11. März 2008

Medienarbeit in Dallas: Ein Blogger sperrt die Blogger aus

Foto: flckr/creative commons/mil8 via valleywag

Mark Cuban hat ein Mantra, das er vermutlich ernst meint, wenn es aus ihm heraus oooooohhhmt. "Regel Nummer eins für mich beim Bloggen ist, ehrlich zu sein." Klingt gut. Aber immer mehr Leute bezweifeln, dass Dirk Nowitzkis Arbeitgeber wirklich weiß, was das ist: ehrlich. Cuban hat vor wenigen Tagen einen Blogger der Dallas Morning News per Dekret aus der Umkleidekabine der Mavericks geworfen. Das ist deshalb bemerkenswert, weil akkreditierte Journalisten in der NBA und in anderen Ligen Zugang zur Umkleidekabine haben, um dort mit den Spielern sprechen zu können - vor einem Match und hinterher. Und der Blogger ist nicht anderes als ein Journalist, der auf der Website seiner Zeitung einen anderen Berichterstattungsstil pflegt. Cuban behauptet, er müsse einen Strich ziehen und Bloggern diese Arbeitsmöglichkeit nehmen, die er ihnen bislang eingeräumt hatte, weil es an Platz fehlt. Alles nach dem Motto: Die vielen Blogger treten den normalen Journalisten auf die Füße und stören bei der Arbeit.

Das wäre vielleicht noch zu verstehen, wenn die Umkleidekabine wirklich eng wäre. Sie ähnelt aber mehr einer kleinen Halle. Es wäre vielleicht auch noch zu verstehen, wenn sich Journalisten über die Blogger beklagt hätten. Aber davon redet Cuban gar nicht. Er redet auch nicht davon, dass er neulich eine eigenartige Beschwerde gegenüber Deadspin-Blogger Will Leitch los lies, weil der nach der Veröffentlichung des Interviews mit Cuban für das Magazin GQ noch ein paar Sätze in einem Schwester-Blog absonderte. Er redet von einem Prinzip. Es geht ihm um Gleichbehandlung und Fairness und all der hochgestochene Unsinn, der einem Mann über die Zunge rollt, wenn er die Macht hat, die Regeln festzulegen und dem Publikum die Regeln nach Gusto zu erklären.

Cuban ist ein seltsamer Mann. Und diese Aktion bestätigt es nur aufs Neue. Bezeichnend dass die Maßnahme in eine Zeit fällt, in der die Fans anspruchsvoller werden und zum ersten Mal mit sehr klugen Argumenten die Qualitäten des Trainers Avery Johnson in Zweifel ziehen. Extreme Eitelkeit schimmerte durch, als Johnson vor ein par Tagen aus Anlass des neuen von Dirk Nowitzki aufgestellten Clubrekords folgendes erklärte: "Er hat mir gestattet, das Beste aus ihm herauszuholen. Er hatte einen Triple Double in diesem Jahr. Er ist MVP gewesen...." Der Hinweis auf seine eigene angebliche Rolle in der Entwicklung des Würzburgers nervt Anhänger. Denn sie haben nicht vergessen, dass es Holger Geschwindner war, der ihn entdeckte und förderte. Und dass es Don Nelson war, der ihn draftete und das erste schwierige Jahr durchhielt und ihm zur Entfaltung seiner Sprungwurf-Fähigkeiten verhalf. Sie wissen auch, dass Nowitzki niemand braucht, der ihn motiviert. Kaum jemand in der NBA trainiert mehr und härter. Und das seit Jahren.

Obendrein spricht sich allmählich herum, dass Johnson ein lausiger Playoff-Coach ist und weit mehr Verantwortung für die beiden Pleiten der letzten Jahre hat als sein bester Spieler, der auf dem Platz nicht genug Hilfe bekommt. Johnson hat bisher kurioserweise stets einen Freifahrtschein erhalten - von den Medien und auch von den Fans. Nach dem Jason-Kidd-Trade will ihm niemand mehr irgendwelche Fehlleistungen nachsehen. Der Lack ist ab. Jetzt muss er beweisen, dass er etwas hinbekommt. Dass Johnson der falsche Trainer für den Deutschen ist, sollte man spätestens seit dieser Nachricht wissen.

Etwas weniger deutlich habe ich das bereits vor dem Anfang der Saison in der FAZ geschrieben, als ich meine Verwunderung darüber formulierte, dass Nowitzki sich nicht endlich gegen die Bevormundung von Johnson zur Wehr setzt. Die Zeichen standen schon damals an der Wand. Nur wollte sie kaum jemand lesen.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Früher fand ich Cuban recht gut, ein Owner,der mit ganzem Herzen dabei war, sich nicht verbiegen ließ und keine Scheu hatte, sich mit David Stern und Co. anzulegen...der Ausschluss von McMahon und die mehr als fadenscheinige Begründung hinterlassen aber einen bitteren Beigeschmack, spricht nicht gerade für Cubans Souveränität.

Die Meldung mit dem Trade hatte ich gar nicht mitbekommen, schon sehr enttäuschend von Johnson, zumal auch sein Aufstellungsexperiment gegen Golden State sicher eine Teilschuld am Ausscheiden hatte. Einen Freifahrtsschein hat Johnson jedenfalls bei mir nicht mehr, ich will in diesen Playoffs Resultate sehen.

Anonym hat gesagt…

Meiner Meinung nach liegt es an Dirks MVP-Nominierung, dass Johnson letztes Jahr nach dem Aus gegen die Warriors ohne viel Kritik davon kam. Denn Dirk war ziemlich umstritten und die Tatsache, dass er es als MVP nicht schaffte, die Mavs gegen den 8. im Westen weiterzubringen war nur zusätzliches Wasser auf die Mühlen der Kritiker.

Erst die Pleite und die Konzeptlosigkeit Johnsons gegen die Warriors. Anfang der Saison will er Nowitzki schonen und ihn mehr passen lassen. Dann läuft es nicht und schon darf Nowitzki wieder mehr ran und soll mehr Würfe nehmen. Oftmals noch schlechte Würfe dazu. Man kann von dem Kidd-Trade halten, was man will, aber ganz offensichtlich macht er das Spiel für den Dirk einfacher, denn seine Zahlen gehen nach oben.

Das Cuban als Blogger die Blogger raushalten will, ist einfach nur lächerlich. Schön, wenn man Milliarden im Netz gemacht hat und dann versucht, die Berichterstattung hier zu kontrollieren. Angeblich soll das auch was mit einer "Fire Avery"-Kampagne im netz zu tun haben. Aber wieder ein Beispiel für ein klassisches Eigentor.

Anonym hat gesagt…

zu den dirk-trade gerüchten lohnt es sich die kommentare zu lesen.
wenn reporter die leute hassen über die sie schreiben ist garantiert nur wenig tatsächlich so behauptet worden wie es danach berichtet wird. ..emotionales stille post-spiel...