb so viel Respekt von schwarzen Männern wie von weißen.

Warum das so sein soll, ist einfach zu verstehen. Mit dem rüden Schimpfwort belegte er die Marketing-Spezialistin, die für die New York Knicks und ihn arbeitete und die nun den Club auf Schadensersatz wegen sexueller Nötigung verklagt, weil ihr gekündigt wurde, als sie sich über die Behandlung seitens Thomas beschwerte.

Das Wort bitch ist übrigens nicht eindeutig zu übersetzen. Es kann Hündin, Hure oder auch Petze bedeuten. Dass es herabsetzend gemeint ist, bestreit jedoch niemand. Thomas war der Mann, der hinter dem Rücken von Magic Johnson erzählte, der Lakers-Mann habe sich den AIDS-Virus durch Sex mit Männern zugezogen. Eine Möglichkeit, die Johnson stets rundheraus bestritten hat. Darüber ging die einstige Freundschaft der beiden zu Bruch. Diesmal wird es vermutlich teurer.
Blick zurück: Die Schwierigkeiten von Isiah Thomas

17. September 2007

Nachschlag für Nellie und andere NBA-News

Wir begrüßen ein paar alte Gesichter zurück in der NBA, die gar nicht so richtig weg waren:
• Don Nelson hat nach nur einem Jahr Dienst in Oakland einen alten Drei-Jahres-Vertrag in einen neuen Zwei-Jahres-Vertrag mit den Golden State Warriors umgetauscht, der auf dem Papier auch so etwas wie ein Drei-Jahres-Vertrag ist. Er hatte sich nach dem erfolgreichen Playoff-Auftritt geräuspert und mit Rücktritt gedroht. Nun bekommt er 5,1 Millionen Dollar pro Jahr für die nächste und die darauffolgende Saison. Danach kann das Team entscheiden, ob es die Option für die dritte Spielzeit aufgreift. Die alte Gehaltssumme lag bei 3,1 Millionen Dollar.
• Schiedsrichter Joey Crawford, der im April nach einer Konfrontation mit Tim Duncan von den San Antonio Spurs von der Liga vom Dienst suspendiert wurde, kann die nächste Saison wieder mitpfeifen. Welche Art von psychologische Behandlung er hinter sich hat, wurde aus der offiziellen Mitteilung der Liga nicht deutlich. Aber irgendetwas haben sie ihm zwischendurch eingetrichtert, damit er nicht noch einmal im Angesicht eines sybillinisch lächenden Centers ausrastet.
* Andrej Kirilenko kommt als Europameister und MVP der europäischen Titelkämpfe nach Utah zurück, wo er auf einen Trainer trifft, der nichts mit ihm anfangen kann. Weil er nicht weiß, wie man ein Spielsystem auf die Spieler zuschneidet und nicht umgekehrt.

Radau auf Rollen

Der Charme der siebziger Jahre für eine Generation, die nicht mehr weiß, was Disco Fever war, aber sich blendend mit den X Games auskennt. Wenn jetzt auch noch die Spitznamen etwas flotter werden. Konnten die Veranstalter keine Berater aus der Pornoindustrie finden, wo man diese Art der kalauernden Kreativität bestens beherrscht?
Mary Choppins - Mary Poppins
Choko Ono - Yoko Ono
Grudge Judy - Judge Judy
Tinkerhell - Tinkerbell

Diesen Bericht mitsamt Video gab es auf der Online-Seite des Houston Chronicle. Verbunden mit der Gesamtbewertung: "merkwürdige Mischung aus flirtender Aggression und kultureller Verspieltheit, die den Sport definiert". Merkwürdig ja, aber kulturell verspielt? In Texas gehen die Uhren wohl anders.

Notre Dame: Weis weiß nicht weiter


Wir sollten mal über Notre Dame reden. Über den Klang des Namens im amerikanischen College-Football und das Wrack, das daraus geworden ist und wie hässlich es sich dieser Tage bei näherem Ansehen gestaltet. Drei Spiele, drei Niederlagen, kein einziger Touchdown der Offensive Line. Aber ein dicker fetter Fernsehvertrag mit NBC, der noch bis 2010 dem Team als einzigem in den USA exklusive Lizenzeinnahmen garantiert, aber immer mehr an Wert für den Sender verliert, weil die Zuschauerzahlen von seit 1993 (6,2 Millionen Haushalte waren im Schnitt eingeschaltet) auf unter 3 Millionen gefallen sind und weiter sinken werden.

Sagte jemand dick und fett? Angesichts des Sechs-Jahres-Vertrages über 2 Millionen Dollar im Jahr, den Trainer Charlie Weis bekam, als man ihn von den New England Patriots weglotste, sicher kein so falscher Eindruck. Der war in der NFL Offensive Coordinator und ersetzte in Notre Dame einen Trainer, der gefeuert wurde, weil er in seiner letzten Saison eine 6:5-Bilanz aufwies. So hoch waren mal die Ansprüche. In seinen zwei ersten Jahren kam Weis auf Saisonleistungen von 9:2 respektive 10:2. Damit löste er die anfänglichen Erwartungen ein.

Und jetzt das. Wenn ein Deutscher Papst werden kann, warum soll dann nicht eine katholische Universität in den USA beim Footballspiel ins Schleudern kommen? Nichts ist mehr so wie es war. Nicht mal der Mythos vom Touchdown Jesus zieht, der direkt hinterm Stadion an der Wand hängt (siehe Bild). Nicht der Glaube daran, dass eine Mannschaft, die mehr amerikanische Collegemeisterschaften gewonnen hat als jede andere (elf) und sieben Heisman-Trophy-Gewinner hervorgebracht hat, quasi durch Handauflegen die Gegner bezwingt. The Fighting Irish, so der Spitzname, waren sicher mal etwas Besonderes, besonders zu jener Zeit, als College-Football noch dem Profi-Football den Rang ablief und Geschichten über Spieler wie über die Four Horsemen die Runde machten:
"Outlined against a blue-gray October sky, the Four Horsemen rode again. In dramatic lore they are known as famine, pestilence, destruction and death. These are only aliases. Their real names are: Stuhldreher, Miller, Crowley and Layden. They formed the crest of the South Bend cyclone before which another fighting Army team was swept over the precipice at the Polo Grounds this afternoon as 55,000 spectators peered down upon the bewildering panorama spread out upon the green plain below."
So schrieb der Sportjournalist Grantland Rice anno 1924. Epigonen von heute können diese Passage auswendig herunterbeten.

In Notre Dame, was in einer kleinen Stadt namens South Bend/Indiana direkt an der Grenze zu Michigan liegt, haben sie solche Reverenz stets genossen und poliert. So tragen die Spieler nicht nur goldene Helme, sondern bekommen sie jede Woche von fleißigen Kommilitonen frisch lackiert, damit sie im herbstlichen Sonnenlicht so grell glänzen wie nur möglich. Vor jedem Spiel geht die Mannschaft zur einer Messe in der Sacred Heart Basilika, nach der Fans Spalier auf dem Weg zum Stadion stehen, durch das die Spieler marschieren. Nun muss Weis wohl woanders hinpilgern, um himmlischen Ratschluss der Qualitätsstufe extrastark zu finden. Ein lautes plärriges Hosianna, das wusste schon Alois Hingerl, der Münchner im Himmel, reicht nicht. Und dieses Video von seinem legendären Vorgänger Knut Rockne, einem der mitreißendsten Motivatoren, den es im US-Sport je gab, das hat er sicher auch schon hundertmal angeschaut.

Der kleine General fängt an zu nerven

Der kleine General verlebt einen ruhigen Sommer. So als hätte es das frühe Aus in der ersten Playoff-Runde gegen die Golden State Warriors, das er in aller erster Linie zu verantworten hatte, gar nicht gegeben. So als sei das Leben einfach weitergegangen. Neulich hat ihn die Dallas Morning News aufgestöbert und das Gespräch in der heutigen Ausgabe dann auch noch gedruckt. Typisch Dallas und das Denken im Umfeld der NBA: Man verliert kein Wort darüber, dass Dirk Nowitzki gerade in Spanien viel arbeiten musste, um die deutsche Nationalmannschaft ins Peking-Programm zu hieven. Und dass sich das auf die Saison auswirken kann (im letzten Sommer hatte er eine WM zu absolvieren und kam dadurch ebenfalls auf eine Mehrbelastung, die weit über das hinausgeht, was die NBA-Profis in der hochtalentierten US-Mannschaft bringen müssen).

Aber Avery Johnson wäre nicht Avery Johnson, wenn er nicht trotzdem einen Plan für Dirk hätte: "Dirk kann besser werden. Da sind einige Dinge, in denen sich Dirk verbessern kann, die nichts mit Basketball zu tun haben. Dirk kann auf dem Platz und außerhalb besser werden. Es mag da um die Führungsrolle gehen...Er ist der amtierende MVP." Mit anderen Worten: Der schwarze Peter geht vor Beginn des Trainingslagers an den Unterfranken, der gar nicht der Typ ist, eine Mannschaft als seine Mannschaft zu betrachten. Und nicht der Mann, der die Spieler um ihn herum in deren Pflicht nehmen wird. Wenn er ein konfliktbereiter Sportler wäre, hätte er sich längst aus Frust aus Dallas wegtraden lassen. In ein Milieu, wo man seine Qualitäten mit besseren Talenten abstützt. Zum Beispiel mit einem Center, der seinen Namen verdient hat. Und einem Trainer, der nicht dauernd versucht, aus seinem besten Mann, dem man die Nebenleute Nash und Finley weggenommen hat, noch mehr herauszuholen, als der geben kann. Dass Nowitzki am Limit spielt, weil er alles gibt, was er hat, kann doch jeder sehen. Aber auch diesmal wird dem Deutschen wohl keine standesgemäße verbale Retourkutsche einfallen, die signalisieren würde: Hey, Avery, du Klugscheißer, wann wirst du eigentlich endlich besser? Wann leistest du endlich deinen Beitrag, dass uns in der ersten Runde der Playoffs nicht eine solche Panne passiert? Und dass wir nicht eine Finalserie an die Wand fahren wie vor einem Jahr?

16. September 2007

Das Ü-Ei für die Footballwelt

...und weil wir uns in den letzten Tagen so ausgiebig um die (golfenden) Frauen bemüht haben und so wenig um die (schwitzenden) Kerle, kommt hier das Accessoire, das beide miteinander versöhnen kann: der Football von Chanel. Das ist keine Fotomontage, sondern ein Produkt, das jeder modebewusste Sporttyp kaufen kann. Obwohl: Nicht auszuschließen, dass da jemand das Logo einfach ohne offizielle Genehmigung aus Paris appliziert hat und jetzt erst mal ein bisschen Schotter einfährt, ehe der Marken-Anwalt mit dem Einschreibebrief anklopft (Sicher nicht dieser Anwalt, ein gewisser Freiherr von Gravenreuth, der Deutschland und insbesondere die kleinen Fische mit seinen Abmahnungen in Angst und Schrecken versetzt hat, der befindet sich auf dem Weg ins Gefängnis, weil ihm die taz eine Strafanzeige serviert hat, die sich gewaschen hatte. Bravo, by the way). Zurück zu dem Lederei. Der Sportblogger, der ihn entdeckt hat, fiel wohl fast in Ohnmacht: "Kein Mann von Verstand würde auch nur tot erwischt werden wollen, während er einen Chanel Football herumwirft. Oder 195 Dollar für einen bezahlen." Mal abgesehen von der verunglückten Metapher (Tote werfen keine Bälle mehr), kann man das mit dem Preis durchaus nachvollziehen. Vielleicht sollte man solchen Leuten erst einmal mit einem Flacon Antaeus oder Egoïste an die Leistungswerte des Hauses Chanel heranführen. Und an das Preisniveau für Qualität. Leute, die sich gewohnheitsmäßig mit Old Spice einnebeln, wissen den Unterschied sicher gar nicht zu schätzen (Disclaimer: Meine Antaeus-Zeit liegt schon ein paar Jahre zurück. Irgendwann kam der Rückfall auf zwei Klassiker: Vetiver de Guerlain und Monsieur de Givenchy. (via Deadspin)

US-Team gewinnt Solheim Cup

Wenn weder Annika Sörenstam noch Suzann Pettersen ihre Einzel gewinnen, sondern klar verlieren, dann wird das nichts mit dem Solheim Cup. Und so nehmen wir den Endstand zur Kenntnis: 16:12 für die Vereinigten Staaten, deren Golferinnen bei solchen Gelegenheiten ihren überkandidelten Patriotimus mit abwaschbaren Tattoos und anderem Schnickschnack demonstrieren (kindisch, aber so sind sie eben). Obwohl: Hätten die Schwedin (Platz 3 der Weltrangliste) und die Norwegerin (Platz 5 der Weltrangliste) gewonnen, wäre der Vergleich auch nur 14:14 ausgegangen und die Amerikaner hätten nach den Regeln des Wettbewerbs trotzdem die Kristallvase behalten dürfen. Aber wenigstens hätte das optisch mehr hergemacht. Es war ein trüber, nasser Tag in Halmstad. Nicht nur wegen des Resultats. Bettina Hauert kam auch heute nicht über das 16. Grün hinaus. Diesmal lag die Niederlage (3&2) weniger an ihr als daran, dass ihre Gegnerin Nicole Castrale auf den ersten neun Löchern gleich reihenweise Birdies erzielte und keine Schwächen zeigte. Siehe Scorekarte. In zwei Jahren gibt es die Revanche - in Sugar Grove, westlich von Chicago.

15. September 2007

Die Baseball-Oper und der Blog

Man produziert mit einem Blogeintrag bisweilen mehr, als beabsichtigt war. Das kommt wohl auf die Zielscheibe an. Und darauf, ob sie sich wehrt. Beispiel: Die Beschwerde von UmpBump neulich über den Komponisten einer neuen Oper, die einem so gut wie vergessenen schwarzen Baseballspieler gewidmet ist. Denn auf einmal meldete sich der Komponist mit einem selbstbewussten Kommentar und zwang selbigen Blog in eine Schamhaltung, die zu einem E-Mail-Interview führte, das wiederum beim größten amerikanischen Sportblog Deadspin aufschlug, wo es für weit mehr Beachtung sorgt. Die Oper heißt The Summer King. Der Komponist Daniel Sonenberg. Der Baseballspieler Josh Gibson. Und hier ist ein Ausschnitt:

Übrigens ist das Musikwerk nicht das erste, das sich mit Baseball beschäftigt. Das Musical Damn Yankees ist ein Klassiker und wird immer mal wieder erfolgreich am Broadway aufgeführt.

Klinsmann-Watch: Ein Vorfall namens Bandscheibe

Man sollte den Jungs von der Bild-Zeitung dankbar sein. Besonders dann, wenn sie die Informationen ausgraben, die die Welt bewegt. Nun gibt es seit einer Weile bereits eine Sonderabteilung der Bloggerwelt, die - sehr erfolgreich übrigens - den Jungs beim Ausgraben zuschaut und das Gekröse so viel genauer betrachtet als jeder andere. Das ist der BILDblog (obwohl: der nennt sich wohl DAS BILDblog...). Deren gute Arbeit nimmt unsereins regelmäßig die Butter vom Brot. Weshalb wir uns schon damit abgefunden hatten, dieses Feld komplett zu räumen. Aber dann war da der Bericht über Jürgen Klinsmann und seine Operation in Hannover, die angeblich heimlich ausgeführt wurde (Wir lernen: Heimlich ist, wenn man vorher keine Presseklärung herausgibt, sondern sich einfach von einem Arzt behandeln lässt). Und dabei tauchte dieses Verständnisproblem auf: Bild sagt (und hat das hoffentlich recherchiert): Klinsmann sei an der Bandscheibe operiert worden. Woraus wir zwingend schließen würden, dass man dem ehemaligen Bundestrainer entweder schon früher sehr viel mehr an der Wirbelsäule herumgeschnitten und dabei allerlei Körperteile entfernt wurden (vielleicht ein Großteil des Rückgrats - wenn ja, vermutlich, nein, ganz bestimmt, auch heimlich). Oder dass er nur mit einer einzigen Bandscheibe aufgewachsen ist, die jetzt unter dem Druck der Belastung Schwierigkeiten machte. Wikipedia meint: "Die Wirbelsäule des Menschen besitzt 23 Bandscheiben." Wir fragen Bild und BildBlog: Wenn Klinsmann auch soviele hat, welche war's?

Solheim Cup: Hauert zu stürmisch

Mit einem missratenen Lag-Putt für einen Birdie auf der 10 fing alles an. Von da ab wirkte die anfänglich extrem aufgedrehte Bettina Hauert (Bild) so, als müsse Teampartnerin Iben Tinning aus Dänemark das Match alleine nach Hause bringen. Aber das ist beim Foursome ein bisschen viel verlangt. Und so ging der erste Solheim-Cup-Auftritt von Deutschlands bester Golferin bereits auf dem 16. Grün zu Ende. Die Niederlage (4&2) war keine Schande für eine Spielerin, die in diesem Jahr zum ersten Mal ganz oben in Europa dabei ist. Aber Kapitän Helen Alfredsson kann sich leider keine Ausfälle leisten, wenn die Mannschaft am Sonntag die Glasvase gewinnen will. Die einen Hauch zu extrovierte Golferin aus Hagen wäre sicher bei ihrem ersten Match besser in einer Four-Ball-Konstellation aufgehoben gewesen. Wieso Alfredsson diese Chance lieber der Schwedin Linda Wessberg am Nachmittag gab, bleibt ein Rätsel. Die Interviews mit der Chefin verlaufen dieser Tage alle viel zu einsilbig.

Die vier Nachmittagsrunden mussten wegen Einbruch der Dunkelheit unterbrochen werden. Das Programm hatte am Morgen erst mit zweieinhalb Stunden Verspätung begonnen, nachdem stürmische Winde mit Böen von bis 70 Stundenkilometern die Organisatoren zwangen, den eine Zeitlang komplett Platz zu sperren. Ihre Sorge galt der Sicherheit der Zuschauer, die von herunterfallenden Ästen und umstürzenden Bäumen bedroht war. Die Fortsetzung am Sonntag schiebt die nachfolgenden Einzel zeitlich nach hinten und könnte erneut für Terminprobleme sorgen.

Spielstand am Samstagabend: 5 1/2 zu 6 1/2 aus Sicht der Europäer. Der Zwischenstand bei den Four-Ball-Partien: 3 1/2 zu 1/2 für die Europäer. Der Vorsprung in jedem Match ist allerdings nur hauchdünn: +1 (1 up).

14. September 2007

Auf den Spuren eines Sponsors

Die Reise nach Chicago zur BMW Championship, dem Halbfinale um den FedEx-Cup der amerikanischen Golfer, war gespickt mit einer Reihe von sehr attraktiven Erlebnissen - der Teilnahme am ProAm-Turnier, dem Besuch eines Spiels der Chicago Cubs in Wrigley Field und ein Konzert der Extraklasse der amerikanischen Retro-Soul-Diva Macy Gray. Heute hat faz.net die Geschichte online gestellt, die der eigentliche Auslöser für den Trip war: ein Text über das Sponsorenengagement der Bayerischen Motoren Werke in den USA, einem Markt, auf dem sie inzwischen mehr Autos verkaufen als in Deutschland.

Solheim Cup: Europas Stars liefern nicht genug Punkte

Das Wetter in Südschweden mit Wind und viel Regen hat dafür gesorgt, dass die Solheim-Cup-Spielerinnen gleich einen ganzen Schrank voller Kopfbedeckungsvarianten vorführen konnten: Mützen, Vollkappen, Schirmkappen, Hüte, riesige Stirnbänder (hauptsächlich über den Kappen). Wirkliche Enthüllungen waren darunter nicht zu entdecken. Dass Laura Davies auf einem Par 3 ein Par spielt, nachdem sie den Abschlag hinters Grün in die Büsche semmelt, war irgendwie zu erwarten. Dass Annika Sörenstam noch einen halben Punkt aus einem Match herausquetscht, das schon verloren schien, irgendwie auch. Aber das ändert nichts daran, dass sich der europäische Kapitän Helen Alfredsson am ersten Tag verrechnet hat. Ihre Stars brachten nicht die erwarteten Resultate. Sörenstam, Davies und Gustafson holten jede nur einen halben Punkt in je zwei Einsätzen. Nach der Vormittagsbilanz von 1 1/2 zu 2 1/2 meinte Alfredsson: "Wir sind zufrieden damit, wie wir das Team zusammengestellt haben. Das ist das einzige, was zählt." Wirklich? Dann sollte die verehrte Frau mal auf den Zwischenstand blicken: 3 1/2 zu 4 1/2 ist die Quittung nach den ersten acht Matches. Da war viel mehr drin.

Bettina Hauert musste auch am Nachmittag aussitzen. Da nach den Regeln den Solheim Cup jede Spielerin bis zu ihrem Einzel wenigstens einmal eingesetzt werden muss, darf sie am Samstag zeigen, ob sie noch etwas herausreißen kann. Vermutlich wird sie im Best-Ball-Wettbewerb am Vormittag antreten. Die Paarungen werden noch heute bekanntgegeben.

Nachtrag: Inzwischen stehen die Ansetzungen für Samstagmorgen fest. Bettina Hauert im dritten Match der vier Foursomes (jedes Team spielt mit einem Ball und schlägt abwechselnd. Tee Time: 8.35 Uhr. Die Scorekarte gibt es hier.

Werkspionage: Liga geht Belichick heftig ans Portemonnaie

Bill Belichick ist der beste Coach in der National Football League. Ab jetzt wird diese Aussage mit einem Sternchen versehen werden müssen. Die Liga hat ihm gestern eine Geldstrafe von 500.000 Dollar verpasst, weil man ihn für die Videoaktion verantwortlich macht, die am Sonntag während der Begegnung der New England Patriots und New York Jets aufgeflogen war. Die Patriots dürfen noch 250.ooo Dollar oben drauf legen und müssen auf den Erst-Runden-Draft-Platz im nächsten Jahr verzichten, falls sie die Playoffs erreichen (falls nicht wird ihnen statt dessen auf den Zweit-Runden- und den Dritt-Runden-Pick abgeknöpft). Das Vergehen: Belichick hatte einen Assistenten beauftragt, die verschlüsselten Signale zu filmen, mit denen die Defensive Coaches der Jets an die Spieler auf dem Platz kommunizieren. Wer solche Informationen sammelt, hat unter Umständen einen taktischen Vorteil. Weshalb die Liga solche Art der Werkspionage verboten hat. Die Strafe ist die höchste, die die Liga je gegen einen Trainer verhängt hat.
Blick zurück: Die erste Meldung über den Fall

13. September 2007

Solheim Cup: Hauert schaut erst mal zu

Die einzige deutsche Vertreterin beim Solheim Cup im schwedischen Halmstad darf zum Auftakt des Turniers am Freitagmorgen bei den vier Foursomes erst einmal zuschauen. Bettina Hauert hatte erst eine Aufgabe: Sie kurbelte die deutsche Fahne bei der Eröffnungsfeier am Donnerstagnachmittag im Stadtzentrum hoch, während ein Jugendchor das Lied der Deutschen sang. Die Hymnen aller beteiligten Länder wurden gespielt. Die beiden Captains hielten Ansprachen und taten so, als sei der Cup so etwas wie die Olympischen Spiele der Golferinnen. So kann man natürlich auch eine Veranstaltung hochreden, bei der die beste Spielerin des Jahres - die Mexikanerin Laurena Ochoa - und die gesamte koreanische Garde plus die guten japanischen Golferinnen fehlen. Ein Blick auf die Weltrangliste zeigt, wie selektiv die Sache ist. Von den ersten 10 sind nur die Schwedin Annika Sörenstam (3.), die Amerikanerin Cristie Kerr (4.), die Norwegerin Suzann Pettersen (5.), die Amerikanerinnen Paula Creamer (7.), Morgan Pressel (8.), Juli Inkster (10.) dabei. Unter den nächsten zehn auf der Weltrangliste dominieren die Japanerinnen. Bettina Hauert steht diese Woche auf Platz 117. Wenn man den Wettbewerb wirklich aufwerten will, sollte man über eine Formatänderung nachdenken. Und zwar nicht eine Lösung wie bei den Männern, die alle zwei Jahre im Wechsel den Presidents Cup austragen (in diesem Jahr vom 28. bis 30. September in Montreal), bei dem die USA gegen den Rest der Welt minus Europa spielt. Besser wäre ein Format mit drei Teams, um die Spieler aus Lateinamerika, Australien und Asien zu integrieren. Wie man unter einer solchen Voraussetzung noch ein Matchplay-Turnier austragen kann, sollen sich schlauere Leute überlegen. Der Solheim Cup läuft ab Freitag live auf dem amerikanischen Golf Channel.

Am Nachmittag gibt es vier Fourball-Matches. Es ist damit zu rechnen, dass Hauert dann zum Einsatz kommt. Denn das Format ist besser geeignet, um Neulinge an die Aufgabe heranzuführen: Jede im Zwei-Frauen-Team spielt ihren Ball, der beste der beiden wird gewertet. Beim Foursome-Format spielt eine Mannschaft nur einen Ball und zwar im steten Wechsel.

7 aus 50 (fast wie bei den Lottozahlen)

Es ist dringend an der Zeit, den geistigen Zustand der englischen Fußball-Journaille zu überprüfen. Oder wenigstens den der Burschen von der Times in London. Die haben eine Liste der 50 besten Trainer aller Zeiten zusammengepopelt. Und dabei nach einem undurchsichtigen Wertungsschema den Dummschwätzer (Copyright: Trainer Baade) zum besten deutschen Mann an der Linie ernannt. Hier die Platzierungen (Erster wurde Rinus Michels):
20. Franz Beckenbauer
31. Ottmar Hitzfeld
34. Helmut Schön
38. Sepp Herberger
40. Udo Lattek
42. Otto Rehhagel
50. Hennes Weisweiler
Wenn es noch mehr Leuten die Sprache verschlägt, bitte fleißig kommentieren. Die komplette Liste und die dazugehörigen Texte findet man hier. (via The Offside)

NBA: Fällt Oden die ganze Saison aus?

Was nützt der erste Pick bei der Draft, wenn der Mann, den man sich ausgeguckt hat, anschließend ein kaputtes Knie hat und voraussichtlich eine ganze Saison rehamäßig ausfällt? Nicht viel. Greg Oden heißt er. Und das Team, das sich mit ihm und durch ihn in die Playoffs bringen wollte, heißt Portland TrailBlazers. Über die ersten Schmerzen berichtete Oden noch selbst im Rahmen seines Blogs. Über die neueste Entwicklung wird man heute abend mehr erfahren. Ganz offiziell.

Auf dem Dach und aus dem Häuschen

Foto: flickr/creativecommons/jill
Für Major League Soccer haben die Leute in den USA gerne sehr viel Spott parat, weil die Spiele mal gerade 10.000 oder 12.000 Zuschauer auf die Beine bringen, die sich dann in den großen Stadien der NFL-Teams verlaufen. Immerhin ist Abhilfe geplant. Überall werden neue kleine Fußball-Schatullen mit einem Fassungsvermögen von knapp 30.000 gebaut. Vielleicht sollten sich die Soccer-Manager an dem einen oder anderen Ort noch eine Alternative ausdenken: die Zusammenarbeit mit den Baseball-Clubs, die beim besten Willen niemand sehen will, aber ebenfalls in riesigen Stadien vor sich hin pitchen. Das Spiel am Mittwoch in Miami war fast schon obszön. Geschätzte 400 Besucher (in Worten: vierhundert) hatten sich im Dolphins-Stadion eingefunden, um das Spiel der Florida Marlins gegen die Washington Nationals anzuschauen. Das Fassungsvermögen: in der Football-Konfiguration etwa 75.000. Es half natürlich nicht gerade, dass beide Mannschaft in der National League ganz tief im Tabellenkeller logieren und null Chance auf die Playoffs haben. Was Stimmung in einem schicken alten Baseball-Stadion ist, konnte ich letzte Woche in Wrigley Field in Chicago bei einem ausverkauften Spiel der Cubs erleben. Ausverkauft. Und alle Sitze auf den Dächern der Häuser außerhalb des Stadions proppenvoll. Die Ränge auf den Privathäusern (siehe Bild aus dem Flickr-Archiv) sind eine echte Kuriosität. Man kommt dort auch gar nicht kostenlos hin. Das Eintrittsgeld allerdings ging früher nicht an die Cubs. Weshalb der Club vor ein paar Jahren eine Zivilklage anstrengte und im Rahmen eines außergerichtlichen Vergleichs einen Teil der Einnahmen erstritt.

Im Rahmen der Recherche stieß ich auf den Verweis auf eine richterliche Entscheidung zum Thema Urheberrecht und Sportveranstaltungen. Etwas, das in Deutschland durch das Verhalten der Bundesliga akut geworden ist. Zugegeben, die Buchstaben des Gesetzes in den USA und in Deutschland sind nicht gleich. Aber der Grundgedanke, der in den Vereinigten Staaten formuliert wurde, ist dennoch bemerkenswert. Wohlgemerkt: Fernsehaufzeichungen (oder Radioaufnahmen etc.) werden in den USA vom Urheberrecht geschützt, nicht aber das Originalereignis selbst, weil es kein "orginäres Produkt einer Autorenleistung" ist.

Das fragliche Gesetz benennt acht unterschiedliche Autorenleistungen, darunter "literarische Werke", "musikalische Werke" und "dramatische Werke", aber nicht die kreative Leistung von Sportlern. Anders als Filme, Bücher, Theaterstücke und ähnliche klassische Werke im Sinne des Urheberrechts, fehlt Sportveranstaltungen eine rechtsrelevante Schöpfungshöhe. Athleten müssen sich zwar intensiv vorbereiten und bringen ein gewisses Können mit, aber dem Ereignis fehlt etwas Wesentliches: ein Manuskript, ein Gestaltungskonzept, eine Handlungsvorlage, ein Plan. Sport ist - außer wenn abgekartet wird - das Produkt von Zufallsketten. Für Sportarten wie Turnen oder Eiskunstlauf, in denen Athleten eindeutig kreativ tätig sind und Sprünge oder Bewegungskombination erfinden, zog das Gericht damals gleich noch eine interessante Linie. Wer einen Axel, Rittberger oder einen Gienger-Salto unter Urheberrechtsschutz stellen wolle, konterkariere das ganze Konzept von Sport und Wettbewerb. Der Anspruch, dass man "der einzige Athlet sei der ein bestimmte Leistung erbringen darf, bedeutet nicht viel, wenn niemand anderer das gleiche versuchen darf".
Blick zurück: Die Bundesliga und ihre Jagd auf Fans, die im Stadion fotografieren und Videos aufnehmen