17. Mai 2008

Sternstunden mit Huub

Ein gewisser Jürgen Schnitgerhans hat neulich bei einem In-Italiener erst ins Glas und dann Fußballtrainer Huub Stevens tief in die Augen geschaut (oder vielleicht auch andersherum). Und dann hat er etwas gesehen: ein Schimmern - und zwar "ein wenig feucht". Oder vielleicht auch nicht. "Habe ich mich getäuscht?" fragte der Sport-Chef von BILD-Hamburg sich und seine Leser. Wie sollen die das wissen, wenn er es nicht weiß?

Und trotz allen Nichtwissens (er kannte zum Beispiel auch noch nicht den Unterschied zwischen Holländern und Niederländern): Es handelte sich um eine dieser Sternstunden des deutschen Sportjournalismus. Denn der Huub war "so ehrlich wie selten". Merke: "Aber so ist er eigentlich." Die Frage, die sich daraus ergibt, hat der Schnitgerhans den Lesern allerdings nicht mehr mit serviert? Wie ist er eigentlich? Selten ehrlich? Oder "ehrlich wie selten".

Auf jeden Fall hat er diese Frage - Hat es Sie überrascht. dass der HSV so lange einen Nachfolger suchen musste? - so richtig ehrlich beantwortet. Mit der besten allen Möglichkeiten: "Ja, vielleicht."

Man kann auch ganz anders mit Huub Stevens reden. Wie Tim Jürgens von 11 Freunde, lang und breit. Wie ehrlich Stevens dabei war, wissen wir nicht. Es war auch nicht so wichtig. Denn irgendetwas von Belang hat er nicht gesagt. Was man schon an der Überschrift ablesen kann: "Am liebsten bin ich zu Hause". Wer ist das nicht? Dem Jürgens hat der Stevens dann aber doch noch etwas anvertraut, was er dem Schnitgerhans womöglich nie gesteckt hätte: Dass er - "ich sage Ihnen ganz ehrlich" – Angst hat. Angst nämlich vor einer Zukunft, in der "Sponsoren oder Medien in die Kabine kommen, um sich dort aufzuhalten und zu berichten." Wenn der Fußball zum Big-Brother-Camp wird, ist Huub Stevens nicht mehr dabei."

Vielleicht weiß der Huub das nicht, dass so etwas in den USA der ganz normale Alltag ist. Und dass es einen simplen Grund hat, weshalb man in den Mannschaftssportarten in den Vereinigten Staaten - auch im Fußball - den akkreditierten Journalisten Zutritt zu den Umkleideräumen gestattet. Damit sie die Gelegenheit haben, mit den Spielern zu reden. Und zwar ganz nach Gusto und eigenem Gutdünken. Der Zugang zur Kabine ist ein wohlverstandener logistischer Kompromiss. Wo sonst soll ein Medienmensch einen Spieler sprechen? Es heißt nicht, dass die Spieler deshalb intelligentere Sachen sagen als in Deutschland. Aber mit Big Brother hat das Ganze nichts zu tun. Entsprang dieser TV-Quatsch nicht ebenfalls der Phantasie eines Holländers? Oder war es ein Niederländer? (Dank an Trainer Baade für den Hinweis).

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