26. September 2007

Power macht lustig: Die Mächtigen im Sport in Reih und Glied

Es muss ein wunderbarer Job sein, in einer Redaktion zu sitzen und zu beschließen: Wir publizieren eine Liste. Listen sind im Print- und erst recht im angedockten Online-Journalismus das neue Infoelixier, von dem jeder süppeln will, bis er nicht mehr stehen kann. Es gibt Redakteure, die diesen seltsamen Hang zur einfältigen Meinungsmasche ebenfalls beklagen, aber die haben dann bestimmt einen Vorgesetzten, der jedes Argument vom Tisch wischt. Der Lieblingsspruch von solchen Vorgesetzten: "So etwas wollen unsere Leser."

Was sie vermutlich wollen, sind nicht die Listen, sondern vernünftig aufbereitete Informationen in knapper Form, deren Anordnung und Hierarchie begündet ist und auf knallharten Recherchen beruht. Was sie vermutlich nicht wollen, sind Listen wie die von Business Week - genannt The Power 100 List - die hundert Namen in einer willkürlichen Reihenfolge benennt, aber für die darunterliegende Behauptung - dies seien die mächtigsten Figuren im Sport - keine schlüssige Formel liefert.

Wir nehmen die ersten zehn:

1. Roger Goodell, Commissioner, NFL
2. Tiger Woods, Golfer
3. David Stern, Commissioner, NBA
4. George Bodenheimer, Präsident, ESPN, ABC Sports; Vorstandsvorsitzender Disney Media Networks
5. Bud Selig, Commissioner, Major League Baseball
6. Brian France, Vorstandsvorsitzender, NASCAR
7. Dick Ebersol, Vorstandsvorsitzender, NBC Universal Sports & Olympics
8. Phil Knight, Nike-Chef
9. Sean McManus, Präsident, CBS News and Sports
10. Rupert Murdoch, Vorstandsvorsitzender und größter Anteilseigner, News Corp.

Mal abgesehen davon, dass Donald Fehr, der Chef der Spielergewerkschaft im Baseball ((erst auf Platz 15),, eindeutig mehr Macht hat als der Commissioner, und dass Dick Ebersol so mächtig ist, dass bei den Sommerspielen nächstes Jahr in Peking wegen des Zeitunterschieds zu den USA die Athleten kurz nach dem Wecken ihre Wettbewerbe austragen (wer hat mehr Macht?), wäre sicher anzumerken: Dass niemand von der Formel 1 und niemand von Premier League da oben rangiert, zeigt nur, dass man den Kosmos hierzulande noch immer so sieht wie der gute Noah damals vor der Sintflut: als ziemlich kleinen Pirk.

Hier die Handvoll von Namen von jenen Leuten, die den Menschen im Rest der Welt etwas sagen:
17. David Beckham, Fußball-Profi
18. Jacques Rogge, IOC Präsident
29. Joseph S. Blatter, Präsident, FIFA
30. Roger Federer, Tennisspieler
32. Dick Pound Chairman, Welt-Anti-Doping-Agentur
57. Bernie Ecclestone, Chef der Formel 1
73. Maria Sharapova, Tennisspielerin

Wer steht auf Platz 100? Die Tante, die die WNBA managt. Die WNBA? Dieses Sommerprogramm für Amerikas sportverrückte Lesben-Comunity hat Macht und Einfluss? Auf welchem Planeten?

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Herr Kalwa ...

Lesben-Community ? Ich war zwar noch nie persönlich bei einem Spiel dieser Liga, in TV-Übertragungen allerdings erscheint das Publikum durchaus gemischt und enthusiastisch, manchmal wird sogar die Halle recht ansehnlich gefüllt ...

klar ist das Zielpublikum begrenzt, aber Profisport der durch Frauen ausgeübt wird (Fußball-WM!) kann auch dem männlichen Geschlecht durchaus gefallen ... und ich rede hier einzig allein von der sportlichen Leistung ;)

Jürgen Kalwa hat gesagt…

Niemand will - aus Angst vor einer Stigmatisierung - das Wort überhaupt in den Mund nehmen. Dabei ist der Anteil der Lesben unter den Spielern und im Publikum mehr als beachtlich. Auf der anderen Seite handelt es sich hierbei eindeutig um eine Minderheit, deren "Macht" sportwirtschaftlich gesehen verschwindend gering ist. Die Einschaltquoten der diesjährigen Playoffs unterstreichen aber auch, dass die WNBA in toto (wenn man den Rest des Publikums einrechnet) auf dem Radarschirm der Öffentlichkeit überhaupt keine Rolle spielt und zu einer anderen Jahreszeit gegen die Konkurrenz der anderen Sportarten komplett untergehen würde. Das liegt unter anderem auch an dem spielerischen Niveau in der Liga, das an anderer Stelle gerne hochgeredet wird. Wie schlecht manche Spiele sind, die dann auch noch in die Verlängerung gehen, habe ich an anderer Stelle im Blog bereits angemerkt (http://american-arena.blogspot.com/2007/08/die-beckham-oper-knchelverzeichnis-nr-5.html)

Die einzige Mannschaftssportart, in der Frauen einen deutlichen Niveauanstieg verzeichnen und auf Weltniveau attraktiv spielen, ist Fußball. Was man sehr gut in den USA studieren kann. Die Nationalmannschaft ist zwar soeben im Halbfinale bei der WM gescheitert. Aber auch nur, weil andere inzwischen zugelegt haben und noch besser sind als die Amerikanerinnen. Das Endspiel Brasilien - Deutschland dürfte meine (ziemlich hohen) Erwartungen einlösen.