27. Juni 2008

Patrioten und Söldner

Rick Carlisle, der neue Trainer der Dallas Mavericks war vor ein paar Tagen in Würzburg, um sich noch etwas besser mit Dirk Nowitzki und seinem Privat-Coach und Manager Holger Geschwindner anzufreunden. Dem Reporter der Dallas Morning News hatte er hinterher nur gute Dinge zu berichten. Vor allem darüber, mit welchem Fleiß der deutsche Nationalspieler an sich arbeitetet und mit welchem Ernst er die Qualifikation für die Olympischen Spiele betreibt. "Er muss das nicht machen. Aber es ist eine patriotische Angelegenheit und ein Traum. Und ich drücke ihm wirklich die Daumen."

Spox hat ein langes Interview mit einem anderen Coach: Dirk Bauermann. Daraus erfahren wir, dass die Causa Kaman inzwischen bei Bundesinnenminister Schäuble auf dem Tisch gelandet ist. US-Bürger Kaman von den Los Angeles Clippers bewirbt sich um die deutsche Staatsangehörigkeit im Eilverfahren und wird als effektive Verstärkung für die Mannschaft betrachtet. Wenn er seine Papiere nicht vor Athen (14. bis 20. Juli) erhält, nutzt das allerdings wenig. Die Qualifikation ist die größte Hürde für die deutsche Mannschaft, denn nur drei kommen weiter. Theoretisch kann man eine positive Entscheidung im Hochdruck-Verfahren für jemanden, dessen Urgroßeltern aus Deutschland ausgewandert sind, nur bemängeln. Den Mann verbindet nichts mit dem Land seiner Vorfahren, und er wird nicht dort leben. Er ist nicht mehr als ein billiger Söldner.

Aber solche gibt es mehr denn je. Man betrachte die Aufregung in den USA rund um die WNBA-Spielerin Becky Hammon, die als Vaterlandsverräterin diffamiert wird, weil sie die russische Staatsangehörigkeit angenommen hat und in der russischen Nationalmannschaft in Peking spielen wird. Sie spielt zwar neun Monate im Jahr in Moskau in einem Club, spricht aber kein Wort Russisch und betrachtet die Entscheidung aus einem rein geschäftlichen Blickwinkel. Anders als bei Kaman, der nie auch nur ernsthaft für das US-Männerteam im Gespräch war, wirkt Hammons Entscheidung wie eine Ausflucht. Sie war – wenn auch relativ spät – in eine Vorauswahl berufen worden und verzichtete darauf, sich mit ihren Landsleuten um die zwölf Positionen im Kader zu messen. Die Frau spielt hervorragend. Sie war im letzten Jahr in der WNBA zweite in der Wahl zum MVP.

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