10. November 2007

Zum Tod von Norman Mailer

Worüber denkt die Welt wohl heute lauter nach? Dass eine Assistentin von Linda Stein gestanden hat, dass sie ihre Arbeitgeberin im Affekt erschlagen hat? Dass Norman Mailer gestorben ist? Dass der Mann, der mal Chef der New Yorker Polizei war und beinahe der erste Chef der nach dem 11. September begründeten amerikanischen Mega-Sicherheitsbehörde mit dem komischen Namen Homeland Security geworden wäre, vermutlich ins Gefängnis muss? Oder über den Autoren-Streik in der Film- und Fernsehbranche, der das Land demnächst noch stärker bewegen wird, wenn man sich an den Wiederholungen leid gesehen hat und es aus der Produktionspipeline für die Kinos nur noch tröpfelt? Oder doch über die fallenden Aktienkurse, die eine gewisse Nervösität offenbaren, die man in den USA so gerne wegwischen würde?

Das ist kein Samstag nach dem Geschmack eines Sportbloggers, der sich gerne auf die anstehenden Ereignisse aus der NFL und der NBA einlassen möchte. Obwohl man beim Nachdenken über Mailer und seine gigantische Schreibleistung natürlich unweigerlich bei seinen Texten über das Boxen landet. Oder zumindest - für Eilige - bei einem Interview wie diesem, das vor ein paar Jahren entstand und mit einem kleinen Foto dekoriert wurde, das Mailer beim Sparring zeigt. Mailer hat nie wieder ein besseres Buch geschrieben als Die Nackten und die Toten (obwohl er viele geschrieben hat). Er war als Reporter und Essayist einfach stärker, klarer, massiver und sprach da eine so deutliche Sprache. Was sich unter anderem in seiner Einschätzung vom Boxen widerspiegelt:
"Es ist einer gegen einen. Boxen hat deshalb viel mit Schach und Football zu tun. Über einem Schachspiel zwischen zwei guten Spielern hängt die Erniedrigung des Verlierens. Diese Erniedrigung ist beim Boxen sogar noch größer...Es ist fast wie ein ganz bestimmter Mut des Blutes, der sehr tief sitzt. Das fasziniert uns am Boxen. Es ist die Seite am Boxen, die von Leuten nicht verstanden wird, die sagen: 'Ich hasse Boxen. Es ist so brutal.' Es ist das Ausmaß an Intelligenz und Disziplin und Zurückhaltung, das dabei mitspielt. Deshalb betrachte ich Boxen als gesellschaftliches Gut und nicht als gesellschaftliche Krankheit."
Blick zurück: Ein Mord, der einem nahe geht

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Es gibt imho viele Gründe, sich 'When We Were Kings' (immer mal wieder) anzuschauen. Mailer ist ganz sicher einer davon. RIP