30. September 2008

Hosen voll?

Die Ambitionen der NHL, die im letzten Jahr die riesige Stadt London beglückt haben (das Geräusch war so laut, als ob ein Sack Reis umfällt), führen diesmal in die Schweiz. Die New York Rangers haben heute in der eidgenössischen Hauptstadt den SC Bern mit 8:1 ganz freundschaftlich abgefertigt. Am morgigen Mittwoch geht es an selbiger Stelle um den nagelneuen Victoria Cup gegen Metallurg Magnitogorsk. Aber die eishockeyverrückten Schweizer sind gar nicht happy. Oder sagen wir: Die meinungsfreudige Untergruppe, die im weggeschenkten Blatt 20 Minuten zu Wort kommt: "...weil die NHL die Hosen voll hat, tritt mit den Rangers nur ein sportliches "Hinterbänkler-Team" gegen Magnitogorsk an", steht da heute. Aber noch besser ist der Einstieg in den Artikel. "Die bösen Kommunisten sind wieder da. Diesmal als Kapitalisten." Sind sie Kommunisten? Sind sie Kapitalisten? Geschenkt.

Danach geht es tiefer in die Materie. Zitat: "Der Stanley-Cup-Sieger ist im Selbstverständnis der Nordamerikaner die beste Mannschaft der Welt aus der besten Liga der Welt. Offiziell ist der Stanley Cup-Sieger in seiner ganzen Geschichte noch nie von einem europäischen Gegner herausgefordert worden. Eine Niederlage des Stanley Cup-Siegers in einem offiziellen Spiel wäre ein verheerender Image-Verlust für die NHL, die sich in den USA seit Jahren gegen die grossen drei Sportarten Football, Basketball und Baseball in einem fast hoffnungslosen Kampf um TV-Präsenz befindet. Es wäre so, wie wenn der Gewinner der Super-Bowl gegen den Sieger der kanadischen Football-Liga verlieren würde. Einfach unvorstellbar."

Man möchte den Kollegen an dieser Stelle gerne unterbrechen und beruhigen: Selbst wenn die Detroit Red Wings nach Europa geflogen wären (anstatt der Rangers), um Wochen vor dem Beginn der Saison in einem bedeutungslosen Spiel um einen bedeutungslosen Cup anzutreten, hätte sich in Nordamerika so gut wie niemand dafür auch nur interessiert. Zitat aus der Vancouver Sun: "The Victoria Cup has yet to generate much buzz in North America..." Aber wie schon gesagt: geschenkt.
Blick zurück: Gloria, Victoria

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