20. Dezember 2006

"Tor!" sagte Jesus lächelnd

Die Meldung steckt voller Konjunktive und muss deshalb mit sehr viel Süffisanz betrachtet werden. Gut ist sie trotzdem: Der Topdiplomat des Vatikans hält es für möglich, dass sein kleiner Stadtviertel-Staat eines Tages eine Profifußballmannschaft auf die Beine bringt, die in der italienischen Serie A mithalten kann. Ehe alle Welt die Luft an- und das Geld für die sonntägliche Kollekte festhält: Dies sagte Tarcisio Kardinal Bertone nach Informationen der französischen Agentur AFP expressis verbis (auf der Webseite breitbart.com und wurde ursprünglich von der Nachrichtenagentur Ansa verbreitet (via deadspin):
"Ich schließe die Möglichkeit nicht aus, dass der Vatikan in Zukunft eine hochwertige Fußballmannschaft aufstellt, die auf dem gleichen Niveau spielt wie Roma, Inter Milan und Sampdoria."
Von dieser Idee muss der Fußballfan Bertone schon immer geträumt haben. Zumindest in seiner Zeit als Erzbischof von Genua ließ er die Öffentlichkeit gerne wissen, dass er sich für einen Experten hält.


Uns fällt angesichts solcher Ambitionen eher das berühmte Fußballspiel aus Don Camillo und Peppone ein, in dem es einen gesprächigen Jesus gibt und einen Priester, der so gar nicht tugendhaft ist, wie er das den strengen Regeln der Katholischen Kirche nach eigentlich sein sollte. Aus dem genialen Buch von Giovanni Guareschi hat neulich ein Pfarrer in seiner Predigt folgende Passage zitiert:
Einmal verliert seine Kirchenmannschaft in einem hart umkämpften Fußballmatch knapp gegen die kommunistische Bande Peppones. Im Roman von Giovanni Guaresci rennt Don Camillo aufgebracht in seine Kirche und beschwert sich bei Jesus Christus. Zu einem großen Kruzifix sagt er:
„Jesus, ich danke Dir, dass Du mich verlieren ließest. Und wenn ich Dir sage, dass ich die Niederlage unbeschwerten Herzens hinnehme, als eine Strafe für meine Unanständigkeit, dann musst Du mir glauben, dass ich wirklich bereue. Denn, wie soll man denn nicht vor Wut platzen, wenn man sieht, dass eine solche Mannschaft verliert, eine Mannschaft, die - ohne mich loben zu wollen - in der B-Liga spielen könnte ... glaube mir, es ist herzzerreißend und schreit um Rache zu Gott!”
„Don Camillo”, ermahnte Christus lächelnd.
„Nein, Du kannst mich nicht verstehen”, seufzte Don Camillo. „Der Sport ist eine Sache für sich. Wer darin steckt, der steckt eben darin, und wer nicht darin steckt, der steckt halt nicht darin. Drücke ich mich klar aus?”
„Nur allzu klar, mein armer Don Camillo. Ich verstehe dich so gut, dass ich ... Na gut, wann ist das Revanchespiel?”
Don Camillo sprang auf, und das Herz quoll ihm vor Freude über. „Sechs zu null!” schrie er. „Sechs Bälle, die sie nicht einmal an den Torstangen vorbeifliegen sehen werden! So wie ich jetzt diesen Beichtstuhl dort treffe!” Er warf seinen Hut in die Luft, und, ihn mit dem Fuß im Fluge erreichend, jagte er ihn durch das Fenster des Beichtstuhls.
„Tor!” sagte Christus lächelnd.

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