31. Dezember 2006

Die subtile Anti-Nowitzki-Kampagne

Dirk Nowitzki hat mal wieder gezeigt, dass er werfen und treffen kann. Nicht dass das jemand anzweifelt. Oder vielleicht doch? Weshalb sonst wurde soviel Theater um den einen Korbwurf am Ende der Partie gegen die Phoenix Suns gemacht? Weshalb? Weil viele Leute ihm insgeheim nicht zutrauen, dass er den Ball aus der Distanz versenkt, wenn es wirklich darauf ankommt. Das Ganze hat mittlerweile den Zuschnitt einer merkwürdige Kampagne bekommen. Die ist schon deshalb fies, weil niemand in der NBA eine hundertprozentige Trefferquote aufweist. Den höchsten Prozentsatz haben die Center, weil ihre Scoreversuche überwiegend in unmittelbarer Nähe vom Korb stattfinden. Die Logik spielt ja mit: Je größer die Entfernung, desto schwieriger ist.

Natürlich gibt es Spieler, die im entscheidenen Augenblick mehr zustande brachten als andere. Michael Jordan war so einer. Aber was oft vergessen wird: Neben ihm stand in manchen Jahren ein gewisser Steve Kerr, der präziseste Drei-Punkt-Werfer in der NBA-Geschichte. Der bekam auch oft in den Schlusssekunden den Ball und machte was draus. Aber niemand redet darüber. Im Highlight-Film sind die Jordan-Würfe fest verankert und erwecken den Eindruck, der Mann hätte nie eine goldene Chance vertan.

Die subtile Anti-Nowitzki-Kampagne passt natürlich in die Zeit. Die Dallas Mavericks sind statistisch gesehen die beste Mannschaft der Saison und gewinnen meistens ohne großes Flair. Das schafft Neid. Zumal: Wer das Match gegen die Suns gesehen hat, wird bestätigen: Die Artisten mit den Ideen und den überraschenden Zauberkunststückchen kommen aus Arizona. Die bekommen bei allen Basketballfans die höhere B-Note.

Aber zurück zur ungerechtfertigten Anti-Nowitzki-Kampagne, die den Mavericks in jenem Bereich das Wasser abgraben soll, in dem sie wirklich leichter zu schlagen sind: Im Bereich Selbstvertrauen und kreative Spielintelligenz. Leider ist dieser Sigmund-Freud-Darsteller namens Avery Johnson wirklich keine Hilfe. Wie sagte er er nach dem Sieg: "Ich denke, dass Dirks Psyche nicht mehr so wechselhaft ist wie vor drei oder vier Jahren." Nicht mehr so? Aber doch wohl noch ein bisschen? Wenn ja, dann ist das auch Johnsons Problem. Wenn nein, dann ist Johnson das Problem.

30. Dezember 2006

Zeit zum Lesen: Geschichten mit dem Siegel "Erste Sahne"

Bevor wir hier nostalgisch werden (es ist Jahresende und da kommen einem alle möglichen Dinge in den Sinn) und zu irgendwelchen Reminiszenzen an das vor langer Zeit verblichene Magazin namens Sports anheben: Es gibt sie immer noch, die Medienoutlets, die feine Lesegeschichten publizieren. Nur nicht in Deutschland, wo man vermutlich nirgendwo eine Reportage über einen Sportler in Auftrag geben würde, der vor 15 Jahren zu den größten Talenten gehörte, aber dann im dunklen Tann verschwand. Oder einen Schriftsteller bitten würde, sein Porträt eines der besten Tennisspieler aller Zeiten zu schreiben.

Zum Glück entstehen solche Texte aber immer noch in den USA, wo man eine Tradition im Sportjournalismus pflegt, in der sich Nachdenken, Beobachten, Recherchieren und stilvoll Schreiben zu einem eigenen Genre vermischt haben, das man sportswriting nennt. Seit geraumer Zeit widmet der Buchverlag Houghton Mifflin diesem Genre einen alljährlichen Sammelband, der jeweils von einem anderen prominenten Autoren zusammengestellt wird. Man kann die Bücher bei amazon finden. Obwohl: die Liste scheint nicht komplett.

Wer weniger Interesse oder weniger Zeit hat, sich auf diesem Wege einzulesen, sollte mal auf folgende Website der Online-Ausgabe des Wall Street Journal klicken. Die Überschrift - The Best Sports Columns of 2006 - ist irreführend. Tatsächlich haben die beiden Kollegen aus einer ganzen Reihe unterschiedlicher Texte ausgewählt. Sehr gut ausgewählt, muss man sagen. Besonders die Geschichte von Wayne Coffey in der New York Daily News über den ehemaligen Pitcher Brien Taylor ragt heraus. Wenn man sie liest, erfährt man nicht nur ein ordentliches Stück über die amerikanische Gesellschaft (um Baseball geht es nur am Rande) und über das Leben in einem armseligen Teil von North Carolina, wo Hautfarbe noch immer ein wichtiger Faktor für Erfolg und Misserfolg sind, sondern auch über die Melancholie, die um Spitzensport herum mitschwingt und die von den hektischen Berichten im Fernsehen und in den Tageszeitungen ständig und beharrlich konsequent weggefegt wird. Es würde mich wundern, wenn dieser Text nicht im nächsten Sammelband von Houghton Mifflin auftaucht.

Aber das ändert nichts an der Frage: Weshalb werden solche Geschichten nicht rund um den deutschen Sport entdeckt, geschrieben und publiziert? Ich habe schon oft über eine Antwort nachgedacht. Im Moment fällt mir nur eine Gegenfrage ein: Vielleicht weil sie niemand lesen will? Dass es die Geschichten nicht gibt, soll mir keiner erzählen.

29. Dezember 2006

Eine bunter Teller mit Gossip aller Art

An einem Tag, an dem Michael Jordan seine Scheidung bekannt gibt und Mike Tyson mal wieder eingebuchtet wird, muss man nicht gleich Trübsal blasen. Der eine ist ein hinreichend bekannter Seitenspringer, der zum Dunken nicht unbedingt ein Korb und ein Netz braucht, und wollte eigentlich schon vor ein paar Jahren die Gattin Juanita und ihre große Gaggenau-Küche hinter sich lassen. Der andere ist einfach unverbesserlich. Er war schon zweimal im Knast (in Indiana und in Maryland) und wird jetzt die Gefängniswelt in seinem dritten Bundesstaat inspizieren: in Arizona. Und zwar wahrscheinlich für länger. Denn die Kokaingeschichte dürfte hohe Strafen mit sich bringen. Aber wir schweifen ab.

Freuen wir uns also lieber daran, dass ein relativ bekanntes Unterwäsche-Model namens Niki Taylor in zweiter Ehe einen NASCAR-Fahrer abbekommen und diese Woche geehelicht hat. Sie kann Tapetenwechsel gut gebrauchen. Die Begrüßungmusik auf ihrer Webseite stammt komplett aus dem Baukasten des Apple-Programms namens Soundtrack (die Samples Secret Agent Guitar 05 und Classic Rock Standup Piano 07 waren leicht herauszuhören). Dabei lebt sie in einem Vorort von Nashville und könnte dort auf jede Menge kreative Komponisten zurückgreifen. Ihr neuer Gatte ist übrigens Burney Lamar, der im letzten Jahr in der Busch-Serie ordentlich gepunktet hat und sich Chancen ausrechnet, demnächst in die Oberliga - in den Nextel-Cup - aufzusteigen. Aber wir schweifen ab.

Denn wir freuen wir uns natürlich auch darüber, dass Martina Hingis heute in Australien zugab, dem Herrn Radek Stepanek die Ehe versprochen zu haben. Die ehemalige Nummer eins im Frauentennis hatte bisher wenig Fortüne in der Wahl ihrer Partner (Sergio Garcia gehörte dazu sowie ein Staatsanwalt in Miami, den sie in ihrem Stalker-Prozess kennengelernt hatte). Mit dem Tennisspielen hingegen klappt es wieder viel besser. Stepanek ist kein sportliches Leichtgewicht. Momentan steht er auf Platz 19 der Weltrangliste.

Mama trifft's am härtesten

Sportler haben Mütter. Von denen bekommt man meistens allerdings nichts mit, weil sie sich zurückhalten. Vielleicht um nicht den Eindruck zu erzeugen, sie hätten Müttersöhnchen in die Welt gesetzt. (Etwas anderes ist es mit Vätern, die sich besondern bei Töchtern wie im Fall Stefanie Graf oder bei den Williams-Schwestern Venus und Serena bisweilen höchst tyrannisch einmischen.)

Vorhang auf für Wilma McNabb, die Mutter von Donovan, dem Quarterback der Philadelphia Eagles, die wohl noch nie gerne im Schatten stand. Die hat nicht nur Werbespots mit ihrem Sohn auf ihrem Lebenslauf stehen, sondern mehrt sich regelmäßig in einem Stil auf der Webseite ihres Filius in Blogform aus, als wäre sie die Chefideologin. McNabb wurde vor ein paar Wochen verletzt und wird in dieser Saison nicht mehr eingesetzt werden. Kein Problem für die Mannschaft. Denn Ersatzmann Jeff Garcia hat, oh Wunder, die Eagles quasi im Handumdrehen mit vier Siegen in Folge in die Playoffs geführt. Mit McNabb hatte Philadelphia hingegen eine Negativbilanz. Garcias Leistungsparameter sind Spitze in der Liga.

Mama McNabb findet das ehr "bittersüß", wie sie vor ein paar Tagen schrieb. Sie wird von folgender Vision geplagt: "Aber oh, oh, was passiert, wenn sie den Super Bowl ohne meinen Sohn gewinnen, was wäre das echte Reaktion der Fans? Werden sie ihn ans Kreuz nageln? Vielleicht beginnt dann das Gerede über einen Tausch....Aber wisst ihr was, ich werde wohl die Schläge hinnehmen, wenn sie kommen."

Wird sie wohl. Mama McNabb ist eine stattliche Person. Sie hat übrigens ihre eigene Webseite

28. Dezember 2006

Super-Bowl-Weisheiten, Folge 3

Es gehört schon ein bisschen Grütze dazu, sich ein Statistik-Risiko-Modell zu basteln, dass sich auf solche Entscheidungen eines Head Coaches in einem Football-Spiel anwenden lässt wie die vor einem Fourth Down: Schicke ich den Punter raus oder probiere ich einen Spielzug mit meiner normalen Angriffsformation? Die Lage ist klar. Bei einem Punt gebe ich den Ball an den Gegner ab. Aber der startet den Gegenangriff im Regelfall von einer schlechteren Position aus. Bei einem klassischen Spielzug - sagen wir, der Running Back erhält den Ball - kann ich einen First Down herausholen und in Ballbesitz bleiben, riskiere jedoch für den Fall, dass das nicht klappt, einen Gegenangriff, bei dem der Gegner an Ort und Stelle den Ball übernimmt - ein Nachteil.

Zwei Burschen aus dem Backgammon-Milieu - Frank Frigo und Chuck Bower - haben das Problem computer-analystisch in den Griff bekommen und das Resultat ZEUS genannt. Es zeigt auf, dass Football-Trainer trotz aller an den Tag gelegten Machoallüren viel zu viel Angst vorm Risiko haben (weil ihre Angst davor, ihren Job zu verlieren, größer ist als ihre Bereitschaft, dem Spiel ihren Stempel aufzudrücken). In vielen Fällen verlieren sie dann zwar das Match, aber nicht ihre Reputation, weil das Publikum und das Umfeld darauf konditioniert sind, ähnlich zu denken.

Das Problem betrifft nicht nur Fourth Downs, sondern auch Two-Point-Conversions, Onside Kicks und andere entscheidungsträchtige Situationen. Was das alles mit dem Super Bowl zu tun hat? Frigo und Bower haben im letzten Jahr die Begegnung der Pittsburgh Steelers gegen die Seattle Seahawks analysiert. Das Resultat, das den Seahawks eine ganze Reihe von kritischen Fehlentscheidungen bescheinigt, ist nicht ganz leicht zu verstehen. Deshalb empfiehlt sich das Einlesen in die Materie über das Interview auf dem Blog Gelf Magazine mit den beiden Protagonisten. Nicht schlecht ist darüber hinaus die Lektüre des Esquire-Artikels zum Thema, die Wikipedia-Zusammenfassung und natürlich die Webseite der beiden. Plus: dieses Video auf der Seite von physicist.org. Kleine Vorwarnung: Gelegentliche Zuschauer eines Footballspiels werden von der Betrachtung nicht viel haben (das wären rund 450 000 der ARD-Zuschauer, die Super Bowl XL verfolgt haben). Demgegenüber werden Kenner der Sportart dieser Facette sehr viel abgewinnen können. Denn im Grunde ist Football das Manager-Spiel schlechthin - mit allen möglichen geplanten und möglichst gut kaschierten Konzepten. Wenn aber die Manager (sprich die Head Coaches) selbst nicht mal begreifen, was sie tun, dann wird es doch erst richtig interessant. Nicht wahr?

Die Schachuhr für Betrüger: Zehn Jahre Laufzeit

Im Schachsport werden neue Maßstäbe dafür aufgestellt, wie lange man Betrüger sperren sollte: 10 Jahre (in Worten: zehn). So lange hat der Inder Umakant Sharma Zeit, um herauszufinden, wie er entweder mit normalen Mitteln zu einem besseren Schachpieler wird. Oder wie er den Einsatz technischer Hilfsmittel so verfeinern kann, dass er nicht wieder erwischt wird. Obwohl: Die Spürnasen vom Schachverband, die ihn Anfang Dezember bei einem offiziellen ranglistenwirksamen Turnier in Neu-Delhi herausfischten, lassen sich vermutlich nicht so einfach überlisten. Ihr Verdacht wurde nämlich durch eine simple Auffälligkeit angestachelt: Der Spieler produzierte schon seit Wochen eine überraschende und im Grunde unerklärliche Erfolgsquote. Am Ende wurde ermittelt: Sharma benutzte eine Mütze, in die ein Bluetooth-Drahtlos-Empfänger eingenäht war, durch den er Vorschläge für neue Züge erhielt, die ihm ein Partner von außerhalb in den Ohrhörer zuflüsterte. Der besorgte sich die Info von einem Schachcomputer (via cantstopthebleeding).
Blick zurück: Phonak hilft nicht nur Radfahrern

Fußball im Vatikan: Die Kirche bleibt im Dorf

Die Nachricht vom Traum des Kardinals, der gerne eine Mannschaft des Vatikans in der Serie A spielen sehen möchte (siehe hier), hat fast alle Berichterstatter davon abgehalten, sich mit der Realität des Fußballs im Kirchenstaat zu beschäftigen. Nun. Weihnachten ist vorbei. Die wichtigsten Predigten und Segnungen sind verklungen. So kann sich der Katholische Nachrichtendienst endlich - und gründlich - um das Thema kümmern. Netterweise berichtet eine Reporterin (!) von dem Turnier, das am 18. Dezember stattfand. In dessen Rahmen (siehe Bild von der selben Seite) spielte eine Mannschaft der Schweizer Garde gegen eine Vertretung der Arbeiter, die den Petersdom in Stand halten, und eine Delegation der Museumangestellten des Vatikan. Die Museumsmänner gewannen.

Nebenbei nahm Kardinal Bertone noch vor dem Fest in einem Interview mit Radio Vatikan seine humorvoll gemeinte Wunschvorstellung von einer offiziellen Profimannschaft zurück. Das einzige, was im Laufe des Sommers in der Stadt ernsthafte Formen annehmen soll, ist der sogenannte Clericus Cup mit Abgesandten der päpstlichen Seminare und Hochschulen in Rom, für das sich Vater
Claudio Paganini stark macht. Die angehenden Priester müssen aber nicht in Kutten spielen, wie das in strengeren Zeiten sicherlich Pflicht gewesen wäre. Ob sich der Vatikan an dem Turnier beteiligt, steht noch nicht fest (via Zum Runden Leder )

Der DFB, die Fußballschuhe und die Mega-Ausbeutung

Natürlich darf man nicht alles glauben, was in der Bild-Zeitung steht. Oder besser gesagt: Eigentlich gar nichts. Deshalb braucht man die Meldung über das angebliche Mega-Angebot des Sportausrüsters Nike an den DFB auch nicht weiter ernst nehmen. Die Latte liegt nicht mehr bei den 16 Millionen Dollar, die der amerikanische Sportausrüster, der unter anderem bereits Michael Jordan, Tiger Woods, Lance Armstrong und Maria Scharapowa sowie Manschester United und den FC Barcelona unter Vertrag hat, dem brasilianischen Fußballverband jedes Jahr überweist. Sondern eher bei der jährlichen Tantieme für Barcelona: etwas mehr als 35 Millionen Dollar im Jahr. Aber was man durchaus glauben sollte, ist die Geschichte, die man auf der Webseite der Hilfsorganisation Oxfam finden kann. Da wird dokumentiert, wie wenig die Menschen verdienen, die in Asien die Produkte herstellen, die dann im Rest der Welt für viel Geld vermarktet und verkauft werden. Die einzelnen Sportausrüsterfirmen und ihr Verhalten werden genauer analysiert. Mehr über die Arbeit von Oxfam in der Dritten Welt gibt es hier.

27. Dezember 2006

Football schlägt alles im Fernsehen

Die National Football League produziert die besten Einschaltquoten im amerikanischen Sport und hängt die anderen Sportarten locker ab. Weshalb es interessant sein dürfte zu dokumentieren, welche anderen Angebote die Zuschauer im Jahr 2006 an die Geräte locken konnten. Kleine Randbemerkung: Die NBA schaffte es mit keiner Übertragung in die Top Ten. Das sah früher mal anders aus. Hinweis: Die Kennziffer eins ist der Prozentsatz der eingeschalteten Geräte. Kennziffer zwei ist die Zahl der Haushalte in Millionen (Quelle: Sports Business Daily).

1 ABC (4. 1.) Rose Bowl): USC-Texas (BCS Championship) 21,7 (23,907)
T2 ABC (18. 11.) NCAA Football: Michigan-Ohio State 12,9 (14,316)
T2 ABC (2. 1.) Fiesta Bowl: Notre Dame-Ohio State 12,9 (14,184)
4 ABC (3. 1.) Orange Bowl: Penn State-Florida State 12,2 (13,490)
5 Fox (22.10.) World Series: Gm. 2: Cardinals-Tigers 11,5 (12,841)
6 NBC (19. 2.) NASCAR Nextel Cup: Daytona 500 11,3 (12,458)
7 CBS (3. 4.) NCAA Basketball Nat'l Championship: UCLA-Florida 11,2 (12,294)
8 Fox (19. 10.) NLCS: Gm. 7: Cardinals-Mets 10,8 (11,980)
9 Fox (26. 10.) World Series: Gm. 4: Tigers-Cardinals 10,4 (11,620)
10 Fox (27.10.) World Series: Gm. 5: Tigers-Cardinals 10,3 (11,492)

So sieht die Liste aus, wenn man die NFL berücksichtigt - nur die Rose-Bowl-Übertragung schaffte es in die Top Ten.

1 ABC (5. 2.) Super Bowl XL: Seahawks-Steelers 41,5 (45,734)
2 CBS (22. 1.) AFC Championship: Steelers-Broncos 23.6 (25,985)
3 ABC (4. 1.) Rose Bowl: USC-Texas (BCS Championship) 21,7 (23,907)
4 CBS (15. 1.) AFC Div. Playoff: Steelers-Colts 20,9 (23,051)
5 Fox (22. 1.)NFC Championship: Panthers-Seahawks 20,7 (22,856)
6 Fox (15. 1.) NFC Div. Playoff: Panthers-Bears 19,7 (21,718)
7 CBS (8. 1.) AFC Wildcard: Steelers-Bengals 18,9 (20,854)
8 Fox (3. 12.)NFL on Fox: Cowboys-Giants 17,6 (19,593)
9 CBS (14. 1.) AFC Div. Playoff: Patriots-Broncos 16,1 (17,784)
10 Fox (14. 1.) NFC Div. Playoff: Redskins-Seahawks 15,8 (17,394)

Selbst der sportlichste US-Präsident lebt nicht ewig

Er war ein sehr guter College-Footballspieler (in den dreißiger Jahren an der footballverrückten Universität Michigan in Ann Arbor), der nach dem Studium auf eine Profikarriere verzichtete und lieber in Yale als Assistenztrainer für Football und Boxen anheuerte, während er sein Jurastudium vorantrieb. Er hatte in seinen besten Zeiten als Golfer ein Handicap von 12. Mit anderen Worten: Gerald Ford war vermutlich der sportlichste Präsident in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Seine Amtszeit war allerdings kurz. Er wurde 1973 als Nachfolger für den diskreditierten Spiro Agnew Vize-Präsident und zog ein Jahr später ins Weiße Haus um, nachdem der in den Watergate-Skandal verwickelte Richard Nixon einem Amtsenthebungsverfahren zuvor kam und zurücktrat. Zwei Jahre darauf verlor er die Wahlen knapp gegen Jimmy Carter. Ford starb am Dienstag im Alter von 93 Jahren.

Super-Bowl-Weisheiten, Folge 2

"Ihr möchtet lieber den Originalkommentar von Michaels/Madden, die aus dem Football kommen, Millionen Dollar damit verdienen, seit Jahrzehnten wöchentlich auf dem Sender sind und sich um nichts anderes kümmern. Kann ich verstehen, würde ich auch zehnmal lieber wollen als Witte/Froberg...." Fernsehkommentator Andreas Witte nach Super Bowl XL über die Kritik und seine eigene Leistung in einem Kommentar bei allesaussersport unter dem Alias-Namen "reporter".

26. Dezember 2006

Super-Bowl-Weisheiten, Folge 1

Was spricht eigentlich dagegen, einen sogenannten Fachmann als Co-Kommentator im Fernsehen einzusetzen, der selbst mit einigermaßen Erfolg gespielt hat und auch noch die Sprache spricht, in der übertragen wird?

Wenn er auf die harmlose Frage des Reporters vom Hamburger Abendblatt - "Was fasziniert die Amerikaner, daß die ganze Nation bei dieser vier Stunden Dauerwerbesendung am TV klebt?" - folgende Antwort produziert: "Dahinter bin ich auch nie gekommen."
(Tom Nütten im letzten Februar vor der Super-Bowl-Übertragung der ARD, das ganze Interview hier.

25. Dezember 2006

Die Antwort steckt tief im Zahlensumpf

Der Wechsel von Allen Iverson von den Philadephia 76ers zu den Denver Nuggets hat eigentlich nur eine Gewissheit geschaffen: Die ohnehin schon schwache Eastern Conference ist noch dürftiger, als bereits vor Wochen beklagt. Und die Western Conference bietet jetzt noch mehr Pep. Aber die viel wichtigere Frage bleibt weiterhin unbeantwortet: Haben die Denver Nuggets mit Carmelo Anthony, der dank seiner 15-Spiele-Sperre noch eine Weile zuschauen muss, und Iverson eine Mannschaft, die in den Playoffs gegen solche Teams wie die San Antonio Spurs, Phoenix Suns, Dallas Mavericks und auch die Utah Jazz etwas bewerkstelligen kann? Auf dem Papier sieht die Sache relativ vielversprechend aus. Nicht nur weil Meistermannschaften zwei überragende Spieler brauchen (einer alleine kann im Laufe des brutalen Playoff-Pensums nicht genügend Siege zusammenkratzen). Sondern weil Anthony und Iverson in dieser Saison die Scorer-Liste der Liga anführen (Anthony hat 31,6 Punkte pro Spiel, Iverson 30,6).

Wer hinter diese Zahlen zu blicken versucht und sich dabei die statistischen Analysefähigkeiten von Leuten wie die vom Blog The Wages of Win zu eigen macht, wird bereits bei der Betrachtung der Einzelleistungen zu einer sehr viel weniger euphorischen Einschätzung kommen. Beide Spieler brauchen (und verbrauchen) eine Unmenge von Versuchen, um diese Punktsummen zu erreichen. Mit anderen Worten: Sie mögen zwar in ihren Teams den Großteil der Punkte erzielen. Aber das heißt nur, dass das Spiel extrem stark auf sie zugeschnitten ist.

Bei Wages of Win hat man einen Weg gefunden, den Nutzwert solcher Einzeldarbietungen für den Erfolg einer Mannschaft statistisch herauszufiltern. Die Kennziffer nennt sich win score per minute und spiegelt sehr gut wieder, wie effizient ein Spieler während seiner Einsatzzeit auf dem Spielfeld war. Win score per minute basiert auf der Kernzahl namens win score, die sich folgendermaßen errechnet: Points plus Rebounds plus Steals plus die Hälfte der Blocks plus die Hälfte der Assists minus Zahl der Wurfversuche minus die Hälfte der Freiwurfversuche minus Ballverluste an den Gegner minus die Hälfte der perönlichen Fouls (die halben Werte entsprechen nach der Einschätzung von Statistik-Papst David Berri und seinen Co-Autoren einer realistischen Bewertung dieser Leistungsfaktoren bezogen auf den Ausgang eines Spiels). Der win score wird anschließend durch die Anzahl der gespielten Minuten geteilt, weil dies das genaueste Bild für den Vergleich unterschiedlicher Spieler ergibt.

Die interessante Erkenntnis aus dieser Betrachtung lautet: die Nuggets haben in Andre Miller einen effizienteren Spieler abgegeben (win score per minute über den Verlauf seiner Karriere: 0,176) und dafür einen schlechteren erhalten: Iversons win score per minute liegt bei 0,122, was schlechter ist als der Liga-Durchschnitt für Guards (0,128). Behalten haben sie Carmelo Anthony, der in den letzten beiden Jahren deutlicher besser geworden ist, aber in dieser Zeit auch nicht besser liegt als 0,169 (zum Vergleich: Michael Jordans Kennziffer bei all seinen Playoff-Auftritten lautet 0,255).

So weit die Zahlen. Nun zum Spielsystem, das man mit dem der stärksten Konkurrenz vergleichen muss, gegen die Denver in den Playoffs antreten muss. Kurioserweise hat die Mannschaft, die mal gerade auf Platz sieben der Playoff-Qualifikationsliste im Westen steht, einen sehr ostküstenlastigen Terminplan abgespielt und musste erst ein einziges Mal gegen die Topkonkurrenz aus dem Westen antreten (gegen Dallas). Dallas machte Anthony mit Doppel- und Dreifachdeckung das Leben schwer. Trotzdem ballerte er wie blöd, verfehlte aber meistens den Korb. Effizienz? Eher das Gegenteil.

Das Spiel und die anderen Resultate lassen den Schluss zu, dass das Team gegen Phoenix, San Antonio, die Lakers und Utah kaum Chancen haben dürfte und deshalb um einen Platz in den Playoffs bangen muss. Die Siege über schwache Ost-Teams werden nicht reichen.

Sollte nicht aber die Tatsache, dass man zwei schusskräftige Guards zur gleichen Zeit auf den Platz stellen kann, die Probleme lösen? Sicher, vorausgesetzt allerdings, dass der ballführende Spieler die Defensive auf sich zieht und dann einen klugen Pass fabriziert. Und dass dann der jeweils andere Spieler den Korbwurf nicht versemmelt. Falls doch, dies als Hinweis: die Spitzenmannschaften im Westen haben mit die besten Defensiv-Rebound-Statistiken in dieser Saison. Die freuen sich auf solche Gelegenheiten, um den Ball zu übernehmen und den eigenen Tempogegenstoß einzuleiten.

Soul bleibt, auch wenn die Seele geht

Todesursache: Lungenentzündung. Mutmaßlicher Auslöser: Überdosis Leben. Hier zur Erinnerung an einen musikalischen Maniac dieser Livemitschnitt. Er illustriert auf eine unmittelbare Weise, was James Brown ausmachte: seine Bühnenpräsenz, seine Musikalität, seine unbedingte Hingabe zur eigenen Darbietung und die enorme Qualität seiner Musiker. Der Bassist? Einfach unwiderstehlich. Vielleicht sollte man gar nicht älter werden als 73, wenn man ein solch knallvolles Leben geführt hat. Bye, bye, James.

Garderobe für 800 000 Dollar im Kleiderschrank

Woran erkennt man, dass Sportler so überheblich geworden sind, dass sie es nicht mal merken? Wenn sie in Interviews auf völlig unkritische Fragen antworten und dabei Informationen abliefern, die zeigen, was aus ihrem Verhältnis zur Realität geworden ist. Jüngstes Beispiel: Kobe Bryant im Gespräch dem Miami Herald aus Anlass des Weihnachtsmatchs zwischen den Los Angeles Lakers und den Miami Heat. Wir erfahren: dass er für rund 800 000 Dollar Garderobe im Kleiderschrank hängen hat. Dass er sich einen Hubschrauber kaufen will, um in 15 Minuten die Sporthalle erreichen zu können. Dass er die Hundescheiße seiner zwei Vierbeiner nicht wegmacht. Und dass "wirklich große Lungen" hat, weshalb er länger rennen kann als andere Basketballprofis.

Ach, und die Sache mit der Hotelangestellten in Colorado, die ihm einen Vergewaltigungsprozess eingehandelt hat? Das fällt in die Abteilung "extrem religiös" und dass jeder sein Kreuz zu tragen hat. Und wenn man es nicht mehr tragen kann, dann gibt es da noch Gott. Der hat immer zwei Hände frei und trägt es dann für einen. Und zum Dank dafür erzählt man dann den Leuten solchen Quatsch (via cantstopthebleeding).

Gehe direkt dorthin, gehe nicht über Los

Bob Reno von badjocks.com wird mehr und mehr zu der Sportsblogger-Personality Amerikas. Neulich ein Radiointerview bei All Things Considered, einem landesweit ausgestrahlten Nachrichtenmagazin mit Millionen von Hörern (das Link führt zu einer Seite mit dem Audio-Stream). Dann ein Kurzinterview bei ESPN Magazine, einer zweiwöchentlichen Publikation, das sich als Konkurrenz zu Sports Illustrated eine ordentliche Stammleserschaft erarbeitet hat. Und demnächst macht ihm das Fernsehmagazin 20/20 die Aufwartung. Der Webdesigner aus Michigan hat vor mehreren Jahren mit seiner täglichen Portion Bösewichtern angefangen. Er hatte damals das unbestimmte Gefühl, dass immer mehr Athleten Gesetz und Ordnung ignorieren und in Schwierigkeiten geraten. Inzwischen hat er 10 000 Besucher pro Tag, die sich für solchen Gossip interessieren. Dank der jüngsten Publicity sind es sicher bereits ein paar tausend mehr.

Badjocks.com beschränkt sich nicht nur auf aktuelle Meldungen. Es hat zum Beispiel ganze Sammlungen von thematisch sortierten Video-Links - darunter auch eine Auswahl mit Ronaldinho-Highlights. Reno lebt eine besondere Faszination mit dem Alkohol am Steuer aus. Deshalb betreibt er auch eine detaillierte Hitparade der Sportler, die von der Polizei erwischt wurden. Das Ranking richtet sich an der Blutalkoholwerten. Hinweis: in den USA werden die als Prozentbeträge ausgegeben, nicht als Promille. Man muss also das Komma um eine Stelle verschieben, um die Ziffern wie gewohnt zu lesen.

24. Dezember 2006

College-Basketball: Choleriker siegen häufiger

Bobby Knight hat heute einen Rekord eingestellt und wird ihn sicher noch in dieser College-Basketball-Saison verbessern: als der Trainer mit den meisten Siegen in der Division I. Er arbeitet seit 41 Jahren als Coach und hat eine Erfolgsbilanz von 879:353. Zu den Höhepunkten seiner Amtszeit - früher bei Army in West Point, dann in Indiana und seit ein paar Jahren bei Texas Tech in Lubbock - gehören drei Meisterschaften (1976, 1981 und 1987). Zu den Trainern, die aus seiner harten Schule hervorgegangen sind, gehört Dukes Coach Mike Krzyzewski. Zu den Spielern Isiah Thomas, derzeit Chefmanager und Trainer der New York Knicks in der NBA. Darüberhinaus war er verantwortlich für das amerikanische Olympiateam von 1984 mit Michael Jordan (aber ohne Charles Barkley, den er wegen seiner Gewichtsprobleme vor dem Turnier aus dem Kader warf).

Knight, der den pensionierten Grandseigneur Dean Smith von North Carolina auf Platz eins der Statistik ablöst, arbeitete in all den Jahren wie ein Vulkan. Zwischenfälle gab es immer wieder, darunter einen, der im Jahr 2000 zu einem Artikel in der FAZ führte, in dem ein deutscher Basketballer vorkam. Hier ein Ausschnitt:

Für Uwe Blab begann die Lektion seines Lebens gleich mit der ersten Begegnung. Als er sich im Alter von 18 Jahren bei seinem neuen Trainer erkundigte, warum er ihn nicht früher als Basketballspieler an die Universität nach Indiana geholt hat, fiel die Antwort äußerst ruppig aus: "Mein Sohn, stell mir nicht solch eine Frage. Was hast du denn jemals für das Spiel getan?" Blab, der riesige, ungeschliffene Center mit den nicht ganz fangsicheren Händen, hat sich im Laufe seiner Studienzeit noch viele cholerische Anwürfe von Bobby Knight anhören müssen. Er war Zeuge eines seiner berühmtesten Ausraster, als der Trainer wutentbrannt einen Stuhl über das halbe Spielfeld schleuderte. Aber nichts hat die Meinung von Blab geändert, die er bei den Olympischen Spielen 1992 so formulierte: "Ohne seinen Namen und den Namen der Universität waere ich nicht in die NBA gekommen. Und ohne die NBA hätte ich nicht in Italien gespielt. Und ohne Italien wäre ich nicht, wo ich jetzt bin."

Der deutsche Nationalspieler hat seine Laufbahn beendet. Der berühmte Bobby Knight hingegen, dreimaliger College-Meister, Goldmedaillengewinner 1984 in Los Angeles und Ehrenmitglied der Hall of Fame, trainiert noch immer. Das heißt: Fast wäre seine illustre Karriere am Wochenende abrupt zu Ende gegangen. Denn da saß der Aufsichtsrat der University of Indiana in Bloomington über seine jüngsten Ausfülle zu Gericht. Doch obwohl es von einer Attacke - er hatte einen Spieler angeherrscht und mit einer Hand gewürgt - eine Videoaufzeichnung gab, kam der 59-jährige Trainer wieder einmal davon. "Das letzte Mal", versicherte der Präsident der Hochschule. Knight, der pro Jahr zusätzlich zu seinem Gehalt durch Werbeauftritte und Vertraege mit Sportausrüstern rund eine Million Dollar verdient, akzeptierte eine Strafe von 30 000 Dollar und eine Sperre von drei Pflichtspielen.

23. Dezember 2006

Da muss man nicht zweimal nachdenken

Vor Weihnachten gibt es immer Partys. In New York. Und draußen vor der Stadt. Mit etwas Glück kann man bei der Gelegenheit ein paar interessante Gesprächspartner kennenlernen. Das war gestern der Fall. Den Namen des Mannes - Don Hunstein - hatte ich noch nie gehört. Aber dieses Bild kannte ich: das Cover von Bob Dylans zweitem Album The Freewheelin' Bob Dylan. Er hat es im Februar 1963 fotografiert, auf einer kleinen Strasse in Downtown Manhattan namens Jones Street. Die Feuerleitern, schrieb der Gothamist im April, sind inzwischen verschwunden. Die Frau auf dem Bild jedoch gibt es noch: die Künstlerin Suze Rotolo, die heute an der New Yorker Parsons School of Design unterrichtet und damals seine Freundin war und Dylan zu ein paar seiner Texte inspiriert hat. Darunter: Don't Think Twice, It's Alright. Hier eine Live-Aufnahme aus dem Jahr 1965. Hat Tip an Don Hunstein für seine Inspiration. Und ein Link zu seiner Webseite.

22. Dezember 2006

Zeit zu feiern: Festivus


Dieses Video, das die Leute von videolit produziert haben, erklärt sehr gut, weshalb es Leute gibt, die in dieser Stadt der Tyrannei aus Weihnachten, Hannukah und Kwanzaa nur auf eine ganz besondere Weise zu entgehen verstehen: mit einem Anti-Programm namens Festivus.

Rocky Balboa - das American-Arena-Interview

Rocky Nummer sechs ist unter dem Titel Rocky Balboa in die Kinos gekommen. Aber leider war noch keine Zeit, ihn anzuschauen. Deshalb hier eine American-Arena- Premiere der besonderen Art: das erste Interview dieses Blogs. Und zwar mit Craig Zablo vom Rocky Balboa Blog, eine absolute Kapazität, der in Florida zuhause ist.

American Arena: Um was für einen Film handelt es sich? Einen Boxfilm? Ein Melodrama? Und was ist gut dran?
Craig Zablo: Es ist ein altmodisches Drama. Gut daran ist, dass es den Kreis schließt, was die Figur Rocky Balboa angeht. Es ist das perfekte Gegenstück zum Original.
American Arena: Welchen Rang gibst du dem Film im Vergleich zu den anderen Rocky-Folgen? Und nach welchen Kriterien gehst du da vor?
Craig Zablo: Ich würde die Rocky-Filme in dieser Rangfolge einordnen: 1, 6 (Rocky Balboa), 3, 2, 4 and 5. Meine Kriterien sind meine Gefühle.
American Arena: Wollen wir wirklich einen 60jährigen Schauspieler sehen, wie der einen Boxer spielt? Wie plausibel ist das?
Craig Zablo: Sehr plausibel. Vergiss nicht: Dies ist SCHAUSPIELEREI. Da Sly viel jünger aussieht als 59 (sein Alter während der Dreharbeiten), ist es egal, wie alt er wirklich ist. Hauptsache, es funktioniert auf der Leinwand. Und das tut es.
American Arena: Sylvester Stallone hat in dieser Serie neben seiner Arbeit als Schauspieler immer auch das Drehbuch geschrieben und die Regie geführt. Hätte er sich nicht auf seine Aufgabe als Darsteller beschränken sollen, um diesen Aspekt zu verbessern?
Craig Zablo: Überhaupt nicht. Schau dir den Film an und du wirst verstehen weshalb. Sly wird als Regisseur unterschätzt.
American Arena: Welche Hinweise würdest du Zuschauern in Deutschland geben, die Rocky Balboa nur in einer synchronisierten Fassung sehen werden. Was wird ihnen an seiner schauspielerischen Leistung entgehen?
Craig Zablo: Mein Rat ist, sich den Film, wenn möglich, in Englisch mit deutschen Untertiteln anzuschauen. Sly spielt in eienigen Szenen so gut wie schon seit vielen Jahren nicht mehr.
American Arena: Stell dir vor, dass seine Stimme vermutlich von Thomas Dannenberg gesprochen wird, der auch Arnold Schwarzenegger synchronisiert. Wie kurios findest du das, wenn es um Authentizität geht?
Craig Zablo: Das kann ich nur schwer beurteilen, da ich ihn noch nie gehört habe. Es schon ziemlich lustig, dass der selbe Typ Sly und Arnold spricht.

21. Dezember 2006

Williams-Vater schuldig, muss aber nichts zahlen

Wie schön, dass die amerikanische Justiz zu solch salomonischen Entscheidungen fähig ist: Richard Williams war tatsächlich verantwortlicher Manager, als er einem Veranstalter die Dienste seiner beiden Töchter für einen Schaukampf gegen die McEnroe-Bruder im Jahr 2001 zusicherte. Aber Schadensersatz muss er trotzdem nicht bezahlen. Und dass, obwohl das Projekt mehrere Millionen Dollar eingespielt hätte. Da lächelten die Schwestern heute auf fast allen AP-Fotos und freuten sich darüber, dass sie mit einem blauen Auge davon gekommen waren. Denn so kurz vor Weihnachten hätte auch das eine oder andere Sparschwein draufgehen können und der schicke weisse 500er Mercedes, mit dem sie vor dem Gericht in West Palm Beach vorfuhren.
Blick zurück: Die Vorgeschichte vor ein paar Tagen

Jetzt warten wir mal ab, wie man in Kalifornien mit den beiden Journalisten umgeht, ohne deren Enthüllungen der BALCO-Skandal bei den Sportverbänden keine Auswirkungen gehabt hätte. Heute berichtet yahoo in einem unerhört detaillierten Stück über die Ermittlungen des FBI, die offensichtlich den ehemaligen Anwalt von Victor Conte im Verdacht haben, die Quelle für die Kopien der versiegelten Vernehmungsprotokolle der Staatsanwaltschaft zu sein. Die Protokolle mit den unter Eid gemachten Aussagen zahlreicher namhafter Sportler bildete das Rückgrat der Anklagen gegen vier Figuren. Sie wurden jedoch offiziell nie öffentlich zugänglich gemacht, weil alle Angeklagten vorher im Rahmen von Teilgeständnissen Strafen akzeptierten und einen Prozess vermieden.

Die neue Person im Fadenkreuz, Anwalt Troy Ellerman, hat bislang abgelehnt, zu dem Vorwurf Stellung zu nehmen. Seine Geschäftspraktiken stehen ebenfalls im Mittelpunkt. Er ist der mächtige Mann der Rodeovereinigung PRCA, die seit Jahren Geld verliert.
Blick zurück: Das Problem der Medienleute mit weiteren Links zu älteren Arena-Beiträgen

"Yo." "Yao." - "Yo." "Yao."

Heute auf faz.net: Eine Geschichte über den chinesischen Basketballer Yao Ming, der bei den Houston Rockets spielt. Im Text erwähnt, zwei Werbespots, die zeigen, dass sich der riesige Center nicht so ernst nimmt, was ihm in den USA viele Sympathien eingebracht hat. Inzwischen spielt er auch richtig gut. Dies ist der VISA-Commercial - ein Klassiker.

Nowitzki verletzt

Dirk Nowitzki hat im Spiel in Seattle eine ziemlich schwere Knöchelverletzung abbekommen. So sah es wenigstens in der Zeitlupenwiederholung bei ESPN aus. Er wurde von Chris Wilcox von den SuperSonics ganz klar ohne irgendeine Absicht getroffen, als der versuchte, in der Nähe des Korbes nach einem Rebound mit dem Ball in den Händen die Balance wieder zu finden. Es wäre ein Wunder, wenn es nicht mehr gewesen ist, als was der Mavericks-Masseur nach einer ersten Inspektion in der Umkleidekabine verlauten ließ: das wäre eine Bänderdehnung. Nowitzki wird in jedem Fall mehrere Spiele aussetzen müssen. Er hat in den letzten Jahren nur sehr selten gefehlt.

Ergänzung am Tag danach: Nichts gebrochen, sagen die Röntgenbilder und Dirk selbst gibt sich schon wieder zuversichtlich. Er sollte sich mal eine Pause gönnen und beide Beine hochlegen, anstatt schon wieder über den nächsten Einsatz nachzudenken. Die Mannschaft gewinnt auch ohne ihn. Zumindest gegen Seattle.

20. Dezember 2006

Wenn Rocky ins Gebet genommen wird

Man merkt, dass Weihnachten naht, auch daran, dass die halbe Umwelt an einem krippalen Infekt leidet. Das ist eine ansteckende, aber keine gefährliche Krankheit. Schon gar nicht für jene, die den Patienten noch geschickt die eine oder andere virale Message beipudern. Sylvester Stallone etwa macht das gerade aus Anlass der Premiere seines Wiederaufstehungsdramas Rocky Balboa. Wie? Er erzählt zur Zeit möglichst vielen von diesen Millionen missionarischen Eiferern in den USA, dass er auch endlich Jesus gefunden hat und dass sein neuer Film eine spirituelle Botschaft vermittelt. Man kann das zynisch finden. Oder geschickt. Oder auch ignorieren. Zynisch, weil in den Vereinigten Staaten den Recht(s)gläubigen ständig jeder Kram angedreht wird (neulich stolperte ich über eine Frau, die christliche Umstandsmode verhökert) - seien es Kriege, schlechte Rockmusik (im Frequenzbereich unterhalb 91 mhz auf UKW in allen Staaten südlich der Linie Los Angeles-Washington) oder Lebensgrundsätze, an die sich die obersten Betbrüder und Abkassierer selbst nie halten.

Stallone mag das schaffen: Menschen ins Kino locken, die schon mal etwas von der Bergpredigt gehört haben, und ihnen die Brutalität des Boxens als fünftes Testament schmackhaft machen. Da die meisten von ihnen ohnehin der Ansicht sind, dass die Apokalypse kurz bevor steht, und er PR-Leute rekrutiert hat, die schon Mel Gibsons Kreuzigungs-Epos mit Erfolg vermarkten konnten, könnte die Rechnung aufgehen. Der Film hat an diesem Wochenende Premiere. Eine erste hymnische Rezension findet man hier. Eine stärker abgewogene, aber immer noch postive gibt es hier
Blick zurück: Ankündigung des Films
Blick zurück: Kunststatus für Rocky

"Tor!" sagte Jesus lächelnd

Die Meldung steckt voller Konjunktive und muss deshalb mit sehr viel Süffisanz betrachtet werden. Gut ist sie trotzdem: Der Topdiplomat des Vatikans hält es für möglich, dass sein kleiner Stadtviertel-Staat eines Tages eine Profifußballmannschaft auf die Beine bringt, die in der italienischen Serie A mithalten kann. Ehe alle Welt die Luft an- und das Geld für die sonntägliche Kollekte festhält: Dies sagte Tarcisio Kardinal Bertone nach Informationen der französischen Agentur AFP expressis verbis (auf der Webseite breitbart.com und wurde ursprünglich von der Nachrichtenagentur Ansa verbreitet (via deadspin):
"Ich schließe die Möglichkeit nicht aus, dass der Vatikan in Zukunft eine hochwertige Fußballmannschaft aufstellt, die auf dem gleichen Niveau spielt wie Roma, Inter Milan und Sampdoria."
Von dieser Idee muss der Fußballfan Bertone schon immer geträumt haben. Zumindest in seiner Zeit als Erzbischof von Genua ließ er die Öffentlichkeit gerne wissen, dass er sich für einen Experten hält.


Uns fällt angesichts solcher Ambitionen eher das berühmte Fußballspiel aus Don Camillo und Peppone ein, in dem es einen gesprächigen Jesus gibt und einen Priester, der so gar nicht tugendhaft ist, wie er das den strengen Regeln der Katholischen Kirche nach eigentlich sein sollte. Aus dem genialen Buch von Giovanni Guareschi hat neulich ein Pfarrer in seiner Predigt folgende Passage zitiert:
Einmal verliert seine Kirchenmannschaft in einem hart umkämpften Fußballmatch knapp gegen die kommunistische Bande Peppones. Im Roman von Giovanni Guaresci rennt Don Camillo aufgebracht in seine Kirche und beschwert sich bei Jesus Christus. Zu einem großen Kruzifix sagt er:
„Jesus, ich danke Dir, dass Du mich verlieren ließest. Und wenn ich Dir sage, dass ich die Niederlage unbeschwerten Herzens hinnehme, als eine Strafe für meine Unanständigkeit, dann musst Du mir glauben, dass ich wirklich bereue. Denn, wie soll man denn nicht vor Wut platzen, wenn man sieht, dass eine solche Mannschaft verliert, eine Mannschaft, die - ohne mich loben zu wollen - in der B-Liga spielen könnte ... glaube mir, es ist herzzerreißend und schreit um Rache zu Gott!”
„Don Camillo”, ermahnte Christus lächelnd.
„Nein, Du kannst mich nicht verstehen”, seufzte Don Camillo. „Der Sport ist eine Sache für sich. Wer darin steckt, der steckt eben darin, und wer nicht darin steckt, der steckt halt nicht darin. Drücke ich mich klar aus?”
„Nur allzu klar, mein armer Don Camillo. Ich verstehe dich so gut, dass ich ... Na gut, wann ist das Revanchespiel?”
Don Camillo sprang auf, und das Herz quoll ihm vor Freude über. „Sechs zu null!” schrie er. „Sechs Bälle, die sie nicht einmal an den Torstangen vorbeifliegen sehen werden! So wie ich jetzt diesen Beichtstuhl dort treffe!” Er warf seinen Hut in die Luft, und, ihn mit dem Fuß im Fluge erreichend, jagte er ihn durch das Fenster des Beichtstuhls.
„Tor!” sagte Christus lächelnd.

Unterhöschen für den Ex

Unterhöschen für den Ex, der Großvater auf der Lohnliste von Al Capone, der Vater wegen Marihuanahandel einst im Knast ... nicht schlecht für eine Ski-Prinzessin, die den anderen eine Nase voraus ist. Dieser Artikel erklärt zwar nicht, weshalb sie so gut Ski fährt, aber er zeigt die amerikanische Ski-Olympiasiegerin Julia Mancuso in allen ihren bunten Farben und Facetten. Ach, ja. Und Bode Miller gewinnt wieder ... meistens. Ist also doch schon Winter...

19. Dezember 2006

Iversons neuer Arbeitsplatz: Denver

Allen Iverson zu den Denver Nuggets - das meldet ESPN vor wenigen Minuten als verbindlich. Im Tausch für ihren langjährigen Spielmacher erhalten die Philadelphia 76ers die Spieler Andre Miller und Joe Smith und zwei Erst-Runden-Plätze für die kommende Draft im Juni, was der Mannschaft ein Paket von drei Zugriffsmöglichkeiten für Runde eins gibt. Den besten Platz, ihren eigenen, werden sie nun mit einer rasant schlechten Saisonleistung hoch jubeln, damit so viele Kugeln wie möglich für die Lotterie der drei ersten Plätze zur Verfügung stehen. Die Nuggets können Verstärkung wirklich gut gebrauchen. Nach der Massenkeilerei vom Samstag in New York wurde ihr bester Mann Carmelo Anthony für 15 Spiele gesperrt. Mehr zu der Angelegenheit von dieser Stelle aus morgen, Mittwoch, in der Printausgabe der FAZ. Die Online-Ausgabe hat bereits gestern die krude Nachrichtendienstgeschichte mitgenommen und nicht mehr ausgewechselt. So ist der Lauf der Dinge.

Ergänzung 17.43h (etwas mehr als eine Stunde später): AP bestätigt das Arrangement unter Hinweis auf nicht namentlich genannte Quellen und weist darauf hin, dass Philadelphia Iverson noch Ivan McFarlin als Wegbegleiter mitgibt. Und dass die Mannschaft heute abend Ortszeit eine Pressekonferenz geben wird. Und dann werden wir alles ganz genau erfahren.
Blick zurück: Die Rauferei im Bild
Blick zurück: Gedanken über den "synthetischen Jordan"
Blick zurück: Iverson will wechseln - die erste Meldung

ManU-Mann für USA?

Das wird sich Jürgen Klinsmann nur noch mit einem Lächeln anschauen: Nach einem Bericht im Londoner Massenblatt The Sun ist der Portugiese Carlos Queiroz zur Zeit der Favorit für den Posten des amerikanischen Nationaltrainers. Queiroz arbeitet unter Sir Alex Ferguson als Assistent bei Manchester United und war schon einmal in den USA - im Sommer 1996 als Coach der inzwischen in Red Bulls umgetauften MetroStars.

Der Enforcer: Ruhe in Frieden

Der wachsende Einfluss der Europäer auf den Stil, die Technik und das Tempo des Eishockeyspiels in Nordamerika hat dafür gesorgt, dass erstens die Regeln strenger ausgelegt werden und zweitens die reinen Schlägertypen allmählich aussterben. In kanadischen Eishockey-Kreisen werden sie gerne als Enforcer verharmlost, weil ihre Anwesenheit angeblich dafür sorgt, dass die technisch besseren Spieler vor den Grobheiten der ungehobelten Figuren geschützt werden. Tatsächlich waren sie Überbleibsel aus einer Ära der Gewaltverherrlichung, die im Boxsport der dreißiger bis siebziger Jahre ihre Blütezeit erlebte. Und so galt es lange als hochgradig unterhaltsam, zwei Spieler (wenn nicht mehr) dabei zuzuschauen, wie sie sich mit bloßen Fäusten gegenseitig wüste Kopfschläge zufügen. Der Höphepunkt der Absurdität schlechthin war, wenn die beiden Torleute, die sich im Spiel nie in die Haare geraten konnten, aufeinander zufuhren, um sich ebenfalls gegenseitig eine Abreibung zu verpassen. So etwas kommt heute so gut wie nie mehr vor. Mehr in der New York Times, die heute die passende Hintergrundgeschichte im Blatt hat.

18. Dezember 2006

NBA-Agenten: Die Melker mit den kalten Händen

Die Bloggerkollegen von Hoops Hype haben eine Liste zusammengestellt, die die Spieleragenten danach einordnet, wieviel Geld ihre Basketball spielenden Klienten verdienen. Wenn man so will: eine Liste, die Macht und Einfluss von einem Typus von Einflussnehmer dokumentiert, der gerne im Schatten des Geschäfts engagiert ist. Nummer eins ist Arn Tellem. Der Michael-Jordan-Förderer und Mann hinter der Allen-Iverson-Vermarktung David Falk ist nur auf Platz acht. Sicher auch deshalb, weil Iverson schon länger nicht mehr mit ihm zusammenarbeitet. Ebenfalls notiert: Holger Geschwindner auf Rang 30, der nur einen Kunden in der NBA betreut - den hinlänglich bekannten Dirk Nowitzki.

Das Vorzügliche an der Aufstellung sind die detaillierten Informationen, die man mit einem Click der Agentennamen findet. Was sie nicht bietet - und das wäre ein bisschen viel verlangt - ist die Info darüber, an wen die Topmelker im Laufe der Zeit einen Teil ihrer unzufriedenen Cash-Kühe verloren haben. So war Tellem früher mal der Mann hinter Shaquille O'Neal, der unter anderem auch die erste Autobiographie und die ersten Werbevertäge einfädelte. Die Beziehung ging irgendwann in die Brüche.

Nun will sicher jeder gerne wissen, wieviel Prozent von den genannten Summen ein Agent verdient. Da es sich nur um Spielergehälter handelt, liegt die Courtage eher niedrig. Die Spielergewerkschaft gestattet nur einen Anteil von maximal 4 Prozent der ausgehandelten Summe. Das eigentliche Geld verdienen Agenten bei Verträgen mit Werbepartnern und Sponsoren. Da sind 20 Prozent üblich.

Ein volle Dröhnung Humor


Kanadischer Humor ist vermutlich ebenso trocken wie der oft benörgelte deutsche. Man muss schon Teil der Kultur sein, um ihn zu genießen. Trotzdem hat Kanada eine bessere Exportrate an witzigen Leuten. Mike Myers, der bei Saturday Night Live anfing und dann eine Filmkarriere begann, und seine Austin-Powers-Serie ist nur ein herausragendes Beispiel (besonders im Vergleich zu solchen Dumpf-Dampfern wie Stefan Raab). Wikipedia hat eine ganze Liste mit Namen, darunter Dan Aykroyd (einer der beiden Blues Brothers) und Jim Carrey (Dumm und Dümmer).

Dass auf der Liste der Name Ben Johnson fehlt, ist sicherlich ein Versehen. Man braucht nur den Werbespot für die Red-Bull-Konkurrenz namens Cheetah anzuschauen und erkennt sofort das Potenzial. Nur für Leute, die den Oxford Dictionary nicht auswendig gelernt haben: "cheetah" ist das englische Wort für Gepard - das schnellste Tier zu Land. Und "cheater" ist das Wort für jemanden, der bescheißt. Und für den, der nicht weiß, wer Ben Johnson ist (die wird es sicher auch geben): Er war der erste Goldmedaillengewinner in der Geschichte der Olympischen Spiele, dem der Sieg wegen Doping aberkannt wurde. Geschehen in Seoul 1988 und neulich in Zeitungsberichten aus Australien wieder aufgewärmt, weil Johnson allen Ernstes behauptet, dass sein Rivale Carl Lewis seine Hände im Spiel hatte, als er damals zur Dopingprobe musste. Sehr obskur und eigenlich auch sehr funny. Tragisch funny. Mehr hier

Bye, bye Hackensack - Maske von Atlas zu Wolke

Deutschland hat ihn wieder. Henry Maske hat Hackensack verlassen (rechts das Mietshaus, in dem er monatelang wohnte) und bereitet sich zusammen mit seinem alten Trainer Manfred Wolke auf den Kampf gegen Virgil Hill am 31. März in München vor. Es gibt noch keine offizielle Stellungnahme von Teddy Atlas zu dem Vorgang. Der Mann, der von Maske lange Zeit bezirzt wurde, weil Wolke nichts mit dem Comeback zu tun haben wollte, hatte sich schließlich doch breitschlagen lassen und eingewilligt, den ehemaligen Halbschwergewichts-Weltmeister zu betreuen. Wie sich die Arbeit anließ, kann man hier nachlesen - in einem ausführlichen Bericht in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung von Ende September.

Das kurioseste Statement zu den Entwicklungen wird von Promoter Wilfried Sauerland auf der Internetseite von Fight News kolportiert: "Nach Axels Kampf wurde klar, dass wir Henry unterstützen müssen." Wieso? Hatte Schulz nicht verloren? War diese Niederlage nicht gerade der Beweis dafür, wie berechtigt Sauerlands Kritik an den Anstrengungen der alten Männer war?

Wolke klingt auch so, als habe er an irgendetwas zu lange geschnüffelt: "Wir sind noch früh genug dran, um uns auf den Kampf vorzubereiten...Der Kampf von Axel hat klar gezeigt, dass die Philosophie der amerikanischen Trainer mit der unseren nicht zu vereinen ist", meinte Wolke. Der Kampf von Axel hat eigentlich nur gezeigt, was wir schon immer wussten: dass Axel Schulz nicht das Zeug zu einem guten Boxer hat.

Aber Schwamm drüber. Wer weiß, wie Atlas mit seinen Boxern arbeitet, kann darüber nur schmunzeln. Der Mann hat den jungen Mike Tyson zu einem Erfolgskämpfer gemacht und Michael Moorer zum Weltmeister im Schwergewicht. Was hat Wolke vorzuweisen? Einen sogenannten Weltmeister einer einzigen Division, der kein einziges Mal seinen Titel im Ausland verteidigt hat und im ersten Kampf gegen einen wirklich respektablen Gegner die Segel streichen musste. An welcher Kirmesbude kauft Wolke eigentlich das Lametta für den Baum seiner Illusionen?

Virgil Hill schläft jetzt noch ruhiger.

Falscher Chromosomensatz: Silbermedaille weg

Asien hat wirklich alles: Kaum ist hier die Liste der Kuriosa von den Asian Games gelaufen, schieben die Agenturen noch ein süffisantes Anekdötchen nach. Die/der 800-Meter-Silbermedaillengewinner/in namens Santhi Soudarajan ist bei einem Test in Doha nachträglich genetisch als Mann identifiziert worden. Folge: Disqualifikation. Der Chromosomen-Nachweis ist eigentlich ein Ladenhüter und wurde lange vor den Dopingproben eingeführt, nachdem sich angesichts enormer Kugelstoß- und Diskuswurf-Figurinen aus Osteuropa der Verdacht aufdrängte, dass geschummelt wurde. Die heutige Transsexuellen-Debatte, die Teilnahme von Frauen bei Männergolfturnieren (Stichwort Michelle Wie) oder auch der umgebaute dänische Profi-Golfer, der nun auf der Ladies European Tour als Frau mitmacht - all das und andere Schattierungen zum Thema wirken dagegen geradezu resch. Ms./Mister Soudarajan kommt im Vergleich dazu - Verzeihung - old-fashioned rüber. Schade nur: Mit der "begeisterten Begrüßung" zu Hause, die die indische Zeitung The Hindu (mit dem Foto oben, das den Copyright-Vermerk Sampath Kumar trägt) nach dem Rennen ankündigte, wird es wohl nichts werden.
Blick zurück: Die umstrittene Mountainbikerin, die einst ein Mann war

NFL: San Diego rollt die Liga von Westen her auf

Wenn man das dicke Infopaket auf allesaussersport zur NFL sieht und liest, kann man nur sagen: Die ARD kann froh sein, dass ihr zum Super Bowl und zu den Conference Finals solch kundige Fans die Zuschauer zutreiben (und wenn sie schlau wären bei dem Bezahlsender-Konsortium, dann würden sie mal mit dogfood über eine Kooperation reden). Von New York kann man nicht viel hinzufügen, vielleicht nur eine kurze Ergänzung aus besonderem Anlass zu zwei Stichwörtern: Die FAS hat gestern meine Terrell-Owens-Geschichte gebracht, die wirklich schon eine Weile lange fällig war. faz.net zieht Beiträge vom Sonntag oft, aber nicht immer montags nach. Das ist noch nicht passiert. Also fehlt hier das Link (mehr zu Owens in der Arena hier und hier

Das zweite sind die Dan Diego Chargers, die gestern abend unserer Zeit die Kansas City Chiefs vernascht haben. Ihr Running Back LaDainian Tomlinson hat so ganz nebenbei einen uralten Scoring-Rekord pulverisiert. Die Mannschaft hat sich das Heimrecht für alle Playoff-Runden gesichert und wirkt wie ein starker Aspirant auf den Titel, dem sie seit Ewigkeiten erfolglos hinterherher rennen. Es wäre verfrüht, auf ein Super-Bowl-Duell zwischen San Diego und den Chicago Bears zu setzen, die sich ebenfalls Heimrecht gesichert haben. Denn in diesem Jahr gibt es in der American Conference ebenso wie der National Conference hinreichend sportliche Kapazität an der Spitze. Prognose: Die Playoff-Begegnungen werden interessanter sein als in so manchen anderen Jahren zuvor. Ob das bei der ARD jemand geahnt hat?
Blick zurück: Die populärsten Trikots in der NFL

17. Dezember 2006

Die Bremen Globetrotters - NOT

Werder Bremens Trainer Thomas Schaaf hat in einem sehr lesenswerten Interview mit der Süddeutschen Zeitung den Satz von sich gegeben:
"Wir sind nicht die Harlem Globetrotters."
Das wirft die Frage auf: Wer sind dann die Harlem Globetrotters? Das sind Basketballer wie Matt Jackson, der seit 20 Jahren dabei ist, aber nicht vergessen kann, wie auf seinen Reisen rund um die Welt in den neunziger Jahren Berlin Station machte und davon beeindruckt war, dass die abgerissene Mauer eine andere Stadt produziert hatte, als die er kannte: das eingekesselte Westberlin. So ernst und tief ist der Clown Prince (haha, Kalauer - von wegen Crown Prince) der Mannschaft bei der Sache. Nun ja, die Globetrotters werden gerne unterschätzt. Und deshalb gewinnen sie am Ende auch immer.

NBA-Massenkeilerei Knicks contra Nuggets: Ein Schauspiel für Hartgesottene


Das ESPN-Video des Knicks-Nuggets-Showdowns gibt es nun hier ohne langes Herumsuchen. Interessante Spekulation aus der amerikanischen Sportblogosphäre: Carmelo Anthony, der nach dem Match lieber nichts zu den Reportern über den Zwischenfall sagen wollte, sollte sich nicht wundern, wenn er 10 Spiele aussitzen muss.

Eine Frage der Ehre: Massenkeilerei in der NBA

Solche Rekorde werden auch nicht alle Tage aufgestellt: Die Schiedsrichter haben am Samstagabend im Madison Square Garden in New York alle zehn Spieler vom Platz gestellt. Die fünf von den New York Knicks, die in dem Moment auf dem Feld standen, als die Keilerei ausbrach. Und die fünf von den Denver Nuggets. Das Ganze wenige Minuten vor dem Ende des Spiels mit einer klaren Führung der Nuggets. Mit anderen Worten: Es ging um nichts, nicht mal um angeheizte Emotionen. Aber das war wohl in dem entscheidenden Augenblick jedem der Beteiligten egal. Verletzt wurde niemand. Jeder hat seine Ehre verteidigt. Vor allem Carmelo Anthony von den Nuggets, eines der neuen Aushängeschilder der NBA, der sich mit einer rechten Geraden im Gesicht eines Knicks-Spielers zu verewigen versuchte. ESPN hat eine gute Zusammenfassung und einen Video-Schnipsel von dem Ereignis.

Die Strafkommission der Liga wird viel Zeit damit verbringen, anhand der Fernsehaufzeichnung genau herauszufiltern, wer was getan hat, und dann Spielsperren verhängen. Sperren bedeuten im amerikanischen Profisport: Man büßt für die Zeit, die man nicht spielt, den entsprechenden Teil seines Gehaltes ein. Wenn die Liga so harsch reagiert wie bei dem berühmten Zwischenfall zwischen den Indiana Pacers und den Detroit Pistons, als Ron Artest für den Rest der Saison nach Hause geschickt wurde, dann wird das vor allem die Nuggets schwer treffen. Die haben in diesem Jahr eine gute Mannschaft beieinander und gelten als ernsthafte Interessenten für den in Philadelphia überflüssig geworden Allen Iverson.

16. Dezember 2006

Asien ist anders als Amerika

Manche Blogger haben seherische Kräfte, aber reden nicht weiter darüber. Uns fällt da dogfood von allesaussersport ein, der seine Visionen hinter einem solchen Code-Wort wie Screensport verbirgt. Hat Tip wegen der Asian Games. Da war mehr los, als unsereins auch nur erwarten durfte. Wir hatten: einen toten Military-Reiter aus Korea, der von seinem eigenen Pferd erschlagen wurde (Das Video ist brutal, deshalb hier ausnahmsweise nur das Link, damit sich jeder noch mal das mit dem Anklicken überlegt). Wir hatten eine Sprinterin, die von Kopf bis Fuß in Tuch gehüllt läuft und trotz ihrer schlechten Windwiderstandsbeiwerte über 200 Meter die Konkurrenz abhängte (Sie behauptet, der Stoff mache sie schneller) Und wir hatten einen thailändischen Staffelläufer, der seine Götter anbetete, als er auf die Zielfotoentscheidung wartete und denen versprach, er werde nackt laufen, wenn sein Team Gold holt. Es gewann...

Dagegen sind die Nachrichten aus den USA geradezu profan. Ein erschossener Leibwächter von einem Football-Profi der Chicago Bears, der Tage zuvor wegen unerlaubtem Waffenbesitz von der Polizei angezeigt wurde. Eine mit Stanozolol gedopte Marathonläuferin in Minnesota. Und ein ehemaliger Schwergewichtsboxer, der nach dem Erfolg des George-Foreman-Grills ein Produkt für die Müllbeseitigung entwickelt hat und verkauft. Wir nennen die Dinger trash compactor, etwas, das nur in Ländern gebraucht wird, in denen Abfall im Überfluss produziert und nicht getrennt wird.

Besuch vom Googler

Wir heißen hier wirklich jeden Besucher gerne und herzlich willkommen. Dies ist schließlich ein Informationsangebot, das davon lebt, das es genutzt wird. Am Anfang freut man sich einfach nur über Traffic als solchen und ist schon froh, dass das neue Segelboot, geschnitzt aus dem Baukasten einer Google-Tochter, im großen Ozean der Blogger überhaupt auffällt. Nach ein paar Monaten macht man sich schon etwas mehr Gedanken. Besonders wenn sich herausstellt, dass das Auftauchen von interessanten Themen in anderen Medienbereichen urplötzlich einem die Google-Sucher en masse zuführt. Dann wird es spannend: Denn niemand der neugierigen Besucher verrät einem, welcher Impuls ihn angetrieben hat.

Aber irgendwann findet man Spuren davon, was der Auslöser gewesen sein muss: Ben Wett war als Kommentator beim Boxen im Fernsehen im Einsatz. Jetzt wollen Leute mehr über ihn wissen. Spiegel Online hat spät, aber ausführlich, etwas über die Billigbasketballschuhe von Stephon Marbury gebracht, die unter dem Markennamen Starbury One auf den Markt gekommen sind. SpOn ist einer der Click-Riesen im deutschen News-Angebot mit tausenden von Besuchern täglich. Wenn die inspiriert sind und mehr wissen wollen, landen sie sehr schnell bei einem Medium wie American Arena. Denn wir hatten die Geschichte eher. Der neueste Fall ist die Bild-Zeitung, die den Kalender der halbnackten italienischen Golferin Sophie Sandolo abgehandelt hat. Weil man bei Springer aber nicht daran interessiert ist, ein umfassendes Informationsangebot zu liefern, gibt es keine Links etwa zu solchen Websites, auf denen die animierten Leser mehr finden könnten. Man überlässt die leicht angepieksten Voyeure einfach sich selbst. Wie gesagt: Herzlich willkommen.

Das Schöne an dieser Erfahrung ist, dass sie nach nur kurzer Zeit die Prämisse dieses Blogs bestätigt ("...soll die Berichterstattung für klassische Printmedien ergänzen und um möglichst viele Spielarten erweitern..."). Und deshalb bleiben wir am Ball, am Schuh, an der Golferin...nein, nicht an der Golferin. Die ist abgehandelt. Kommen Sie trotzdem irgendwann wieder vorbei. Wir freuen uns über jeden.

15. Dezember 2006

Die Nach-Jordan-Ära geht zu Ende

Die NBA implodiert in diesen Tagen auf eine seltsam stille Weise. Und wir sind Harvey Araton von der New York Times sehr dankbar, dass er den Vorgang klug beschreibt (was Internet-Leser der Zeitung nur lesen können, wenn sie den Sonderservice Times Select abonnieren). Unter der Überschrift "Die synthetische Jordan-Ära hat ihre Luft verloren" beschreibt der Sportkolumnist und Basketballfachmann, was ihm angesichts des Allen-Iverson-Debakels alles aufgefallen ist:

• Die Nach-Jordan-Ära war geprägt von Spielern, die sich die Schuhfirmen schnappen konnten, ohne dass dabei gefragt wurde: Was können und was leisten diese Burschen überhaupt? Die Namen, abgesehen von Iverson, die mit dieser Ära verbunden sind: Kevin Garnett, Paul Pierce, Stephon Marbury, Tracy McGrady.

• Die Nach-Jordan-Ära geht allmählich zu Ende. Gut so. Sie war geprägt von Ignoranz und Vergessen: Ehe die Chicago Bulls Scottie Pippen und Horace Grant hatten, kam die Mannschaft mit Jordan alleine nicht sehr weit. Als er zwischendurch Baseball spielen ging, waren die Zurückgebliebenen immer noch so gut, dass sie es in der regulären Saison auf 55 Siege brachten. Jordan war hervorragend. Aber nicht der alleinige Grund für den Erfolg.

• Das Resultat ist eine Verschiebung der Werteskala und ein Verschwinden des Konzepts, das besagt: im Basketball braucht man mehr als einen Könner in der Mannschaft und der muss auch noch den Ball abgeben können. Die Los Angeles Lakers mit Kobe Bryant und Shaquille O'Neal und die Miami Heat mit Shaquille O'Neal und Dwayne Wade sowie die San Antonio Spurs mit Tim Duncan und Manu Ginobili und Tony Parker haben die Meisterschaft gewonnen, weil sie nicht nur auf eine zentrale Figur gesetzt haben.

• Allen Iverson ist ein "synthetischer Jordan", der zwar in Philadelphia glänzen konnte, aber keinen Beitrag zur Sportart als Ganzes geleistet hat.

Vielleicht wird mit LeBron James alles anders. Er ist noch jung. Er hat noch Zeit.

Spiele, die man nie vergisst

Vielleicht aus dem jüngsten Anlass ein Hinweis darauf, welche Tradition die Vertreter des DOSB repräsentieren. Es gibt den ganzen Film von den Spielen 1936 von Leni Riefenstahl auf Google.

Völker hören Signale

Die Geschichte macht seit gestern unter deutschen Bloggern die Runde und kam hier durch den Kollegen nolookpass vom Nachspiel ins Visier. Ganz schlicht und einfach: Der Deutsche Olympische Sportbund, die Dachorganisation des deutschen Sports, zeigt auf ganz unsportliche Weise ihre Muskeln und schickt dem Saftblog im sächsischen Arnsdorf eine Abmahnung, die dem Vorgang einen Streitwert von 150 000 Euro zu Grunde legt.

Die Reaktionen kamen schnell und reichlich. Klein-Bloggersdorf ist eine ziemlich illustre Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die sich an diesem Fall so solidarisch erleben wie noch nie. Die Meinungsäußerungen kann nachlesen, wer den Links bei Nachspiel folgt. Alles in allem weniger eine Debatte als eine Art 1. Mai-Kundgebung von Völkern, die die Signale hören (sehen). Natürlich kommt der DOSB dabei extrem schlecht weg. Kein Wunder. Da trampelt ein öffentlich-rechtlich verankerter Goliath einen Mikro-David platt und tut so, als sei das sein gutes Recht.

Hier erst einmal der Hinweis auf eine sehr luzide Betrachtung von Don Dahlmann, in der zu allererst die Frage gestellt wird: Können sich Rechts-Riesen nicht angemessener verhalten? Eine gute Idee. Aber warum dort stehen bleiben? Es geht nicht um Takt. Es geht um Macht. Also hier ein paar Anmerkungen, die das Thema weiterentwickeln.

Denn mal abgesehen von dem massiven Echo auf die juristische Keule (17 Seiten soll der Abmahnbrief lang sein) und einem Rechtsanspruch, der sich offensichtlich auf ein Sondergesetz beruft, das aufgrund seiner seltsamen Absonderlichkeit gegenüber dem marken- und wettbewerbsrechtlichen Alltag womöglich gegen das Grundgesetz verstößt. Und abgesehen von ersten Stellungnahmen des DOSB-Pressesprechers, die danach klingen, als wolle man jetzt die Sache etwas anders anpacken - von Mensch zu Mensch: Eines fällt an den Beiträgen auf. Niemand reflektiert darüber, dass dies ein verdammt geschickter Schachzug der Organisation gewesen ist. Denn wenn der DOSB noch Blog-Einträge liest und verfolgt, die fast ein Jahr alt sind, dann wird sich jeder Blogger von jetzt ab dreimal überlegen, auf welche Weise er das Thema Olympische Spiele und die Illustration desselben anpackt. Mit fünf Ringen sicher nicht.

Die Vorgehensweise erinnert an die Attacken gegen junge Napster-Nutzer in den USA, die von der amerikanischen Musikindustrie hart angegangen wurden, um zwei Dinge zu erreichen: Öffentlichkeit für ihr Anliegen (mit dem sie sich an Ende höchstrichterlich durchsetzen konnten) und die Einschüchterung von Menschen, die Angst davor haben, dass sie mit ähnlichen teuren Konsequenzen rechnen müssen, wenn sie weiter kostenlos runterladen.

In der Sache gibt es zumindest folgende Parallelen (während die zentralen Fragen völlig anders gelagert sind). In beiden Fällen gibt es Klärungsbedarf (hier: Was ist der Blog einer Firma, die Säfte verkauft - ein Werbemittel oder ein quasi-journalistischer Beitrag, der einer Firmenzeitschrift oder Produkten aus dem Sektor Corporate Publishing gleichgesetzt ist? Oder kann man das gar nicht trennen?) In beiden Fällen geht es um neue Kommunikationsformen (bei Napster: Peer-to-peer-Computernetze, hier: der bloggende Internet-Sektor, der privat scheint, aber im Prinzip mit der ganzen Welt vernetzt ist). Und in beiden Fällen geht es um das Problem: Was sollte, gesellschaftlich betrachtet, einen höheren Schutzrang einnehmen - die auf technologischer Entwicklung basierende Kommunikationskultur, die ein Segen für eine demokratische Gesellschaft ist? Oder die wirtschaftlichen Interessen von existierenden Großunternehmen, die etwa mit Erfolg einem Herrn Krupp seine Domain wegklagen können (ein Klassiker des Oligarchie-Naturschutzparks).

Vor 60 Jahren verstand man unter Vergesellschaftung eine Politik, die privaten Konzerninhabern in Kernindustrien ihre Macht wegnimmt und an ihre Stelle politisch verantwortungsbewusste, staatlich gelenkte Gremien setzt, die dem in Artikel 14 des Grundgesetzes beschriebenen Begriff des Gemeinwohls dienen. Längst sind die deutschen Kernwirtschaftszweige wie Kohle, Stahl, Strom, Chemie, Banken etc. nicht mehr so bedeutend (aus mehreren Gründen). Die Kommunikationsgesellschaft hat ein anderes Gesicht. In ihr sind Information, Meinungen, der Austausch von Ideen und Gedanken und die damit verbundenen Arbeitsplätze ein zentrales Gut und repräsentieren das Gemeinwohl wie kaum eine anderer Aspekt.

Es ist an der Zeit, diese Feststellung politisch mit Leben zu füllen und aufgrund der neuen Verhältnisse eine Vergesellschaftung ganz bestimmter zentraler Besitzansprüche zu fordern. Der Kampf mit dem DOSB und gegen das Olympiaschutzgesetz wären ein sehr guter Anfang. Und das beste daran ist: Man muss keine Räte oder Gremien schaffen. Man muss einfach nur die Fesseln und Knebel lösen.

14. Dezember 2006

Football Sniper: Die brutale Attentäter-Parodie


Es soll eine Parodie sein auf die Verhältnisse im französischen Fußball. Produziert mit Hilfe der neuen Software für Play Station. Aber das kann man in dem kurzen Video nur schwer erkennen. Auf den ersten Blick sieht der Schnipsel so aus, als sollte hier ein Produkt beworben werden, das Kinder anleitet, mit Waffe und Zielfernrohr auf berühmte Fußballer zu schießen. Was soll das? Welche Debatte kommt damit in Gang? Kommentare erwünscht (via soccernista, wo man auch nicht so richtig weiß, wie man damit umgehen soll.)

Die Null, die wirklich zählt

Da soll mal einer sagen, das Lesen der Sportseiten täte nichts für die Allgemeinbildung. Es kommt wohl auf die Publikation an. Man denke nur an die New York Times, geistige Leibspeise für die Bewohner der Stadt und der Intelligenzia des Landes. Die hat heute ihren Lesern erklärt, weshalb der Anwerbeversuch des japanischen Pitchers Daisuke Matsuzaka so interessant ist: Wegen seiner Blutgruppe. Blutgruppe 0, um genau zu sein. Denn, so schreibt das Blatt, in Japan hat diese Information einen ganz besonderen Stellenwert: Auf diese Weise werden Menschen charakterlich vorsortiert (0 heißt: man ist ein Krieger). Eine Art von Gesellschaftssport, wie er in unseren Breitengraden mit der Astrologie betrieben wird. Das wird sogar noch von einem Harvard-Professor für Japanistik bestätigt, der so weit geht und Gespräche über die Blutgruppe als "sozialen Schmierstoff" beschreibt. Es gibt bekanntlich nur vier Blutgruppen: A, B, AB und O. A ist angeblich die häufigste in Japan.

Die Beschäftigung mit dem Thema bringt Erinnerungen an ein Interview mit einem amerikanischen Arzt zurück, den eine nicht weniger kuriose Beschäftigung mit dem Thema dazu gebracht hatte, ein Buch zu schreiben. Darin dreht es sich darum, dass man sich seiner Blutgruppe entsprechend ernähren soll. Die Kassette mit dem Interview muss noch irgendwo herumliegen. Die Geschichte wurde nie gedruckt. Mehr über die Thesen kann man auf der Webseite von Dr. Peter D'Adamo lesen. Die beste Ernährung für Blutgruppe 0 besteht danach aus Fleisch (Rind und Hühnchen), Kartoffeln und Gemüseklassikern wie Tomaten. Der Hintergrund: 0 ist die anthropologisch gesehen älteste Blutgruppe. Sie stammt aus einer Zeit, als die Menschen noch wie die Tiere lebten und sich durch Jagen am Leben hielten. Wer also gegen diese genetische Disposition anisst (zum Beispiel als Vegetarier), macht sich selbst das Leben schwer.

P.S. Die meisten anderen Leute interessieren sich für das Gehalt, das der japanische Pitcher bekommt, wenn er demnächst für die Boston Red Sox spielt. Der genaue Betrag ist noch nicht bekannt. Einige sprechen von 100 Millionen Dollar. Das wären ziemlich viele Nullen.

13. Dezember 2006

Suppentasse fürs Weichei

Es kann schon sein, dass Landon Donovan nicht gerne an seine zwei Ausflüge auf die Ersatzbank von Bayer Leverkusen erinnert wird. Für den einst als Riesentalent gehandelten kalifornischen Mittelfeldspieler blieb die Bundesliga ein Buch mit mindestens sieben Siegeln. Und so kehrte er lieber in sein Heimatland zurück, als sich zu plagen. Dort wird er am 31. Dezember seine fünf Jahre ältere Lebensgefährtin Bianca Kajlich ehelichen. Die beiden wohnen schon eine Weile in Manhattan Beach zusammen und wirkten bei ihrer MTV-Haustour nicht so, als fehlte ihnen viel an Einrichtungsgegenständen oder Geschirr. Das wird durch die Geschenkeliste bestätigt, die vom Brautpaar beim riesigen Kaufhaus Macy's hinterlegt wurde. Man kann sich selbst ein Bild von den Wünschen machen: The Big Lead hat das Link zur Liste ausgegraben. Na, Herr Augenthaler, vielleicht wollen Sie eine der Calvin-Klein-Suppentassen spendieren? Zur Erinnerung an die guten alten Zeiten?
Blick zurück: Weichei lässt grüßen - Landon Donovan mag's kuschelig
Blick zurück: Die Haustour auf MTV

Ergänzung: Der Blog Through Ball hat bei Pottery Barn, Crate & Barrel und Williams Sonoma weitere Geschenkelisten gefunden. Da müsste das Bayer-Leverkusen-Management doch wirklich etwas Passendes finden, um dem ehemaligen Angestellten eine kleine Freude zu machen.

In eigener Sache: Die große Vanek-Geschichte

Er ist der erste deutschsprachige Eishockey-Import in Nordamerika, der das Zeug zu einem ganz Großen hat. Ein Produkt tschechischer Eltern, geboren und aufgewachsen in Österreich und seit der Teenager-Zeit in Nordamerika auf jenem Förderband aus High School und College, auf dem sich nun mal Ausländer am besten Richtung NHL entwickeln können. Thomas Vanek wurde von den Buffalo Sabres als Fünfter gedraftet und spielt seit zwei Jahren in der Mannschaft. Er ist Goalgetter, Abstauber und einfallsreicher und ehrgeiziger Vorlagengeber in einem Team, das schon im letzten Jahr Chancen auf den Stanley-Cup hatte und heuer erst recht. Grund genug, sich etwas ausgiebiger mit ihm zu beschäftigen. Nachlesen kann man das Resultat im österreichischen Sportmagazin, einer Monatspublikation, deren jüngste Ausgabe in dieser Woche an die Kioske kommt. Kiosk!! So streng sind in Wien die Bräuche.

12. Dezember 2006

Verband investiert in Tenniskanal

Aus der Abteilung obskur, aber nicht uninteressant: Der amerikanische Tennis Channel (siehe hier mehr Informationen über das Nischenangebot) erhält eine kleine Geldinfusion. Und zwar von einem Partner, der ihn bei den nächsten wichtigen Entwicklungsschritten ein wenig ans Händchen nehmen kann. Der Investor: der amerikanische Tennisverband. Die Investitionssumme: weniger als 10 Millionen Dollar. Vorbilder für solche Kooperationen gibt es bereits: Sowohl die NFL als auch die NBA haben eigene Fernsehkanäle. Fundstelle: Der SportsBizBlog.

Tiger Woods: Nicht mehr weit bis zur ersten Milliarde

Falls jemand denken sollte, Tiger Woods habe schon genug verdient, sollte er hier nicht weiterlesen. Denn der beste Golfer der Welt bekommt demnächst noch mehr Geld überwiesen. Genaue Zahlen konnte der Nachrichtendienst Bloomberg in seiner gestrigen Meldung über die Vertragsverlängerung mit Nike nicht nennen. Bis das durchsickert, wird wohl noch eine Weile vergehen. Der 30jährige hatte 1996 einen Fünf-Jahres-Kontrakt abgeschlossen, in dem ihm der Sportausrüster 40 Millionen-Dollar garantierte. 2001 wurde ein neues Agrèment getroffen, in dessen Rahmen 100 Millionen Dollar ausgelobt wurden. Also wird die neue Vereinbarung auf einer ähnlichen Steigerungsrate basieren. Nike macht derzeit sieben Prozent seines Umsatzes mit Altvatter Michael Jordan, die Golf-Division kommt auf etwa 500 Millionen Dollar Jahresumsatz, was nur drei Prozent des Kuchens ausmacht.

Seit Woods für Nike arbeitet, ist die Firma intensiver ins Golfgeschäft eingestiegen und hat nacheinander mit viel Erfolg Bälle und Schläger auf den Markt gebracht. Andere Werbepartner sind die Automarke Buick, die Firma Accenture, TAG Heuer und Electronic Arts. Nach Schätzungen beläuft sich das Bruttoeinkommen aus Sponsorenverträgen und Preisgeldern bislang auf rund 500 Millionen Dollar. Bis zur ersten Milliarde ist es nicht mehr weit (via SportsBiz).

Zum Tod eines Diktators

Erinnerungen an eine andere amerikanische Arena - ein Fußballstadion, das eine traurige Berühmtheit wurde: Ein Amerikaner geht 20 Jahre nach dem Pinochet-Coup in das Estadio Nacional in Santiago de Chile, in dem tausende gefoltert und hunderte getötet wurden und macht sich seine Gedanken. Den Artikel von David Zirn hat deadspin in der Los Angeles Times aufgestöbert. Unser Bild dazu findet man auf einer spanischen Seite mit dem Namen Terrorismo made in U.S.A. Dieses Zitat stammt von bei Wikipedia: "In the days immediately following the coup, the National Stadium was used as a concentration camp holding 40,000 prisoners. Some of the most famous cases of "desaparecidos" are Charles Horman, a U.S. citizen who was tortured and killed during the coup itself; Chilean songwriter Víctor Jara, murdered while held prisoner at the Chile Stadium immediately after the coup..."Das Chile Stadion ist eine anderes Stadion in Santiago und heißt heute nach dem Sänger.