24. September 2006

Ryder-Cup Sonntag: Amerikas katastrophale Vorstellung

Baseball World Classic: eine Pleite. Die Fußball-WM: eine extrem schwache Vorstellung. Die Basketball-WM: Griechenland zeigt den Stars die Grenzen auf. Und nun dies: Zwei Jahre nach der Rekordniederlage gegen Europa in Detroit, bestätigen die Amerikaner im K-Club in Irland, dass sie auch im Golf nichts dazu gelernt haben. Sie verlieren mit demselben Resultat - 18 1/2 : 9 1/2 - wie vor 24 Monaten.

Nach dieser Niederlage braucht man nicht mehr groß in die Details gehen. Tom Lehmans Spieler hatten nicht die Spur einer Chance. Vielleicht ist diese Mannschaft - selbst im Vergleich mit der Zeit, als Seve Ballesteros, Nick Faldo, Bernhard Langer und Ian Woosnam und José Maria Olazábal den Kern bildeten - wirklich die beste, die es je aus europäischer Sicht gab. So drückte sich Captain Ian Woosnam im amerikanischen Fernsehen aus. Aber er gab gleichzeitig zu, dass er vorher ganz schön Manschetten gehabt hatte, das Ding zu verlieren. Mit anderen Worten: Es lag nicht nur daran, dass seine Jungs so gut waren: Die Amerikaner hatten einfach nichts zu bieten. Sie sind schlechter als ihr Ruf.

Den besten Kommentar gab Scott Verplank von sich, der als Captain's Pick in die Mannschaft geholt worden war, aber nur einmal in der Team-Phase zum Einsatz kam und zwei Punkte beisteuern konnte: Er verwies darauf, welches persönliche Verhältnis die Europäer untereinander pflegen und dass dies in Situationen hilft, wenn es darauf ankommt. Einfach nur Spieler zusammenzuschrauben, die auf dem Papier stark aussehen, sei nicht genug. Man müsse Formationen mit Leuten haben, die zueinander passen und die wirklich miteinander spielen wollen. Diese Idee hat Tom Lehman sicher auch gehabt, aber er kann sich seine Spieler nicht schnitzen Er zeigte besseres Einfühlungsvermögen als sein Vorgänger Hal Sutton, aber nicht mehr Spielintelligenz, sonst hätte er flexibler reagiert und mehr probiert.

Der nächste Captain für Europa und der nächste Standort in zwei Jahren stehen bereits fest: Nick Faldo und Valhalla in Louisville/Kentucky, ein klassischer, unerhört anspruchsvoller Parcours. Die PGA of America wird in den nächsten Wochen darüber beraten, wen sie als nächsten Captain ins Rennen schickt. Geht es nach der Logik sollten sie mal jemand wie Larry Nelson nehmen, ein alter Herr, der auf der Seniors Tour spielt, der erfolgreichste Ryder-Cup-Spieler auf amerikanischer Seite. Die Buschtrommeln produzieren zur Zeit vor allem einen Namen: Paul Azinger. Er war in den letzten beiden Jahren der Ko-Kommentator mit Nick Faldo bei den Golf-Übertragungen auf ABC. Der Sender hat ab dem kommenden Jahr nur noch die British Open im Rechte-Paket, was heißt: Azinger hat viel Zeit. Die Konstellation Azinger-Faldo wäre sicher im Sinne der medienbewussten Strategen in den Vorstandsetagen.

Man darf damit rechnen, dass die PGA of American erneut an den Qualifikationsregeln herumbastelt. Der gegenwärtige Modus begünstigt Spieler, die zwischendurch mal groß in Form kommen und ein Turnier gewinnen und ein paar Mal in den Top Ten auftauchen. Konstant respektable Leistung wird hingegen nicht honoriert. Der europäische Modus hingegen könnte nicht besser sein. Er sorgt dafür, dass die wirklich guten Leute ins Team kommen. Und wenn dann noch jemand wie Paul Casey kurz vorher heiß wird und der Captain die zwei Spieler dazu holt, die es gebacken kriegen, kann man sogar solche Pannen verschmerzen wie die von Padraig Harrington.

Vielleicht noch zu meinen Spekulationen von gestern:
"Ich rechne so: zwei Punkte holen die drei Iren. Einen Punkt holen die beiden Spanier. Luke Donald und Paul Casey sind zusammen ebenfalls für einen Punkt gut. Das sind schon vier. Ich denke, dass David Howell noch etwas gut zu machen hat und dass die Schweden noch einen halben Punkt produzieren."
Die Iren haben 1 1/2 Punkte geholt, weil Paul McGinley sich am 18. Loch generös gab und seinem Gegner einen langen Birdie-Putt zum Remis schenkte. Andernfalls drohte dem Amerikaner die Niederlage und der Verlust eines weiteren halben Punkts. Dann wäre meine Prognose eingetroffen. Bei den Spaniern ging die Rechnung auf. Mea culpa: Ich habe Donald unterschätzt, Casey allerdings richtig beurteilt. Er hat einen sehr gut spielenden Jim Furyk regelrecht fertig gemacht. Howell spielte wie erwartet. Der eine Schwede (Karlsson) hatte gegen Tiger Woods nichts zu bestellen. Dafür konnte der andere (Stenson) überzeugen.

Die beste Seite, um alles noch mal Revue passieren zu lassen, ist die offizielle.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Und noch eine schöne Ergänzung zur Aufstellung amerikanischer Pleiten: bei der Basketball-WM der Frauen sind die USA nur Dritte geworden. Nach 26 WM-Siegen in Folge scheiterten die US-Damen im Halbfinale an Russland. Irgendwann sollte drüben vielleicht dann doch so etwas wie Bescheidenheit ausbrechen, oder?!