2. September 2008

Was wird wohl aus dem Ryder-Cup?

Der arme Paul Azinger wollte den Job und wollte die Regeländerung für die Aufstellung der Mannschaft. Seit heute nachmittag wissen wir, was das dabei herauskam: Eine Versammlung von Golfspielern, für die sich in den USA keiner interessiert. Ich weiß, aus europäischer Sicht vermag man sich das gar nicht auszumalen. Denn von dort aus sieht der Ryder-Cup seit mindestens zehn Jahren wie ein faszinierender Wettbewerb aus, bei dem die Zuschauer auf der politisch eher nur sehr vage zu definierenden Landmasse Europa die gute alte grenzenüberschreitende Solidarität entdecken. Der einzige Termin auf dem Sportkalender, der ein derartiges Phänomen bereit hält und auch noch pflegt.

Ganz anders das, was man in den USA seit vielen Jahren mit Blick auf den Wettkampf gegen einen (siehe oben) nur vage zu definierenden Gegner pflegt. Ich erinnere mich noch an die Blasiertheit, mit der man auf Kiawah Island die Aufgabe betrieb (und Bernhard Langers entscheidenden vergebenen Putt belächelte) . Dann begannen die Tiger-Woods-Jahre mit der absoluten Gewissheit, dass die Amerikaner nun mal die besseren Golfer seien. Das produzierte einen wirklich skandalösen Auftritt in Brookline 1999 (und den einzigen Sieg in dieser Phase). Aber gleichzeitig begannen die sägenden Selbstzweifel: Warum sind wir keine Mannschaft? Warum wollen unsere langen Putts beim Matchplay-Format nicht ins Loch? Weshalb fällt uns kein Plan, keine Strategie, kein Auswahlmodus ein, damit wir beweisen können, wie sehr wir uns bemühen und wie sehr wir uns selbst gefallen?

Ich bin weit davon entfernt, dieser Mannschaft aus lauter Nobodys in ein paar Wochen die Chance abzusprechen, den Pokal ausnahmsweise doch mal wieder zu gewinnen. Aber viel wahrscheinlicher ist, dass sie verlieren. Was ihre Unlust auf weitere Kontinentalvergleiche weiter steigern wird. Ihre Forderung, doch endlich Geld für ihre Arbeit zu bekommen, wird lauter werden. Weshalb sich in den kommenden vier Jahren ein paar Funktionäre die Frage ernsthaft vorlegen müssen: Wie wollen wir den Ryder-Cup retten?

Werden sie ihn retten können? Die Antwort hängt davon ab, wie man den Presidents Cup einstuft. Der wurde vor einer Weile erfunden, um die sehr guten Spieler aus dem Rest der Welt (Südamerika, Kanada, Afrika, Asien und Australien) nicht links liegen zu lassen. Das Format allerdings ist seltsam. Auch hier stellen die USA den Gegner. Das heißt: Während die Europäer und die Internationals nur jeweils alle zwei Jahre antreten, müssen die Amerikaner jedes Jahr ran. Und zwar die gleichen Amerikaner, die von den Europäern zuletzt zweimal geradezu platt gemacht wurden. Einen Kontinentalwettkampf zwischen Europa und den Internationals hingegen hat es noch nie gegeben. Warum nicht? Weil sportliche Gesichtspunkte bei solchen Entwicklungen immer weit weniger eine Rolle spielen als die Vermarktung und das Geschäft mit den Fernsehrechten. Das heißt in diesem Fall: amerikanische Golfindustrie und amerikanisches Fernsehen, die in erster Linie an den US-Markt denken.

Dabei könnte man sich angesichts der Dreier-Konstellation durchaus ein neues Wettbewerbsformat vorstellen. Die reizvollste Idee geht so: Der Ryder-Cup bleibt das Statussymbol Nummer eins. Wer den in einem klassischen Drei-Tage-Team-Wettbewerb gewinnt, ist als Titelverteidiger für die Neuauflage zwei Jahre danach gesetzt. Die beiden anderen treten im Presidents Cup im Zwischenjahr an. Der Sieger dort darf im Jahr darauf im Ryder-Cup mitmachen. Das Format garantiert niemandem eine permanente Pole Position. Es kitzelt aber als zweistufige Konstruktion den Ehrgeiz von jenen, die das Gefühl haben, sie müssten beweisen, was sie können. Sollten die Amerikaner auch dann noch immer wieder verlieren, wissen wir, dass sie eine absteigende Golfnation sind. Mitleid wäre in dem Fall völlig Fehl am Platz.

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