9. November 2007

Kobe vs. A-Rod: Die Abrechnung

Ich bin sicher, es gibt reichlich American-Arena-Leser, die sich sehr gut in den Katakomben des amerikanischen Sportalltags auskennen und die sich dann vermutlich auch für solche Analysen interessieren wie die von Jemele Hill auf Page 2. Genauso wie für die Replik eines Bloggers, der der Dame das ganze Gedankengebäude aus den Angeln nimmt. Mir gefallen solche Dispute - erstens - weil es so etwas in der Vor-Blog-Zeit gar nicht gab. Da bekam man als Autor allenfalls einen spitzfindigen Leserbrief und der lieferte meistens nur eine angehäufte Form von Ärger und Zorn nach dem Motto: Man habe keine Ahnung und schlimmer ging's wohl nicht. Das war geistig nicht sehr anregend. Zweitens produzieren sie erfrischende Gedanken. Ich bin noch immer ganz begeistert von diesem Spruch über Baseball im Kontext zweier moralphilosophischen Theorien, der von Ayn Rand und von Adam Smith:
"Baseball ist großartig, weil es die einzige Sportart ist, bei der sich jeder Spieler auf dem Platz völlig eigennützig verhalten kann und das tun, was ihren persönlichen Wert auf ein Maximum steigert, und das dann auch noch im Interesse der Mannschaft ist. Jede andere Sportart produziert eine Nullsumme, bei der jeder Schuss von einem Spieler einem Mannschaftskollegen die Chance auf seine Möglichkeit nimmt. Im Baseball gibt du mit einem Hit einem Mannschaftskollegen eine Chance...Wenn Ayn Rand und Adam Smith gefickt hätten, hätte sie einen Baseball zur Welt gebracht."
Womit wir bei dem dritten Aspekt sind: Andere Menschen - wie unsereins - können dann auch noch an diesen öffentlichen Streitgesprächen teilhaben und darüber schreiben.

Um was geht es? Eigentlich um nichts Geniales. Frau Hill hat die Verhaltensmuster und Persönlichkeitsmerkmale des Basketballers Kobe Bryant und des Baseballers Alex Rodriguez miteinander verglichen, die beide als ziemlich eitle Individuen gelten (und als Top-Typen in ihren Sportarten, was sich im Fall von Bryant übrigens leicht wiederlegen lässt). Und dabei kommt sie zu dem Schluss, dass Bryant der bessere Mensch sei, weil von seinen Anstrengungen und seinem Ehrgeiz seine Mannschaft - die Los Angeles Lakers - profitieren, während A-Rods Leistungen angeblich zeigen, dass Teams wie die Seattle Mariners, Texas Rangers und präsumptiv dann auch demnächst die New York Yankees ohne ihn besser dran sind.

Fire Jay Mariotti (benannt nach dem aufgeblähten Egomanen, der mehrfach die Woche in der Chicago Sun-Times schreibt und hin und wieder in ESPNs Around the Horn auftaucht), zersägt diese Behauptung auf eine bravouröse Weise (wenn auch nicht immer sehr gentlemanhaft geschrieben). Das schönste steht gleich am Anfang des Beitrags: Rodriguez verdient gar nicht mehr Geld als Bryant, wie immer angenommen wird, wenn man nur die Gehälter vergleicht. Bryant ist der Absahner von den beiden. Und so geht es munter weiter: mit Hinweisen darauf, dass Rodriguez nicht die Bälle pitcht, die dann von den Gegnern zu Home Runs verwertet werden. Und darauf dass A-Rod zwischendurch signalisiert hat, dass er unter bestimmten Umständen sogar auf einen Teil seines Honorars verzichten würde. Und dass die Lakers, seit Bryant Shaquille O'Neal weggebissen hat, rein gar nichts Bemerkenswertes auf die Beine gestellt haben.
Blick zurück: Ein anderer Fall von ESPN-Sense: Scoop Jackson

1 Kommentar:

larry b hat gesagt…

I took a little German in high school, so let's see what I can come up with here.

Vielen dank! Ich scheibe fuer Fire Jay Mariotti. Wir schätzen die Anerkennung, die Sie uns gaben. Sie sind ein guter Verfasser.

Larry B, Fire Jay Mariotti