22. November 2008

Rosen in Dosen

Ein bisschen Feedback aus besonderem Anlass: Der Text vom vergangenen Wochenende mit dem Titel Wenn Vasen wackeln hat etwas weitere Kreise gezogen, als das gewöhnlich mit American Arena-Beiträgen passiert. Das lag sicher nicht nur am hochbrisanten Hintergrund dieser Betrachtung, dem Disput zwischen dem Deutschen Fußballbund und dem Journalisten Jens Weinreich, der mittlerweile ein ganz erhebliches Medienecho ausgelöst hat. Sondern vermutlich an einem besonderen Umstand. Der Text lief auch bei Carta, dem neuen Mehr-Autoren-Blog, der sich stark auf Medienstoffe eingeschossen hat und ein anderes Publikum anspricht. Dort entdeckten ihn die Netzeitung, der Medieninformationsdienst Turi2 und Sportjournalist Erik Eggers, der podcastet und hier (zweiter Audio-Beitrag auf der Seite) zu hören ist. Direkte Links und Leseempfehlungen gab es auch – darunter vom Direkten Freistoß, dem Ground-Zero-Blog in Sachen Zwanziger vs. Weinreich, vom Wesen der Dinge, vom Cleveland-Cavaliers-Blog und vom Onezblog.

Die Kernaussage war: Deutsche Blogs führen in diesen Tagen rund um den aktuellen Fall den etablierten Medien vor, dass sie eine ganz wesentliche Rolle im neuen Medienalltag spielen können. Damit verbunden war die Klage darüber, dass viele klassische Journalisten noch immer nicht kapieren wollen, was die Medienentwicklung – ob mit oder ohne sie – produziert. Nur am Rande erwähnte ich den New Yorker Professor Jay Rosen und seine Arbeit. Umso schöner, dass SpOn ein paar Tage später ein Interview mit Rosen parat hat.

Was er sagt, sollte sich irgendwann in ganz Deutschland herumsprechen. Zum Faktor Online-Medien: "Wir leben in einer neuen Ära von Konkurrenz und Innovation. Es gibt eine Vielzahl neuer Wettbewerber, wir können aber auch mehr ausprobieren. Jeder kann heute mit den Werkzeugen der Medienproduktion umgehen, das macht diese neue Phase für die Presse so spannend."

Und was wird aus den Journalisten, die noch immer daran glauben, dass ihnen ein Big Daddy-Verleger den Arbeitsplatz bereitstellt und die teuren Gerätschaften, damit sie loslegen können? "Sie werden viele Dinge ändern müssen, vor allem ihre Einstellung zur Technologie. Früher mussten Journalisten bloß die Schreibmaschine bedienen, um alles Weitere hat sich eine andere Abteilung gekümmert... Zudem müssen sie lernen, von Lesern gelieferte Informationen zu nutzen, um ihre Berichterstattung und ihre Recherche zu optimieren.... Schließlich müssen Journalisten bereit sein, sich selbst neu zu erfinden. Die guten alten Zeiten sind vorbei, in denen man in einer stabilen Organisation eine Position ausfüllen konnte – das gibt es in der heutigen Medienwelt nicht mehr." Danke, Herr Professor. Besser kann man es nicht sagen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ihr Selbstlob ist berechtigt. "Wenn Vasen wackeln" ist wirklich ein Spitzenartikel, der auf ein schier unfassbares Verhalten des DFB hinweist und gleichzeitig zeigt wie zahnlos die hergebrachten Medien reagieren. Super. Weitermachen!