6. August 2008

Eine Spur zum Becken

Wenn jemand noch nie etwas von Brian Yusem gehört hat, ist das ganz verständlich. Der "Gründer und geschäftsführende Direktor" einer Firma namens Delta Body Systems Program hat zwar nichts gegen PR. Aber ein guter Teil seiner Arbeit findet im Dunklen statt. Die alte Webseite, die im Rahmen der Selbstdarstellungsbemühungen davon spricht, dass er "zur Zeit" mit Schwimmern aus den Nationalmannschaften der USA, Griechenland, Brasilien, und Russland arbeitet, ist vermutlich überholt. Die Rolle, die er im Zusammenhang mit den Doping-Anstrengungen von NFL-Quarterback Tim Couch gespielt hat, noch immer nicht geklärt. Doch auf den Hintertreppen des Internets kann man ihm noch immer über den Weg laufen, wo er die wundersamen Qualitäten von Stoffen wie Laxogenin preist. Schwimmer sollen es angeblich dieser Tage zu Hauf nehmen, schreibt er. Und kein Test der WADA spült es als verbotene Substanz hoch.

Warum interessiert uns der Mann? Er taucht heute in einem langen Bericht auf yahoo! News auf, in dem eine Verbindung von ihm zum Torres-Trainer Michael Lohberg beschrieben wird. Das soll alles weit in der Vergangenheit liegen und angeblich nur Protein-Produkte betroffen haben. Aber was soll man dazu sagen? Der Wirkmechanismus in diesen Shakes soll Aminosäure gewesen sein – das Zauberwort der Leistungsvermehrung der 41jährigen Freistil-Schwimmerin, die sich ganz überraschend für Peking qualifiziert hat. Lohberg sagt, er habe die Verbindung zu Yusem im Herbst 2003 gekappt: "Nicht weil ich einen Verdacht hatte, sondern einfach weil mir nicht gefiel, was sie getan haben, und ich dachte, es war nutzlos." Seitdem habe er Yusem und seine Kumpane nicht mehr gesehen.

Nun sollte man wissen, dass Yusem von seinem Stützpunkt in Boca Raton in Florida mit allem Möglichen gehandelt hat, auch wenn nicht ganz klar ist, ob er beim Besorgen der Stoffe gegen amerikanische Gesetze verstoßen hat oder einfach nur willige Ärzte fand, die ihm für die Substanzen Rezepte aushändigten. Klar ist, dass er Kontakt zu einer größten Doping-Apotheke der USA hatte, die vor einem Jahr in Orlando im Rahmen einer riesigen Fahndungsaktion hops genommen wurde. Die Geschichte (ebenfalls auf yahoo!) zeigt, dass im Imperium von Yusem Wachstumshormone und Testosteron eine Rolle spielen. Mit Wachstumshormonen hat der angesprochene Tim Couch nach eigenem Geständnis auch hantiert.

Seltsamerweise tauchen ausgerechnet Schwimmer auf der aktuellen Selbstdarstellungsseite mit Testimonials seines neuen Ladens Maxim Body System nicht auf. Aber dafür Figuren aus anderen Sportarten wie Football und Tennis. Bizarr ist übrigens das Zitat, das John Evert, dem Bruder von Chris Evert zugesprochen wird, der zusammen mit seiner Schwester in Boca Raton eine Tennis-Nachwuchsakademie betreibt, die talentierte Jugendliche auf Internatsbasis betreut: Er nennt den Stoff "eine wichtige Ingredienz für mich und all meine Athleten". Spricht er in dem Zusammenhang von den jungen Leuten in seiner Obhut?

Wie seriös das alles ist? Die sogenannten "Coaches", die Yusem einsetzt, alles ziemlich junge Frauen, wirken ebenfalls nicht vertrauenerweckend oder kompetent.

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