18. Juli 2007

British-Open-Reminiszenen aus besonderem Anlass: Die van-de-Velde-Show von 1999


In dieser Woche wird man daran erinnert, was an einem Golfturnier von Belang eigentlich so anders als an den flüchtigen Eindrücken, die andere Sportarten hinterlassen. Die Turnierteilnehmer spielen nicht nur gegen ihre Gegner, sondern vor allem gegen den Platz und seine Unzahl von Unwägbarkeiten. Das grandioseste Beispiel dafür, wie das in die Hose gehen kann, hat 1999 ein Franzose mit einem holländischen Namen abgeliefert, der in der Schweiz residiert: Jean van de Velde. Und vorgeführt hat er es auf dem 18. und letzten Loch von Carnoustie. Es war grandios, weil da einer vor unseren Augen langam und Schlag um Schlag einbrach, obwohl er einen so großen Vorsprung auf die letzte Bahn mitbrachte, dass es mit dem Teufel hätte zugehen müssen, den Sieg noch zu verschenken. Aber van de Velde brachte das Undenkbare fertig, warf den Sieg weg und verspielte die Claret Jug (wenn auch erst im Stechen, was dieser sportlichen Tragödie ein weiteres spannendes Kapitel hinzufügte).

Bei jedem Schlag hätte der Franzose anders denken und anders handeln können. Golf ist kein Roulette. Das Spiel bietet einem fast jedes Mal klare Alternativen: Man kann bei einem Schlag entweder auf Risiko oder auf Nummer Sicher gehen. Van de Velde spielte jedoch wie jemand, der im Roulette auf die Null setzt. Wer das sporthistorische Spektakel noch einmal (oder zum ersten Mal) sehen will, kann dies ganz gut anhand eines japanischen Fernsehbeitrags, dessen Kernaussagen man auch ohne die Erläuterungen der Kommentatoren versteht. Zum Nachlesen auf Deutsch empfiehlt sich der aktuelle Beitrag bei Plock!, der den Ablauf des Geschehens en detail schildert.

Ansonsten: Die British Open in Carnoustie beginnen morgen. Ohne van de Velde, der heute nicht mehr für solche Entscheidungen in Frage kommt. Er leidet an einer mysterösen Viruserkrankung und steht zur Zeit auf Platz 98 der Order of Merit der European Tour. Die Open finden auch - zum ersten Mal seit 1979 - ohne deutsche Beteiligung statt.

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