Am Neujahrstag gibt es die zweite Auflage des "Winter Classic" der National Hockey League. Diesmal in Wrigley Field in Chicago und mit den Chicago Blackhawks und dem Stanley-Cup-Gewinner Detroit Red Wings. Die Hintergrundgeschichte zum Erfolg der Veranstaltung steht morgen in der gedruckten Ausgabe der FAZ, ging aber vor kurzem bereits online. Wer noch mal ein wenig zurückblättern will und mehr über die Veranstaltung wissen will, die am 1. Januar 2008 in Buffalo erstmals ausgerichtet wurde, kann das auf diesen Seiten tun. Das Spiel wurde damals live mitgebloggt. Alle Beiträge zum Thema gibt es hier.
Man kann aber dieser Tage nicht so einfach über Eishockey in den USA reden, ohne das Elend der Phoenix Coyotes zu erwähnen. Viele werden einfach zu jung sein, um sich daran zu erinnern, dass es sich hierbei um die Winnipeg Jets handelt, die 1996 in einer dieser typischen Umzugsaktionen aus der kanadischen Provinz Manitoba nach Arizona umgetopft wurden. Was nur auf dem Papier eine gute Idee war. Damals hielt man es einfach für ganz selbstverständlich zu erwarten, dass Eishockey mitten in der Wüste jede Menge Zuschauer anlockt. So lange die Kältemaschinen für gutes Eis in der Halle sorgen.
Es ist an der Zeit, das Experiment für gescheitert zu erklären. Und zwar sowohl sportlich – das Team hat so gut wie jedes Jahr die Playoffs verpasst und noch nie die erste Runde überstanden. – als auch wirtschaftlich. Dass Wayne Gretzky als Galionsfigur, Trainer und Minderheitseigner den Büttel nicht hinwirft, bedeutet nicht, dass er das nicht tun sollte. Derzeit produziert man pro Saison einen Verlust von 35 Millionen Dollar und hat substanzielle Probleme mit der Schuldenlast, die durch den mehrfachen Weiterverkauf des Clubs allein in Phoenix aufgehäuft wurden. Mehr zu der akuten Situation gibt es bei allesaussersport, wo bei der Gelegenheit auch ein Tabuthema gestreift wurde. Die Liga mit ihrem nutzlosen Fernsehvertrag ist nicht der Lage, Clubs in Regionen zu finanzieren, die nicht selbst genügend wirtschaftliche Ressourcen haben. Selbst wenn die Coyotes Konkurs anmelden (was im amerikanischen Wirtschaftsrecht nicht unbedingt das Aus sein muss, sondern erstmal nur alle Gläubiger an einen Tisch bringt, wo man über die weiteren Chancen des Unternehmens debattiert und möglicherweise auf alte Forderungen verzichtet), sind die Überlebenschancen absurd niedrig. Zwar käme man so vermutlich aus der dicksten Zwangsjacke heraus – aus dem Vertrag, der das Team langfristig an die neue Halle in Glendale außerhalb von Phoenix bindet. Aber ein Umzug an einen anderen Ort (in Kansas City wartet eine hübsche neue Halle) würde nur das größte Defizit von allen vertuschen: Die NHL hat zuviele Clubs und käme mit 24 statt 30 an strategisch gesehen vernünftigen Standorten sehr viel schneller an ihr Publikum (und das dringend benötigte Geld). Die hohen Durchschnittsgehälter (trotz Salary Cap) sind ein weiteres Problem. Aber erst die gegenwärtige Finanzkrise dürfte selbst dem letzten Agenten in der Liga klar gemacht haben, dass man die hochgestochenen Wunschträume der meisten Spieler abschreiben kann.
Die nächste (ausgemachte) Krise steht übrigens bereits vor der Tür: Der kanadische Dollar hat in den letzten Monaten wieder sehr viel an Wert gegenüber dem US-Dollar verloren. Das macht den kanadischen Teams zu schaffen, die eigentlich ansonsten sehr gut im Futter sind. Sie bezahlen nämlich ihre Spieler genauso in US-Dollar wie die Teams in den Vereinigten Staaten. Mit anderen Worten: Sie zahlen mehr (im Moment rund 20 Prozent mehr). Das sah zwischendurch mal sehr viel besser aus, als die beiden Währungen nominal fast pari standen (in Kanada sind die Lebenshaltungs- und andere Kosten etwas niedriger als in den USA).
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