11. September 2008

Auch linke Titten haben Rechte

Vor ein paar Stunden haben amerikanische Staatsanwälte, die sich im Kampf gegen Doping im Sport und in den Bodybuilding-Studios des Landes schon sehr weit vorgerobbt hatten, einen herben Rückschlag erlitten. Da schlug der Richter im Verfahren gegen die Eigentümer und wichtigsten Mitarbeiter einer Apotheke in Orlando die Anklageschrift nieder, weil er mit der Vorgehensweise der Ermittler nicht einverstanden war. Die mögliche Folge: Die Figuren, die aus ihrer Apotheke eine Online-Drogenfabrik gemacht hatten und mit zahllosen Ärzten zusammenarbeiteten, die getürkte Rezepte ausstellten, um auf diese Weise den Anschein regulärer Verschreibungen aufrecht zu erhalten, kommen vom Haken, sie behalten das viele Geld, das sie mit ihren rechtswidrigen Geschäften verdient haben und können sich als Opfer der bösen Staatsgewalt gebärden.

Wie ist es nur möglich, vor allem angesichts der Tatsache, dass eine Reihe von Mittätern bereits Geständnisse abgelegt haben und sich bereit erklärt hatten, als Belastungszeugen auszusagen? Ganz einfach: Amerikas Rechtsverständnis, abgeleitet aus der Verfassung, macht es den Strafverfolgungsbehörden im Prinzip sehr schwer. Beweismittel, seien es Waffen oder Geständnise, die auf fragwürdige Weise besorgt wurden, können vom Richter als unzulässig eingestuft werden. Fehlerhaftes Verhalten der Anklagevertretung innerhalb des Verfahrens kann, wenn es auf Kosten des Angeklagten geht, den ganzen Prozess kippen. Auf der einen Seite heißt das: Jeder Kriminelle kann auf diese Weise, vorausgesetzt er hat einen klugen Anwalt hat, der ständig punktgenaue Anträge einreicht, davon kommen. Berühmtes Beispiel: O. J. Simpson. Auf der anderen Seite bedeutet es: die Behörden müssen sich wirklich Mühe geben und dürfen sich keine Fehler leisten. Der Staatsanwalt von Albany, den ich nicht um die Mehrarbeit beneide, die er auf sich genommen hat, hat immerhin noch eine Chance, den Karren aus dem Dreck und wieder auf die Straße zu ziehen. Er kann in die Berufung gehen. Hoffentlich hat er dann die besseren Argumente.

Mehr zu dem Umfang der Enthüllungen, die die 2007 durchgeführten Beschlagnahmeaktionen ans Tageslicht gebracht haben. Plus die Geschichte über den Selbstmord eines Apothekers in New York, der im Rahmen der gleichen Fahndungsaktion als Mega-Lieferant aufflog.

Blick zurück: Die Rapper, die als Kunden geoutet wurden
Blick zurück: Der erste Bericht über die Razzien

Keine Kommentare: