2. Oktober 2007

Kellerkinder machen Party

Nach sechs Monaten Baseball und tausenden von Spielen (wirklich!!) steht endlich fest, welche acht Mannschaften sich um die World Series-Trophäe balgen. Dabei musste in der Frage, welche Mannschaft qualifiziert sich für die Playoffs der National League, ein einziges Match entscheiden. Die Entscheidungsbataille zwischen den Colorado Rockies und den San Diego Padres wurde am Montagabend entschieden, während Monday Night Football lief (die New England Patriots verpassten den Cincinnati Bengals eine Packung) und während die US-Armee in der Mammutserie The War auf dem Fernsehkanal PBS noch einmal mit bislang ungenutztem Archivmaterial aus den Nahkampfzonen vor Aachen, auf den Philippinen und in Iwojima auf brutale Weise die entscheidende Phase des Zweiten Weltkriegs vorführte. Während der Ausgang der Football-Begegnung und der des Dokumentarfilms vorhersehbar waren, machten es die Baseballer in Denver wirklich spannend. Sie brauchten 13 Innings und eine fragwürdige Schiedsrichterentscheidung, um einen Sieger zu ermitteln: die Colorado Rockies, die seit 1995 nicht mehr in den Playoffs waren und nun ab Mittwoch in einer Best-of-Five-Serie gegen die Philadelphia Phillies antreten werden. Auch ein Club, bei dem man sich kaum erinnert, wann die zum letzten Mal so gut waren.

Um noch mit 9:8 zu gewinne, mussten die Rockies im 13. Inning drei Runs einfahren, nachdem die Padres, als sie am Schlag waren, eine Führung von zwei Runs vorgelegt hatten. Fernsehwiederholungen machten deutlich, dass der entscheidende Run keiner war. Rookies-Spieler Matt Holliday berührte nicht die Home Plate, als sich ihm am Ende eines Wettlauf mit einer Ballstaffette aus dem Outfield Padres-Catcher Michael Barrett mit dem Ball im Handschuh in den Weg stellte. Holliday landete dabei mit dem Kopf voran im Sand und zog sich eine hübsche Kinnwunde zu. In typischer Profi-scheiß-egal-Manier akzeptieren die Rookies den Erfolg und ließen sich von ihren Fans feiern. Die Denver Post sprach von Magie. Wie wär's mit einem Wort wie Blindheit?

In der anderen Playoff-Serie in der National League treffen die Chicago Cubs in Phoenix auf die Arizona Diamondbacks. In der American League haben wir die Los Angeles Angels of Anaheim gegen die Boston Red Sox und die New York Yankees gegen die Cleveland Indians. Mehr aktuelle Infos zum US-Baseball findet man bei Philipp Würfel und seinem Blog MLB Saison 2007.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Interessant finde ich die Diskussion in dem verlinkten ESPN-Bericht. Die kann man 1:1 auf die aktuelle Torkamera-Diskussion in der Bundesliga übertragen. Die einen sagen: Es nimmt dem Spiel das Tempo und den Reiz, wenn man nach einer umstrittenen Entscheidung erstmal fünf Minuten das Videomaterial studiert. Die anderen sagen: Hier geht es um den Einzug in die Playoffs - soviel Zeit muss sein.

Davon ab wird die MLB für mich jetzt interessant. Mich hat's schon immer gestört, dass in der Regular Season jeder Verein hunderte Spiele hat. Das kann ich einfach nicht verfolgen und ich glaube kein Sportjournalist, selbst wenn er sich 24/7 mit der MLB beschäftigt, kann sich einen objektiven Überblick über das Gesamtgeschehen verschaffen.