9. Januar 2007

Hall of Fame - nicht für McGwire

Profi-Baseball in Amerika und sein gesellschaftliches Umfeld wird sich womöglich noch 14 geschlagene Jahre mit einem Thema beschäftigen, dass jeder gerne als abgehakt achtlos unters Sofa schieben würde. Oder vielleicht noch länger. Das Gefühl beschlich heute die Kommentatoren, die sich mit dem Votum der Baseballjournalisten beschäftigten, die für eine Aufnahme von Tony Gwynn und Cal Ripken jr. in die Hall of Fame in Cooperstown stimmten, aber diese Ehre Mark McGwire ausdrücklich verwehrten. McGwire ist zum Poster Boy der sogenannten Steroid-Ära geworden, als Baseballspieler immer muskulöser wurden und den Ball immer weiter schlugen, was die Home-Run-Manie der späten neunziger Jahre entfachte.

Dem 43jährigen wurde zum Verhängnis, dass er im Frühjahr 2005 vor einem Ausschuss des Kongresses in Washington mehrfach die Aussage verweigert hatte, als er gefragt wurde, ob er sich in seiner Zeit als Aktiver mit Anabolika aufgepumpt hatte. Denn diese Taktik konnte man eigentlich nur vor dem Hintergrund der Tatsache sehen, dass ein öffentliches Eingeständnis strafrechtliche Folgen nach sich ziehen kann. Anabolika standen zwar in den neunziger Jahren nicht auf der Dopingliste von Major League Baseball, ihr Besitz und ihre Einnahme ohne ärztliche Verordnung war jedoch schon damals ein Straftatbestand.

McGwire kann jedoch nach den Regularien der Hall-of-Fame-Abstimmungen noch 14 Jahre immer wieder neu zur Abstimmung vorgeschlagen werden. Alles, was es braucht, ist die Nominierung eines der wahlberechtigten Fachjournalisten. Erst danach würde sein Name endgültig aus dem Kreis der Aspiranten gestrichen. Doch solange wird es gar nicht dauern, bis die Verklemmungen rund um das Thema Doping im Baseball ein weiteres Crescendo erleben werden. Spätestens wenn der noch aktive Barry Bonds die Bedingung erfüllt hat, um als Kandidat für die Ruhmeshalle nominiert zu werden (fünf Jahre nach dem offiziellen Ende der Karriere), wird die Anabolika-Frage über allen Entscheidungen schweben. Bonds könnte bis dahin immerhin wegen Meineids überführt werden. Seine Zeugenaussagen im BALCO-Verfahren in San Francisco legen den Verdacht nahe, dass er nicht so einfach vom Haken kommen wird wie andere ebenfalls verwickelte Baseball-Profis wie etwa Jason Giambi von New York Yankees.

Den Bericht zum Hearing des Kongresses 2005 in der FAZ kann man hier nachlesen. Mehr über die Hall of Fame man hier in diesem Arena-Post.

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