27. Juli 2006

Was ihn treibt? Man nennt es Testosteron

Die meisten Mütter haben (oder heucheln) Verständnis, wenn ihre Söhne sich daneben benehmen. Arlene Landis, die radelnde Mutter von Tour-de-France-Sieger Floyd und eine streng gläubige Mennonitin, ist aus einem anderen Holz. Wenn er "etwas Schlimmeres" als Schmerzmittel eingenommen hat, "dann hat er den Sieg nicht verdient". Darüber wird die B-Probe seines Urins vom Tag der 17. Etappe verbindlich Auskunft geben. Mutter und Sohn haben, seitdem die Nachricht kursiert, nicht miteinander telefoniert, sagte Arlene einem Reporter der Agentur The Associated Press am Telefon an dem Morgen, als die schlechte Nachricht in den USA die Runde machte. Der Gladiator selbst war nicht so couragiert wie die alte Dame und verschwand lieber vorläufig von der Bildfläche. So schuldet er seiner Mutter und uns die ehrliche Antwort auf die Frage: Was treibt ihn bloß? Die hatten wir hier schon vor ein paar Tagen gestellt. Aber auf uns hört ja gar keiner.

Ergänzung, eine Stunde später: AP meldet, dass der gute Sohn seine Mutter am Donnerstag doch noch angerufen hat. Ihr gegenüber hat er das Resultat der A-Probe mit den Worten kommentiert: "Das kann nicht sein." Damit war die gestrenge Arlene, die am Sonntag von ihren Nachbarn die hübsche Sahnetorte erhalten hatte, zufrieden. "Ich glaube ihm wirklich", meinte sie. "Ich glaube er hat nichts falsch gemacht." Glaube? Liebe? Hoffnung?

Das bringt uns zurück an den Ausgangspunkt: Hat Gott am Ende was falsch gemacht und ein bisschen mit dem Urin eines abtrünnigen Mennoniten herumgepanscht? Er sollte ja wissen, wie man das macht. Das kann schließlich inzwischen jeder Sportmediziner, der hochrangige Athleten betreut.

Und noch eine Ergänzung, wieder dank AP: Nun spricht der Sohn direkt - via Telefonkonferenz. Und alles, was er neues anbietet, ist diese Erklärung: "Was die Ursache an diesem Tag betrifft, kann ich nur spekulieren." Und das hat er dann gar nicht erst probiert. Wo er steckt, wollte er auch nicht sagen. Über die Gründe dafür gab er zumindest eine Andeutung zum Besten: Er müsse einen Weg zum Flughafen und nach Hause finden. Have a save trip home.

Keine Kommentare: