8. April 2007

NHL: Ein warmer Geld-Regen im verschneiten Buffalo

Hier ist etwas für die Vitrine gleich am Eingang vom Büro des Clubs: die Presidents' Trophy der National Hockey League. Presidents im Plural. Welche Präsidenten? Koa Ahnung. Das wird die Buffalo Sabres sicher auch nicht interessieren. Man nimmt, was man kriegen kann. Und dieses Gestell ist immerhin 350 000 Dollar wert. Denn so viel schüttet die Liga an das Team aus, das am Ende der regulären Saison den besten Punktestand von allen hat. In Buffalo kann man sich für soviel Geld schon eine Menge kaufen. Kurios: die Liga ist die einzige in den USA, die dem Punktbesten eine Ehrung spendiert. Die NBA überweist einfach nur eine Prämie - in diesem Jahr geht sie wohl an Mark Cuban - und macht dann weiter im Takt.

Aber die Eishockey-Liga marschiert ohnehin ihrem eigenen Tambourmajor hinterher. Ein Teil der Partitur besteht aus dem Äquivalent zur sogenannten "Knüppelmusik". Sie klingt karg und martialisch, besonders dann, wenn sich Spieler auf dem Eis mit bloßen Fäusten gegenseitig das Gesicht umarbeiten. Die Ligaspitze hat mal wieder die Debatte angeschoben, ob denn solche barbarische Sitten wirklich sein müssen. Man darf davon ausgehen, dass sich die Traditionalisten durchsetzen.

Aber zurück zu den Sabres, zum Grazer Thomas Vanek und dem Mannheimer Jochen Hecht und ihrem eigentlichen Marsch: den durch die Playoffs, die in dieser Woche beginnen. Anders als im letzten Jahr, als Buffalo noch niemand wirklich auf dem Zettel hatte und die leichtfüßige Mannschaft gleich in der ersten Runde schnelle Kringel um die Muskelmänner aus Philadelphia fuhr und dabei viele überraschte, schauen jetzt alle genau hin. Damals endete der Trip im Halbfinale gegen den späteren Stanley-Cup-Gewinner Carolina Hurricanes. Die Sabres der Saison 2006/07 haben sich ihren Ruf rechtschaffen erarbeitet. Und den gilt es zu bestätigen. Der Gegner in der ersten Runde steht allerdings noch nicht fest. Nachdem sich die Montreal Canadiens mit den Schweizern David Aebischer und Mark Streit von den Maple Leafs aus dem Weg schubsen ließen, haben die New York Islanders noch eine Chance als Letzter ins Tableau zu rutschen und Toronto zu verdrängen.

Buffalo-Toronto wäre eine Hammer-Serie mit Derby-Fieber. Zwischen den beiden Städten liegen zwar die Niagarafälle und zwei Stunden Autofahrt, aber die Bezugspunkte und Rivalitäten sind eingekerbt. Früher spielten die Sabres gegen die Leafs in eigener Halle meistens vor einem feindseligen Publikum. Warum? Die Karten in Toronto waren so knapp, dass sich tausende von Fans Jahreskarten in Buffalo besorgten, um ihre eigene Mannschaft wenigstens bei dieser Gelegenheit (immerhin viermal im Jahr) zu sehen.

Das wird so schnell nicht wieder passieren. Reduzierte Eintrittspreise und eine wiederwachte Begeisterung am Ort haben dafür gesorgt, dass sich die Sabres-Fans bei solchen Begegnungen zumindest mit einem Anteil von 60 zu 40 in der Mehrheit befinden. Trotzdem hat jedes Spiel der regulären Saison zwischen den beiden Teams Playoff-Atmosphäre. Um sehr viel Phon kann man das nicht mehr steigern, wenn es tatsächlich zu einer Best-of-Seven-Serie kommt. Es wäre die attraktivste Konstellation der ersten Runde (vor Ottawa gegen Pittsburgh und Nashville gegen San Jose). Neben Hecht sind noch drei Deutsche dabei: Christoph Schubert in Ottawa und Christian Ehrhoff und Marcel Goc in San Jose. Von den Schweizern ist Martin Gerber übrig geblieben, der in Ottawa die Rolle des Ersatzmanns hat. Die österreichische Delegation ist noch intakt - mit dem besagten Thomas Vanek und Thomas Pöck bei den New York Rangers.

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