18. Juni 2007

NASCAR: Mussolini lässt grüßen

Die NASCAR-Leute waren noch nie Kinder von Traurigkeit. Die herbe Note des Parfums, das sie verbreiten, riecht nicht umsonst nach Gummi und verbrannten Oktan. Und ihre geschäftlichen Methoden waren nicht von ungefähr immer diktatorisch einfach. Die Familie France in Daytona bestimmt (im Einklang mit ein paar Rennstreckenbesitzern). Und die anderen müssen folgen. Das brachte Geld und stabiles Wachstum und sicher auch diesen patriarchalischen Eifer, der sich bisweilen in heftigen Auseinandersetzungen Luft macht. Aber dies ist selbst für NASCAR eine dicke Nummer: Die Organisation hat die Telefonfirma AT&T auf 100 Millionen Dollar Schadensersatz verklagt, weil sie durchgedrückt hat, dass sie ihr Logo groß und breit auf den Wagen von Jeff Burton kleben kann. Burton (Nummer 31) fuhr früher mit dem Markennamen Cingular durch die Gegend, was so lange gut und schön war, wie es dieses Unternehmen noch gab. Aber AT&T hat Cingular neulich aufgekauft, will den Markennamen beerdigen und möchte nun von dem existierenden Sponsorenvertrag profitieren.

NASCAR stellt sich auf den Standpunkt, dass so etwas gar nicht in Frage kommt, weil die Mobiltelefonfirma Nextel, die den Cup sponsert (für 700 Millionen Dollar über zehn Jahre), um den sich alles dreht, exklusive Werberechte genießt. Das wäre alles noch verständlich, wenn es nie diese Cingular-Spezialerlaubnis gegeben hätte, mit der man bei NASCAR möglich machte, was man eigentlich nicht will: dass zwei Konkurrenten im selben Werbeumfeld auftauchen dürfen. Tatsächlich sind es drei, denn es gibt noch einen weiteren Sponsor aus dem Milieu: die Firma Alltel (mit Ryan Newman in der Nummer 12).

Kompliziert? Eigentlich nicht (mehr). AT&T hatte erstinstanzlich vor Gericht gewonnen und kann deshalb seit Mitte Mai Burton mit der neuen Aufschrift auf die Pisten schicken. Oder vielleicht auch doch. NASCAR behauptet, dass AT&T mit dieser Klage gegen den existierenden Vertrag mit der Rennserie verstoßen hat. Wie das? Nach den Vorstellungen der Herrscher in der NASCAR-Zentrale hat kein Geschäftspartner auch nur das Recht, sich vor Gericht gegen Entscheidungen zur Wehr zu setzen. Solches Verhalten "untergräbt die Autorität von NASCAR als der sanktionierenden Institution" im Bereich Stock-Car-Rennen. Und das ist laut Vereinbarung geschäftsschädigend. Weshalb man 100 Millionen Dollar Schadensersatz fordert und ein Gericht in Atlanta angerufen hat, um diesen absurden mussolinihaften Anspruch durchzusetzen.

Wir bleiben dran.

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