28. Juni 2007

NBA-Draft: Bastelstunde für Visionäre und blinde Angler

Ray Allen von Seattle nach Boston (Verblüffung bei allen, denn einen solchen Deal hatte keiner in dem allgemeinen Kobe Bryant/Kevin Garnett-Getöse auf dem Zettel), Zach Randolph von Portland zu den New York Knicks (Begeisterung bei den Fans im Madison Square Garden, weil damit der ungeliebte Steve Francis endlich aus der Stadt verschwindet). Joakim Noah zu den Chicago Bulls, die sich aus allen Tauschgeschäften herausgehalten haben. Da sollten die Los Angeles Lakers auch irgendwie zu Potte kommen, oder? Nicht heute abend.

Der lange Chinese Yi Jianlian geht an Nummer sechs weg und landet in Milwaukee weitab vom Schuss (sehr zum Leidwesen seiner chinesischen Entourage, die wahrscheinlich gar nicht weiß, wo diese sportlich unbedeutende Stadt eigentlich liegt). Don Nelson holt den Italiener Marco Belinelli (echte 21 Jahre alt) aus Bologna zu den Golden State Warriors, weil der wie die schwarze Gang vor Ort von allen Ecken aus schießen kann. Der Vater von Mike Conley jr. gewöhnt sich langsam daran, dass er als Mike Conley sr. mit einer Goldmedaille im Dreisprung bei den Spielen 1992 in Barcelona, nur noch der Vater eines Basketballprofis ist, der bei den Memphis Grizzlies in die NBA einsteigt. Sein Trost: Er ist der Agent seines Sohnes und der von Greg Oden, der als Nummer eins in Portland gelandet ist. Mit anderen Worten: Mike sr., ist der eigentlichge Sieger dieser Draft. Ach ja. Und die Los Angeles Lakers, die mit einem unmotivierten Kobe Bryant geschlagen sind, kamen keinen Schritt voran. Aber das sagten wir schon.

Die Philadelphia 76ers, die drei Erst-Runden-Picks hatten, fanden für dieses Bündel keinen Interessenten. Komisch eigentlich, angesichts des Umstands, dass weder die Denver Nuggets noch die Toronto Raptors noch die Indiana Pacers einen Pick hatten. Dafür zogen sie an 30 einen Finnen. Gut für ihn. Denn damit hat er einen Drei-Jahres-Vertrag sicher und wurde Minuten später nach Portland geschickt - für einen Erst-Runden-Pick in der Zukunft und Bargeld. Und die Los Angeles Lakers...

Das größte Talent des Abends - Kevin Durant - ging übrigens nach Seattle, wo man noch immer keinen Coach gefunden hat. Die Namen, die derzeit zirkulieren, klingen wie ein Witz. Aber vielleicht zucken die besseren Aspiranten mit den Achseln angesichts der Aussicht eines Umzugs der Mannschaft in die tiefe Provinz. Detlef Schrempfs Vertrag mit dem Club als Assistenztrainer läuft am kommenden Samstag aus: "Ich habe keine Ahnung, mit wem sie reden", meinte er vor ein paar Tagen am Rande seines Promi-Golf-Turniers, mit dem er jedes Jahr Geld für karitative Zwecke sammelt. "Keiner weiß etwas. Das ist alles geheim." Wenige Tage vorher hatte er sich ungewohnt offen und kritisch über seinen Arbeitgeber geäußert: "Das war aus meiner Sicht eine schlecht gemanagte Organisation und war am Ende beschämend für jeden." Wenn sich nichts ändert, habe er kein Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit.

Ach so. Und Mitch Kupchak sah fast magenkrank aus, als er von ESPN interviewt wurde. Ob das an Kobe Bryant liegt?

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

"und wurde Minuten" - später