Kann schon sein, dass solche Geschichten wie die mit John Terry in England nur hin und wieder vorkommen. Aber wenn sie ruchbar werden und die halbe Welt laut über mögliche Konsequenzen für den Spieler und das Team nachdenkt, dann fällt dem einen oder anderen schon mal eine Anekdote mit ähnlichen Facetten ein. In diesem Fall: die amerikanische Nationalmannschaft vor der WM 1998 in Frankreich, die kurz zuvor einen ihrer erfahrensten Spielgestalter zu Hause ließ und bei den Gruppenspielen (unter anderem dank einer Niederlage gegen Deutschland, aber auch gegen den Iran) sang- und klanglos herausgekegelt wurde. Beteiligt waren: John Harkes und Eric Wynalda, um dessen Gattin sich der Erstgenannte wohl mit Erfolg bemüht hatte. Als Trainer Steve Sampson (Bild) von der Sache erfuhr, regelte er das Problem in aller Stille und ummäntelte die Entscheidung gegen Harkes. Vermutlich hätte sich damals auch niemand in den USA wirklich für die wahren Gründe interessiert. Die Neugier der Medien auf die Mannschaft hielt sich damals wirklich in Grenzen. Aus Anlass der Terry-Affäre allerdings ergehen sich nun ein paar Beteiligte in Vergangenheitsbewältigung. Am meisten interessiert sich der damals nach der WM wegen Erfolglosigkeit geschasste Trainer Steve Sampson für die Aufklärung. Wir sollten das versuchten Revisionismus nennen. Denn so kann der einstige Coach den Eindruck erwecken, dass seine Mannschaft damals ohne diesen Zwischenfall viel besser gespielt hätte.
Nun ja, tatsächlich hatte er eine antiquierte Vorstellung davon, wie man mit den wenigen Mitteln, die ihm zur Verfügung standen, Tore produzieren kann. Sampson wurde damals als "Hütchensetzer" verspottet (die ausführliche Geschichte über ihn und seine Ambitionen aus dem Vorfeld der WM kann man über dieses Stichwort im FAZ-Archiv aufstöbern). Heute gilt er nicht mal als gut genug, um ein Major League Soccer-Team zu betreuen.
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