Es ist an der Zeit – nach langer Stille – wieder einmal geräuschvoll zu klappern und ein paar Worte zum guten Schluss zu schreiben. Obwohl: viel ist dem, was ich in diesem etwas älteren Eintrag ausgebreitet habe, nicht hinzuzufügen. Außer dass sich inzwischen dieser Punkt ("Ich bin noch immer nicht sicher, was als nächstes anliegt. Und Ungewissheit lähmt.") erledigt hat (Zu dem, was anliegt, steht weiter unten im Text etwas mehr).
Ich danke allen, die sich vier Jahre lang die Mühe gemacht haben, sich hierherzubewegen, zu lesen, zu kommentieren, zu zitieren, zu empfehlen, zu verlinken. Es war eine sehr, sehr gute Erfahrung, nicht nur einfach ständig in den Online-Wald hineinzurufen, sondern auch Echomeldungen zu empfangen. Der Zählerstand: 2010 Einträge (ja wirklich: zweitausendzehn). Kaum zu glauben, aber wahr. Vielleicht waren sogar ein paar Highlights dabei. Oder auch die eine oder andere witzige Überschrift.
Ich habe von dieser Art der täglichen Beschäftigung mit den Ereignissen aus dem Sport profitiert. Ein Beispiel: Nachdem mir Martin Kaymer aus der Ferne bereits in seinem ersten Profijahr aufgefallen war, habe ich ihn beständig verfolgt und ihm schon früh genau das prophezeit, was er wenig später tatächlich erreicht hat. Ohne dieses intensives Interesse hätte ich ihn nie getroffen und in zwei Printgeschichten (für Capital und im letzten Herbst für die Zeit) sowie in einem Radiobeitrag für den Deutschlandfunk porträtiert. Das hätte sich einfach nicht ergeben. So aber haben wir im Laufe der Zeit zweimal zu längeren Gesprächen zusammengesessen. Zuletzt im Oktober auf der Insel Bermuda nach seinem sensationellen Erfolg bei der PGA Championship und dem Sieg der europäischen Mannschaft im Ryder Cup.
Es gab da noch ein anderes Thema, das mich stark beschäftigt hat: der Versuch eines steuerbefreiten Fußballverbandes, eine ganz hervorragende Idee zur Förderung des Amateurfußballs zu killen. Die Hartplatzhelden waren mutig und stark genug, den Weg bis nach Karlsruhe vor den Bundesgerichtshof zu gehen, wo sie exakt das bestätigt bekamen, was ich und andere schon früh deutlich genug skizziert hatten: Der Verband hatte sich etwas herausgenommen, wozu er kein Recht hatte.
Die Hartplatzhelden haben uns dadurch allen geholfen. Nicht nur den Bloggern. Während ich Oliver Fritsch vor allem mit vollbackigem publizistischen Rückenwind zu unterstützen versuchte (verspottet vom Justiziar des fraglichen Verbandes, aber schließlich sogar von der Deutschen Presse-Agentur nach dem denkwürdigen Grundsatzurteil zitiert) war in anderen Fällen (ich rede von den juristischen Tritten des DFB gegen Jens Weinreich und der Abmahnung einer Klamottenfirma an die Adresse von Trainer Baade) auch mal eine kleine Geldspende angesagt. Die Solidarität auf dem kleinen Dienstweg von vielen, die war gut. Und sie half, in beiden Fällen die Übergriffe zu stoppen.
Ich konnte von so weit weg noch eine weitere Initiative unterstützen, die ich für vielversprechend hielt, die aber dann leider wieder eingeschlafen ist: Der Podcast der Fußball-Blogger, der 2009 in einer Münchner Küche aus der Taufe gehoben wurde.
Weil man in diesem Milieu nicht nur Einzeltäter, sondern auch Gruppentier ist, habe ich gerne immer wieder einen Teil der Talente der Sportblogger-Zunft persönlich kennengelernt. Eine Erfahrung, die mich enorm bereichert hat. Es ist gut, in ganz persönlichen Gesprächen herauszufinden, dass diese kleine Pflanze des ganz anderen, persönlichen Schreibens über Sport von vielen guten Händen gepflegt und behutsam groß gezogen wird. Einige stellen irgendwann ihre Bemühungen wieder ein. Andere kehren nach einer Pause wieder zurück. Das ist der Lauf der Dinge.
Ich denke, ich werde – als Solist und ohne Aussicht auf wirtschaftliche Erträge – keinen Sport-Blog mehr betreiben. Das war ein Experiment. Es wäre dumm gewesen, es nicht zu probieren. Aber das Experiment ist vorbei.
Weil ich die Marke American Arena allerdings nicht einfach aufgeben möchte, läuft das nächste Experiment ebenfalls unter diesem Namen. Um was handelt es sich?
Es ist eine komplett andere Baustelle. Wer mehr darüber wissen möchte, der findet eine ausführliche Visitenkarte unter americanarena.net. Einen Blog gibt es auch – als Teil der Strategie, mit der ich mich als hauptberuflicher freier Journalist mit einem ziemlich breiten Themenspektrum in der kommenden Zeit gründlich beschäftigen werde. Es gibt noch keine griffigen Wörter für diese Art der Arbeit. Ich halte mich an ein paar hier in den USA, die es New Media Journalism nennen, und meine damit eine neue Arbeitsleistung im Medienmix, in der man als klassischer Reporter für Print und Radio bei seinen Reisen und Recherchen eine Videokamera mitnimmt und die Resultate zusätzlich zum konventionellen Arbeitsergebnis online bereitstellt. Wir reden nicht von hastig zusammengefummelten, verwackelten Interviews mit der kleinen flip-Kiste, sondern von ansprechenden Filmen, die mit den Ansprüchen mithalten, die man an Fernsehproduktionen stellt.
Manchmal heißt das, dass man bei einem Job wirklich alles alleine bestreitet – wieder so ein Sololauf wie das Bloggen. Man ist Kameramann und Tonmann in einem, führt die Interviews, dreht B-Roll-Szenen und führt das Ganze am Schluss in FinalCut Pro zusammen. Das wird hoffentlich die Ausnahme bleiben. Denn wenn man zu zweit loszieht, sorgt das einfach für viel bessere Resultate. Da ist der Fotograf für die Textstrecke gleichzeitig Kameraperson und nimmt die Bewegtbilder auf), und der Autor nimmt den Ton auf, stellt die Produktion fertig und schreibt das Lesestück für die Printversion.
American Arena soll in Zukunft als Markenname für diese reichhaltigere und eindrucksintensivere Form des Journalismus stehen. Das zumindest ist der Plan.
Also fällt hier der Vorhang. Macht's gut. Wir sehen uns. Ganz bestimmt. Die Welt ist klein. Ciao und herzlichen Dank fürs Lesen.
P.S.: Die hier archivierten Texte und der gesamte Auftritt (mit der mutmaßlich längsten Tag-Liste der Blog-Welt) werden nicht gelöscht. Schon aus Eigennutz: Ich würde selbst gerne hier vorbeikommen können, um das eine oder andere nachzulesen.