19. April 2007

100.000 Dollar Strafe fürs falsche Käppi


Erst hat einer kein Glück, und dann kommt auch noch Pech dazu. So ist es Brian Urlacher ergangen, der als Linebacker der Chicago Bears den langsamen Leistungsanstieg der Mannschaft bis hin zum Super-Bowl-Niveau personifiziert. Denn zuerst verlor er mit seiner Verteidigung recht sanglos das diesjährige Finale gegen das Laufspiel der Indianapolis Colts. Und nun kam auch noch eine Strafe von 100.000 Dollar dazu. Urlacher hatte am Media Day eine Kappe mit einem Sponsoren-Logo getragen, das nicht von der National Football League autorisiert war. Gatorade ist der offizielle Sponsor. Der Linebacker trat mit "vitaminwater" an (siehe auch den Bären-Werbespot mit Urlacher oben). Die NFL hat eine Preisliste für solche Verfehlungen: Bei einem normalen Spiel kostet das 10.000 Dollar. Beim Pro Bowl 50.000 Dollar. Die NFL wacht so akribisch und eiesenhart wie kaum ein anderes Sportunternehmen in der Welt darauf, dass sich niemand in ihrer Reichweite irgendwelche Freiheiten herausnimmt.

Die lustigste Geschichte ist nachwievor der Streit mit einer Jura-Professorin in New York, die in ihrem Blog nichts anderes getan hatte, als das Video vom Copyright-Verweis der Liga aus dem Abspann von Fernsehübertragungen zu zeigen. In dem Schnipsel wird sinngemäß gesagt, dass jeder andere Gebrauch des TV-Materials als zu privaten Zwecken nicht gestattet ist. Das war der NFL bereits zuviel, zumal sich Wendy Seltzer kritisch mit der Frage beschäftigte, ob die Liga mit ihren Copyright-Ansprüchen überhaupt im Recht sei. Denn die Gesetze in den USA besagen, dass man das Urheberrecht nicht total restriktiv anwenden kann. Es gibt eine sogenannte Fair-Use-Klausel, die unter anderem gestattet, dass Akademiker und Lehrer (und natürlich auch die Medien in einem journalistisch definierten, engen Rahmen) das geschützte Material verwenden dürfen, ohne um Erlaubnis zu bitten und ohne Lizenzen zu zahlen. Seltzer wollte im Rahmen ihrer Arbeit klar machen, dass Urheberrechte-Inhaber gerne übertreiben, wenn sie deklarieren, was alles erlaubt ist und was nicht.

Die NFL verlangte von YouTube, dass sie das Belegvideo sperren. Seltzer kennt aber auch die Rechtssituation, so weit sie in den USA für das Internet angewendet wird. Und so berief sie sich in ihrer Gegenwehr auf einen Paragraphen, der Firmen dazu zwingt, das Material wieder zugänglich zu machen, wenn der erste Antragsteller gar kein Recht hat, den Zugang zu verweigern. YouTube reagierte darauf Wochen später wie von Ms. Seltzer gewünscht. Dann kam es zu einer neuen Runde, in der die NFL so tat, als gäbe es die Professorin gar nicht. YouTube knickte wieder ein. Nach einer erneuten Intervention wurde das Video Anfang April wieder freigeschaltet. Wendy Seltzer hatte darauf hingewiesen, dass sich die NFL vor Gericht mit ihr streiten muss, wenn sie sich durchsetzen wollen. Darauf scheint die Liga erst einmal zu verzichten. Den ganzen Vorgang kann man im Blog der Dame nachlesen.

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