16. August 2007

NBA-Wettskandal: Kein Wort über Manipulationen

So steht es zur Zeit bei SpOn im Vorspann einer dpa-Geschichte über den ehemaligen NBA-Schiedsrichter Tim Donaghy. Erstaunlich, wie falsch man in nur zwei Sätzen seine Leser informieren kann, wenn man sich keine Mühe macht, sich mit dem Sachverhalt zu beschäftigen:

"Er hat bisher immer dementiert, Spiele in der Nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA manipuliert zu haben. Nun aber gab der frühere Schiedsrichter Tim Donaghy vor einem Gericht in New York seine Schuld zu."


Satz eins, Teil eins: ...hat bisher immer dementiert..."
Donaghy hat seit Bekanntwerden des Skandals, über die die ersten herausgesickerten Informationen vermutlich vom FBI stammten und nicht von der NBA, gar nichts gesagt. Absolut gar nichts.
Satz eins, Teil zwei: "...manipuliert zu haben..."
Die Anklageschrift gegen Donaghy, die gestern von The Smoking Gun in Kopie hochgeladen wurde, ist eindeutig: Von Manipulation ist überhaupt nicht die Rede. Dem Mann wird vorgeworfen, Insiderinformationen an Mafia-Leute weitergeben und dafür 30 000 Dollar kasssiert zu haben. Das ist auch strafbar. Und deshalb droht Donaghy jetzt Gefängnis. Ob er Spiele manipuliert hat, werden wir vielleicht nie erfahren. Bis dahin wird man ihm auch diesen Vorwurf nicht machen können und ein Dementi, wenn er sich denn je äußern wird, auch akzeptieren müssen. Logisch, oder?
Satz zwei: "...gab...seine Schuld zu". Die Logik ist falsch. Er hat nicht zugegeben, was er (angeblich) dementiert hat. Er hat zugegeben, Mafia-Leuten Tipps gesteckt und dafür Geld genommen zu haben. Und er hat sich am Mittwoch in Brooklyn nicht en detail geäußert.

Der Artikel enthält ein Link zu einer alten SpOn-Geschichte, in der ebenfalls geschludert wird. Zitat: "Inzwischen glauben die Ermittler zu wissen, wie der gar nicht unparteiische Referee bei seinen Manipulationen vorging." Anschließend folgt eine Ausführung darüber, wie man - unter Umständen - als Schiedsrichter in einem Spiel das Resultat hochputschen kann. Leider verbunden mit einer falschen Erklärung zum Begriff Point Spreads (dabei handelt es sich nicht, wie SpOn meint, um die Gesamtpunktzahl einer Begegnung, sondern um die Punktedifferenz zwischen Sieger und Verlierer.) Der Unterschied ist gravierend. Während sich die Gesamtpunktzahl sehr wohl nach oben pfeifen lässt (man gibt einfach ganz viele Fouls, möglichst auf beiden Seiten), lässt sich die Differenz in einem Gespann von drei Schiedsrichtern (mit zweien, die nicht wissen, dass einer was im Schilde führt) nur sehr schwer beeinflussen.

Nachtrag: Die Geschichte mit dem letzten Stand zu Donaghy ist auf faz.net zu lesen.
Blick zurück: Erste Hinweis und Erklärungen zur Affäre Donaghy

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