16. April 2007

Amerika ganz schwarz-weiss: Imus muss gehen, Whitlock findet Gehör

Es wäre schön, irgendwann mal ein Thema ad acta legen zu können, dass die USA immer noch zu einem enormen Teil definiert: Rassimus. Der Umgang mit Rassisten. Und das Selbstwertgefühl von Menschen anderer Hautfarbe in diesem Mustopf aus unbewältigter Geschichte. Aber weil es in den letzten Tagen einen weitreichenden Zwischenfall im Medienalltag gegeben hat, lohnt es sich, insbesondere auf eine Stimme aufmerksam zu machen, die so konträr zu den üblichen Schemata antritt, dass die Debatten eine neue Inhaltstiefe erreicht haben. Der Auslöser waren die Äußerungen von Don Imus in seiner eigenen Radiosendung, die über den Kabelsender MSNBC auch im Fernsehsen übertragen wird. Die handelten dem alten Herrn mit der griesgrämigen Ausstrahlung zuerst eine zweiwöchige Sendepause und nach etwas längerem Gegrummel den Rauswurf ein. Der weiße Imus, der schon immer gerne die halbe Welt annölte, hatte dieses eine Mal den Bogen überspannt. Er hatte die Mitglieder der Frauen-Basketballmannschaft der Universität Rutgers als “nappy-headed hos, als "krausköpfige Huren" bezeichnet.

Aus dem Kontext gerissen klingt das unerhört aggressiv. Aber wenn man es zurückführt auf den Sprachgebrauch von schwarzen Rappern, kommt man zu einem etwas anderen Ergebnis. Vor allem, wenn man auch noch geschulte Aufregung der als selbsternannte Bürgerrechtsbewegungsanführer agierenden Jesse Jackson und anderer abstreicht. Klar wird das vor allem, wenn man liest und sieht, worauf der schwarze Kolumnist Jason Whitlock (siehe hier seine Ansichten zum NBA-All-Star-Weekend) vor ein paar Tagen mehr als deutlich hinwies. Sinngemäß: Die Menschen, die permanent jeden Weißen kalt stellen wollen, der ein falsches Wort in den Mund nimmt (und vielleicht sogar als Rassist etikettiert werden sollte), ignorieren das für die schwarze Minderheit weit größere Problem: die Kommunikation der dunkelhäutigen Amerikaner untereinander.

So sagte er in einer amerikanischen Fernsehsendung (auf MSNBC) folgendes über Imus: "Für uns als schwarze Menschen hat er kein Gewicht. Er hat keinen Einfluss auf uns. Er definiert uns nicht. Er definiert nicht nicht unsere Frauen als Schlampen und Huren. Wir wissen, wer das tut." In seiner Kolumne im Kansas City Star hatte er vorher das eigentliche Epizentrum geortet - die Musikkultur: "Wir haben unseren Jugendlichen erlaubt, an eine Kultur zu glauben, die von der Gefängniskultur pervertiert, korrumpiert und übermannt wurde. Die Musik, die Haltung und das Verhalten, das sich in dieser Kultur artikuliert ist anti-schwarz, anti-Schulbildung, erniedrigend, selbstzerstörerisch, pro-Drogenhandel und gewalttätig. Anstatt diesen fiesen Feind von innen heraus zu konfrontieren, lehnen wir uns zurück und warten auf jemanden wie Imus, bis ihm die Zunge entgleist, und machen den Fehler, die Dinge zu wiederholen, die wir über uns sagen."

The Big Lead hat den besten Überblick über den Erfolg von Whitlock und das Echo auf seine Bereitschaft, gegen den Strich zu bürsten. Eine Bereitschaft, die ihn am Montag bis in die populärste Talk-Show des Landes geführt hat - zu der schwarzen Oprah Winfrey.

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