5. Juli 2008

"...wenn Bindungen an Deutschland bestehen"

Man fragt sich: Wieso gibt es eigentlich ein Staatsangehörigkeitsgesetz, dass so ziemlich alles ziemlich genau regelt? Denn tatsächlich kann man auch so, allein auf der Basis von Paragraph 14 und ein paar guten Beziehungen, im Eilverfahren Deutscher werden. Das erzähle mal einer den Asylanten und Flüchtlingen, die sich nicht mehr wünschen als einen deutschen Pass. Die werden sich über den Hinweis auf dieses Schlupfloch bestimmt freuen:
"Ein Ausländer, der seinen gewöhnlichen Aufenthalt im Ausland hat, kann unter den sonstigen Voraussetzungen der §§ 8 und 9 eingebürgert werden, wenn Bindungen an Deutschland bestehen, die eine Einbürgerung rechtfertigen."

Wir reden nicht nur über das Gesetz. Wir reden vor allem über Chris Kamen. Der erfüllt in Paragraph 8 nur ein Kriterium (mit zehn Millionen Dollar Gehalt im Jahr), wonach der Antragsteller "sich und seine Angehörigen zu ernähren imstande" sein muss. Aber in Paragraph 9 erfüllt er nicht mal den zweiten Punkt: Danach soll "gewährleistet" sein, dass sich der Neubürger "in die deutschen Lebensverhältnisse einordnen" wird. Oder ist die Einordnung ins Team von Dirk Bauermann im Rahmen des Qualifikationsturniers in Athen bereits alles, was dieses unser Gesetz verlangt, damit der Rechtssicherheit und der Gleichheit vor dem Gesetz genüge getan wird? Wann zieht Chris Kaman nach Deutschland?

Und was es mit den bestehenden Bindungen auf sich hat, bleibt allen ein Rätsel. In einer geordneten Welt würde jetzt mal ein Journalist zu dem zuständigen Amt gehen und fragen, welche Informationen man hatte, um diesen Fall von geistiger Akrobatik zu rechtfertigen. Aber wir sind ja im Olympiafieber. Wir nehmen jeden (zumindest jeden mit Geld). Wir stellen keine Fragen zu Recht und Ordnung. Nicht wir. Wir sind tolerant.

Die Amerikaner stellen sich solche Fragen durchaus und beantworten sie auch:
"So lange wie Chris Kaman gestattet wird, für die deutsche Nationalmannschaft zu spielen, weißt du, dass das alles Müll ist. Was für ein Witz." (Larry Brown Sports)

"Das ist absurd....Wenn wir Kamann die Staatsbürgerschaft eines anderen Landes geben würden, wäre der Mars viel naheliegender." (Faniq)

"Abgesehen von der Verbindung seiner Urgroßeltern und seiner deutschen Herkunft hat Kaman wirklich keine Beziehung zu einem anderen Land als den Vereinigten Staaten." (So-Cal Sports Hub)

"Hätten die Mächtigen im Basketball im Vaterland diesen Clip gesehen, in dem die Reportage-Qualitäten von Eli "Ich bringe" Sechback, wäre die Einladung bestimmt schon früher gekommen. (Can't Stop the Bleeding).

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

abgesehen davon, dass ich diese art der einbürgerung für eine große ungerechtigkeit gegenüber flüchtlingen und asylanten halte, für die eine einbürgerung fast lebensnotwendig ist, hoffe ich sehr, dass chris kaman sich auch zu seinen deutschen wurzeln bekennt, wenn die basketball-nationalmannschaft die quali für peking nicht schaffen sollte oder das olympische tunier vorbei ist. mit seinen 26 jahren und seiner klasse kann er locker noch zehn jahre in der nba spielen und wäre somit sicher auch in der lage für die nationalmannschaft aufzulaufen. sollte dies aber nicht der fall sein, würde ich dazu gern mal einen kommentar von herrn schäuble und/oder herrn bauermann hören, aber ich glaube, darauf würde ich vergeblich warten.