13. Dezember 2008
NBA in Seattle: Stern rudert zurück
Bild: http://etchasketchist.blogspot.com (used by permission)
Das taktische Rudern hat begonnen. In Zeiten, in denen die NBA Mitarbeiter entlässt, in denen Mannschaften wie die Atlanta Hawks in gähnend leeren Hallen spielen. Und in denen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf Jahre hinaus der Mega-Kirmes namens kommerzieller Mannschaftssport den Traum vom Leben auf dem fliegenden Teppich verleiden werden, muss man politisch denken. Die Banken und Autofirmen haben keine Scham und denken so: Sie fassen in solchen Zeiten dem amerikanischen Steuerzahler direkt und unverblümt in die Tasche. Was sollen sie auch machen? Die Seifenblase ist geplatzt. Und neue Ideen haben sie keine.
Die NBA hat auch keine neue Idee. Sie funktioniert schließlich seit Jahren, wenn auch zyklisch, entlang dem Auf und Ab, das vom Auftauchen und Verschwinden von überragenden Stars bestimmt wird. Selbst das Nach-Michael-Jordan-Loch, das ziemlich tief war, wurde irgendwann überwunden. Mit Kobe Bryant und LeBron James und den Celtics.
Ohne eine vernünftige Idee schiebt natürlich auch die NBA ihre Finger richtig Honigtopf. Aber eher stickum. Aktuelles Beispiel: David Stern, der noch vor einigen Monaten so tat, als habe man ihm persönlich das schüttere Haar gekrümmt, als man sich weigerte, den SuperSonics eine neue Halle zu bauen, und als er so wirkte, als habe man in der Stadt auf Generationen den Anspruch auf ein Team verwirkt und als er wie eine beleidigte Leberwurst den Umzug nach Oklahoma City durchwinkte. Derselbe David Stern signalisiert plötzlich, dass er durchaus weiß, dass seine Liga beim besten Willen viel zu viele Clubs hat, von denen einige ordentlich Geld verlieren und keine Überlebenschance besitzen (im Moment am meisten bedroht: die Charlotte Bobcats, die in einer Stadt zuhause sind, die von der Bankenkrise massiv durchgeschüttelt wird). Der weiß, dass er es sich nicht leisten kann, solche Märkte wie Seattle zu ignorieren.
Und so hat er in seinen öffentlichen Bekundungen umgeschaltet, weg von der Säuernis. "Think positive" lautet das Motto. Die Wahrscheinlichkeit für ein NBA-Team dort wachse mit den Plänen für eine neue Arena ("Ich bin sicher, die wird es geben"). Die Wirtschaft gehe durch "bestimmte Störungen", sagte er in jener vorsichtigen, abwägenden Art, die er in den vielen Jahren als Commissioner kultiviert hat. Aus jenen Störungen entwickelten sich jedoch vielleicht "Gelegenheiten für einige Städte, und vielleicht gehört Seattle dazu". Man habe auf jeden Fall Seattle noch immer auf dem Zettel und habe "mit Leuten dort gesprochen." Hört. Hört.
P. S. Nur wenn tatsächlich im Rahmen bestimmter Fristen ein neues Team nicht in Seattle angesiedelt wird, muss der Pirat, der die SuperSonics nach Oklahoma City abgeschleppt hat, seine Vertragsstrafe bezahlen. Dazu und zum Umzug des Clubs sehr viel mehr in einem Beitrag für den Deutschlandfunk, den ich zum Anfang der Saison produziert hatte.
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