19. September 2008

Howard und die Hymne

Als das Video vor ein paar Tagen in der Blogosphäre die Runde machte, hielten sich die meisten mit ihren Beschwerden zurück. Josh Howard von den Dallas Mavericks hatte vor einem Fun-Event im Juni, das Allen Iverson ausrichtet, während des Abspielens der amerikanischen Nationalhymne schließlich nichts anderes gesagt als: 'The Star-Spangled Banner' is going on. I don't celebrate this shit. I'm black." Aber als sich die Sache herumsprach, krochen die Rassisten aus ihren Löchern. Howard, der sich bereits als Marihuana-Konsument geoutet hatte, ist eine ideale Zielscheibe. Er beißt sich nie auf die Zunge, ehe er etwas sagt. Die Resonanz hat dann aber irgendwann Mark Cuban entsetzt, weil der eine Menge des schlimmsten Materials in seiner Inbox fand. Seine Reaktion: Er publizierte in seinem Blog die krassesten Beispiele inklusive E-Mail-Adressen der Autoren.

So schnell kann es gehen. Im Amerika, "dem Land der Freien und der Heimat der Mutigen" (Zitat Nationalhymne). Frei und mutig dürfen nur die sein, die die patriotischen Parolen nachbeten und den Nationalstolz auf der Zunge tragen. Die anderen sollen gefälligst ihre Ansichten für sich behalten. Dass Profis, die im Jahr 80mal oder mehr stramm stehen müssen, um sich das Musikstück anzuhören, irgendwann allergisch werden, kann man verstehen. Die Tradition geht übrigens noch nicht so lange zurück und ist längst in eine inhaltsleere Routine abgedriftet, die von zweitklassigen Sängern bestritten wird. Aber wer stellt sich hin und sagt: Was soll der Scheiß? Niemand. Es gab immer wieder Fälle, in denen das Thema hochkocht. Zum Beispiel bei dem muslimischen NBA-Profi Mahmoud Abdul-Rauf von den Denver Nuggets, der sich demonstrativ umdrehte, wenn das einstmalige englische Trinklied mit dem Flaggen-Text vorgetragen wurde. Selbst wer etwas gegen das Abspielen der neuen Quasi-Hymne God Bless America hat, muss mit Ärger rechnen. Man denke an Carlos Delgado, der gegen den Krieg im Irak ist.

Wie geht es weiter? Wie geht Mark Cuban mit einem Spieler um, den er eigentlich schon vor Monaten hätte abgeben sollen? Wir bleiben am Ball.

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