30. November 2006

Cejka klettert nach oben

Mit einer 70er Runde hat sich Alex Cejka am zweiten Tag der Q School ein weiteres Stück nach oben gehangelt. Wenn er dieses Niveau durchhält, sollte er keine Probleme haben, die Tourkarte für nächstes Jahr zu holen.

NBA: Der Osten ist platt

LeBron James wird dieser Tage gerne von aller Welt als der kommende Hoffnungs- und Sympathieträger der NBA gefeiert. Nike setzt auf ihn. Die halbe Basketball-Blogger-Welt reagiert gaga - nicht nur die Leute in Cleveland, die sehr viel mehr Grund haben, sich zu freuen. Denn diese Stadt hatte in den letzten 15 Jahren rein sportlich gesehen nur wenig zu lachen. Die Baseballmannschaft der Cleveland Indians hatte ein Zwischenhoch. Das war's.

LeBron James zelebriert seine eigene Rolle auf eine medienwirksame Weise. Er ist in der Lage, sich zu artikulieren, liefert immer mal wieder ein paar spektakuläre Einlagen. Aber was noch mehr hilft: In dieser Saison hat sich offensichtlich die gesamte Eastern Conference der NBA flach gelegt, um den Cavaliers den Weg auf die Top-Plätze in der Playoff-Tabelle zu ebnen. Mit anderen Worten: James sieht auch deshalb so gut aus, weil die halbe Liga platter als ein gut gewalktes Schnitzel spielt. Ein einäugiger Dirk Nowitzki geht hier als Sieger vom Platz (wie gestern abend gegen Toronto).

Kein Mensch hat bislang eine vernünftige Erklärung dafür gefunden, dass sich das spielerische Potenzial in der NBA so massiv nach Westen verschoben hat. Am Geld kann es nicht liegen. Die New York Knicks geben aus wie beknickt. Sind es die Trainer, die über solche Qualitäten verfügen wie Cavaliers-Coach Mike Brown, der 22 farblich verschiedene Brille besitzt, damit er immer die passende zum jeweiligen Anzug auswählen kann? Sind es die ausländischen Spieler, die mit einer Quote von 60-40 mehrheitlich westlich des Mississippi angeheuert wurden? Gibt es einfach nicht genug gute Spieler aus dem Markt? Die letzte Draft war wirklich keine Offenbarung. Oder halten die Draftjahrgänge der späten neunziger Jahre nicht, was man sich von ihnen erhoffen wollte?

Wenn das so weiter geht, sollte David Stern noch rasch das Playoff-Schema ändern und die besten Ostmannschaften als Wild Cards in die Western Conference Playoffs hineinmischen.

29. November 2006

Auftakt von Cejka eher lahm

Alex Cejka hat ähnlich durchschnittlich die amerikanische Q School begonnen, wie er schon in Spanien in die europäische Leistungsprüfung einstieg. Mit einer 74er Runde, zwei Schlägen über Par. Er liegt damit im oberen Mittelfeld der 163 Teilnehmer und sollte mit einer kontinuierlichen Leistung seine Chance auf die Top 30 wahren können. Das würde reichen, um die Spielberechtigung auf der amerikanischen PGA Tour im nächsten Jahr zurückzubekommen, die ihm dank einer schwachen Saisonleistung abhanden gekommen war. Die Herausforderung in La Quinta auf der Zwei-Platz-Anlage des PGA West Resorts ist happig. Insgesamt sechs Runden müssen absolviert werden.

Gatlin in die NFL?

Der hinreichend des Doping überführte Leichtathlet Justin Gatlin hatte einst als Schüler die Option, sich im Footballsport einen Namen zu machen. Dort werden schnelle Jungs gebraucht. Er wird das vielleicht nun nachholen. Gestern hat er sich bei den Houston Texans zu einem Probetraining vorgestellt. Es gibt noch keine offizielle Verlautbarung darüber, ob er einen Job bekommt. Nur soviel steht fest: Die NFL schert sich nicht um Sperren aus dem Wada-Bereich. Und wahrscheinlich auch nicht um die öffentliche Meinung. Die Idee scheint von seinem Agenten Renaldo Nehemiah gekommen zu sein. Der ehemalige 110-Meter-Hürden-Rekordmann wechselte gegen Ende seiner Karriere zu den San Francisco 49ers (via deadspin)

Jeden Tag eine magische Zahl

Jedes Spiel dauert 48 Minuten (mindestens), und das nächste Spiel ist immer das Schwerste. Umso schwieriger wird es, wenn eine Mannschaft einen Lauf hinbekommt und einen Gegner nach dem anderen besiegt - in eigener Halle, auswärts, egal wo. Dann müssen Sportjournalisten die Kette der Ereignisse irgendwie einordnen. In knappen Worten. Auf den Punkt. Auf die Gefahr, dass am nächsten Tag schon alles wieder ganz anders ist.

Nehmen wir das Beispiel Sport-Bild und deren Online-Seite am 22. November nach dem siebten Erfolg der Dallas Mavericks in Serie:
"Sieben ist die magische Zahl."
(Wie magisch? Nicht besonders. Zur Zeit steht die Serie auf zehn Siegen in Folge.)
Am 25. November nach dem achten Sieg in Folge wurde man vorsichtiger. Noch was von Magie? Nein:
"Die Bilanz der Dallas Mavericks kann sich sehen lassen."
Am 26. November artikuliert sich das Blatt so - mit einer defensiv klingenden Einschätzung zu Sieg Nummer neun. Auch wenn die Mavericks zu dem Zeitpunkt schon lange nicht mehr hinten sind:
"Langsam aber sicher rollen die Dallas Mavericks in der Western Conference der NBA das Feld von hinten auf."
Am 28. November ist man endlich endlich sicher. Zehn Erfolge nacheinander. Das muss etwas zu bedeuten haben:
"Nowitzki und die Mavs sind nicht zu stoppen"

Nicht zu stoppen ist auch Sport-Bild. Die nächste Headline kommt bestimmt.

Besatzer-Sport: Amerikaner im Irak


Es ist nicht schwierig, kleine durstige Kinder im Irak zu einem sportlichen Wettbewerb zu verführen, bei dem sie hinter einem Militärfahrzeug hinterherlaufen, aus dem ihnen jemand eine Flasche Wasser hinhält. Es ist auch nicht schwierig, sich vorzustellen, dass amerikanische Soldaten solche Spielchen spielen, sich selbst dabei filmen und das Ganze auch noch bei YouTube hochladen. Wenn man als Repräsentant einer überlegenen Militärmacht nicht mal den Krieg gewinnt, den die unfähige politische Kaste in Washington angezettelt hat, muss man sich eben anders vergnügen. Manchmal wünscht man sich, dass jemand George W. Bush auf diese Weise durch die Straßen einer irakischen Stadt rennen lässt, hechelnd und betrogen. Besonders, wenn man den Schluss des Clips gesehen hat (via cantstopthebleeding)

28. November 2006

Für Cejka geht's mal wieder um alles

Mittwochmorgen, 8 Uhr Ortszeit nimmt Alex Cejka als erster auf dem ersten Abschlag des Stadium Course des PGA West Clubs in der von hohen Bergen eingerahmten Wüste von La Quinta seine Zukunft in die Hand. 30 Spieler erhalten am Sonntag die Spielberechtigung für das kommende Jahr auf der PGA Tour. Cejka ist zuversichtlich, dass er den Selektionsprozess mit sechs Runden auf zwei verschiedenen Anlagen übersteht. Falls nicht - er sicherte sich vor zwei Wochen in Spanien die Tourkarte für die europäische Tour, die in diesem Jahr mit Marcel Siem, Martin Kaymer und Sven Strüver aus deutscher Sicht relativ stark besetzt ist. Das gilt erst recht für den Kalender: In Deutschland werden drei Turniere ausgetragen: 21.-24. Juni 2007 die BMW International Open (GC München-Nord Eichenried), 26.-29. Juli 2007, The Deutsche Bank Players´s Championship of Europe (Gut Kaden) und 13.-16.September 2007 die Mercedes-Benz Championship (Gut Lärchenhof).

Kein Stirnband, kein Meckern: der neue Stil der NBA

Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Man schaue sich nur die NBA an: Da hat Scott Skiles, der Trainer der Chicago Bulls, am Wochenende seinen teuersten Mann gleich zweimal ausgiebig auf der Bank schmoren lassen, weil der gegen ein Verbot verstoßen hatte: Bei den Bulls können Spieler keine Stirnbänder tragen. Die Unsitte war vor drei Jahren als Fashion Statement aufgekommen und von der Liga zumindest so weit reguliert worden, dass sie den Profis clubspezifische Farben vorschrieb. In Chicago geht die Freiheit nicht so weit. Hier muss jeder Spieler seine Knöchel tapen lassen und Musik in der Umkleidekabine ist verboten. Wallace erhielt eine teaminterne Geldstrafe für sein Verhalten. Und Scott Skiles wird weiterhin mit harter Hand seine Profis dirigieren.

Die erhalten auch aus anderer Richtung Gegenwind, nachdem der Liga Mitte der neunziger Jahre die Tätowierungsseuche komplett aus dem Ruder lief. Jetzt haben die Spieler gefälligst ihre Trikots in die Hosen zu stopfen, ehe sie das Spielfeld betreten. Kein Kaugummikauen mehr erlaubt, während die Nationalhymne gesungen wird, und auch kein nervöses Herumgezappele mehr. The Star-Spangeled Banner verlangt nach Respekt. Wer sich jetzt noch bei den Schiedsrichtern beschwert und nicht deren Entscheidungen klaglos akzeptiert, muss mit Rauswurf rechnen. Und all das kam, nachdem der Liga-Commissioner David Stern aus eigener Macht einen neuen Ball durchsetzte und Clubbesitzer wie Mark Cuban noch einmal zurückstutzte.

Die Maßnahmen machen David Stern, der mit Abstand erfolgreichste Sportmanager der Welt und seit mehr als 20 Jahren im Amt, mehr und mehr zu einem Feindbild. Denn die rund 450 NBA-Profis sind es nicht gewöhnt, dass Autoritätsfiguren ihnen Vorschriften machen. Und sie scheinen von einer kollektiven Wahnvorstellung befallen: Dass sie qua ihrer Dribble- und Dunkkünste ein Recht auf hochbezahlte Arbeit haben und darauf, ihre Persönlichkeit wie Zirkusclowns zu entfalten. Der Machtkampf geht weiter.

Das AP-Foto aus dem Jahr 2001 zeigte eine Szene vom Slam Dunk Contest, der während des All-Star-Wochenendes ausgetragen wird. Der Spieler: Baron Davis. Die Geschichte dazu wurde von Sports Illustrated online publiziert.

27. November 2006

Blick zurück: Der Zanardi-Crash


Die Nachricht von seinen Ambitionen in Sachen Formel 1 macht neugierig auf den Crash vom Lausitzring. YouTube hat die Horroszenen in mehreren Varianten. Eine aus dem italienischen Fernsehen. Eine aus der Perspektive der Streckenkameras. Alex Zanardi kann froh sein, dass er noch lebt. Ich weiß nicht, weshalb er das alles aufs Spiel setzen will. Zyniker würden sagen: die Beine kann er nicht mehr verlieren. Die sind schon weg.

26. November 2006

Neues bei NASCAR

Im Nextel-Cup der NASCAR-Serie werden erstmals seit langem markante Änderungen der Rennwagen umgesetzt. Von oben angeordnet, versteht sich. Und in Schüben, damit sich die Teams an die Neuerungen gewöhnen können. Mit dem Auftauchen von Toyota wurde der Zwang zur Einheitlichkeit noch stärker. Nun wird es wohl Heckspoiler geben und eine leicht modifizierte Silhouette. Der Formel1-Blog hat alles en detail. Besser kann man es nicht zusammenfassen.

Tote tragen keine Karos

Man fühlt sich an den Titel einer Steve-Martin-Komödie erinnert (Tote tragen keine Karos, Original: Dead Men Don't Wear Plaids), wenn man die Liste der Namen durchgeht, die die New York Times heute als die Top Ten bei den Replika-Trikots von NFL-Spielern publiziert hat. Denn auf Platz 7 rangiert Pat Tillman, früher Arizona Cardinals, dann US-Armee in Afghanistan, dann tot. Schwer zu deuten, was es heißt, dass Menschen jene Uniform tragen wollen, die er bewusst ausgezogen hatte, um Soldat zu werden. Eigentlich wäre es doch logischer, sie trügen eine nachgemachte Armeeuniform mit seinem Namensschild. Aber auf die Idee ist wohl noch kein Souvenirhändler gekommen.

1. REGGIE BUSH, New Orleans Saints
2. BRIAN URLACHER, Chicago Bears
3. PEYTON MANNING, Indianapolis Colts
4. LADAINIAN TOMLINSON, San Diego Chargers
5. BRETT FAVRE, Green Bay Packers
6. REX GROSSMAN, Chicago Bears
7. PAT TILLMAN
8. TERRELL OWENS, Dallas Cowboys
9. MATT LEINART, Arizona Cardinals
10. TROY POLAMALU, Pittsburgh Steelers
Blick zurück: Alles, was man über den sinnlosen Tod von Pat Tillman wissen möchte

25. November 2006

Steine, Morddrohungen, Prügeleien - Argentiniens Fußball aus den Fugen?

Worin liegt eigentlich die Wurzel für das gegenwärtige Aufflackern von Gewalt im argentinischen Fußball? Der Verband hat in der Mitte des Monats die Zuschauer von Erstligaspielen ausgesperrt. Nur offizielle Vereinsmitglieder dürfen ins Stadion. Damit die Sperre nicht umgangen wird, dürfen Clubs bis zum Ende der Saison keine neuen Mitglieder aufnehmen. "Wir müssen die Gewalt ausrotten", heißt es nach einem Bericht der amerikanischen Nachrichtenagentur Bloomberg aus Buenos Aires vor ein paar Tagen auf der Webseite der AFA. Gute Idee. Besonders wenn man erfährt, dass Horacio Elizondo, der das WM-Finale Italien-Frankreich gepfiffen hatte, neulich ein Spiel abbrechen muss, bei dem Steine auf den Platz flogen. Einige Profis haben Morddrohungen erhalten. Es hilft natürlich nicht, wenn Spieler, die ihr Land auf der internationalen Bühne vertreten, ohne Scheu die Regeln des Sports verletzen und Prügeleien mit ihren Gegnern anzetteln. Die Kollegen von soccernista haben frisch ein paar Szenen aus einem Beach-Soccer-Spiel zwischen Argentinien und Uruguay bei YouTube ausgegraben. Die Bilder von der FIFA-Strand-WM aus Rio de Janeiro aus der ersten Novemberhälfte sprechen für sich. Man muss nicht mal den italienischen Kommentator komplett verstehen.

Was auch für sich spricht, ist die Vorgehensweise der FIFA, die auf der Webseite fifa.com einen Spielbericht publiziert hat, der den Eklat mit keinem Wort erwähnt. Wahrscheinlich meinen Blatters Handlanger genau das, wenn sie die Wörter Fair Play an die Banden kleben: Immer schön fair zur FIFA sein und bloß kein Aufhebens machen.

Baseball und Politik: Spekulationen aus Caracas

Der bekannteste Baseballprofi aus Venezuela heißt Bob Abreu und spielt bei den New York Yankees. Der beste Pitcher heißt Johan Santana und steht bei den Minnesota Twins unter Vertrag. Die beiden repräsentieren jenen Teil der lateinamerikanischen Invasion in die Gefilde von Major League Baseball, der bislang eher unbeachtet geblieben war: Spieler aus Venezuela, die hinter den Importen aus der Dominikanischen Republik auf Platz zwei liegen.

Doch dieser Gruppe dürfte alsbald weit mehr Publizität erhalten. Denn die politische Spannung zwischen beiden Ländern, die auf die Einmischungsversuche der amerikanischen Regierung zurückgeht, könnte im Fall einer Wiederwahl des amtierenden venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez in wenigen Wochen eine neue Facette erhalten. Die Londoner Times spekuliert, dass der Regierungschef im Sinn hat, die landeseigene Profiliga zuzumachen und den Nachwuchs die Arbeitsmöglichkeiten in den USA zu verbauen. Der Artikel - Überschrift: Game Over? Politics May Pitch Baseball into Crisis - produziert allerdings nicht die Spur eines Hinweises auf eventuelle Absichten aus dem Chávez-Lager. Mit anderen Worten: Er ist tendenziös und offensichtlich politisch motiviert.

Venezuela ist eines der wichtigsten Erdöllieferländer der USA und besitzt über die Firma Citgo Raffinerien und ein Netz von Tankstellen, über das die Regierung des Landes weit stärker Einfluss auf die Beziehungen der beiden Länder nehmen kann als durch Baseball. Citgo hat sich in der Vergangenheit durch Sozialprogramme hervorgetan und bietet ärmeren Amerikanern im Winter Heizöl zu ermäßigten Preisen. Sehr zum Missfallen der US-Ölbarone, die Präsident Bush zu ihren Freunden zählen und seit dem Anstieg des Ölpreises auf das Niveau um 60 bis 70 Dollar pro Barrel Rekordprofite einfahren.

Der Anteil ausländischer Baseballprofis in der American und der National League ist so hoch wie nie zuvor. Laut Erhebungen der National Foundation for American Policy aus der Saison 2006 liegt der Anteil bei 23 Prozent (175 von insgesamt 750 Spielern). Aus welchen Ländern kommen die meisten?

1. Dominikanische Republik: 81 Spieler
2. Venezuela: 45 Spieler
3. Mexiko und Kanada: 10 Spieler
5. Japan: 8 Spieler
6. Panama: 6 Spieler
7. Kuba: 4 Spieler
8. Südkorea: 3 Spieler
9. Kolumbien und Taiwan: 2 Spieler

Wer etwas Zeit hat, dies ist der definitive Dokumentarfilm über den bisherigen Höhepunkt der Anti-Chávez-Hysterie, die 2002 in einem Putsch mündete, der wenige Tage später zusammenbrach: The Revolution Will not Be Televised - eine irische Produktion, komplett auf Google zu sehen. Die Präsidentschaftswahlen finden am 3. Dezember statt. Die kommende Amtszeit geht über sechs Jahre.

24. November 2006

Heia Safari. Die Link-Linien sind weg

Heute konnte nach langer Zeit endlich eine kleine Panne behoben werden, die Mac-Menschen mit Safari-Browser betraf. Es dauert eben, wenn der Mensch am Schaltpult in Web-Dingen nur das Allernötigste weiß. Der Dank geht an dogfood, der nicht nur den Finger auf das Problem gelegt, sondern auch jenen Hinweis gegeben hatte, der sich als höchst sachdienlich herausstellte.

Genug von Millers Soli: US-Skiverband will Fahrer gängeln

Den ersten ganz leichten Schnee der Saison gab es am Montagmittag in Buffalo zu erleben. Der flatterte in hauchzarten Flocken nach der Landung auf dem Flughafen herum, als sei dies in der Stadt an der kanadischen Grenze einfach das Begrüßungszeremoniell in dieser Jahreszeit (der Blogger auf den Spuren des Eishockey-Profis Thomas Vanek. Mehr darüber bei einer anderen Gelegenheit.) Dann reibt man sich auch nicht gleich die Augen, wenn man ein paar Tage später die New York Times kauft - in Buffalo nur sehr schwer zu erstehen und mit einem Preisaufschlag versehen - und Bode Miller sieht. Zeit für Ski alpin. Und Zeit für eine neue strenge Politik seitens des Verbandes, der in Turin so schlecht wie selten bei großen Ereignissen abschnitt. Die Mannschaftsführung würde sehr gerne das Gefühl haben, dass sie den Laden managt. Und dass ihnen die Fahrer nicht auf der Nase herumtanzen. So wurden im Mai sogenannte Rahmenrichtlinien verordnet, die unter anderem besagen: die Athleten können nicht einfach in einem mitgebrachten Campingbus wohnen, sondern haben gefälligst im Mannschaftshotel zu übernachten. Alkohol darf zwar getrunken werden, nicht jedoch bei Anlässen, bei denen Trainer und Betreuer mit den Fahrern zusammen sind. Das wirft ein schlechtes Licht auf die...Betreuer.

Den ganzen Sommer zierten sich die Skifahrer, das Dokument ihrer eigenen Entmündigung zu unterzeichnen. Die Haltung sorgte dafür, dass der Kader lange Zeit überhaupt nicht benannt werden konnte. Dass sich Bode Miller beim World Cup wirklich einbinden und anbinden lässt, der an diesem Wochenende in Lake Louise in der kanadischen Provinz Alberta mit einem Super-G und einer Abfahrt beginnt, glaubt so gut wie niemand, auch wenn er das Papier unterschrieben hat. Die angereisten Print-Kollegen am Fuße des Berges (mit Verlaub: ein hervorragendes Skigebiet - selbst getestet) konnten bislang noch nicht nachfragen. Bode glitt beim Training einfach an der Mixed Zone vorbei.

Herrn Jammer hilft kein Zagen: Beckham hat USA im Sinn

David Beckham ist derzeit stark umworben, wie man der FAZ entnehmen kann: "7,5 Millionen Dollar lautete das offizielle Angebot von Maccabi Netanya an Real Madrid, dem Real-Generalmanager in der spanischen Hauptstadt vorgetragen vom Makkabi-Manager Kobi Baladev. Zu einem Abschluß ist es indes nicht gekommen, wenngleich ernsthaft verhandelt wurde, wie Jammer versichert: 'Niemand hat uns in Madrid belächelt.'" (Hinweis: Daniel Jammer ist der Manager der Isrealis.)

Schön für Maccabi. Nicht so schön: In den USA kann man tatsächlich nur über diese Offerte lächeln. Beckham hat shcon vor einer Weile im Kopf die nächste Reise gebucht: Die geht gen Westen.
Blick zurück: Die höhere Beckham-Mathematik

NFL-Spiel in Deutschland kostet US-Städte viel Geld

Wenn im kommenden Jahr die NFL zum ersten Mal ein reguläres Saisonspiel außerhalb der USA austrägt, wird sich das zwar positiv für viele auswirken (unter anderem für die deutschen Football-Fans, die damit rechnen können, dass die Premiere vor ihrer Haustür ausgetragen wird). Aber es gibt möglicherweise auch negative Aspekte. Der Kansas City Star hat mal durchgerechnet, wie die Steuereinnahmen in Missouri betroffen sind, wenn - was die Kansas City Chiefs gerne möchten - der Club für ein Heimspiel nach Übersee reist. Dies ist die entscheidende Zahl unterm Strich: ein Minus von rund 500 000 Dollar. Das Geld wird verdient mit Umsatzsteuern auf Eintrittskarten, Parkgebühren, den verkauften Hot Dogs an den Imbissbuden und auf vermieteten Hotelzimmern, die rund um einen klassischen NFL-Sonntag immer ganz schön ausgelastet sind. Gouverneur Matt Blunt hat denn auch Alarm geschlagen und verlangt eine Entschädigung im Fall des Falles.

Die NFL hustet den Politikern was. Typisch die Stellungnahme eines Liga-Sprechers, der meinte, man "liefere den örtlichen Gemeinden unglaubliche Vorteile" und "Werte in Form von nationaler und internationaler PR" und würde dafür ja auch nicht entschädigt (via The Sports Economist)

College-Trainer in Miami gefeuert

Larry Coker, der Trainer der Footballmannschaft der University of Miami ist gefeuert worden. Miami hatte in diesem Jahr viel Theater. Ein erschossener Spieler, eine Massenkeilerei auf dem Spielfeld und eine sportlich völlig verpatzte Saison - das war genug des Schlechten. Nicht alles geht auf die Kappe von Coker, der für seine Bemühungen zuletzt mit 1,8 Millionen Dollar pro Saison recht ordentlich entschädigt wurde (anders als die Spieler, die bestensfalls ein Stipendium erhalten, das etwa 20 000 Dollar pro Jahr wert ist). Aber ehe die Verantwortlichen mal richtig sieben, trennen sie sich lieber vom Coach...und hoffen darauf, dass der Nachfolger nicht so viele herbe Schlagzeilen produziert.
Blick zurück: Die seltsame Saison hat in der Arena ihre Spuren hinterlassen - hier und hier und hier und hier

22. November 2006

Kammerer kann's: Kein Artikel ist auch ein Artikel

Ach herrjeh, jetzt stimmt auch Roy Kammerer von der Associated Press in den Chor der Scheinanalytiker mit ein, der neulich in der Londoner Sunday Times mit einem seltsam falschen Ton angesungen wurde (Mehr darüber hier unter der Überschrift London Calling: Die schwächelnde Bundesliga. Statt die Nationalmannschaft als Vergleichsachse muss diesmal gleich die gesamte deutsche Volkswirtschaft als Kontrastprogramm herhalten, um die im internationalen Vergleich hinterherhinkende Bundesliga zu geißeln. Die große amerikanische Nachrichtenschleuder MSNBC stellte die Depesche sogleich ins Netz und kam mit dieser Headline nieder: After the World Cup: Germany's economy is up, but soccer is down.

Ohne die Stichworte und Argumente aus dem letzten Post zu wiederholen, mit der wir schon einmal versucht haben, die wahren Probleme der Liga zu charakterisieren, hier die Daten und Fakten aus dem AP-Artikel:

Die Bundesliga hat in dieser Saison einen Zuschauerschnitt von 38.985 (Anmerkung: Down? No). ABER das Spielniveau sei schlecht. Und in den unteren Spielklassen sei das Ausmaß der Krawalle in dern Stadien "alarmierend" geworden und Politiker und Polizei würden versuchen, angesichts dieses Problems die Oberhand zu gewinnen. Weiter im Text: Bayern München habe den schlechtesten Saisonstart der letzten 32 Jahre hingelegt (Anmerkung: Spricht das gegen oder für die Liga?) Es folgt das Crescendo: nur vier Clubs in der Champions League und im UEFA-Cup. (Anmerkung: Wieviele Länder haben mehr?). Anschließend lernen wir noch bei Kammerer: "Wieviel an der brummenden Wirtschaft und niedrigeren Arbeitslosenquote der WM zugeschrieben werden kann, ist eine andere Frage." Das ist wohl wahr. Besonders wenn die Antwort aus dem Mund des von Kammerer zitierten Gernot Nerb vom Ifo-Institut folgendermaßen lautet: "Wir werden niemals in der Lage sein, diese Frage zu beantworten."

Alles klar? Bereits im zehnten Satz seines profunden Werks hebelt der Autor seine eigene Prämisse aus. Soviel Unsinn kann nur mit einem Wort beschrieben werden: bullshit. Die Wirtschaft, die WM und die Bundesliga haben nämlich gar nichts miteinander zu tun. Das wussten wir zwar schon. Aber hey, no news is no news und damit wird die Zeitung nicht voll.

Zurück aus Deutschland: Erfahrungen eines Bloggers

Bei einer Reise durch Deutschland in der letzten Woche durfte der American-Arena-Blogger folgende Erfahrungen machen:

• Die drahtlose Internetkommunikation für reisende Laptop-Besitzer wird besser, besonders wenn man in den ländlichen Gegenden einen McDonald’s findet. Ein Plus: die neuen McCafés (besseres Ambiente und eine Gestaltungsidee, die es im McDonald's Mutterland nicht gibt).

• Die Penetration von amerikanischen Webseiten mit aufgepropfter deutscher Werbung oder mit deutscher Anwendungsmatrix ist nicht nur gewöhnungsbedürftig, sondern nervig. Bei Google automatisch auf google.de zu landen, wenn man google.com braucht, um das zu finden, wonach man sucht, ist ein Nachteil. Es gibt offensichtlich keine Funktion, mit der man diese Automatik abwählen kann.

• Wenn der Kopf nicht dort ist, wo die eigenen Blogger-Themen angesiedelt sind, lässt die Energie und die Phantasie nach. So könnte aufgrund dieser Erfahrung der erste Satz des Blogger-Axioms folgendermaßen lauten: All blogs are local.

• Das Informationsangebot auf den Sportseiten der Tageszeitungen sollte Sportblogger in Deutschland konzeptionell verstärkt in diese Richtung lenken: journalistisch denken und handeln. Informationen sind wichtiger als Meinungen. Eigenständige Recherchen und eine sich daraus ergebende Themensetzung werden auf Dauer die lahme und arme Medienarbeit des klassischen Organe aus dem Feld drängen. Etwas, was den Stadtmagazinen vor vielen Jahren mit dem Bereich Populärkultur ganz gut gelungen ist: Deren Erfolg basierte nicht auf Attitüde und Meinung, sondern auf ihren Informationsangeboten, durch die sie sich auf mindestens drei Jahrzehnte unersetzlich machen konnten.

• Die Rahmengesetzgebung, die im kommenden Jahr auf deutsche Blogger zukommt, ist gefährlich für jeden, der denkt, er kann seine Seiten auf dem Niveau einer Bierzeitung ins Netz stellen. Sich öffentlich zu artikulieren, hat Konsequenzen: Es gibt keinen Naturschutzpark für Menschen mit einem Hang zum unvorsichtigen Handeln und Formulieren. Die knallharte, existenziell bedrohliche Realität lautet: Jeder muss den Rechtsrahmen begreifen und beachten, in dem er sich bewegt. Aber da sollte die Entwicklung nicht stehen bleiben. Die Blogger-Szene braucht Zusammenschlüsse und Solidaritätsgruppen nach Art von Gewerkschaften oder Berufsverbänden oder ähnlichen Gruppen, die helfen und inspirieren. Und Anwälte, die am selben Strang ziehen.

• Das Gespräch mit älteren Redakteuren in Deutschland zeigt, dass vor allem in dem Bereich der arrivierten Medienarbeiter eine erstaunliche Ahnungslosigkeit existiert, wenn es um die Blogentwicklung geht. Gepaart mit einer übertriebenen Skepsis. Nach dem Motto: Man kann doch diesen Informationen nicht trauen. So als bestände die Bloggerwelt hauptsächlich aus Lügnern, Betrügern, Neppern, Schleppern und Bauernfängern. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall.

Die Beckham-Falle: Schönrechner bei der Arbeit

Erste Kommentatoren in den USA beschäftigen sich mit der Frage, ob ein ziemlich wahrscheinlicher Wechsel von David Beckham in die amerikanische Liga wirtschaftlich Sinn macht. Die Betrachtungen sind höchst spekulativ, weil es an vernünftigem Zahlenmaterial fehlt. Aber in diesem spekulativen Rahmen sind sie dennoch interessant. Beckham wäre der erste Spieler, dem die knausrige Major League Soccer ein Gehalt zu zahlen bereit ist, dass mit europäischen Verhältnissen zu vergleichen wäre. Die entsprechende Regeländerung wurde soeben verabschiedet.

Wie also würde sich das Ganze rechnen? Der neue amerikanische Club, der für das Millionengehalt zuständig ist (vermutlich Los Angeles Galaxy) kann darauf hoffen, dass er mehr Souvenir-Ware mit dem Namen Beckham verkauft. Die Umsatzzahlen in seiner Anfangszeit bei Real Madrid gingen in die Millionen. Angeblich bekommt Madrid einen Anteil von Beckhams Werbeverträgen. Falls der neue US-Club solche Vereinbarungen hinbekommmt, würde weiteres Geld generiert. Eine weitere Quelle: Freundschaftsspiele in jenen Teilen der Welt, in denen man bereit ist, dem Club Antrittsprämien zu zahlen.

Wie hoffnungsfroh dieses Bild ist, sieht man, sobald man sich die Zeit von Lothar Matthäus in New York vor Augen hält, als die Verantwortlichen sicher ebensoviele Rosinen im Kopf hatten, aber nichts, wirklich gar nichts eintraf und jeder froh war, dass das Kapitel nach wenigen Monaten vorbei war. Beckhams Wechsel in die USA könnte ähnlich ausgehen. Denn alle Kalkulationen der Buchhalter ignorieren geflissentlich die wichtigste aller Fragen: Kann ein alternder Spieler wie Beckham das Spielniveau heben? Und für wie blöd hält man amerikanische Fußballanhänger, falls ihm das nicht gelingt? Mit ein paar Freistoßtoren hier und da werden sich selbst die wahrlich nicht verwöhnten Amerikaner nicht abspeisen lassen.

21. November 2006

Montoya in den USA: Feuer unterm Hintern


Beim ersten Auftritt von Ex-Formel-1-Pilot Juan Pablo Montoya in der obersten NASCAR-Kategorie ging es heißer her, als es ihm lieb sein konnte. In der 252. von 267 Runden bei den Miami 400 in Homestead außerhalb von Miami, dem allerletzten Rennen der Saison, bei dem Jimmie Johnson den Nextel-Cup gewann, touchierte der Dodge des Kolumbianers erst die Mauer und rutschte dann wie ein Fackel über die Piste. A warm welcome nennen die Amerikaner so etwas.

Ian macht Schluss


Good bye, Thorpedo. We hardly knew you.
Blick zurück: Als Thorpe nach LA ging, machten sich die australischen Medien bereits Sorgen. Sie waren irgendwie berechtigt.

Dirk in Dallas: Bitte um Geduld

Wenn ein Neuzugang in den Rang einer amtlichen Aussage-Kraft hochrückt, muss man sich fragen: Wer träufelt eigentlich wem welche Tropfen in die Augen? Aber so sind sie - die Printmedien in Dallas und Umgebung. Jeden Tag muss irgendetwas über die Mavericks in die Zeitung. Und jeden Tag muss eigentlich auch etwas über Dirk Nowitzki in die Zeitung. aber erst recht, wenn die Mannschaft wieder besser spielt. Denn spätestens dann muss man irgendwie erklären, weshalb das Team vorher so schlecht war. Und weshalb ihr bester Mann - anders als früher Michael Jordan in Chicago oder Larry Bird in Boston - daran im entscheidenden Moment nichts ändern kann. Der Grund? Seine personality.

Das sagt wenigstens Devean George (Bild), der bis vor ein paar Wochen noch bei den Los Angeles Lakers mit der personality eines Kobe Bryant konfrontiert war und Shaquille O'Neal und dessen personality kennengelernt hat. "Einige Stars sagen: "Das ist meine Mannschaft. Ihr passt euch an mich an." Aber das ist nicht die Sache von unserem Dirk, den die Bild-Zeitung so gerne als Dirkules bezeichnet (Memo nach Hamburg: Hey, der Joke wird langsam alt).

Dirk nehme sich einfach seine Zeit und versuche, seine Nebenleute kennenzulernen. "Er ist gut darin, geduldig zu sein. Und wir wissen alle, dass wir ihm im entscheidenden Moment den Ball geben müssen." (Zitate aus der Dallas News)

Offensichtlich ist Geduld eine Tugend, solange man gewinnt. Und das haben die Mavericks zuletzt gleich sechsmal in Folge getan. Nowitzki wurde von der Liga als Spieler der Woche der Western Confernce ausgerufen. Aber vermutlich würde niemand die gleiche abwartende, taxierende, vorsichtige Art für einen Pluspunkt halten, wenn man verliert. Die vier Niederlagen am Anfang der Saison werden der Mannschaft noch weh tun -
in der Endabrechnung, wenn es um Heimrecht in den Playoffs geht. ("Weh getan" war eine der Lieblingsfeststellung der Nummer 41 nach der Finalniederlage gegen Miami. Mal sehen wie groß der Weh-Faktor diesmal sein wird). Aber wenn Nowitzki soviel Geduld hat und sein Trainer Avery Johnson auch, warum sollten wir dafür kein Verständnis haben? Unser Geld und unser Job sind ja nicht gefährdet. Nur unsere Illusionen von einem überragenden Basketballspieler.

Kuriosum am Rande: Devean George hat seinen Hochschul-Abschluss auf dem Augsburg College gemacht. Nein. Das liegt nicht wie Würzburg in Bayern, sondern in Minneapolis.
Blick zurück: Tanzstunde in Texas
Blick zurück: Ein General, kein Admiral

Kalifornien: Mehr Rechtsschutz für Blogger

Zur Rechtsrahmenentwicklung im Blogger-Sektor des Internets gibt es diese interessante Neuigkeit aus Kalifornien zu vermelden (via Crooks and Liars und Bloomberg): Das Oberste Gericht des Bundesstaates hat entschieden, dass Firmen oder Einzelpersonen, die beleidigende und herabsetzende Kommentare auf ihren Seiten übernehmen oder zitieren (früher hätte man wohl gesagt: nachdrucken), haben in aller Regel keine juristischen Probleme zu befürchten. Den Streit um seine Ehre muss der Betroffene mit dem Urheber der Nachricht/Behauptung und dessen Ur-Seite ausfechten.

Zwei Gedanken dazu: Die eigentlichen Sieger aus dieser Entscheidung sind die großen News-Schleudern wie yahoo und Google. Blogger kommen jedoch ebenfalls in den Genuss dieser Rechtsinterpretation. Auf der anderen Seite gilt das Urteil nur für Kalifornien und nicht für den Rest der USA, wo es erst ab dann Rechtssicherheit in diesem Punkt geben wird, wenn der Oberste Gerichtshof in Washington sich einschaltet. Damit muss man irgendwann rechnen. Allerdings nur dann, wenn andere Gerichte in anderen Teilen der USA zu einer gegenteiligen Auffassung gelangen.

Klinsmann-Watch: Frisches zum Tauziehen

Das Pekerman-Gerücht hat amerikanische Journalisten aufgeschreckt. Sie wissen zwar auch nichts Genaueres, aber bleiben mit ihrer Auffassung am Ball, dass nur einer neuer US-Trainer werden kann: Der Mann, der es schon die ganze Zeit werden soll.

Soccer365.com: "Die Erwartungen sind so stark, dass alles andere als Klinsmannns Unterschrift bei einigen als Versagen auf Seiten der USSF angesehen wird."

Sports Illustrated Fußball-Fachmann Grant Wahl:
"Ich schreibe seit Juli, dass Klinsmann der richtige für den US-Job ist. Und ich denke noch immer, dass er der klare Favorit ist."

Los Angeles Times: "Es darf erwartet werden, dass Jürgen Klinsmann der neue Trainer der amerikanischen Nationalmannschaft wird. Die offizielle Erklärung wird wahrscheinlich in einer oder zwei Wochen kommen."

19. November 2006

Rocky vorm Museum. Stallone-Skulptur erhält Kunststatus

Es handelt sich nicht um großartige Kunst. Aber das ist ein Anspruch, den man im Philadelphia Museum of Art ohnehin nur schwer einlösen kann. Dafür ist die Konkurrenz zu anderen Museen in den USA und im Rest der Welt zu groß. Und Philadelphia hat längst jenen Bürgersinn und jene Wirtschaftskraft verloren, die seinen Einwohnern einst das Gefühl gaben, sie könnten so nah an New York mit dem Moloch im Norden irgendwie mithalten. Also nimmt man, was man bekommen kann. Und sei es eine Statue, die nichts anderes zeigt, als einen Schauspieler, der eine frei erfundene Boxerfigur spielt. Um nichts anderes handelt es sich bei Rocky, jenem hartgesottenen fiktiven Charakter aus Philadelphia, der die Karriere des ziemlich zweitklassigen Schauspielers Sylvester Stallone in Schwung brachte (und eine ganze Latte sogenannter Sequels, die noch schlechter waren als der Prototyp.

Besuchern, die das Denkmal sehen wollen, sind solche Petitessen schnurz. Manche gehen sogar anschließend ins Museum, wie die New York Times am Sonntag in einer Geschichte über das knapp 2,50 Meter große Werk berichtete, das ziemlich genau dort steht, wo der Film-Rocky im Triumphspurt die Treppen begleitet von dem Song Gonna Fly Now hochlief. Das war 1976.

Um nicht unfair zu sein: Das Museum hat auch Arbeiten von Van Gogh, Picasso und Tizian. Aber nun eben auch jenen Rocky III, den Stallone 1982 beim Bildhauer A. Thomas Schomberg in Colorado in Auftrag gab, um ihn in dem gleichnamigen Film vom fiktiven Bürgermeister der Stadt enthüllen zu lassen. Stallone selbst hat als wohlhabender Kunstsammler eher einen schlechten Ruf. So ließ er sich wenige Jahre später von einer eigens angeheuerten Privatkuratorin alten Schrott andrehen und verklagte sie 1989 auf 5 Millionen Dollar Schadensersatz.

Ein Nachtrag: Schomberg verhökert inzwischen Miniaturversionen seiner Skulptur und betreibt eine Webseite zu dem Thema. Eine andere Künstlerin mit dem prätentiösen Namen De L' Esprie hat Stallone ebenfalls halbnackt in Bronze verewigt. Auf ihrer Seite gibt es mehr Informationen zur Vorgeschichte des Films

NBA de luxe: Bibel, Basketball und bizarre Zivilklagen


Für das Gehalt, das ein NBA-Spieler wie Zach Randolph erhält, kann man sich viel leisten. Unter anderem eine Villa außerhalb von Portland, zahllose Autos, Kampfhunde, die auf das Kommando "Platz" hören, und eine ganze Mannschaft an Begleitern, mit denen man in seinem Heimkino stundenlang Videospiele abspulen kann. Und weil Zach Randolph stolz darauf ist (genauso wie auf die prominent ausgestellte Bibel in seinem Wohnzimmer), hat das MTV-Publikum vor einer Weile von all dem einen Eindruck erhalten dürfen. Was das Geld nicht vermag, ist, dem Mitglied der Portland TrailBlazers Wertvorstellungen zu vermitteln, die sich an den allgemein gültigen gesellschaftlichen Maßstäben orientieren. Deshalb erhielt er im Oktober eine Zivilklage von einem Nachbarn, der sich seit zwei Jahren von Randolph und seinem Freund und ehemaligen Mannschaftskameraden Qyntel Woods eingeschüchtert und attackiert wurde.

In dieser Woche kam die Klage einer Frau dazu (sie wird unter dem Anonym-Namen Jane Doe in den Akten geführt). Sie beschuldigt Randolph und eine Gruppe von Freunden, die er seine Hoops Family nennt, sie vergewaltigt zu haben. Weil der Vorwurf eine komplexe Vorgeschichte enthält, bei der es um einen Strip-Club und um bezahlten lesbischen Sex geht, durch den sich Randolph angeblich in Stimmung bringen wollte. Die Details werden allerdings haarklein in der Anklageschrift aus Sicht der betroffenen Frau abgehandelt. Sie verlangt 1 Million Dollar. Sie hatte den Vorfall im August der Polizei gemeldet. Die Staatsanwaltschaft hatte damals jedoch die Ermittlungen nicht vorangetrieben. Unter anderem, weil, wie AP meldet, Randolph nicht als Verdächtiger identifiziert worden war.

Randolph ist schon einmal knapp davon gekommen - 2004 - bei einer Schießerei in einem Nachtclub in seinem Heimatstaat Indiana. Sein Bruder Roger wurde jedoch verurteilt und musste ins Gefängnis. Im Jahr 2003 wurde er mannschaftsintern für zwei Spiele gesperrt, weil er im Traning seinen Teamkollegen Ruben Patterson ins Gesicht geschlagen hatte.

18. November 2006

Urheberrechtsklage gegen MySpace: Jetzt geht's los

Die Bergziege namens Urheberrecht klettert langsam, aber beharrlich nach oben. Seit ein paar Tagen besteigt sie vor einem Bundesgericht in Los Angeles das Datenmassiv MySpace, das auf Englisch auch gerne ein social networking site genannt wird. Angetrieben wird sie vom Reinhold Messner der Unterhaltungsindustrie - der in Santa Monica ansässigen Firma Universal Music Group, die die von MySpace-Nutzern hochgeladenen Musikstücke und Musikvideos als gestohlen betrachtet. Nett, dass wenigstens die Los Angeles Times in ihrem Bericht über die Zivilklage von einem angeblichen Urheberrechtsverstoß spricht. Denn offensichtlich gibt es über die Rechtmäßigkeit des Kopiergeschehens unterschiedliche Auffassungen.

MySpace ist längst kein kleiner Fisch mehr. Der Treffpunkt wurde im September 2005 von dem aus Australien stammenden Medienmogul Rupert Murdoch und seiner New Corp. gekauft - zum Preis von 580 Millionen Dollar. Wie die Los Angeles Times weiter berichtet, ist Universal mit Volldampf dabei, die Urheberrechtslandschaft zu ihren Gunsten zu verändern. Nachdem man im vergangenen Monat eine Einigung mit der neuen YouTube-Mutter Google hinbekam, reichte das Unternehmen bereits Klagen gegen kleinere Anbieter wie Grouper Networks Inc. und Bolt Inc. ein. Die Rechnung sieht immer so aus: Universal verlangt 150 000 Dollar für jedes unerlaubt hochgeladene Video und den gleichen Betrag für jeden Song. Das Problem von MySpace: Nicht nur hat die Mutterfirma Geld. MySpace hat einen Vertrag mit Google, der 900 Millionen Dollar aus Werbeeinnahmen bringen soll.

Aus einer anderen Perspektive betrachtet steht fest, dass MySpace der Musikindustrie unschätzbare Dienste erweist. Selbst bei Uninversal weiß man, dass Plattenveröffentlichungen von den Black Eyed Peas, Nine Inch Nails, Beck und Queens of the Stone Age wahrscheinlich nicht so erfolgreich gelaufen wären. Die beiden Firmen reden übrigens miteinander - über Geld. Aber offensichtlich nicht zur Zufriedenheit von Universal. MySpace hat nach Angaben der Los Angeles Times am Freitag ein Software-Tool angekündigt, dass es Urheberrechtsinhabern leichter machen soll, umstrittenes Material vom MySpace-Computer zu tilgen.

Klinsmann out, Pekerman in? Die Gerüchtemühle dreht sich weiter

Die Website Teamtalk.com meldet, dass Jürgen Klinsmann nicht neuer Trainer der US-Nationalmannschaft wird. Der Nachfolger von Bruce Arena, der nach der WM mit Ablaufen seines Vertrags aus der Position ausgeschieden war, soll José Pekerman werden. Der Informationsdienst bezieht sich auf eine Veröffentlichung in der mexikanischen Zeitung La Opinion, wonach es nach Auskunft von Verbandspräsident Sunil Gulati nur noch "kleine Stolpersteine" geben soll. Mittlerweile ging der vakante Posten des mexikanischen Nationaltrainers, für den Klinsmann ebenfalls im Gespräch war, an Hugo Sanchez, der schon länger als populärer ehemaliger Mittelstürmer des Landes um die Aufgabe gebuhlt hatte. Die erste amerikanische Zeitung - San Diego Union-Tribune - hat allerdings im Rahmen eigener Recherchen das angebliche fait accompli als Gerücht geoutet. Denn die mutmaßliche Konstellation, dass dem ehemaligen argentinischen Nationalcoach, der kein Englisch spricht, der aus Argentinien stammende Trainer der Colorado Rapids Fernando Clavijo zur Seite stehen wird, wurde von dem persönlich dementiert.

Ergänzung am 21. November: Sunil Gulati hat offiziell dementiert, La Opinion solche oder ähnliche Informationen gegeben zu haben. Die Zeitung streut schon länger Gerüchte über das Personalkarussell im US-Fußball, die nichts mit der Realität zu tun haben. Das Blatt heißt "Meinung" und macht Meinung.

Wer stöhnt, wird rausgeworfen


Es stand auf einem grossen Schild. Doch Albert Argibay, Beruf Gefängniswärter, dachte ganz offensichtlich, dass Schilder immer nur für andere da sind, nicht für ihn. Deshalb wurde er aus dem Fitness-Center in einer kleinen Stadt nördlich von New York geworfen, wo er seinen muskelbepackten Körper geschmiedet und gestählt hatte. Das Schild besagt: Stöhnen verboten. Eine Eigenart, die sich viele Athleten leisten, nicht nur in den Kraftsportarten, sondern selbst bei solchen Betätigungen wie Tennis. Der Rauswurf brachte es bis in die Fernsehnachrichten (click YouTube-Link oben) und in die New York Times, die keine Mühe scheute, den sportlichen Sinn des Stöhnens zu ermitteln. Und tatsächlich: ein Professor in Abilene/Texas hat im Rahmen seiner Studien festgestellt, dass etwa Gewichtheber zwischen zwei und fünf Prozent mehr Leistung bringen, wenn sie stöhnen. Die Atmungsmechanik trägt zur Stabilisierung fer Wirbelsäule bei.

College-Football: Was die Trainer verdienen

Aus Anlass des Todes von Bo Schembechler, einer jener überragenden Trainerfiguren des amerikanischen Sports, hätte man sehr viele Anlässe über College-Football nachzudenken. Keiner liegt jedoch so klar auf der Hand wie dieser: die Jahreseinkommen all jener, die von Schembechlers Ruhm und Erfolgen indirekt profitieren. Die Beträge, die College-Coaches erhalten, sind nachgerade obszön. Hier die Liste der Top Ten, die die Seite College Sports by Charlie zusammengestellt hat:
1. Charlie Weis Notre Dame 3,3 Mio. Dollar
2. Pete Carroll USC 3 Mio.Dollar
3. Kirk Ferentz Iowa 2,85 Mio.Dollar
4. Mack Brown Texas 2,55 Mio. Dollar
5. Bobby Petrino Louisville 2,5 Mio. Dollar
6. Jim Tressel Ohio State 2,45 Mio. Dollar
7. Bob Stoops Oklahoma 2,4 Mio. Dollar
8. Tommy Tuberville Auburn 2,2 Mio. Dollar
9. Joe Paterno Penn State 2,1 Mio. Dollar
10. Phillip Fulmer Tennessee 2,05 Mio. Dollar

Das Wort "obszön" muss man nicht lange erklären. Fast alle diese Universitäten werden vom Steuerzahler finanziert und von den Studiengebühren der Studenten (Ausnahme: Notre Dame). Die Verantwortlichen der Bildungseinrichtungen erhalten sehr viel weniger Geld dafür, dass die Colleges überhaupt funktionieren. Und die Beträge sind nur die Spitze des Eisberges einer enormen Ausnahmelast, zu der Sportanlagen, Trainingsstäbe, Stipendien und Flugreisen zu den Auswärtsspielen gehören.
Blick zurück: Der Rüstungswettlauf unter den Colleges
Blick zurück: Wo der Nachwuchs der NFL herkommt

17. November 2006

Anwaltslobby hat gewonnen. Zieht euch warm an

Man kommt vom Standort New York aus nicht umhin, sich die Rechtsrahmenentwicklung für die deutsche Bloggerwelt mit immer mehr Sorge anzuschauen. Es sieht ganz so aus, als ob abmahnwütige und klagelustige, unterbeschäftigte Anwälte hervorragende Kontakte zu den Parlamentariern besitzen, sonst würden nicht derartige Gesetze entstehen wie dieses. (via Nachspiel)

Es ist völlig egal, wie es heißt und aus wessen Zuständigkeit heraus es entstanden sein mag. Es geht bei dieser Entwicklung eindeutig darum, eine Ausprägung der Medien von unten zu verhindern oder wenigstens so stark zu reglementieren, dass sie extrem behindert wird. Es ist schön und gut, was da dankenswerter Weise vom Kollegen Simon Möller so zusammengefasst wird: "Wer im Internet Texte, Videos oder Audio-Dateien anbietet, muss sich nach denselben Vorschriften richten, die auch für professionelle Online-Medien gelten – egal, ob er nun ein großes News-Portal betreibt oder ein kleines Blog". Dagegen spricht erstmal gar nichts. Analogien gibt es zu Hauf - man denke nur an die durch Gesetze und eine lange Rechtssprechungsgeschichte juristisch feingetunte Welt des Straßenverkehrs, an der vom Lastwagen bis zum Fußgänger alles mögliche teilnimmt und wo die wilden Radfahrer die größten Freibriefe für sich in Anspruch nehmen.

Man muss aber als Fußgänger nicht erst einen juristischen Lehrgang machen oder eine Kanzlei auf Monatspauschalbasis anheuern, um klar zu kommen, und darf damit rechnen, dass man allenfalls in einem klar belegten Schadensfall als Verursacher herangezogen wird. Vor allem mit einer Keule muss man nicht rechnen: mit der Keule der Abmahnungen.

Das Internet entspricht auf mannigfache Weise dem Straßenverkehr. Das betrifft schon mal die Tatsache, dass es sich hier um eine Verkehrsform handelt - nämlich die der Kommunikation. Es gibt breite Straßen und Schleichwege, dicke Transporter und Flaniermeilen, langsame und noch langsamere Maschinen und ein heilloses Durcheinander der Richtungen und Interessen, wofür es einen gewissen Regelbedarf gibt. Es braucht vielleicht Einbahnstraßenschilder und Halteverbotszonen und andere Paralleleinrichtungen, die der Orientierung dienen können.

Aber alles andere geht über den echten Bedarf hinaus und bedeutet einen obrigkeitsstaatlichen Missgriff auf die Freiheiten von Bürgern, die eine bessere Demokratie und eine größere Vielfalt an Ansichten und Äußerungsmöglichkeiten dringend benötigen. Die alte Medienwelt mit den teuren Produktionsmitteln (Print, Rundfunk, Fernsehen) ist eine gigantische Maschine, die ständig nichts anderes versucht, als die Vielfalt zu vernichten (oder eine Scheinvielfalt wie bei den Frauenzeitschriften oder den Unterhaltungsprogrammen des kommerziellen Fernsehens zu produzieren, die wiederum den gleichen Effekt hat).

Wer sich nicht jetzt zu wehren beginnt, dem wird über kurz oder lang seine per Verfassung geschützte Garantie weggenommen. Das passiert nicht über einen Frontalangriff mit Hilfe von Gesetzen, sondern durch die Hintertür - bei den Niederlagen im Kampf um Anwaltsgebühren und Strafbefehle, einstweilige Verfügungen und ähnliche Killer.

Der einzige Trost: Dank der globalen Konstellation des Internets sind manche Dinge nur bis zu einem gewissen Grad durchsetzbar.

16. November 2006

Männer, die's nicht lassen können

Aus der Abteilung: Was Sportler in ihrer Freizeit machen. Die einen gehen mit attraktiven Frauen aus. Derek Jeter, Shortstop der New York Yankees, zum Beispiel ist derzeit offensichtlich mit Jessica Biel zusammen, nachdem er schon mit solchen Attraktionen wie Jessica Alba und Scarlett Johansson (die in Scoop) um die Häuser gezogen war. Ein anderer bemüht sich vergeblich, sein Sex-Video vom freien Markt zu kaufen, auf dem es aus unerklärlichen Gründen gelandet war.

Das heißt: ganz unerklärlich war es wohl nicht. Denn die vom holländischen Torwart Stefan Postma sitzengelassene Ex-Freundin wollte anfänglich sehr viel Geld mit den Szenen auf ebay machen. Enthüllende Ausschnitte, die von vielen als reinrassiger Porno entfunden werden, liefen vor ein paar Wochen sogar im holländischen Fernsehen. Jetzt haben auch amerikanische Blogger Wind bekommen. Wie authentisch die Bilder sind, ist von hier aus nicht zu beurteilen. Der Fach-Blog Fleshbot hat gleich zwei Fundstellen angegeben. Wer sich die Mühe machen will, hier das Link zur Recherche bei With Leather.

Postmas Agent Piet Buter sagte dem Londoner Sunday Mirror vor ein paar Wochen, das alles täte seinem Klienten sehr leid. Besonders für seine Eltern." Der Keeper spielt mittlerweile für ADO Den Haag und war vorher bei Aston Villa.

15. November 2006

Ende Januar spielt US-Nationalteam erstmals wieder - Klinsmann oder nicht

Die amerikanische Nationalmannschaft wird am 20. Januar ihr erstes Match seit dem kläglichen Aus bei der WM austragen. Das Freundschaftsspiel gegen Dänemark ist für das Home Depot Center in Carson in der Nähe von Los Angeles angesetzt. Laut einer Meldung von yahoo wird der erste offizielle Einsatz des neuen Trainers - Klinsmann oder nicht.

Artest-Platte: Verkäufe flach

"Ron Artest hat laut Soundscan in der der ersten Woche erbärmliche 343 Alben verkauft. Das ist einfach beschämend", schreibt The Sports Pulse über die Rap-Platte My World (Tru Warier, through Lightyear).
Wer ist Ron Artest? Ein NBA-Basketballer mit einer ziemlich seltsamen Haltung gegenüber dem Spiel. Derzeit bei den Sacramento Kings unter Vertrag. Davor bei den Chicago Bulls und den Indiana Pacers. Er besitzt auch ein ziemliche seltsame Haltung gegenüber dem Plattengeschäft. So steht es auf seiner Website: "Ron hatte ursprünglich ein Angebot von der Schallplattenfirma der Maloofs [das Brüderpaar, dem die Kings gehören]. Allerdings hat die NBA die Maloofs informiert, dass sie 2,5 Millionen Dollar Strafe bezahlen müssen, wenn sie einen Vertrag mit ihm unterzeichnen, und einen Draft-Platz verlieren." (via coolfer).
Blick zurück: Der Friedensschluss mit Ben Wallace
Blick zurück: Die Ankündigung der Platte

Weg frei für Beckhams US-Engagement

Der Weg für die Los Angeles Galaxy, David Beckham ein lukratives Angebot machen zu können, ist frei. Major League Soccer hat eine neue Regelung eingeführt, die den Clubs erlaubt, einen Spieler im Kader nach gusto zu entlohnen. Das war bislang absichtlich ausgeschlossen worden, um eine Lohnexplosion zu verhindern, die der defizitären Liga zusätzliche wirtschaftliche Probleme aufhalsen wird. Da aber offensichtlich in amerikanischen Fußballkreisen der Glaube herumgeistert, dass Beckham populär ist, Zuschauer zieht und andere Werbemaßnahmen wirkungsvoll unterstützen kann, wollen die Verantwortlichen wohl nicht so streng sein. Die Maßnahme öffnet auch anderen älteren Herren aus Europa die Tür in die Vereinigten Staaten und wird die US-Spieler ärgern. Die würden auch mal gerne mehr als eine Million Dollar pro Saison verdienen.
Blick zurück: Brad Pitt wartet schon auf Beckham
Blick zurück: Was Beckham zur Zeit einspielt - finanziell gesprochen

14. November 2006

Buffalo kaum zu stoppen

...und weiter reitet die wilde Luzi in Buffalo. 7:4-Erfolg in Raleigh gegen den amtierenden Stanley-Cup-Sieger Carolina Hurricanes (bereits die zweite Revanche für das Aus in den Playoffs im Frühjahr). Ein Tor von Thomas Vanek und zwei von Jochen Hecht, den zwei erfolgreichsten Vertretern des D-A-CH-Verbands. Der Grazer Vanek steht weiterhin an der Spitze der clubinternen Torjägerliste mit elf.

Golferin des Jahres: Señora Ochoa schießt scharf

Die Frau mit dem kräftigen Schuss wurde Spielerin des Jahres auf der amerikanischen LPGA-Tour. Sie heißt Lorena Ochoa, ist Mexikanerin und ist die erste seit 1996, die in die Phalanx aus Annika Sörenstam (Schweden) und Karrie Webb (Austalien) einbrechen konnte, die das Frauengolf komplett dominieren konnten.

Hacker machen Dopingfahndern das Leben schwer

Ganz viel Wasser auf die Mühlen des Anwalts von Floyd Landis: Hacker haben die Computer des französischen Dopinglabors Chatenay-Malabry geknackt, in dem die Untersuchungen der Tour de France-Proben stattfinden. Was die Entdeckung mit den Befunden im Fall des diskreditierten amerikanischen Radrennfahrers zu tun haben soll, bleibt schleierhaft. Denn die Analyse findet nicht im Computer statt. Aber die Entdeckungen der Polizei reichen aus, um erneut alle jenen eine Angriffsfläche zu geben, die sich immer dann gegen die Arbeit der Dopingfahnder wenden, wenn es sie betrifft.

13. November 2006

Q steht für Qual

Alex Cejka auf Platz 58. Sven Strüver auf Platz 69. Tobias Dier auf Platz 88. Das ist das Zwischenresultat nach drei von sechs Runden im San Roque Club im spanischen Cádiz, wo in diesem Jahr die Q-School der European Tour ausgetragen wird. Dass Cejka sich beteiligt ist eine Überraschung. Aber er betrachtet das Turnier vor allem als Belastungstest für die Qualifikation der amerikanischen PGA-Tour. Zwei Deutsche brauchen sich nicht zu mühen. Marcel Siem schaffte die Karte aufgrund seiner Saisonleistung auf der Tour. Und Martin Kaymer gelang der Sprung von ganz unten mit einer enormen spielerischen Parforce-Jagd. Inzwischen wird er auch von den etablierten Medien gewürdigt. Die FAZ brachte neulich ein Interview mit ihm.
Blick zurück: Die Eloge auf Martin Kaymer, als der deutsche Blätterwald noch still vor sich hinraschelte.

Der ganz normale Tod

Heute wird Bryan Pata beeerdigt. Er war 22. Die Polizei hat noch nicht durchblicken lassen, was sie weiß und was sie zu tun gedenkt. Die Mannschaft der Universität Miami spielte am Samstag, als wäre das ein reguläres Match gegen die Universität Maryland. 13:14. Für den, den es interessiert.
Blick zurück: Waffen an der Universität - ein Toter in Miami

Woods gibt seinen Segen

Tiger Woods hat der Bestallung von Paul Azinger ("Zinger") als neuem Ryder-Cup-Captain seinen Segen gegeben. Und gleichzeitig auch dem veränderten Modus, der dem man an verantwortlicher Stelle mehr Freiheiten einräumt als seinen Vorgängern. "Mit Paul wird es Spaß machen. Paul ist großartig." Besonders wenn Paul auch noch die Putts für die Spieler versenkt, die sie selber nicht ins Loch schieben können.

8. November 2006

Klitschkos doppelter New-York-Auftritt


Duplizität der Ereignisse: Dieses Bild aus dem Jahr 1999 kommt am 15. November bei Christie's in New York unter den Hammer. Es heißt "Klitschko" und wurde von Andreas Gursky verfertigt, dem erfolgreichsten deutschen Fotografen. Der angepeilte Versteigerungpreis von 700 000 Dollar ist kein Rekord für Arbeiten des Düsseldorfers. Die besten gehen in die Millionen. Nur wenige Tage vorher wird Klitscho, Vorname Wladimir, persönlich in New York sein. Zum Kampf um die Schwergewichtsweltmeisterschaft nach IBF-Version gegen den noch ungeschlagenen Amerikaner Calvin Brock. Die Auseinandersetzung wird in der Nacht zum Sonntag live von RTL übertragen.

Gefühlte 18 Millionen

Die New York Times berichtet in ihrer neuesten Ausgabe, wieviel Geld Larry Brown, der ehemalige Trainer der New York Knicks, bei der gütlichen Einigung mit dem Club erhalten hat: 18,5 Millionen Dollar. Ich werde an diesem Wochenende einen Lottoschein ausfüllen. Vielleicht habe ich bei den Zahlen genauso viel Dusel. Sind ja nur Millionen.
Blick zurück: Die erste Meldung über die Ausschüttung vor einer Woche - mit dem gefühlten Betrag

Seattles Wähler geben SuperSonics den Laufpaß

Die Wähler der Stadt Seattle haben am Dienstag den neuen Besitzern der Seattle SuperSonics eine klare Antwort gegeben. Sie können durchaus um Steuergelder für eine neue Halle betteln. Aber geben wird es nur etwas, wenn auch finanziell etwas für die Stadt dabei herauskommt. Die Haltung ist klar: Die Bewohner von Starbucks- und Microsoft-City haben die Nase voll davon, reiche Clubbesitzer zu subventionieren.Die andere Seite der Medaille. Die reichen Clubbesitzer sind angesichts solcher Absagen meistens sehr schnell beleidigt und suchen nach einem neuen Standort für ihr Team. Einer, an dem sie bessere Konditionen erhalten und höhere Gewinne erzielen können. Meistens dann dort auch auf Kosten von Steuerzahlern. Die Ligen - in diesem Fall die NBA - sperren sich kaum einmal gegen solche Aktivitäten. Das einzige Tabu sind Städte, in deren Einzugsbereich sich bereits eine Konkurrenzmannschaft angesiedelt hat. Dort haben die existierenden Clubs Vetorecht. Das gilt nicht für den Zielort des Umzugs von Seattle: Oklahoma City (Bild: das Ford Center, das al neue Heimstatt in Frage kommt), zur Zeit Notaufnahmelager für die New Orleans Hornets, hat demnächst wieder Kapazität frei.
Blick zurück: Die Irrungen und Wirrungen von NBA-Clubs - historisch gesehen

Gewalt im College-Football eskaliert. Ein Toter in Miami

Vollzugsmeldungen gehören zum Geschäft. Auch wenn das in diesem Fall eher sarkastisch klingt. Denn natürlich wäre es besser, Bryan Pata (Bild), der hoch eingeschätzte College-Footballspieler an der Universiät Miami wäre noch am Leben. Aber Pata wurde am Dienstag vor seiner Wohnung erschossen. Und es fällt schwer, dieses Verbrechen nicht im Zusammenhang mit einem Hinweis zu sehen, der hier vor ein paar Wochen lief. Damals wurde Patas Trainer Trainer zitiert, der seine Spieler öffentlich aufforderte, sich von ihren Handfeuerwaffen zu trennen. Auch Pata hatte welche. Ob sie eine Rolle bei seinem Ableben gespielt haben, konnte die Polizei bisher nicht klären. Das Vorspiel war ein Zwischenfall im Juli gewesen, als Miamis Verteidiger Willie Cooper vor seiner eigenen Wohnung ins Gesäss geschossen wurde. Sein Zimmergeführte schoß auf den Angreifer, verfehlte ihn jedoch. Das soll damals ein versuchter Raubüberfall gewesen sein.

Im Nachhinein sehen viele Leute in dieser Angelegenheit ziemlich belämmert aus. Zitat aus dem Blog von Omar Kelly in der Online-Ausgabe des Fort Lauderdale Sun-Sentinel (11. Oktober): "I personally think the next four weeks are the most important of the Larry Coker era and I'd use this time (FIU and Duke) to weed out the softies for the critical Georgia Tech and Virginia Tech match-ups." Was kam gegen FIU? Eine Massenschlägerei auf dem Feld (siehe Video hier). Kellys Charakterisierung von Pata vom 11. Oktober ebenfalls sehr ominös: "No matter what happens on the field, in the locker room, on the street, their unit members and teammates know Morse and Pata have their back FOR WHATEVER."

"...on the street...for whatever...." Das kann man nicht anders lesen als eine perverse und versteckte Andeutung zum Thema Gangs und Gewalt. Alles unter dem glorifizierenden Titel: "Seeking Toughness". Are these people out of their fucking minds?

Pata war Student der Kriminalwissenschaften und wollte eines Tages - vermutlich nach einer erfolgreichen Profikarriere in der NFL - beim FBI anheuern.

Ergänzung: Die ausführliche Geschichte erscheint in der Freitagausgabe der FAZ und wurde soeben bei faz.net hochgeladen.

Wahlen in den USA: Totale Absage an die Republikaner

Wir hatten Wahlen gestern, bei denen usa-weit über eine ganze Reihe von Gouverneursposten, das gesamte Repräsentantenhaus in Washington und ein Drittel der zweiten Kammer, genannt Senat, abgestimmt wurde. Es sieht im Augenblick nach dem lange erhofften Umschwung aus. Klar ist: die Demokraten haben die Mehrheit im Repräsentantenhaus geholt. Sie können die Republikaner im Senat ebenfalls aus den Angeln heben, wenn folgende Dinge passieren: Sie gewinnen die noch nicht entschiedenen extrem knappen Entscheidungen in Montana und Virginia, wo die Kandidaten jeweils einen hauchdünnen Vorsprung haben. Aber das ist noch nicht alles: Zwei unabhängige, überwiegend demokratisch gesonnene Senatoren müssen sich auch noch auf ihre Seite schlagen. Dann sitzen sie dort ebenfalls am Hebel.

Die beiden Ex-Football-Profis, über die hier vor einer Weile zu lesen war, haben sich folgendermaßen aus der Affäre gezogen: Der Republikaner Lynn Swann verlor in Pennsylvania klar gegen den amtierenden Gouverneur. Demokrat Heath Shuler, gewann seinen Wahlkreis in North Carolina und kehrt nach Washington zurück, wo er einst bei den Washington Redskins in der NFL nur wenig Ehre einlegen konnter. Everybody gets a second chance.

7. November 2006

London Calling: Die schwächelnde Bundesliga

Wer den Schaden hat, braucht sich über Spott nicht zu beklagen. Aber wenn es wenigstens Spott wäre, was die Londoner Times am 6. November zusammengekratzt hat, um die relative Schwäche der Bundesliga zu erklären. Doch das war es nicht, sondern ein merkwürdiger Fall von Scheinanalyse, wie er in der Sportberichterstattung allzu häufig praktiziert wird. Verglichen werden Dinge, die sich nicht miteinander vergleichen lassen (die Leistung der Nationalmannschaft bei der WM versus die Resultate von Clubs, in denen kaum ein Deutscher spielt) und finanzielle Verhältnisse, die sowieso nur eines beweisen: In England, Spanien und Italien wird noch mehr Geld verschleudert als in der Bundesliga und werden Spielerkader zusammengekauft, in denen Leute mit Potenzial auf der Tribüne herumlungern. Wäre derartiges Verhalten wirtschaftlich profitabel, würde es sich lohnen, solchem planlosen oligarchischen Tun nachzueifern. Aber das ist es nicht. Dass die Times das nicht weiß, ist bedauerlich. Aber auch nicht verwunderlich.

Kommen wir also zum Kern des Problems: Amerikanische Clubs zeigen seit Jahren, dass es Mittel und Wege gibt, mit präzisen Analysen der Leistungsparameter einzelner Spieler preiswerte Profis zu finden, die auf höchster Ebene mitkämpfen können. Clubs mit viel Geld haben es zwar leichter, aber sie besitzen keine Erfolgsgarantien. Die entscheidende Frage ist also: Weshalb ist das früher so fortschrittliche und maßgebliche Trainerausbildungssystem und die Jugendförderung des DFB nicht in der Lage, solche Arbeitsansätze zu entwickeln? Aus drei Gründen.

Erstens: Die stärkste Macht in der Liga, Bayern München, hat kein Interesse daran, irgendetwas zu tun, was dem ganzen System helfen könnte. Was unter anderem daran liegt, dass der Club von Leuten gemanagt wird, deren Horizont extrem verjüngt ist. Sonst hätten sie das alles schon vor Jahren gesehen und Innovationen angeschoben.

Zweitens: Solange die Liga nichts auf die Beine stellt und der DFB nur zuschaut, anstatt weitreichende Innovationen anzupacken (nein, nicht SO weitreichend wie der Sammer-Plan), fehlt es an Druck auf den Trainerbereich, in dem sich die sportliche Krise manifestiert. Gebraucht werden keine Motivationshampler, die ein paar Wochen lang ihre Spieler auf der emotionalen Schiene in Schwung bringen, sondern kreative Fußball-Ingenieure.

Drittens: Das hauptsächlich über das Fernsehen finanzierte System kann auf die Dauer nicht verkraften, dass Städte wie Leipzig, Dresden, Düsseldorf, Köln, Frankfurt nicht in der obersten Klasse vertreten sind. Warum nicht? Weil die Fans aus Aue und Burghausen und Siegen und Paderborn und anderen Käffern nicht das Geld haben, um Pay-TV-Projekte und andere Konzepte zu finanzieren. Irgendwann vor ein paar Jahren war das alles ganz schick, diese Alsenborn-Sentimentalität. Das kann man sich heute im Interesse einer vitalen Liga-Basis genauso schenken wie andere Sommermärchen.

Bild: von der Webseite Rare Soccer Videos, wo man Bundesliga-Geschichte nacharbeiten kann.

"Zinger" hat vier Würfe frei

Die amerikanische PGA, die für die US-Mannschaft beim Ryder-Cup zuständig ist, ist beim Basteln an einem Benennungsmodus einen Schritt weiter gekommen. Der neue Captain Paul Azinger ("Zinger") bekommt mehr Macht als seine Vorgänger: Er darf vier statt bislang nur zwei der zwölf Team-Mitglieder benennen. Für die acht anderen Positionen gibt es einen Qualifikationsmodus, der sich an der Geldrangliste orientiert. Die Vereinigten Staaten hatten bei den letzten beiden Turnieren hohe Niederlagen einstecken müssen und sind Ausrichter der nächsten Veranstaltung 2008 in Louisville/Kentucky.

6. November 2006

NBA: Friede, Freude, Eierkuchen dank Jesse Jackson

Es ist schon mehr als zehn Jahre her, dass ich bei einem Besuch der Chicago Bulls nach dem Match mit den anderen Reportern vor der Umkleidekabine stand und auf Einlass wartete (die Tür wird den akkreditierten Journalisten gewöhnlich zehn Minuten nach Spielende geöffnet). Ich traute meine Augen nicht: Da stand im dicken Wintermanetl niemand anderer als Reverend Jesse Jackson, kein Medienarbeiter, sondern ein berühmter schwarzer Pastor, der schon für Martin Luther King gearbeitet hatte, später einen vergeblichen Anlauf auf die Präsidentschaft unternahm und heute in den USA der Bürgerrechtspfarrer schlechthin ist. Ich ging auf ihn zu und fragte ihn zum Spiel (die Bulls hatten verloren). Aber alles, was er zu sagen bereit war, lautete: "No comment."

Jetzt wurde erstmals klar, in welcher Mission Jackson bisweilen in der NBA unterwegs ist: Als Seelsorger und Schlichter zwischen Spielern, die sich andernfalls gegenseitig an den Kragen gehen würden, weil sie einen durchgeknallten Begriff von Männerehre haben. Den jüngsten Waffenstillstand konnte er zwischen Ron Artest (Sacramento Kings) und Ben Wallace (Chicago Bulls) vermitteln, die vor zwei Jahren, als der eine noch bei den Indiana Pacers spielte und der andere bei den Detroit Pistons, in ein hässliches Handgemenge verwickelt waren, bei dem Artest in die Zuschauer ging und später die längste Sperre in der Geschichte der NBA kassierte.

Die beiden sprachen ein Gebet miteinander, sagte Jackson der Chicago Tribune (mit denen redet er) und begruben damit die aufgestauten Gefühle. Friede, Freude, Eierkuchen. Abgesehen davon, dass die Kings unnötigerweise das Spiel gewannen, das die Bulls gegen Ende eigentlich in der Hand hatten. Wallace sollte sich solche Friedensgesten vielleicht immer erst nach der Begegnung gestatten.

Marathon zum Zweiten: Armstrongs Schaulaufen

Der Bericht über Lance Armstrongs Auftritt beim New York Marathon erscheint in der Dienstagsausgabe der FAZ. Das liegt an den Druckterminen der Zeitung, die jeweils am späten Nachmittag Redaktionsschluss hat und so bei Ereignissen aus Amerika oft erst einen Tag später nachziehen kann. Der Bericht wurde im Laufe des Montags von der Online-Redaktion hochgeladen. Auf der Titelseite als Aufmacher der drei Sportmeldungen (da wird er sicher bald wieder verschwinden) und auf Platz eins der Sportseite (auch diese location ist nie von Dauer). Deshalb hier das Link, mit dem man auf geradem Weg beim Artikel ankommt. Und hier das Link zum Vorbericht, der in der Samstagsausgabe veröffentlicht wurde.

Marathon zum Ersten: Der Ultra-Mann hat's geschafft

So stand's heute bei faz.net: "Der als Extremsportler bekannte Läufer Dean Karnazes hat beim New-York-Marathon das fünfzigste 42,195-Kilometer-Rennen binnen 50 Tagen vollendet und dabei seine Reise per pedes durch 50 amerikanische Bundesstaaten beendet. Im Big Apple lief der 44jährige 3:00:46 Stunden und sammelte die letzten der erhofften 100.000 Dollar, die er nun der Organisation Karno Kids zur Verfügung stellen will. Diese unterstützt Fitness-Programme für Jugendliche."

Mehr über den Ultraläufer und sein Projekt konnte man bereits im August in der Arena lesen.

NFL: Die Colts haben die perfekte Saison im Visier

Manche Geschichten haben Hand und Fuß. Andere gehören in die Kategorie urban legends. Sie sind Mythen in Tüten, die alle Jahre wieder aufgeblasen und zum Platzen gebracht werden. So weit es um die Angehörigen der Miami Dolphins des Jahres 1972 geht, ist das schwer zu beurteilen. Es heißt, sie entkorken jede Saison immer dann eine Flasche Champagner, wenn sich das letzte NFL-Team seine erste Niederlage eingehandelt hat. Falls ja, gibt es dafür zumindest eine Erklärung. Jene Dolphins sind die einzige Mannschaft in der Geschichte der NFL, die alle Spiele - reguläre Saison, Playoffs und Super Bowl - gewinnen konnten. Eine makellose Statistik. Den Chicago Bears mochte man einen solchen Lauf in diesem Jahr auch zutrauen. Aber der ging am Sonntag ausgerechnet gegen die Dolphins und vor eigenem Publikum nach sieben Siegen in Folge mit 13:31 zu Ende.

Nun kann nur noch eine Mannschaft von der sogenannten "perfekten Saison" träumen: die Indianapolis Colts, die nach dem 27:20 über die New England Patriots über eine Bilanz von 8:0 verfügen. Das muss nicht viel heißen. Das Team war schon in den letzten Jahren ziemlich gut, aber fing sich jedes Mal kurz vor Schluss eine hässliche Schlappe ein.

5. November 2006

Sturzdoof gelaufen

Vielleicht werden die vielen amerikanischen Automobilrennkategorien (NASCAR, ChampCar, Indy Racing League, IROC, American LeMans, Drag Racing etc.) demnächst um die eine Serie ergänzt, bei der es wirklich um Kopf und Kragen geht: Golf-Cart-Fahren. Wie gefährlich sind die Schlitten, mit denen bewegungsfaule Spieler ihre 18 Löcher abklappern? Nun ChampCar-Fahrer Paul Tracy würde sicher sagen: sehr. Er hat zur Zeit eine gebrochene Schulter, nachdem er mit seine Kiste über einen Bunker springen wollte und sich überschlug. Der Kanadier ist Fünfter in der Saisonwertung und sollte eigentlich am Sonntag in Mexico City an den Start gehen. Nächstes Jahr? Die ganze Geschichte steht im Toronto Star (via deadspin).

Ein Paradies für Basketballer mit Nehmerqualitäten

Irgendwo tief im Madison Square Garden in Midtown Manhattan muss eine Maschine stehen, die Banknoten druckt. Das muss man bereits seit einer ganzen Weile annehmen. Zumindest seit die Besitzerfamilie namens Dolan die Pläne des Bürgermeisters für eine Bewerbung New Yorks um die Sommerspiele 2012 mit Millionen von Dollar torpedierte (Im Prinzip waren die Dolans nur gegen das Projekt eines Stadionneubaus. Die Arena sollte während Olympia das ganzvolle Zentrum des Geschehens sein und ansonsten den New York Jets ein neues Zuhause in Manhattan bieten.) Nachdem diese Attacke von Erfolg gekrönt war, kann das Geld nun wieder ungehindert in die Taschen von Basketballern fließen, die eines gemeinsam haben: Sie haben alle nichts von dem, was man braucht, um in der NBA oben mitzuspielen.

In dieser Saison haben die Auslagen eine inoffizielle neue Rekordmarke erreicht. Nach den Angaben der New York Times erhalten vier ehemalige Spieler der New York Knicks, Jalen Rose, Maurice Taylor, Shandon Anderson and Jerome Williams, in diesem Jahr zusammen 41 Millionen Dollar, nachdem man sich dafür entschied, sich von ihnen vorfristig zu trennen. NBA-Verträge sind nämlich garantiert und können nicht vor Ablauf der Frist einfach zerrissen werden (das geht zum Beispiel in der National Football League). Dazu kommen 20,7 Millionen Dollar für Allan Houston, der vor einem Jahr aus gesundheitlichen Gründen mit dem Sport aufhören musste.

Diese Verschwendung (Rose geht als Free Agent zu den Phoenix Suns, wo er zu den 14,5 Millionen Dollar von den Knicks noch weitere 1,5 Millionen erhält) sollte eigentlich von der Salary Cap verhindert werden. Aber alles, was die Dolans tun, ist, sich über die Cap lustig machen. Denn die Leistung der New York Knicks ist unterirdisch, wird jedoch allein in Form von Spielergehältern in diesem Jahr mit 122 Millionen Dollar honoriert. Das ist mehr als das Doppelte des Cap-Betrags von 53 Millionen Dollar und zwingt den Club dazu, eine Luxussteuer an die Liga abzuführen, die unter den ärmeren Teams verteilt wird.

Dass die Spielergewerkschaft etwas gegen diesen Wahn hat, ist nicht anzunehmen. Wenn prominente Spieler überbezahlt werden, erhalten auch die Knallchargen ein schönes Sümmchen. Das Durchschnittsgehalt in der NBA liegt inzwischen bei 5,2 Millionen Dollar.
Blick zurück: Auch Ex-Trainer Larry Brown bekommt reichlich

Tanzstunde mit Dallas. Die Mavs lassen sich schieben

Der Texas Two-Step ist der bekannteste und populärste Tanzstil unter den Country- Musik-Anhängern in Amerika. Der Erfolg beruht auf seiner Schlichtheit: Man bewegt sich - verteilt über sechs Taktelemente - zuerst mit zwei zügigen Schritten und dann mit zwei langsamen Schritten - und zwar vorwärts, während der Partner das gleiche im Rückwärtsgang vollzieht. (Das ist meistens die Rolle der Frau.) Die Dallas Mavericks haben gestern bei ihrem eigenen Texas Two-Step den zweiten schnellen Schritt rückwärts gemacht - bei ihrer Niederlage gegen den anderen texanischen NBA-Club. Nachdem sie von den San Antonio Spurs noch regelrecht überzeugt werden mussten, dass sie wohl die Frau auf dem Parkett sind, sind die Mavs beim Tanz mit den Houston Rockets wohl vorn vornherein davon ausgegangen. Diese Folgerung lässt das Ergebnis von 76:107 zumindest zu. Der Chinese Yao Ming drückte am stärksten und hatte am Ende alleine 36 Punkte. Genug für Dirk Nowitzki, um mal wieder in den Platitüdensack zu greifen und Folgendes zum besten zu geben: "Wir haben ein neues Team und müssen uns erst einspielen. Jeder muss sich an seine neue Aufgabe gewöhnen. Einige wollen mehr spielen, andere öfter werfen. Jetzt heißt es, den Egoismus zurückzustellen." Wie wär's mit mehr Energie und Initiative? In der letzten Saison waren die Mavericks doch auch in der Lage, die anderen vor sich herzuschieben. Oder macht sich jetzt schon das Fehlen von Keith van Horn bemerkbar?

4. November 2006

Klinsmann-Watch: Lesen im Kaffeesatz

Wir lesen bei Eurosport, dass die Bild-Zeitung meldet, dass Jürgen Klinsmann die Absicht hat, das Angebot des amerikanischen Fußballverbandes abzulehnen. Wir finden die gleiche Meldung aber nicht bei Bild online. Und in den USA gibt es es überhaupt keine Andeutung darüber, dass die Kiste binnen Kürze an die Wand gefahren wird. Hier zirkuliert die AP-Geschichte von gestern, in der sich die Kollegin Nancy Armour ausmalt, was für eine Macht die Vereinigten Staaten werden können, wenn sie Herrn K. die Zügel in die Hand geben (und als Werbeonkel zusätzlich David Beckham und Ronaldo ins Land holen). Frage: Wer liest bei wem im Kaffeesatz? Oder auch: Wer telefoniert mit wem und sendet über die Medien Signale an die andere Seite? Da Klinsmann den Springer-Leuten schon immer kühl gegenüber stand und schlau genug ist, zu wissen, dass ein über die Hamburger Bande gespielter Ball in Amerika niemanden interessiert, kommen wir zu diesem Ergebnis: Bild weiß gar nichts (siehe hier), muss aber den Irrtum mit einem nachvollziehbaren Kurswechsel gerade ziehen - auf die Gefahr hin, dass bei diesem Schlingerkurs schon wieder Unsinn herauskommt (angeblich soll das Honorar der casus knaxus sein). AP weiß nur zu gut, dass Klinsmann gerne würde (siehe hier) und fände das auch ganz toll und macht nun Verbandspräsident Sunil Gulati durch die Hintertür klar, was die Fans besonders entzücken würde: die Aussicht mit dem Schwaben zum powerhouse heranzuwachsen. Demnächst mehr.

Ergänzung: Wie zuverlässig ist der Kölner Express, wenn es um Pikantes geht? Keine Ahnung. Das wurde vor ein paar Minuten bei yahoo auf die Seite gestellt (Quelle: Sportinformationsdienst): "Nach den Spekulationen über seine angeblich zu hohen Gehaltsvorstellungen an den US-amerikanischen Fußball-Verband hat sich Jürgen Klinsmann nun zur Wehr gesetzt. 'Unsinn. Die Spekulationen stimmen, wie üblich, nicht. Die Summen wurden frei erfunden', sagte der ehemalige Bundestrainer dem Kölner Express. Auch US-Verbandspräsident Sunil Gulati dementierte, dass er mit Klinsmann bereits über finanzielle Dinge gesprochen habe: 'Wir haben weder ein Angebot gemacht, noch eine Entscheidung getroffen.'"

3. November 2006

Armstrong beim New York Marathon - ein Vorbericht

Ein Vorbericht über Lance Armstrong und seinen Auftritt beim New York Marathon. Der erscheint am Samstag in der Printausgabe der FAZ, wurde aber bereits von faz.net ins Netz gestellt. Von allesaussersport wissen wir, wann und wo das Rennen in Deutschland im Fernsehen übertragen wird: Am Sonntag bei Eurosport ab 15.30 Uhr.

Viagra hilft tatsächlich...gegen Höhenkrankheit

Was kam nicht alles schon aus Deutschland nach Amerika. Der Mercedes. Jürgen Prochnow. Der Mann, der die Brooklyn Bridge gebaut hat. Das Wort Schadenfreude. Und jetzt auch noch das: der wissenschaftliche Nachweis dafür, dass Viagra Menschen helfen kann, die nach einem allzu raschen Aufstieg in alpine Lagen an Höhenkrankheit leiden. Komisch nur, dass sich das in den USA so langsam herum spricht, wo es doch verschämten Männern eine wunderbare Ausrede beim Arzt geben würde, um sich die Pillen verschreiben zu lassen, die einem irgendwelche Wunderheiler aus der Spam-Botanik dauernd per Inbox verkaufen wollen. So hatte die Chicago Tribune diese Entdeckung bereits vor zwei Jahren publiziert. Nun wurde die nicht mehr so frische Neuigkeit von deadspin auf die Bloggerschleuder geworfen. Mit den passenden schlüpfrigen Anmerkungen garniert. Wer mehr wissen will: Rid Yourself of Those Cliffhangers.

Coachen, wenn's eilt - nichts für Avery

Es sah nicht wie Schiffbruch aus. Eher wie wenn eine Yacht mit etwas zuviel Wucht an den Kai knallt, weil keiner achtern am Ruder steht. Der kleine General ist eben kein Admiral und auf Wasser gehen kann er auch nicht. Lange Rede, kurzer Sinn: Avery Johnson hatte mal wieder keine Antwort auf eine Frage, die sich im Verlauf eines Basketballspiels gegen einen hervorragenden Gegner öfters stellt: Wen bringt man in welcher Kombination, wenn es nicht gut läuft? So - und nur deshalb - verloren die Dallas Mavericks ein Match, das sie ebenso gut auch hätten gewinnen können. Denn in der ersten Hälfte hatten sie die San Antonio Spurs gut im Griff. Die Betonung liegt auf "gut". Die Mannschaft wirkte, als hätte Dirk Nowitzki wieder genug Energie getankt und als habe man für den engsten Raum ein fast perfektes Verständnis fürs richtig getimete Zuspiel entwickelt. Ich sag mal: Nadel und Faden. Die Defensivarbeit besonders bei der Reaktion auf eigene Rebounds war spritzig.

Aber die Spurs haben den Sommer über auch nicht geschlafen. Tony Parker, einst ein elender Fall an der Freiwurflinie, hat mächtig geübt und trifft. Der neue Nowitzki-Decker, der auf den schönen Namen Francisco Elson hört, ist genauso groß wie der Würzburger, ist schnell und reaktionsschnell. Wo der wohl her kommt? Aus Holland. Potzperdauz.

Man darf das Spiel - sehr attraktiv, besonders im Vergleich zu dem elenden Drei-Verlängerungs-Marathon der Stehgeiger New York Knicks und Memphis Grizzlies am Abend davor - nicht überbewerten. Die Saison ist noch lang. Nur soviel: die Spurs sind besser als im letzten Jahr und da waren sie schon ziemlich gut. Sie haben sich mit Blick auf die eine Mannschaft verstärkt, die ihnen in der letzten Saison am meisten Kummer bereitet hat: die Mavericks. Wen Dallas bei den Umbauarbeiten und Vertragsverlängerungen im Auge hatte, kann man (noch) nicht erkennen. Also dann: Augen zu und durch.