21. Dezember 2008

"America at its worst"

Ein Kolumnist des Vancouver Courier hat soeben einen Satz geprägt, den man sich auf der Zunge zergehen lassen kann: "The NBA is America at its worst." Mal abgesehen davon, dass eine solche Einschätzung verdächtig nach einem in Kanada gerne gepflegten Minderwertigkeitskomplex riecht und ohnehin albern ist (Kanada ist noch immer Teil von Amerika und Toronto spielt in der NBA), inspiriert einen ein solcher Spruch dazu, darüber nachzudenken, wo denn wirklich Amerikas schlimmsten Missstände herrschen und wo das hierzulande gepflegte, uneingeschränkte und durchgeknallte Profitstreben am meisten Schaden anrichtet.

Mir fällt da als erstes Wall Street ein, wo der aufgeblähte Reichtum, der auf Kosten anderer erwirtschaftet wird (man schaue sich nur die Durchschnittsgehälter an, gar nicht zu reden von den Melkern mit den kältesten Händen, die oben sitzen und absahnen). Mir fällt auch die Autoindustrie ein, die nicht an den Gewerkschaften und dem Maß an sozialer Absicherung leidet, das sich die Arbeiter erkämpft haben, sondern an einer fehlgeleiteten Produktphilosophie. Wenn man im Prinzip nur noch riesige Autos für übergewichtige Menschen baut, die in der weltfremden mittleren Zone des Landes leben und sich nicht dafür interessieren, welche Entwicklungen (und welche Produkte) außerhalb ihres Gesichtskreises entstehen, landet man eines Tages auf dem Schrotthaufen der Geschichte. Warum ist das schlimm? Weil man die enormen Ressourcen dieser Industrie auch für die Gestaltung von Fortbewegungsmitteln der Zukunft hätte einsetzen können. Und ich meine mit Zukunft nicht die Millionen von Diabetiker und Herzinfarktpatienten von morgen, die glauben, billiges Benzin sei ihr Geburtsrecht.

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