10. August 2008

Olympia-Live-Blog: Basketball USA gegen China

10:41 h: Mit etwas Verspätung Einstieg in ein Spiel, das bereits im ersten Viertel gezeigt hat, dass sich die Amerikaner etwas mehr anstrengen müssen, wenn sie hier einen bleibenden Eindruck hinterlassen wollen. Spielstand zum Ende des ersten Viertels: 20:16 für die All-Stars aus den USA.

10:45 h: yahoo Sports meldet, dass man mit einer unglaublichen Zuschauerzahl rechnet: eine Milliarde Menschen an den Fernsehgeräten weltweit (aber hauptsächlich in China).

10:47 h: Das Rezept der Chinesen bis jetzt: Sie spielen körperlich enorm robust und furchtlos. Die Schiedsrichter finden das in Ordnung. Die Zuschauer in der Halle natürlich auch. 31:29 für die USA der Zwischenstand knapp fünf Minuten vor dem Ende des zweiten Viertels. Timeout China.

10:50 h: Teamchef Jerry Colangelo (früher Besitzer der Phoenix Suns) im Interview im US-Fernsehen während des Timeout (statt Werbung): Blabla "wirklicher Stolz und Integrität" blabla "nicht selbstsüchtig und egoistisch" blabla "großartige Gruppe von Jungs" blabla "Sie sind vorbereitet, um zu gewinnen" blabla "Das größte Problem? Jedes Spiel" blabla. Die Goldmedaille im Sprechblasenblubbern geht an die USA.

10:52 h: 39:32 für die USA mit 2:40 Minuten vor Ende der Spielhälfte. Die Amerikaner können es nicht lassen: Ohne Dunks und Alley-Oops sind sie einfach nicht glücklich. Möglich wird das, weil die Chinesen bei ihren Angriffen sehr viele Abspielfehler produzieren oder den Korb nicht treffen. 45:32 für die USA nach einem 16:3-Lauf.

10:54 h: Basketball hat angeblich Fußball als Sportart Nummer eins in China abgelöst, sagen die US-Kommentatoren und sagen: "Kaum zu glauben". Dem möchte man von so weit weg zustimmen.

10:59 h: Halbzeitstand 49:37. Nachdem Kobe Bryant wegen Schrittfehler abgepfiffen wurde. Das hat Dwayne Wade vorher auch schon erlebt. In der NBA passiert das nie. Nicht, weil sie dort besser dribbeln, sondern weil man den Stars alles mögliche durchgehen lässt.

Halbzeit in Peking – eine gute Gelegenheit zu einem Abstecher zur deutschen Mannschaft und deren Söldner-Center Chris Kaman. Den wird man in den USA, wo man Kindern Vaterlandsliebe schon in der Schule eintrichtert, noch ziemlich auseinandernehmen. Wenn er sich wenigstens zu seiner neuen Wahl-Heimat bekennen würde. Aber nein. Das sind seine lauen Bekenntnisse (laut Michael Reinsch in der FAZ):
"Ich habe meinen amerikanischen Pass noch.“
"Meine Entscheidung ist nicht gegen die Vereinigten Staaten gerichtet.“
"Ich fühle mich schlecht, für Becky und für mich...Sie und ich wir sind Amerikaner. Wir wollen nur Basketball spielen.“ (Becky ist Becky Hammons, die Amerikanerin, die für Russland spielt).

Besonders reizvoll: Wenn Fahnenträger Dirk Nowitzki nicht mehr im deutschen Team spielen sollte, will er auch nicht mehr mitmachen. Vielen Dank Chris Kaman für die Offenheit. Wir hatten uns schon so etwas gedacht.

11:20 h: Die Amerikaner bauen nun doch langsam aber sicher ihren Vorsprung aus. 53:39.

11:23 h: Für das Vorrundenspiel der Chinesen gegen Deutschland ein Hinweis: Yao Ming ist nach seiner langen Verletzungspause noch immer nicht hundert Prozent fit. Das kann man nach mehr als der Hälfte und mit noch 5 Minuten im dritten Viertel ziemlich deutlich erkennen.

11:25 h: 56:43 mit 4:20 auf der Uhr. Die gut gefüllte amerikanische Trainerbank mit Coach K und dem neuen Knicks-Vorarbeiter D'Antoni wirkt ziemlich uninspiriert. Wenn diese Mannschaft auf einen technisch besseren Gegner trifft, müssen sie sich ein bisschen mehr zum Ein- und Auswechseln einfallen lassen.

11:27 h: Bester Spieler: LeBron James. Dwayne Wade wirkt deutlich verbessert. Kobe souverän. 65:48 mit rund zwei Minuten im dritten Viertel. Yao Ming hat etwas am rechten Knöchel abbekommen und geht auf die Bank.

11:32 h: Die beiden Kommentatoren Mike Breen und Doug Collins holen natürlich wie in der NBA nie auch nur Luft. Aber Breen besitzt diese angenehme distanzierte Haltung. Er klingt nie wie ein Cheerleader für eine Seite, sondern wie ein Basketball-Fan. Das funktioniert am Ende auch in diesem Setting ganz gut. 72:48 für die USA.

11:34 h: 26 Punkte Vorsprung für die Amerikaner am Schluss des dritten Viertels. Was am Anfang ein reizvoller Leistungsvergleich war, ist ziemlich einseitig geworden.

11:40 h: Carlos Boozer, Tayhaun Prince, Michael Redd - Zeit für Garbage Basketball. Spielstand: 79:50

11:42 h: NBC überträgt das Spiel an der Westküste der USA nicht live, sondern zeitversetzt. und das betrifft viele andere Wettbewerbe. Zum Thema tape delay eine Beschwerde für zwischendurch.

11:47 h: Zwischenstand 89:54. Kollektives Gähnen. In vier Minuten ist die Sache vorbei.

11:49 h: Da fällt mir plötzlich die interessanteste Reminiszenz des Tages ein: Kommentator Doug Collins war Mitglied der US-Nationalmannschaft, die bei den Spielen in München 1972 im Finale gegen die Sowjetunion von einer Allianz aus Funktionären und Schiedsrichtern über den Tisch gezogen wurde. Die Mannschaft verweigerte damals die Annahme der Silbermedaille und hat auch im Laufe der Jahre ihren Standpunkt nicht geändert.


11:55 h: Spiel in Peking vorbei. Endstand 101:70. Nächster Gegner für die USA: Angola am Dienstag.

2 Kommentare:

Stephen hat gesagt…

Kann man dieses typische Geblubber von Offiziellen und Spielern nicht per Strafe verbieten lassen? Nur den Mund aufmachen, wenn man mal was Substantielles zu verkünden hat. Wäre doch toll.

Jürgen Kalwa hat gesagt…

Da wäre allerdings auch mal der fragende Reporter zu ermahnen, der das Gesumse einfach laufen lässt, ohne auch nur den Versuch nachzuhaken.