15. Dezember 2009

Advent, Advent, die Doping-Kerze brennt

Weil die New York Times und die New York Daily News gestern abend im Wettbewerb miteinander das Thema nach ganz oben gezogen und mit sehr vielen Hintergrundinformationen ausgestattet haben, gehen kurz vor Weihnachten erstmals ein paar Kerzen an, die Einblick in eine noch nicht besonders gut ausgeleuchtete Zone des Dopings geben. Wir reden von Doping mit zentrifugiertem und angereichertem Eigenblut. Und von einem Mittel namens Actovegin, das man aus Kalbsblut gewinnt und das den Sauerstofftransport im Körper stimuliert. Und von Wachstumshormonen.

Das ganze Reden zielt ab auf eine neue Figur im Zentrum des von Medizinern unterfütterten Athleten-Komplotts: auf den kanadischen Arzt Dr. Anthony Galea. Die ausführliche Darstellung der ihm zur Last gelegten Vorwürfe, die ihm eine Festnahme und eine Hausdurchsuchung der Staatsanwaltschaft in Toronto eingehandelt haben, findet man auf faz.net und am Mittwoch in der gedruckten Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen. Eine Zusammenfassung des aktuellen Wissensstands wird heute abend im Deutschlandfunk zu hören sein. Interessante und vielleicht auch pikante Note: Die Querverbindungen zwischen Galea, seinem Praxispartner in Kanada, einem Chiropraktiker und dessen einstige Beziehungen zu BALCOs-Doping-Bemühungen um den ehemaligen 100-Meter-Weltrekordler und Lebensgefährten von Marion Jones: Tim Montgomery. Der war übrigens der erste Athlet, der lange vor Claudia Pechstein auf der Basis von Indizien und ohne Geständnis und ohne Testresultate gesperrt wurde. Inzwischen sitzt er eine fünfjährige Strafe wegen Heroinhandel ab.

Man sollte zwar nicht gleich so etwas wie "guilt by association" kreieren. Weder was Tiger Woods betrifft, der ohnehin schon ziemlich tief in der Tinte sitzt, nachdem sich die ersten Sponsoren von ihm distanzieren, weil ihnen das Medienecho auf seine außerehelichen Eskapaden nicht gefällt. Noch was den Chiropraktiker Mark Lindsay angeht. Aber die Informationen daüber, wer eigentlich wen kennt und wer wen fit macht, sind wertvolle Hilfen, um das Koordinatensystem zu verstehen, in dem Sportler (und Doper) wandeln.

In dem Zusammenhang als Lektüre ebenso zu empfehlen: Neue Hinweise zur Wiener Blutbank und den Ermittlungen, die in alle Himmelsrichtungen zeigen – auch nach Norden. Thomas Kistner hat den letzten Stand für die Süddeutsche zusammengetragen.

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