31. Dezember 2007

Lange Männer in richtig kurzen Hosen

Wir bringen heute eine Wasserstandsmeldung. Nein, nicht vom Neckar bei Plochingen oder dem Rhein bei Karlsruhe-Maxau, sondern von den Hosen bei den Los Angeles Lakers. Ganz kurze Hosen. Weil wir uns nicht mit der Honorarabteilung von Getty Images anlegen wollen, bringen wir nur das Link zu dem Bild anstatt desselben. Und ein Link zu dieser Geschichte, die die ganze Lächerlichkeit der Aktion ins Perspektivische setzt. Niemand machte hinterher die Hosen für die klare Niederlage gegen die Boston Celtics verantwortlich. Das wäre auch ziemlich blöd. In solchen Shorts haben die Lakers mit Kareem und Magic eigentlich immer sehr gut ausgesehen. Es kommt darauf an, was drin steckt.

ARD bringt Super Bowl XLII

Für die NFL-Kundschaft in Deutschland hält die ARD in diesem Jahr wieder Live-Übertragungen von den Conference Finals und vom Super Bowl bereit. Mehr hier (auf einer Seite, auf der's schneit).

30. Dezember 2007

Möbelkette verschenkt Ware, wenn die Packers den Super Bowl gewinnen

Von all den Dingen, die man zwischen Weihnachten und Neujahr erledigen kann, gilt das Kaufen von Möbeln nicht unbedingt als besonders vordringlich. Das weiß natürlich auch die Fonti-Familie in Wisconsin, die acht Möbelgeschäfte betreibt. Und deshalb hat man sich eine besondere Idee ausgedacht. Wer bis zum 1. Januar einschließlich kommt und einkauft, muss nichts bezahlen, wenn die Green Bay Packers Anfang Februar den Super Bowl gewinnen. Die NFL-Mannschaft aus Wisconsin spielt in dieser Saison so gut wie schon lange nicht mehr und gilt als sichere Bank für das Conference-Finale der NFC. Das Risiko, bei diesem Werbegag Geld zu verlieren, ist also gar nicht mal so gering. Die Ladenkette macht keine Auflagen. Kunden können so viel ordern, wie sie wollen. Die Firma hat sicherheitshalber eine Versicherung abgeschlossen, um den Schadensfall zu begrenzen.

29. Dezember 2007

Patriots putzen die Platte: 16 Spiele, 16 Siege

Das war keine Formsache für die New England Patriots gegen diese New York Giants, sondern ein richtig gutes Football-Spiel, in dem Tom Brady und Randy Moss ein paar persönliche Saisonbestleistungen für Touchdownpässe - geworfen und gefangen - aufstellten und die Arbeit von Peyton Manning und Jerry Rice in die zweite Reihe beförderten. Wieder mal mussten die Partiots in der zweiten Halbzeit einen Rückstand aufholen. Und wieder mal sackten die gegnerische Verteidiger mit zunehmender Spieldauer sanft zusammen. So fuhr das Team von Bill Belichick den Rekord ein, der so schwer zu packen war: 16:0. Eine ganze reguläre Saison lang unbesiegt. Das hat es, seit die NFL die Tabellenphase von 14 auf 16 Begegnungen ausdehnte noch nicht gegeben. Man fühlte sich erinnert an die Feststellung von Co-Kommentator Chris Collinsworth aus dem Oktober: Eine so gute Mannschaft habe er in seinem Leben noch nie gesehen. Wenn der das sagt, weiß man, dass da etwas dran sein dürfte. Der Form halber, dies ist das Ergebnis der Partie: 38:35.

Und vorne fährt....Lewis Hamilton

Die kommende Formel-1-Saison wird mal wieder ohne den Treck in die USA auskommen. Man hat Montreal auf dem Programm. Und Südamerika. Aber dieses seltsame, automobilistisch autistische Land namens Vereinigte Staaten verzichtet. Am Ende mag das nur an den Persönlichkeitsmerkmalen der entscheidenden Leute liegen, die sich nicht über das einigen können, was man verteilen kann, wenn ein Geschäft floriert: Geld. Aber es liegt sicher auch an der darunterliegenden Kulturschwelle zwischen den Vertretern der Oval-Strecken und ihrer Vorliebe für Windschatten-Rennen, die nur dann funktionieren, wenn man die Autos technisch nivelliert. Das will im Empire der Herren Ecclestone und Mosley niemand. Und kann auf den eigenen Erfolg verweisen, der dokumentiert, dass man auch ohne die Amerikaner bestens zurecht kommt. Also: Good Bye, Indianapolis. Abschied von diesem halbherzigen Hybrid-Format einer zusammengefummelten Strecke. Oder von hier aus gesagt: Good Bye, Formel 1. Der Aufstieg von Lewis Hamilton zum Weltmeister bleibt allein eure Sache. (Saisonbeginn: 16. März 2008 in Melbourne) Doch an diesem Film - F1 Chasing the Dream - können wir uns sicher alle begeistern. Er ist knapp 48 Minuten lang und wurde von ITV produziert.

via smashing telly

28. Dezember 2007

Der Klingelbeutel: Arm und Rich

DIRK NOWITZKI ist bekanntermaßen meistens nicht sehr auskunftsfreudig, wenn es um sein Privatleben geht. Aber dem Plain Dealer in Cleveland ist es gelungen, ihm ein paar Details abzuringen. Das Interview zeigt aber auch, wofür sich amerikanische Journalisten und amerikanische Zeitungsleser interessieren: dafür, welches der berühmteste Name in seinem Kurzwahlverzeichnis im Mobiltelefon ist. Profaner geht's nicht.

DIE NFL HAT SICH LANGE GEZIERT, aber dann doch klein beigegeben. Das eigentlich bedeutungslose Spiel der New England Patriots gegen die New York Giants am Samstag, das ursprünglich exklusiv auf dem ligaeigenen NFL Network laufen sollte, kommt nun auch über terrestrische Kanäle. Das Nachgeben war zwangsläufig. Halb Amerika interessiert sich für das Match. Wegen der statistischen Facette an dem Match. Es geht für die Patriots darum, ungeschlagen die reguläre Saison zu beenden.

WENN SICH DAS DURCHSETZT, werden wir im amerikanischen Sport eine neue Ära in Sachen Vertragstreue erleben. Denn wenn ein Coach 4 Millionen Dollar Konventionalstrafe zahlen muss, weil er aus einem laufenden Vertrag ausgesteigt, überlegt er sich das alles vielleicht etwas gründlicher. Die Person, um die es konkret geht, heißt Rich Rodriguez, war bislang Football-Trainer an der Universität West Virginia und hat vor kurzem den gleichen Posten bei der Prestige-Uni Michigan in Ann Arbor angenommen. Die Verhandlungen liefen ohne das Wissen seines Arbeitgebers ab, der nach Bekanntgabe der Verpflichtung mal das Kleingedruckte in der schriftlichen Übereinkunft mit Rodriguez studiert hat. Und siehe da: Rich scheint sich über die Konsequenzen seines Schritts nicht ganz klar gewesen sein. Oder er hat geglaubt, man würde ihm den Abgang nachsehen.

27. Dezember 2007

Ein Hinweis in eigener Sache

In der Arena gibt es hin und wieder Hinweise auf Texte in der FAZ. Sollte einen nicht wundern: Erstens ist sie eine der besten Zeitungen der Welt und produziert den besten Sportteil des Landes. Und zweitens handelt es sich dabei um Dienst am Kunden dieses Blogs. Was hier meistens nur kurz abgehandelt wird, läuft dort ausführlicher und gründlicher. Dass nicht alle Geschichten auf faz.net gepostet werden, ist nicht weiter schlimm. Die Zeitung gibt's ja deutschlandweit an fast jedem Kiosk. Und man bekommt bei ihr eine Menge für sein Geld geboten.

Soviel als Einleitung.

Wenn man sich als Journalist für mehr interessiert als für Sport und für eine Palette von Publikationen arbeitet, entstehen natürlich noch ganz andere Projekte. Hier wurde neulich das Las-Vegas-Heft der Zeitschrift Merian erwähnt. Heute geht es um etwas ganz Anderes: ein Video auf stern.de, das einen Artikel von Jochen Siemens abrundet, der in Ausgabe 50/2007 erschienen ist.


Paulina Face to Face ist kein Experiment, sondern ein Anfang, ein Schritt in ein neues Arbeitsfeld. Nennen wir es Videojournalismus, ein Begriff, der sich vermutlich binnen Kürze allgemein durchsetzen wird. Bei dem Format handelt es sich nicht um Film und nicht um Fernsehen (das nach Zeitrastern und Schablonen tickt), auch wenn es so ähnlich aussieht. Es ist auch keine Bastelarbeit nach Art der gängigen YouTube-Ware aus der Werkstatt von Digicam-Dilettanten, sondern es folgt klaren gestalterischen und inhaltlichen Überlegungen. Im kommenden Jahr werden ganz sicher weitere Videos in diesem Format entstehen. Erste Themen und Ideen sind bereits skizziert.

Doping im Baseball: Clemens streitet ab

Es gilt eine Fehlinformation zu korrigieren, die mit dem Dopingskandal im Baseball und dem Namen Roger Clemens zu tun hat. Der Pitcher wurde NICHT von Jason Grimsley als Doper benannt, wie wir das unter Berufung auf die Los Angeles Times im Oktober gemeldet hatten. Das Protokoll von Grimsleys Vernehmung wurde vor ein paar Tagen öffentlich zugänglich gemacht und es enthält keine Hinweise auf den Mann, den sie The Rocket nennen. Dieser Sachverhalt ist vor allem deshalb wichtig, weil Clemens im Mitchell Report als aktiver Anabolika-Verbraucher angeschwärzt wurde, aber das bestreitet. Für seinen ersten Schritt in die Öffentlichkeit, um seine Unschuld zu beteuern, brauchte er zwar mehrere Wochen. Aber dem wird Anfang Januar eine ganze Medienkampagne folgen. Kernstück der Aktion: Der Hinweis auf die falschen Berichte rund um Grimsley.

26. Dezember 2007

Puck Neujahr


Weihnachten ist vorbei. Da laufen die Werbeaktivitäten für eine Veranstaltung an, die am 1. Januar über die Bühne gehen soll. Die NHL hat das Match zwischen den Buffalo Sabres und den Pittsburgh Penguins unter freiem Himmel schon mal großspurig als Winter Classic angekündigt. Dabei ist bislang noch gar nichts klassisch an diesem Spiel in einem riesigen Football-Stadion, wo man von den fest eingelassenen Sitzen auf den Tribünen so gut wie gar nichts vom Puck sehen wird. Zuerst einmal muss man allerdings im Ralph Wilson Stadium eine gute Eisfläche auf die Beine stellen. Für hinreichend Kälte ist gesorgt. Die kanadische Winterluft von jenseits der Niagara-Fälle lässt sich nicht lumpen.

Die Karten waren übrigens innerhalb von Stunden ausverkauft, für eine Arena mit einem Fassungsvermögen von 73.000. Das große Geschäft besteht nicht nur aus dem Ticketabsatz und dem Verkauf von speziell produzierten Souvenirs und Hemden und Kappen. Eine enorme Goldmine sind die Parkgebühren (25 Dollar pro Auto), die in der Innenstadt von Buffalo, wo die Sabres normalerweise spielen nachgerade minimal sind. Das Spiel wird von NBC (Vereinigte Staaten) und CBC (Kanada) live übertragen. Anpfiff ist um 13 Uhr Ortszeit (19 Uhr MEZ).

Wie eine Liga ohne Salary Cap

Dies sind goldene Zeiten für amerikanische Sportjournalisten. Vor allem für die mit einem gewissen Namen und einer Reputation für Qualität. Nachdem ESPN damit begann, immer mehr von ihnen mit sehr viel Geld anzuheuern, zieht Yahoo Sports nach. Und weil das für Offerten an die Adresse der Top-Leute bei Sports Illustrated geht, muss man auch dort mehr ausgeben, um das Personal nicht zu verlieren. Das führt zu einem noch nie dagewesenen Phänomen: Die besten Tageszeitungen - die New York Times, die Washington Post, die Los Angeles Times und USA Today - verlieren mehr und mehr Schreiber von Format und müssen nun bei den Regionalzeitungen auf Kaperfahrt gehen. Die Situation erinnert so manche an eine Liga ohne Salary Cap, wo die reichen Clubs den schwächelnden die Talente wegkaufen und auf diese Weise ihre Position im Wettbewerb stärken.

Den ausführlichen Bericht dazu gab es am Heiligabend in der New York Times. Ein rasches Fazit, das von der Zeitung nicht angeboten wird: Hauptursache für die mit Millionen von Dollar vorangetriebene Rotation ist der wachsende Erfolg des Internets als Marktplatz für Informationen und Meinungen. Zwar hat ESPN einen enormen Vorteil: Es kann den Ausbau seiner Plattform vor allem mit Geld aus dem Fernsehsektor finanzieren und hat ein Printmagazin am Start, das ebenfalls Plus macht. Aber das würde niemand irgendwo anders investieren, wenn die Weichen nicht ganz oben in eine Richtunhg gestellt wären: Online ist der Spielplatz der Zukunft. Dafür braucht man Profis und keine Dilettanten. Und die kosten Geld.
Blick zurück: Der Wechsel eines Aushängeschildes

25. Dezember 2007

Mal Federer treffen

Selbst die älteren und schon etwas abgeklärteren Mitglieder des amerikanischen Ski-Teams betrachten die Welt wie mit den Augen von Sportfans. Wie sagte Lindsey Vonn neulich, als sie ihr Bedauern darüber ausdrückte, dass sie es in diesem Jahr wegen weitreichender Trainingsverpflichtungen nicht nach Flushing Meadows geschafft hatte? "Ich wäre nur zu gerne bei den US Open dabei gewesen. Es wäre ein Traum für mich, einmal Roger Federer zu treffen." Wie anspruchslos.

Weil das noch nicht geklappt hat, liest sie derzeit das Buch, das René Stauffer über den Schweizer Tennisspieler geschrieben hat (Titel: Das Tennis-Genie, näheres weiter unten in der rechten Spalte bei den Buchempfehlungen). Und zwar auf Deutsch, obwohl das Buch inzwischen auch auf Englisch zu haben ist. Das hat jedenfalls der Kollege von der New York Times geschrieben, der allerdings in einem Satz gleich zwei Fehler produziert: Es handelt sich nicht um eine Autobiographie, und es ist nicht in der Mundart der Schweizer erschienen, sondern in der Schriftsprache des deutschen Sprachraums, auch Hochdeutsch genannt. Dass die Mitarbeiter der besten Zeitung der Welt schnell mal irgendetwas hinschludern, wussten wir ja schon (siehe die Desinformationskampagne vor dem Irak-Krieg). Aber zwei Schnitzer in einem Satz?

24. Dezember 2007

Der Klingelbeutel: Bettwäsche von Maria

DER SCHARAPOWA-WAHN treibt noch mehr bizarre Blüten: Ein Hotel in Singapur will alles versteigern, was die russische Tennisspielerin während ihres Aufenthalts benutzt oder angefasst hat und worin sie sich gewälzt hat - namentlich die Bettwäsche. Die Aktion soll angeblich einem gutem Zweck zu Gute kommen (vis SportsbyBrooks)

DAS WAR'S ERST MAL für Scott Skiles. Der Trainer der Chicago Bulls wurde am Heiligabend von seinen Pflichten entbunden, nachdem die Mannschaft einen Saisoneinstieg allererster Peinlichkeitsklasse hingelegt hatte. Das Team galt vor Beginn der Saison als Anwärter auf einen Spitzenplatz in der Eastern Conference. Da muss sich jemand ganz erheblich verrechnet haben. Die Versuche, Kobe Bryant zu ködern, der aus Los Angeles weg wollte, waren ebenfalls nicht von Erfolg beschieden. Während die einzelnen Spieler und nicht der Trainer das Problem in Chicago waren (sie haben mittlerweile die Fähigkeit, den Ball nicht in den Korb zu bringen, zu einer wahren Kunst gemacht), scheint der Rauswurf (im fünften Jahr) trotzdem konsequent. Irgendwo muss man anfangen, wenn man eine neue Linie finden will. Skiles hatte wirklich alles mögliche probiert. Und nichts, nichts hatte gefruchtet. Einen Ersatzmannn hat man noch nicht benannt. Draußen auf der Satellitenumlaufbahn kreisen Rick Carlisle (einst gut in Detroit), Jeff Van Gundy (in New York gut, in Houston zuletzt nicht ganz so gut)

ELOGE AN EINEN TURNSCHUH: Die New York Times erinnert uns an ein Jubiläum aus der Nike-Fabrik: der AirForce 1 wird 25 Jahre alt und ist noch immer ein - Verzeihung - richtiger Renner. Der Hersteller gibt zwar keine offiziellen Zahlen bekannt. Aber Brancheninsider schätzen, dass von den Schluffen jedes Jahr Stücker 10 Millionen Paar verkauft werden. Als Massenware kosten die Dinger eher wenig. Aber es gibt seltene ausgefallene Farbkombination, für die Sammler sehr viel Geld bezahlen. Und sicher nicht, um mal wieder ordentlich Gummi zu geben.

Frohes Fest (mit Karol)

Und es begab sich zu jener Zeit, dass ein Gerücht ausging: dass der jeweilige Papst die große Shopping-Orgie gegen Ende des Jahres mit ein paar Grußworten heiligen muss. Ein jeglicher in seiner Vatikan-Stadt. Niemand konnte das besser als Karol Józef Wojtyła. Deshalb habe ich ihn vor einer Weile in diesem Musikstück verewigt: Christmas Forever. In diesem Jahr wird es mal wieder aus dem Keller geholt, abgestaubt und aufgelegt. Frohes Fest.

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23. Dezember 2007

Nichts zu Weihnachten


Kurz vor Weihnachten schenkte Dirk Nowitzki seinem Freund Steve Nash eine Kleinigkeit, über die er sich nicht so richtig freuen wird: eine Niederlage. Hinterher musste der Sieger mal wieder dumme Fragen zum Thema Kumpeltum beantworten. Von wegen Weihnachtsgeschenke und so. Antwort? Niemand bekommt welche. Eine solche Einstellung gegenüber dem Rummel und Gedöns können wir gut verstehen. Geschenke sind so was von overrated. (via Can't Stop the Bleeding)

Sind so kleine Wohnungen...


Kraft mal Weg gleich Wasserschaden. Oder so. Selbst wenn man in seinem ganzen Leben nichts fürs Gewichtheben übrig hatte und nie die Zierfischbegeisterung ganzer Bevölkerungsgruppen geteilt hat - irgendwie beschleicht einen Mitgefühl, wenn so etwas passiert. Nicht wegen der "Mama"-Rufe. Nicht wegen der Fische. Sondern weil manche Leute in viel zu kleinen Wohnungen leben (via With Leather).

Abgestellt auf dem Nebengleis


Unbesiegt. Das ist im Profiboxen der Goldstandard für aufkeimende Hoffnungen, hochfliegende Träume und die ganze heiße Luft dazwischen. Unbesiegt ist das, was Manager brauchen, um sich irgendwann eine Chance auf einen großen Zahltag gegen einen Titelträger auszurechnen. Weshalb bei der Karriereplanung schon früh immer ein besonderes Augenmerk auf die Auswahl der richtigen Gegner gelegt wird. Widerstandsfähig sollen sie sein, aber auch schlagbar.

In Berlin lebt ein Boxer namens Manuel Charr (eigentlich Machmoud Omeirat Charr), der nach dieser Formel im Schwergewicht noch nach ganz oben kommen will. Er hat als Kickboxer angefangen, ist dann aber vor zwei Jahren zu Ulli Wegener gewechselt - ins klassische Metier - und hat seitdem sieben Gegner abgefertigt. Das Problem sind aber nicht die Kämpfer im Ring. Charr ist der Sohn illegaler Einwanderer aus dem Libanon und darf offiziell in Deutschland gar nicht arbeiten. Und so hat er in den bisherigen Kämpfen zwar viel Schweiß lassen müssen, aber entlohnt wurde er dafür nicht.

Dann wurde er auch noch im letzten Jahr in eine Messerstecherei verwickelt. Das sei inzwischen abgehakt, sagte er in einem Interview mit der amerikanischen Boxer-Webseite Eastside Boxing. Trotzdem darf er offensichtlich nicht das Land verlassen ("wegen meiner Reisepass-Probleme"). So stehen die Ambitionen des 22jährigen vorläufig auf einem Nebengleis. Seit 18 Monaten gab es keinen Fight mehr für ihn. Inzwischen hat er den Sauerland-Boxstall verlassen und ist zur Konkurrenz von Universum abgewandert. Da lässt er jetzt die beiden musculi pectoralis major tanzen und macht Eindruck im Gym. Mehr geht nicht, um die die Amerikaner zu beeindrucken, die sich über einen Araber bestimmt sehr freuen würden. Nichts kann man besser vermarkten als Bösewichter im Boxen.

21. Dezember 2007

ESPN: Die Zuschauer wandern ab

Während ESPN in Europa ganz, ganz langsam in Schwung kommt, steht der Sender in den USA (Eigenwerbung: "Worldwide Leader in Sports") vor einem Problem: Die Einschaltquoten für die Abendsendungen ("Prime Time") sind in diesem Jahr um 10,2 Prozent gesunken. Das Zuschauerminus umgelegt auf den ganzen Tag beträgt 5 Prozent. Solche Zahlen signalisieren keine Zufallsresultate, sie signalisieren einen Trend: Wir schätzen mal, dass nicht nur Zeitungen (junge) Leser ans Internet verlieren, sondern Fernsehsender ebenfalls. Trotzdem glaubt man beim Mutterschiff Disney, dass man die Kabelnetzbetreiber in den USA (und damit die Kabelfernsehzuschauer) noch mehr Geld aus der Tasche ziehen kann als bisher. So steigt der der Preis, den man pro zahlenden Zuschauer kassiert, Anfang 2008 von 3,26 Dollar auf 3,65 Dollar pro Monat. Irgendwo nicht mehr ganz so fern liegt eine Schallmauer für das, was Sport den anonymen Massen wert ist. Aber vermutlich macht man sich darüber in Bristol/Connecticut im Moment keine großen Gedanken. Die Unternehmensfiliale, die einst als klitzekleiner Fisch von einem mutigen Gesellen gegründet wurde und dann von größeren Fischen aufgefressen und mit beachtlichen Investitionen immer größer gemacht wurde, soll einem Marktkenner zufolge 30 Milliarden Dollar wert sein. Vielleicht versteht man angesichts solcher Zahlen, weshalb ESPN 2009 für die Rechte der Premier League mitbieten will und kann.

Dogfood hat, als er die Meldung auf allesaussersport vor ein paar Tagen kommentierte, folgendes geschrieben: "Auch wenn hinter ESPN mit Disney ein Konzern mit großen Resourcen steht, überschätzt ESPN massiv die Strahlkraft seiner Marke in Europa, ganz zu schweigen von seiner Reichweite. Den Fehler hat die NFL bereits bei Vergabe seiner TV-Rechte in Kontinentaleuropa gemacht. Noch schlimmer: ein Abrücken des Fokus auf US-Sport wird die Marke massiv verwässern."

Das fand ich einen ziemlich kräftigen Konter auf eine Nachricht, die nur Absichten formuliert, aber keine Taten mitliefert. Und die eigentlich zeigt, dass ESPN sich gar nicht als Marke versteht, sondern als Profitcenter, das außerhalb der USA wachsen muss, wenn es denn Zahlen schreiben will, die als einziges Faktum in der Konzernzentrale ernst genommen werden. Ich würde mich nicht wundern, wenn die treibenden Kräfte einer solchen Strategie dabei auch Fehler machen. Aber auf der anderen Seite zeigt das Engagement amerikanischer Investoren in der Premier League (Manchester United, FC Liverpool, Arsenal), dass die eifrigsten Sportunternehmer Amerikas schon länger keine Furcht mehr davor haben, sich am europäischen Treiben zu beteiligen.

"Wachstum in Europa ist eine Schlüsselstrategie für uns", sagte Russell Wolff, der Chef von ESPN, bereits vor einem Jahr, als der NASN-Deal bekannt wurde, für den der Sender wohl mehr als 100 Millionen Dollar verauslagt hat. Ein hoher Preis, wenn man weiß, wieviele/wie wenige Menschen NASN nutzen (6 Millionen Abonnenten). Bezahlt hat man also knapp 17 Dollar pro Kunden. Wenn man aber sieht welche Preise in den USA mittlerweile üblich sind, wirkt das nur och halb so teuer. Mit anderen Worten: Das rechnet sich.

Die andere Frage lautet allerdings: Kann ESPN glaubwürdig eine Mehr-Länder- und Mehr-Sprachen-Politik umsetzen, die jene Schwächen eliminiert, wie sie von dogfood aufgespürt wurden. Ich denke, in naher Zukunft wäre mal wieder ein Gespräch mit Wolff fällig. Wir haben uns zuletzt während der Fußball-WM miteinander unterhalten.

WAG-Mätzchen auf amerikanisch

Erst waren da nur ein paar Paparazzi-Fotos von Tony Romo und Jessica Simpson, auf denen beide so merkwürdig missgelaunt aussahen. Dann tauchte die brunstdoofe, aber sehr populäre Sängerin im Stadion bei Spielen der Dallas Cowboys auf. Dann äußerte sich Terrell Owens, was überall die Runde machte (woraufhin er einen Rückzieher machte). Und nun reagiert die Blogger-Welt - gespalten in ihrer merkwürdigen Verehrung der brunstdoofen Jessica Simpson als brunstdoofem Sex-Objekt und gleichzeitig hochnäsig im Wissen um ihre Brunstdoofheit, kombiniert mit Antipathien gegenüber "America's Team", das in diesem Jahr wirklich gut spielt. WAG-Mätzchen nach Art der NFL? Der bisher beste Beitrag kommt von Ruin Romo, wo man festgestellt hat, dass die Anwesenheit der brunstdoofen Blondierten im Stadion das Spielniveau des Quarterbacks senkt. (via Deadspin) Mit der Aktion , die die Ruin-Romo-Leute vorschlagen lassen sich bequemerweise gleich zwei Empfindungen auf einmal abarbeiten lassen. Die Abneigung für Simpson und die für die Cowboys. Die doof ist JS? Hier ein Beispiel:

Austeilen im Stil des Altmeisters


Es war das erste Mal, dass ich von einem "Gordie-Howe-Hattrick" gehört habe, als die Live-Fernsehkommentatoren den Schlagabtausch zwischen Sidney Crosby von den Pittsburgh Penguins und seinem Widersacher Andrew Ference von den Boston Bruins beschrieben. Was man nicht alles dazu lernt, wenn man die Karriere von Kanadas großer Nachwuchshoffnung verfolgt. Was dieser Begriff beschreibt (ein Tor, eine Vorlage und Prügelei innerhalb eines Matches) und wer Gordie Howe war, kann man bei Wikipedia nachlesen. Was man sich aber merken sollte: Crosby, der im Begriff ist, viele Rekorde von Wayne Gretzky zu pulverisieren, ist auch diesmal ziemlich hurtig gewesen. Für seinen Hattrick brauchte er nur 25 Minuten und nicht etwa ein ganzes Spiel. Vielleicht wird man deshalb diese Leistung alsbald als Sydney-Crosby-Hattrick bezeichnen.

20. Dezember 2007

Dickes Ding

Wenn man Arbeiten der französischen Bildhauerin Niki de Saint Phalle sieht, denkt man nicht als erstes an Sport. Ihre Figurinen sind unförmig und feist und schwer. Wie Christo oder Salvadore Dali, Andy Warhol und Friedrich Hundertwasser und so manche andere des Kunstbetriebs nach dem Zweiten Weltkrieg war sie ein one-trick pony. Wiederkennungswert war solchen Leuten wichtig. Und das Echo von Kunstsammlern, die keine Risiken wollen, sondern auf Nummer sicher investieren. Mit den Folgen müssen dann die nächsten Generation klar kommen. Leute in Hannover etwa, die die Dame zur Ehrenbürgerin ernannt haben. Oder das Publikum des Balboa Park in San Diego, wo der große Bildhauer im Himmel der Mme. de Saint Phalle vor fünf Jahren den kreativen Griffel und den Gipseimer aus der Hand nahm. Als Souvenir blieb den San Diegonen (Diogesen? Dieger?) eine Michael-Jordan-Statue, an der alles falsch ist, was an einer Sportskulptur falsch sein kann. Vor allem der Impetus, dass man einen der elegantesten Athleten aller Zeiten als dicken, knallbunten Sack verewigt. Der Mann sah damals bei seine Sprüngen so aus, als könne er die Schwerkraft überwinden. (via si.com)

Nachtrag: Und wie so vieles im Leben kann man das natürlich noch steigern. With Leather hat heute die Sportkkulptur schlechtin gefunden (vermutlich Plastik und mit Luft aufgepumpt).
Blick zurück: Jedem Star sein Denkmal

Strichweise lustig


Der relativ neue Variety-Fernsehkanal Current, der sich hauptsächlich an ein junge Zielgruppe wendet und sehr viel Material ausstrahlt, das von Fernsehamateuren gedreht wurde (user generated content), hat auch eine Humorabteilung. Und die müht sich mit ihren Zeichentrickproduzenten an so allerlei ab. Dieses Produkt wurde erst vor wenigen Tagen bei YouTube abgeliefert, kann aber bereits mehr 150.000 Clicks aufweisen. Beckham ist eben unwiderstehlich.... Übrigens: einem Gerücht zufolge, das ich in New York aufgeschnappt habe, wird Current demnächst auch in Deutschland laufen (via The Beautiful Game)

Die gute böse Absicht

Das deutsche Strafgesetzbuch macht aus Tradition einen Unterschied zwischen übler Nachrede und Verleumdung. Die Nuancen mögen gering sein. Aber sind durchaus immer dann von Bedeutung, wenn etwa die Medien etwas herausposaunen, was den einen oder anderen Tatbestand erfüllt. Der wichtigste Unterschied ist: wer eine rufschädigende Behauptung "wider besseres Wissen" verbreitet, ist ein Verleumder und wird stärker bestraft. Das soll als kurze Einführung in das Thema "Tony Parker verklagt Webseite" dienen. Denn dessen Gang vor Gericht basiert natürlich auf der amerikanischen Gesetzlage und dem etwas schwammigeren Begriff defamation. Das amerikanische Rechtsverständnis ist denn auch weit weniger eindeutig als das deutsche, besonders wenn es um Veröffentlichungen in den Medien geht, die unter dem besonderen Schutz der Verfassung stehen.

So hat der oberste Gerichtshof der USA in einer Grundsatzentscheidung vor vielen Jahren die Latte für Beschwerdeführer extrem hochgelegt. Sie müssen nämlich nicht nur beweisen, dass die publizierten Informationen sachlich falsch und rufschädigend sind, sondern ebenfalls die Geschworenen davon überzeugen, dass die Zeitung/der Sender/die Webseite mit böser Absicht gehandelt hat ("actual malice"). Spätestens an dem Punkt wird es für das Kampagnenopfer ausgesprochen schwierig. Wie beweist man, dass Journalisten einen Plan hatten? Die meisten Medienarbeiter haben - leider - überhaupt keinen Plan. Weshalb der BILDblog zum Beispiel so vortrefflich von einem breiten Panorama von Fehlern der BILD-Zeitung leben kann.

Was bedeutet das für Tony Parker, dem eine Affäre zu der Phantomfigur namens Alessandra Paressant nachgesagt wird? Er wird den soeben angestrengten Prozess nicht gewinnen. Immerhin hat er soviel Geld, um die Anwälte zu bezahlen und die Online-Prominentengossip-Schleuder X17, der die Geschichte verbreitet hat, in die Pleite zu prozessieren. Was man als einen denkbaren Ausgang dieses Skandals durchaus begrüßen sollte.

Der große Thunfisch bei den Delphinen

Es gibt wichtigere Fragen, auf die wir in diesen Tagen nach einer Antwort suchen, als diese. Aber diese steht im Raum und so wollen wir uns ihr widmen: Warum will sich Bill Parcells noch einmal um eine NFL-Mannschaft kümmern? Die Frage beschäftigt einen auch deshalb, weil wir es hier mit einem ziemlich außergewöhnlichen Mann zu tun haben. Ist vielleicht mal jemandem aufgefallen, dass der ehemalige Head Coach der New York Giants, der New England Patriots, der New York Jets und der Dallas Cowboys noch nie irgendwo rausgeworfen wurde? Oder dass er schon mehrfach erklärt hat, er habe innerlich mit der Rolle als Football-Coach abgeschlossen (und dann immer wieder einen neuen Anlauf genommen hat)?

Parcells Ruf basiert auf zwei Super-Bowl-Erfolgen (mit den Giants) und dem Nachweis, dass er Mannschaften in die Playoffs bringt, die vor seinem Auftauchen immer schon im November an die Ferienplanung gedacht haben. Man sollte ihm auch die Karriereentwicklung eines gewissen Bill Belichick zugute halten. Sowie den Modellfall des modernen Linebackers, der in seiner Ägide in der Person von Lawrence Taylor seine ganze Gefährlichkeit und Brutalität entfaltete (und dabei zum Beispiel die Laufbahn von Redskin-Quarterback Joe Theisman vorzeitig beendete). Mit anderen Worten: Parcells hat seinen Platz in der Hall of Fame in Canton verdient. Aber offensichtlich ist das immer noch nicht jedem klar.

Vielleicht hat er deshalb soeben offiziell den Posten als Verantwortlicher für den Footballbetrieb bei den Miami Dolphins angenommen, von wo aus er jeder Zeit ins Geschäft eingreifen kan . Denn was soll es sonst sein? Ein Bedürfnis, mit 66 noch einmal gegen Belichick zu coachen, der in derselben Division arbeitet, was zwei Spiele pro Saison garantiert, kann es nicht sein. Obwohl das reizvoll wirkt.

Die eigentliche Verwunderung besteht darin: Wieso hat Parcells Anfang des Jahres den Job in Dallas hingeworfen, nachdem sein Team wirklich nur durch einen extrem dummen Fehler von Tony Romo aus den Playoffs flog? Die gleiche Mannschaft, die er auf Vordermann gebracht hatte, zeigt in diesem Jahr all ihre Qualitäten und muss als ziemlich heißer Super-Bowl-Aspirant gehandelt werden. Soviel steht fest: Alles andere, als sich aktiv in den Footballbetrieb einzumischen, muss ihn langweilen. Vielleicht fällt er eines Tages tot an der Seitenlinie um.

Der Mann, den die Big Tuna nennen, ist bisweilen nur schwer zu ertragen. Besonders Journalisten leiden unter seinen - nennen wir sie vorsichtig - Stimmungen. Aber er hat eine Menge zu bieten: zum Beispiel solche Gedanken:

18. Dezember 2007

Das fanden wir beim Suchen, Teil 3

Wo die meisten Fans und Neugierigen sitzen - ein Vergleich:
Britney Spears (Heilbronn) vs. Paris Hilton (Wesel)
Barack Obama (Berlin) vs. Hillary Clinton (München)
NFL (Kaiserslautern) vs.NBA (Kaiserslautern)
Kaiserslautern (Kaiserslautern) vs. Klaus Toppmöller (Frankfurt)
Oliver Kahn (Karlsruhe) vs. Jens Lehmann (Chemnitz)
Rotwein (Mainz) vs. Weißwein (München)
CIA (Wiesbaden) vs. Spion (Schwerin)
Quelle: Google Trends
Blick zurück: Liste eins und zwei

Wenn Chris Simon die Wut packt...

Die New York Islanders haben den notorischen Flegel Chris Simon auf unbestimmte Zeit suspendiert. Der war am Samstag in einem Willkür-Akt einem Gegner von den Pittsburgh Penguins mit der scharfen Kufe von oben mit Wucht auf den Schlittschuh getreten. Simon war erst im Frühjahr für 25 Spiele gesperrt worden, nachdem er einem Widersacher den Schläger ins Gesicht geknallt hatte. Damals verteidigte er sich mit dem Hinweis darauf, dass in ihm eigentlich ein anderer Mensch steckt, als der Mann, der auf der Eisfläche ausrastet, wenn ihm etwas gegen den Strich geht, und bat um Milde. Die Islanders scheinen das Problem ebenfalls weniger drakonisch anzupacken. Grund: Trainer Ted Nolan und Simon sind beide Mitglieder des Indianerstamms der Ojibwa First Nation. Simon hat unter Nolan bereits in der Jugend gespielt. Und Nolan hat dem Eishockeyprofi geholfen, die Finger vom Alkohol zu lassen - weiteres Problem, mit dem Simon offensichtlich zu kämpfen hatte (via SportsByBrooks)

17. Dezember 2007

Roddick und die Bratpfanne

Zuerst muss man begreifen, was Sport ist und wie einzelne Sportarten funktionieren. Dann muss man sich vorstellen, wie man das alles in Frage stellen und auf absurde Kleinigkeiten reduzieren kann. Anschließend ist man so weit und sicher auch in der Stimmung, sich auf ein Buch wie dieses einzulassen: Andy Roddick Beat Me With a Frying Pan. Auf eine solche Arbeit wie die von Todd Gallagher hat man lange warten müssen. Warum? Die eine Hälfte der Menschheit geht an Sport bierernst heran. Und die andere mit einem solchen Maß an Ignoranz, dass man ganz sprachlos ist, wenn man beim Fernsehkonsum von Großereignissen von Fragen von Neugierigen eingedeckt wird, die immer ganz naiv nach den Regeln und den Sinn vom Ganzen fragen. Der Sinn des Ganzen?

Wie wär's stattdessen mal mit Fragen nach dem Unsinn des Ganzen? Mit Themenstellungen wie "Könnte ein lebensgefährlich verfetteter Eishockey-Torwart gegen eine gegnerische Mannschaft das Tor sauber halten?" Die Antwort in Kürze: Kommt auf das Gewicht an.

Weitere brennende Fragen lauten: Könnte ein Mann in der Frauenbasketball-Liga WNBA mitspielen? Wie gut sind Profigolfer beim Minigolf? Wie käme ein normaler Baseball-Fan mit den Würfen seiner Major-League-Pitchers zurecht? Die Antworten kennt nicht nur der Wind. Die kennt Todd Gallagher. Denn der hat sie recherchiert.

"Why? Why me?"

Einer der größten Quotenknüller in der Geschichte des amerikanischen Sportfernsehens waren die Liveübertragungen von den Eiskunstlaufwettbewerben 1994 in Lillehammer. Damals trat die gute Prinzessin (Nancy Kerrigan) gegen die Hexe (Tonya Harding) an. Und das Waisenkind aus der Ukraine (Oksana Bajul) holte sich die Goldmedaille. Soviel Drama. Soviele Tränen. Und alles nur, weil der Begleittrupp von Harding wenige Wochen vorher am Rand einer Qualifikationsveranstaltung die gute Prinzessin mit einem schweren stumpfen Gegenstand attackiert hatten. Einer der Beteiligten (neben dem Harding-Ehemann) war der Leibwächter, der damals unter dem Namen Shawn Eckardt geführt wurde. Der musste für die Tätlichkeit mehrere Monate ins Gefängnis. Dann änderte er seinen Namen in Sean Griffith und schlug sich abseits der Sportszene durchs Leben. Nun erreicht uns die Nachricht von seinem Ableben. Auf eine natürliche Weise soll er dahin geschieden sein. Im Alter von 40. Der Blick zurück auf die Affäre in Videoformat (mit dem berühmten Ausschnitt, in dem die Prinzessin jammert: "Why? Why me?":

16. Dezember 2007

Der Klingelbeutel: Eine Null weniger

PSSST....DIE MIAMI DOLPHINS haben nach 13 Niederlagen ihr erstes Spiel in dieser Saison gewonnen. Damit haben sie ganz knapp die Chance verpasst, sich zum zweiten Mal mit einer Null in die Rekordlisten der NFL einzutragen. In seinem bisher besten Jahr - 1972 - blieb der Club die ganze Saison über ungeschlagen und gewann den Super Bowl. Die New England Patriots hielten sich die Tür offen, in dieser Saison das gleiche hinzubekommen. Sie schlugen die New York Jets.

DER KOMMENDE Baseball-Home-Run-König Alex Rodriguez hat bei CBS in der Sendung 60 Minutes nicht nur erzählt, weshalb er darauf verzichtete, sich bei der Vertragsverlängerungsverhandlung mit den New York Yankees selbst zu vertreten und seinen Agenten zu Hause zu lassen. Er hat auch bestritten, jemals leistungsfördernde Mittel genommen zu haben. Er sagte sinngemäß, er sei immer gut genug gewesen und musste sich keine Gedanken über etwas Nachhilfe machen. Was man womöglich glauben kann. Aus seiner Sicht besteht Baseball zu 90 Prozent aus mentaler Leistung.

RUNNING BACK Warrick Dunn von den Atlanta Falcons (rechts) hat neulich etwas extrem Ungewöhnliches getan. Er ging ins Gefängnis, um den zum Tode verurteilten Mörder seiner Mutter zu treffen. Die Tat im Jahre 1993 zwang den Teenager, sich um seine Geschwister zu kümmern. Trotz der Last und Verantwortung gelang ihm eine beachtliche Karriere als Footballspieler.

MAN KANN DIE FRAGE ja mal stellen: Sollte es Männern, die das seltsame Bedürfnis haben, in ihrer Freizeit Trikots von Clubs zu tragen, gestattet sein, sich in Hemden der Frauen-Basketball-Liga WNBA zu zeigen?(via Deadspin). Unsere Antwort ist schnell gegeben: Keine Trikots. Niemals. Egal wo und unter welchen Umständen. Es gibt nichts Dümmeres als diese durchkommerzialisierte Fankultur.

Fußball im Büro

Man denkt ja immer, man hat schon viel gesehen im Leben. Und dann kommt da jemand und spielt Fußball im Büro und toppt auch das noch:

(via With Leather)

15. Dezember 2007

Diego grüßt Hugo

Wir erinnern uns: Argentinier haben beim Tätowieren nicht immer eine glückliche Hand. Wahrscheinlich weil "die Hand Gottes" nicht immer zur Verfügung steht und auch nicht die richtige Tinte. Aber das hält Diego Maradona nicht davon ab, sich jetzt noch ein Abbild von einem prominenten Politiker in die Haut hineinträufeln zu lassen. Er trägt bereits seinen Landsmann Ernesto Che Guevara mit sich spazieren, der im Rahmen der kubanischen Revolution eine wichtige Rolle spielte und im Guerillakampf in Bolivien ums Leben kam. Er trägt Fidel Castro, zu dem es nicht nur eine Beziehung über Guevara gibt, sondern eine unmittelbare (Maradona hat zwischendurch sein Reha-Programm auf Kuba absolviert). Wer soll sich nun zu den beiden Legenden des antiimperaialistischen, antiamerikanischen Aufbegehrens gesellen? Hugo Chávez heißt er, der Mann, den soeben die Wähler in Venezuela vor seiner eigenen Eitelkeit und Machtgier verschont haben. Der Fußballer praktiziert seit Jahren lautstarke Solidarität mit dem neuen starken Mann Südamerikas, erstaunlicherweise auch, wenn es um die Innenpolitik des Öl-Landes geht.

Wir warten übrigens noch immer auf den Dokumentarfilm des Serben Emir Kusturica über Maradona, an dem der Regisseur angeblich schon seit einer ganzen Weile schneidet. Nachtrag: Das Magazin von L'Équipe meldete letzte Woche, dass der Film beim Festival in Cannes im nächsten Jahr eingereicht werden soll. Das findet im Mai statt.

Starker Tobak


Wir wollten uns schon immer mal von Leuten, die eine innige Beziehung zu Anabolika haben, erklären lassen, weshalb man die Finger von Kautabak lassen sollte. Also haben wir dieses Video mit dem besten Baseball-Pitcher der letzten zehn Jahre angeschaut. Und wir müssen sagen: Argumentieren kann er, der Roger Clemens. Man bekommt Lippenkrebs von Kautabak und Mundgeruch. Also: Finger weg. Von Anabolika bekommt man... immerhin einen schlechten Ruf und einen Ehrenplatz im Mitchell Report. Das ist offensichtlich nicht so schlimm. Und die Substanzen sollen ja angeblich richtig groß und stark machen. Und wer könnte dagegen schon etwas haben?

Gazprom heizt der NHL ein: Neue Liga in Europa auf dem Reißbrett

Der ehemalige russische Nationalspieler und NHL-Profi Igor Larionow und Bob Goodenow, der frühere Geschäftsführer der NHL-Spielergewerkschaft arbeiten an einem ambitionierten Projekt: Sie sollen im Auftrag des russischen Unternehmers Alexander Medwedjew eine Europaliga auf die Beine stellen, die es sportlich gesehen mit der National Hockey League aufnehmen kann. Medwedjew ist zweiter Mann bei Gazprom, wo man sich schon länger für eine Achse zum Sport interessiert. Der früheste Termin für die Aufnahme des Spielbetriebs wäre der kommende September. Hinter den Kulissen finden nach Recherchen des Toronto Star bereits Gespräche über Fernsehrechte und Kommentatorenverträge statt.

In Russland dürfte die Idee ganz gewiss auf fruchtbaren Boden fallen. Dort stehen die Verantwortlichen schon länger auf der Bremse und lassen keine jungen Spieler Richtung Nordamerika ziehen, weil man keine Lust mehr hat, als billige Nachwuchsausbildungsstätte für die NHL zu fungieren. Die Abgeltung pro Jungprofi liegt bei müden 200.000 Dollar. In Schweden sieht man die Sache ähnlich.

Gazprom ist Eigentümer von SKA St. Petersburg, wo Medwejew als Präsident im Einsatz ist. Die neue Liga soll sich zuerst einmal mit Teams im Westen Russlands und im Baltikum etablieren. Es scheint Interesse aus Finnland zu geben, wo man unter den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eines kleines Landes Profieishockey nur schwer im Alleingang unterhalten kann.

Sollten sich finanzstarke Unternehmen an dem Projekt beteiligen, wird man das schon bald in der NHL zu spüren bekommen, weil Qualitätsspieler abwandern. Den Kanadiern dürfte das in ihrem bornierten Blick auf die Geschichte des Spiels eher recht sein. Vor allem ihr Nachwuchs hatte in den letzten 15 Jahren angesichts der Invasion von stocktechnisch besseren Talenten aus Europa oft das Nachsehen.

14. Dezember 2007

Hut ab vor Bobby

Wenn wir gedacht hätten, dass man mit Geschichten über Bobby Boswell alten und neuen Lesern eine Freude machen könnte, hätten wir hier schon häufiger über ihn geschrieben: über den mit Abstand kreativsten, geradlinigsten, meinungsfreudigsten und lustigsten Fußballprofi amerikanischer Provinienz. Aber das Phänomen Boswell und seinen Erfolg zu erklären, ist schwierig und bedarf einer ganzen Menge Sätze. Und so haben wir lieber gewartet, bis Top-Blogger Dan Steinberg ("Mr. Stone Mountain") in die Tasten greift und diese Geschichte erzählt.

Es ist eine Hymne zum Abschied. Denn Boswell wurde soeben von D.C. United, wo er es von einem ungedrafteten Nachwuchsspieler in nullkommanichts bis in die Stammelf und dann auch in die All-Star-Auswahl von Major League Soccer schaffte, zum amtierenden Meister Houston Dynamo weitergereicht. Es gibt viel bemerkenswerte Details zur Karriere des 24jährigen Verteidigers, der inzwischen auch zum Kader der US-Nationalmannschaft gehört. Aber eines ist kaum zu steigern. Im Jahr eins der Beckham-Ära, in der ganze Füllhörner mit vielen Dollars über Schlappekicker aus dem Ausland ausgeschüttet werden, verdiente Boswell 30.000 Dollar. Davon kann man eigentlich gar nicht (über)leben. Er hatte unlängst ein Angebot für das Dreifache auf dem Tisch, aber ließ es sausen, weil er sich eine andere Option offen halten wollte: die Chance, auf eigene Rechnung nach Europa zu wechseln, wo man seine fußballerischen Qualitäten besser honorieren wird. Ob man dort auch aber seine fröhliche, unbekümmerte und unverblümte Art der Selbstdarstellung mit Spaß-Blog und Flickr-Bildern goutiert, ist kaum zu vermuten. Dieses Video enstand im Rahmen seiner Bewerbung für die Frauenzeitschrift Cosmopolitan, die immer wieder nach Amerikas begehrenswertesten Junggesellen fahndet. YouTube hat noch jede Menge andere Schnipsel bereitliegen.

Knicks mit Meckern: Wer brüllt, wird verwarnt

Als ob es nicht schon schwer genug sei, sich ein Spiel der extrem schwachen New York Knicks mit eigenen Augen anzusehen (man sah neulich im Fernsehen das verknautschte Gesicht von Woody Allen auf den Rängen und entwickelte spontan ganz viel Mitgefühl mit einem Mann, der als ausgewiesener Misanthrop eigentlich gar keine Sympathie verdient). Jetzt erhalten Zuschauer, die im Madison Square Garden den Mund aufmachen und sich über die Leistung der Mannschaft lauthals beschweren, vom Personal auch noch kleine Verwarnungskarten. Den jüngsten Fall hat die New York Times dokumentiert, die von einem Besucher berichtete, der die Karte in der Nähe der Knicks-Auswechselbank von einem Schwarzhändler kurz vor dem Spiel draußen vor der Halle für schlappe 20 Dollar gekauft hatte. Schlussfolgerung: Meckerfritzen, die keine Ruhe geben, werden vor die Tür gesetzt.

Vick bat um Milde


Ehe Michael Vick am letzten Montag zu 23 Monaten Freiheitsentzug verurteilt wurde, schrieb er einen handschriftlichen Brief an den Richter und warb um Milde, Rücksicht und Verständnis. Und eine ganze Reihe von Prominenten tat es ihm gleich: George Foreman, Hank Aaron, Warrick Dunn, der Bürgermeister von Atlanta. Weil wir in den USA sind, gibt es diese Briefe mittlerweile auch online als pdf-Dateien. Zum Beispiel hier. Mehr zum Thema hat die Zeitung Daily Press aufgefahren (via You Been Blinded).

Comeback-Künstler

Es spricht nicht gerade für die Intelligenz der besten Golfspieler der Welt, wenn sie einen der ihren gleich zwei Jahre nacheinander zu seinem Comeback gratulieren. Ein Jahr, gut. Aber zwei? Wie soll das gehen, besonders wenn man zwischendurch beim besten Willen keinen Leistungsknick zu verzeichnen hatte? Das hat sich der auf diese Weise geehrte Amerikaner Steve Stricker auch gefragt. Aber dann er hat er auf seine nette Art die Auszeichnung trotzdem akzeptiert und gewitzelt: "Ich habe darüber nachgedacht, was man tun muss, um das drei Jahre nacheinander hinzubekommen." Vielleicht durch noch mehr Turniere gewinnen und noch besser spielen?

Der Mann aus Madison/Wisconsin, mit dem ich in diesem Jahr beim ProAm-Turnier der BMW Championship spielen durfte, hat noch Luft nach oben. 2005 war er vom 162. Platz der Geldrangliste und einer desolaten Karriereperspektive auf den 34. Platz geklettert. 2006 erreichte er den vierten Platz und war ein ernsthafter Kandidat für den Gewinn des neuen FedEx-Cups. Die drei, die vor ihm lagen, könnte er 2008 durchaus noch aus dem Weg räumen. Vor allem, wenn er so gut weit spielt wie zuletzt und jene Bescheidenheit ablegt, die zu seinem Markenzeichen geworden ist. Eine Taktik, sich nicht unnötig von der Klasse eines Tiger Woods beeindrucken zu lassen, hat er bereits: "Es geht nicht, dass du dir anschaust, was er macht. Du musst dich auf dein eigenes Spiel konzentrieren."

13. Dezember 2007

Warten auf den Chor der Mea-Culpa-Artisten

Der Mitchell Report ist draußen und hat umfassend dokumentiert, dass Amerikas Baseball-Profis sich nicht die Bohne dafür interessieren, dass Doping Sportbetrug ist und auf Kosten der eigenen Gesundheit gehen kann. Leute, die im Schnitt mehr als 3 Millionen Dollar pro Jahr brutto verdienen und offensichtlich von der Furcht geplagt werden, dass diese formidable Geldquelle versiegen könnte, wenn sie nicht genug Leistung bringen. Man kann die Namen der in dem Report genannten und als Doper verdächtigten Spieler in dieser Liste nachlesen. Den ganzen Bericht kann man als pdf-Datei bei The Smoking Gun herunterladen.

Eine erste oberflächliche Lektüre bringt folgendes zutage: Nicht erwähnt werden zum Beispiel solche Leistungsträger wie Albert Pujols von den St. Louis Cardinals und Sammi Sosa, einst der Rivale von Mark McGwire, der ebenfalls nicht erwähnt wird. Das hat womöglich damit zu tun, dass er schon eine Weile nicht mehr spielt. Dass Namen fehlen, bedeutet nicht, dass diese Spieler nie etwas mit Doping zu tun hatten. Es bedeutet, dass niemand Herrn Mitchell über sie en detail etwas erzählt hat. Denn das Hauptmaterial für den Bericht kommt aus vier Quellen: den Aussagen von Lieferant Kirk Radomski sowie einem Mann, der bei den Yankees mit der Fixe herumhantierte. Dazu hatte Mitchell Einblick in die Aktenlage der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Albany, die mehrere Dealernetze ausgehoben hat und die Unterlagen aus dem BALCO-Skandal. Ab morgen werden wir dann zwei Geräusche vernehmen: den Chor der Mea-Culpa-Artisten, die öffentlich dem Teufelszeug abschwören und versprechen, nie wieder etwas ähnliches zu tun. Und das rhythmische Stakkato der Dementi(a)-Fraktion, deren musiktheoretisches Feingefühl uns alle auf eine harte Probe stellen wird. Der Krach wird ohrenbetäubend sein.

12. Dezember 2007

Die "Queen of Mean" und der Bär

Wenn eine 46jährige, übergewichtige Komödiantin in aller Öffentlichkeit erklärt, sie habe einen Quickie mit einem jungen Profi der Chicago Bears gehabt, geht eine ganze Lawine an Spekulationen los. Zumal wenn sie ihre frivole Geschichte mit ein paar Details garniert, die den Kreis der Beschäler stark reduzieren. Ob überhaupt was dran ist oder ob Lisa Lampanelli nur sehr geschickt ihren Namen ins Gedächtnis bringen wollte, bleibt bis auf weiteres unklar. Gelogen und imaginiert wird in dem Geschäft am laufenden Band. Und Frau Lampanelli hat sehr viel Phantasie. Ihre Art von Humor ist scharfkantig und aggressiv. Denn sie ("The Queen of Mean") fürchtet sich vor keinem Klischee - schon gar nicht, wenn es um Hautfarbe oder Sex und andere Tabuthemen der amerikanischen Gesellschaft geht. Dieser Ausschnitt von einem ihrer Auftritte bringt ihre gesamte Arbeit bestens auf den Punkt.

Nur noch mit Anwalt

Man sollte davon ausgehen, dass nicht jeder Trainer heimlich davon träumt, sich von der Seitenauslinie aus so wirksam ins Spiel einzuschalten, wie das bei diesem Team der Fall war. Nicht jeder Trainer besitzt dieses gewisse rücksichtslose Etwas. Die meisten wollen mit offenem Visier gewinnen.

Aber das gilt ganz bestimmt nicht für den Football in den USA, der aus einem Konvolut an Regeln besteht (mehr als 200 Seiten), das, anders als der Fußball, wo man mit ein paar läppischen Seiten und einer Handvoll von Bestimmungen auskommt, dem Hirn von Juristen entsprungen scheint. Wie soll da ein normaler Spieler noch durchblicken, wenn er auf dem Platz auf eine Situation reagieren soll wie diese: "Coach, wrong ball", ruft da jemand von der Angreifermannschaft und signalisiert etwas, was er gar nicht in die Tat umsetzen will. Den Rest erklärt das Video:

11. Dezember 2007

Jack Nicholson: Der Drive lässt nicht nach

Dazu sagt man wohl am besten einfach nur: Anklicken und genießen. Das große Jack-Nickolson-Interview in Golf Digest, in dem es um nichts anderes um Golf geht. Der Schauspieler fing spät an - mit 52 - wurde richtig gut und hat immer noch genug Ehrgeiz, um den Großteil seiner Freizeit mit Üben und Spielen zu verbringen. Aber nicht im Rahmen von Turnieren wie dem ProAm-Terminen wie dem alljährlichen Event der PGA Tour in Pebble Beach ("Ich mache kein Fernsehen"). Er könnte Anteilseigner der Los Angels Lakers sein und auch der New York Yankees, seine beiden anderen großen Leidenschaften im Sport. Man hatte ihm das angetragen. Aber er war auch an solchen Dingen nicht interessiert.

Der Mann ist 70 und kann inzwischen auch entspannt auf solche Zwischenfälle in seinem Leben zurückblicken wie die Aktion im Jahr 1994, als er am Steuer seines Autos sass und ausflippte und mit einem Golfschläger die Windschutzscheibe eines anderen Verkehrsteilnehmers zerschmetterte. Die Affäre wurde außergerichtlich geregelt. Nicholson zahlte angeblich eine halbe Million Dollar, um die Sache aus der Welt zu schaffen. Bislang nicht geklärt war die Frage, mit welchem Schläger ging er dabei zu Werke. "Ich ging an meinen Kofferraum und suchte bewusst einen Schläger aus, den ich auf dem Platz noch nie benutzt hatte: ein Zweier-Eisen." Der Mann hat selbst in solchen Situationen noch alles im Griff.

Ditka zuckt zurück

Hey, USA Today: das war Journalismus mit Wirkung. Soeben hat Mike Ditka angekündigt, dass er seine seltsame caritative Nummer auflöst und das übrige Geld an zwei andere Organisationen überweist. Darunter befindet sich eine, die sich wirklich um die menschlichen Wracks kümmert, die die NFL im großen Stil produziert. ESPN hat die Reaktion des berühmten Misanthropen und Medienmonsters verbreitet, die zeigt, dass man Leute, die in der Öffentlichkeit stehen und Geld als Fernsehkommentatoren verdienen, durchaus bei der Ehre packen kann. Und damit kann sich Ditka wieder jenen Themen widmen, bei denen er sich nur halb so lächerlich macht, aber doppelt so gut verdient. Siehe hier:

Erwischt werden nur die Dummen

Die NHL fahndet bei ihren Spielern nicht nach Amphetaminen und verzichtet auf Dopingtests während der Spielpause im Sommer. Auch die NBA interessiert sich nicht für den Drogenkonsum ihrer Profis, wenn der Spielbetrieb ruht. Die NFL verzichtet darauf, Proben sonntags zu nehmen, wenn die Liga ihre Begegnungen austrägt. Und die Dopingfahnder von Major League Baseball rufen immer einen Tag vorher beim Club an, damit sie einen Pass fürs Stadium und für den Parkplatz bekommen. Das sind die Leute, die angeblich unangemeldet vorbeikommen. Das und vieles andere zeigt, wie groß die Löcher sind, durch die halbwegs pfiffige Doper im amerikanischen Ligasport durchrutschen können. Und weshalb ein Experte wie Professor Charles E. Yesalis von der Penn State University meint: "Die Test ermitteln nur die Unvorsichtigen und die Dummen. Wer glaubt, dass nur ein bis zwei Prozent Drogen nehmen, ist unglaublich naiv." Mehr zum Thema heute in der New York Times.

Bonds und der Orthopäde

Bei faz.net findet man heute einen Artikel über die rechtlichen Probleme von Barry Bonds, der gleichzeitig in der gedruckten Ausgabe erschienen ist. Bonds war am Freitag in San Francisco zu einem ersten Termin in seinem Meineid-Prozess im Gericht. In dem Text geht es es unter anderem darum, die Beweismittelsituation auszuloten. Wozu ein Promi-Orthopäde gehört, der den Baseballprofi seit Jahren betreut hat. Die Staatsanwaltschaft kann sich zu ihrem Bedauern nicht auf Aussagen des ehemaligen Fitnesstrainers stützen, der lieber die Beugehaft akzeptiert hat und ins Gefängnis gegangen ist, als Auskunft über die Doping-Beziehung zu geben. Falls Bonds ernst macht und das Verfahren bis zum Ende durchzieht (und nicht vorher einknickt und ähnlich wie BALCO-Chef Victor Conte oder Marion Jones eine Gefängnisstrafe akzeptiert), wird die Öffentlichkeit erstmals einen Blick auf das Panorama aus Akten, Bluttests und Kalendereintragungen werfen können, die im Rahmen der Ermittlungen beschlagnahmt wurden. Sie bilden bislang das Hauptgerüst für die Arbeit der Anklagevertretung.

10. Dezember 2007

Greg Norman: Millionen-Villa auf dem Markt

Als Nebengeräusch seiner Scheidung muss Greg Norman seine Villa auf Jupiter Island an der Küste von Florida verkaufen (das ist die Insel, auf der Tiger Woods sein neues Asyl baut). Die Preisvorstellung klingt exorbitant: 65 Millionen Dollar wirken selbst für einen Gebäudekomplex mit eigenem Tennisplatz, Swimmingpool, einer großen Bootsanlegestelle, zwei Gästehäusern und einer Garage für 17 Autos ziemlich happig. Die Gewinnerwartung: Norman hatte das Anwesen, auf dem sich Bill Clinton bei einem Besuch während seiner Präsidentschaft bei einem Sturz einen Sehnenriss am Bein zugezogen hatte, 1991 für 4,9 Millionen Dollar gekauft. Mit dem Erlös sollte sich die Abfindung für die Exehefrau finanzieren lassen. Norman wird nicht auf einen Schlag obdachlos. Er besitzt ein Haus in Boca Raton, wo seine neue Flamme Chris Evert seit vielen Jahren ihre Tennisakademie betreibt. Wer die volle Pracht betrachten will, sollte die Bilder (Quelle: Corcoran Group) anklicken.

Abra-Kidd-Abra: Dallas sucht Magier

Nostalgiker im Umfeld der NBA gibt es reichlich. Das liegt daran, dass so viele Ex-Spieler Trainer werden. Oder Manager. Oder Radio- und Fernsehkommentatoren. Und sie alle mit einem Auge Richtung Vergangenheit schielen, weil damals alles angeblich immer viel besser, attraktiver, entspannter, redlicher war. Nun, ja. Als Jason Kidd damals in der Mitte der neunziger Jahre noch in Dallas spielte, gab es vor allem eins: Stress. Denn trotz allen Potenzials schienen er und zwei andere hoch gehandelte junge Spieler - Jim Jackson und Jamal Mashburn - nicht miteinander zurecht zu kommen. Sie spielten zwar im günstigsten Fall einen schnellen, attraktiven Ball, aber taten nur wenig für die Verteidigung. Die Konstellation war nachgerade trostlos.

Nun wollen die Spekulationen nicht abreißen, dass derselbe Jason Kidd, der sich einst als Schmollmeister betätigte und dann über Phoenix bei den New Jersey Nets landete und das Team zweimal ins Finale führte, seine Karriere dort beenden wird, wo sie anfing: in Dallas. Daran scheint der Fort Worth Star-Telegram zu glauben. Und auch die Chicago Tribune, deren Trade-Gerüchte man aber schon seit langem mit Vorsicht genießen muss. Und die Salt Lake Tribune, auch wenn es andere Quellen gibt, die das Ganze für eine Ente halten.

So viel steht fest: Die Mavericks können nicht mehr länger so tun, als sei die Mannschaft, die man derzeit beeinander hat, in der Lage, sich selbst aus dem Mittelmaß herauszumanövrieren. Die schon vor langer Zeit monierte Vor-Saison-Propaganda von Leuten wie Dirk Nowitzki wirkt im Nachhinein nur noch bräsig. Oder warum sind die Jungs nicht in der Lage, das zu beweisen, was der amtierende MVP behauptet hatte, der noch nie in seinem Leben irgendetwas in Frage gestellt hat: "Wir haben auch so eine gute Mannschaft, die stark genug ist"?

Aber zurück zu den Gedankenspielen: Was soll der 34jährige Kidd in Dallas ausrichten, wenn sich sonst nichts ändert? Und wenn man dafür mehr abgeben muss als Jason Terry und Erick Dampier? Eine solche Maßnahme macht nur Sinn, wenn man im gleichen Atemzug weiter umbaut und sich einen Spieler holt, der unterm Korb etwas ausrichtet.

Hier der Videoschnipsel für wahre Nostalgiker passend zu diesem Post: Kidd für Dallas gegen Avery Johnson für die San Antonio Spurs.

9. Dezember 2007

Der Klingelbeutel: Urteil für Vick

• MONTAG IST großer Michael-Vick-Tag. Dann erfährt der ehemalige Quarterback der Atlanta Falcons, der schon seit ein paar Wochen aus freien Stücken im Gefängnis sitzt, wie lang die Strafe ausfallen wird, die er sich mit seinen Hundekämpfen eingehandelt hat. Das Maximum liegt bei fünf Jahren.

• VOR EINER GANZEN WEILE erlitt ein Projekt Schiffbruch, das auf dem Papier zumindest nach Gold und Diamanten roch: Es hieß mvp und hatte als Protagonisten die Herren Michael Jordan, Wayne Gretzky und John Elway. Es sollte auf den Wogen des ersten Internetbooms segeln, bis sich zeigte, dass die enormen finanziellen Erwartungen der Vermarktungsplattform dreier Sportlegenden außer Spesen und vielen Kosten nichts produziert. Die Stars verbrannten 65 Millionen Dollar aus der eigenen Tasche. Man fühlt sich unweigerlich daran erinnert, wenn man liest, wie sich Basketballer LeBron James im zarten Alter von 22 auf eine Rolle als primus inter pares bei der Vermarktung anderer Sportler zutraut. Sein Laden - genannt LRMR - dürfte zwar im Moment sehr viel Rückenwind haben, weil seine Position als erfolgreiche Werbefigur unangetastet ist. Aber das viele Geld, das er und seine engen Berater in die Hand nehmen, um langsamm aber sicher ein kleines Imperium aufzubauen, bringt vorläufig überhaupt keine Zinsen, falls es überhaupt je dazu kommt. Viel mehr über die Rolle, die James im amerikanischen Sportkommerz spielen will, findet man in einer umfangreichen und ausführlich recherchierten Geschichte des US-Wirtschaftsmagazins Fortune (via nba-blog).

• DAVID BECKHAM will bekanntlich dem Fußball in den USA aus seinem Stadium eines Schwellenlandes heraushelfen und ganz nach oben führen. Und zwar ganz persönlich. Wenn er so weiter macht, wird er in etwa 3000 Jahren jedem Aspiranten im direkten Gegenüber eine kleine Unterrichtseinheit vermittelt haben. So eine wie im Fall der Kinder des Rappers Snoop Dog. Diese soll allerdings im Fernsehen laufen. Sie muss besonders beeindruckend ausgefallen sein. Was aus der Sache mit Angelina Jolies Sohn geworden ist, bleibt weiterhin ein Rätsel. Im Moment ist der allerdings in New Orleans schwer beschäftigt und hat das Projekt vielleicht schon wieder vergessen.

Die Fernsehpolitik der NFL: Wieder in der Sports Bar

Vor etwas mehr als einer Woche war's die Politik der NFL, die ihren eigenen Kanal popularisieren will und die einen auf diese Weise hinaus in die Kälte und in die Sports-Bar zwei Blocks weiter trieb. Heute war es der Umstand, dass der übertragende Sender - in diesem Fall CBS - bei der Auswahl der Begegnungen, die er in einem bestimmten Markt ausstrahlt, Vorfahrt für den örtlichen Club geben muss. In diesem Fall: Weil die unterirdischen New York Jets zur gleichen Zeit wie die Steelers und Patriots antraten und alle Karten ausverkauft waren, bekam ganz New York eine der schlechtesten Mannschaften der Liga aufs Auge gedrückt.

Vor anderen Kneipen standen bereits Schlangen, ehe die Übertragung der Hauptattraktion des Sonntags begann, die sich die Lokale über Satellit reinholen, wofür sie richtig Geld bezahlen. Unser Schuppen war einfach nur randvoll. Mit 60 zu 40 Sympathien zu Gunsten von Pittsburgh und Leuten in den entsprechenden T-Shirts. Die Stimmung war seltsam. Ein bisschen zu kräftig der Applaus, wann immer Roethlisberger etwas zustande bekam. Ansonsten nur Grundrauschen und Gebrabbel aus allen Ecken. Der amerikanische Fan am Sonntagnachmittag mit einem Glas Bier in der Hand ist und bleibt ein Kuriosum. Da flutet nichts an. Da ebbt nichts ab. Keine Gesänge und keine Erwartung. Nur Starren auf den Großbildschirm. Und wenn der Spielzug zu Ende ist, wird vielleicht mal kurz gebrüllt. Davon kann man sich angesichts der sich ewig in die Länge ziehenden Übertragungen beim besten Willen nicht mitreißen lassen. Ich ging in der Halbzeit und verfolgte den Rest des Spiels zuhause online.

Die Steelers schienen das gemerkt zu haben. Sie produzierten in der zweiten Halbzeit keinen einzigen Punkt mehr. Die Patriots machten aus dem 17:13, das noch einige Spannung versprach, ein 34:13. Sie verdoppelten ihre Punktzahl. Natürlich habe ich noch etwas Hübsches verpasst: zum Beispiel den Flea-Flicker-Spielzug zwischen Tom Brady und Randy Moss, bei dem der Pass bei Jabar Gaffney landete, der einen Touchdown produzierte.


Von der Live-Übertragung waren eine ganze Reihe von Städten ausgeschlossen. Nicht nur New York, Denver und Kansas City, die zur gleichen Zeit spielten, sondern auch San Diego (wo der örtliche Fernsehkanal selbstherrlich entschied, dass sich die Leute gefälligst für die Divison-Rivalen der Chargers zu interessieren haben: nämlich Denver und Kansas City), San Francisco (weil die 49ers ebenfalls die Bude voll bekommen hatten). Das soll gut sein für die Einschaltquote?

Gold Digger muss zahlen

Es geht eigentlich nicht an, den Namen Bill Goehrke in einem Atemzug mit einem Fall zu erwähnen, mit dem er nichts zu tun hat. Schon gar nicht, wenn man dem größten Teil des Publikums erst einmal erklären muss, wer Bill Goehrke ist: ein Zweitliga-Basketballer aus den USA, der noch in der vergangenen Saison in Kirchheim/Teck gespielt hat, nun aber wieder in seiner Heimat lebt.

Aber als wir neulich ein paar pikante Details aus dem Leben seiner frisch angetrauten Frau publizierten, war das Echo auffallend groß. Woraus sich mehrere Schlussfolgerungen ableiten lassen. Unter anderem die, dass das Basketballpublikum in Baden-Württemberg ziemlich stark an Neuigkeiten interessiert ist. Selbst im Fall von Leuten, die nicht zu den Bannerträgern der Zunft gehören.

Vielleicht liegt das aber auch einfach nur an der boulevardesken Qualität der Dame, mit der sich Goehrke eingelassen hat. Egal was es sein mag: Wir brauchen hier die ganze Geschichte nicht noch mal lang und breit aufkochen. Nur soviel: Die Zahl, die im September noch nicht öffentlich gehandelt wurde, mit der die Ex-Stripperin Tyna Marie Robertson den gemeinsamen Haushalt belastet, lautet 11 Millionen Dollar. Soviel soll sie an den Tänzer bezahlen, den sie fälschlicherweise bezichtigt hatte, sie vergewaltigt zu haben. Kein Schreibfehler: 11 Millionen Dollar.

8. Dezember 2007

Pittsburgh oder Patsburgh?

Die Neigung amerikanischer Medien, vorab die Chancen einer Mannschaft bei einem Footballspiel auszuloten, funktioniert nach dem gleichen Schema. Das ist jenes, mit dem sie sich auch mit Basketball und Baseball beschäftigen. Man kratzt alles mögliche an Datenmaterial zusammen und tut so, als ob eine Footballsaison tatsächlich eine statistische Aussagekraft hat. Das sehen nicht mal Leute so, die sich wahnsinnig gerne aus fachlicher Sicht mit Zahlen und Wahrscheinlichkeitsberechnungen herummühen. Die NFL bietet einfach nicht genug an Stoff, um kümmerliche Quantitäten in Qualitäten umzudenken.

Aber was soll's? Sagen die Unersättlichen. Heute ist Samstag. Und morgen spielen die Pittsburgh Steelers gegen die New England Patriots. Und so müssen angeblich folgende Infos auf den Tisch: Die Steelers sind die Nummer eins in total defense und Nummer 2 gegen das Laufspiel. Aber niemand rechnet dieses merkwürdige Spiel gegen die Miami Dolphins auf durchweichten Rasen heraus, das mit dem Fußballresultat von 3:0 gewonnen wurde. Kassieren die Steelers in dem Match ihren Saisondurchschnitt von 15 Punkten, sieht die Bilanz nur noch halb so gut aus. Wer sich anschaut, gegen wen die Mannschaft bisher angetreten ist, stellt fest: Fast alles waren Schlapptüten vom Format der New York Jets (und gegen die hat man noch verloren). Der einzige Gegner von Belang bisher: die Seattle Seahawks (die hat man allerdings glatt abgefertigt). Mit anderen Worten: Wer behauptet, die Steelers hätten eine Superverteidigung, der träumt.

Mit dem Angriff sieht es nicht minder relativ aus. Aber da das Team im ersten Jahr von Ben Roethlisberger den Super Bowl gewonnen hat und Hines Ward immer noch von der Partie ist, wittern einige: Pittsburgh ist gefährlich. Das sind vermutlich die gleichen, die in den letzten beiden Wochen erlebt haben, wie New England gegen die Philadelphia Eagles und gegen die Baltimore Ravens ausgesehen hat. Und die jetzt schlussfolgern, wenn solche Teams einen Gegner an den Rand der Niederlage bringen können, der zuvor jeden Gegner aus den Angeln gehoben hat, dann müssen das auch die Steelers fertig bringen.

Nichts gegen die Wunschvorstellungen von Leuten, die darauf hoffen, dass die Patriots nicht ungeschlagen davon kommen. Da bislang nur eine Mannschaft eine Saison mit sauberer Weste absolviert hat - die Miami Dolphins anno 1972 - darf man davon ausgehen, dass selbst die besten Teams immer für einen Patzer gut sind. Aber das passiert eher selten gegen starke Gegner, weil dann meistens die Konzentration stimmt, sondern eher gegen Schwache, wenn Überheblichkeit einsetzt. Ist Pittsburgh stark oder schwach? Ich tippe mal, die Patriots fühlen sich herausgefordert. Erst recht nach dieser Provokation von Steelers-Verteidiger Anthony Smith: "Ja ich kann einen Sieg garantieren."

Zu den gröbsten Fehleinschätzungen der letzten beiden Wochen gehört, dass die Patriots in der Verteidigung schwächer geworden sein sollen. Der schärfsten und am besten koordinierten und schnellste Defense der Liga geht gegen Ende der Saison die Puste aus, obwohl sie vom besten Defensive Coordinator der Liga, einem gewissen Bill Belichick betreut werden? Wie wär's mit einer ganz anderen Erklärung: Die Eagles und Ravens verstehen es besser als die meisten Mannschaften, ihre Angriffsspielzüge zu kaschieren. Und beide hatten Quarterbacks im Einsatz, deren Tendenzen die Patriots mangels unmittelbarer Erfahrung nicht annähernd so gut vorab ausgelotet hatten. Roethlisberger kennt man aus dem Effeff.

Also setzen die Wetter auch auf New England - und zwar auf einen Sieg mit mindestens 10,5 Punkten Vorsprung, was man bei einem Point Spread von 48 auf 29:19 umrechnen kann (unter Verzicht auf den Dezimalstellen-Nullfünfer, der ja ohnehin nur aus mathematischen Gründen existiert). Der übertragende Sender CBS setzt allerdings noch immer auf Spannung. Weshalb man sich dort die Hände reibt über die Ansetzung. Nach Angaben von allesaussersport bringt NASN die Begegnung live (ab 22 Uhr deutscher Zeit).

7. Dezember 2007

Die Anna-Tour

Dieselbe Klientel, die die junge Stabhochspringerin Allison Stokke weltberühmt machte und permanent im Internet mit Suchkommandos wie "Serena Williams nackt" nach Bildern fahndet, hat ein neues Objekt der Begierde gefunden: Die australische Golferin Anna Rawson, die sich letzte Woche im Rahmen der Q School eine begrenzte ("conditional") Spielberechtigung für die LPGA Tour erspielte. Das Thema blubberte nur ganz langsam hoch. Aber inzwischen kämmen US-Blogger weit und breit die gut gemachte Webseite der 26jährigen durch, die einst als Model arbeitete, dann im amerikansichen Collegegolf ihr golferisches Format unter Beweis stellte und die nun im Wettbewerb mit den Spitzenkräften vor allem mit Leistung auffallen möchte. Man darf davon ausgehen, dass sie sich bewusst ist, dass ihr attraktives Erscheinungsbild ihr noch viele attraktive Einkommensquellen eröffnen wird. Den Spitzenplatz in der Kategorie nimmt zur Zeit die Amerikanerin Nathalie Gulbis ein, die - aus nächster Nähe betrachtet - beim besten Willen keine Sensation ist, sondern nur ein blond gestyltes Flachhirn mit auffällig groben Wölbungen im oberen Thoraxbereich.

Off-Topic: Die Begegnung mit Frau Gulbis in Las Vegas neulich hatte mit den Recherchen für zwei Geschichten zu tun, die inzwischen erschienen sind. Die eine - ein Porträt des herausragenden Golflehrers Butch Harmon und seiner Arbeit mit Amateurspielern wurde vor einer Weile in der Zeitschrift Capital veröffentlicht. Die zweite befindet sich im neuen Las Vegas-Heft von Merian, dem Reisemagazin, das jede Ausgabe mit einem regionalen Themenschwerpunkt produziert. Die Geschichte für das Heft behandelt die Wasserproblematik im Südwesten der USA. Beide kann man online nicht abgreifen. Aber es gibt das Magazin am Kiosk, und es sieht wirklich hervorragend aus.