16. September 2009

Murdoch: Mit Olympia verdient man kein Geld

So undurchsichtig wie das riesige Imperium des Medienunternehmers Rupert Murdoch geworden ist, der inzwischen das gute alte Premiere in die Kette seiner Sky-Tochterfirmen eingegliedert hat, so undurchsichtig ist die Haltung gegenüber den Olympischen Spielen. Der alte Mann höchstpersönlich, der noch immer über den Mutterkonzern News Corp. die Strippen zieht, hat gestern nämlich etwas gesagt, das sogar nicht zu den Aktivitäten seiner Tentakelbarone in Europa passt: Man habe noch nicht über eine Teilnahme an der Rechteauktion der amerikanischen Sender für 2014 und 2016 nachgedacht, meinte er auf einer Aktionärsversammlung. Aber er glaube nicht, dass Tochterfirma Fox ein Angebot unterbreitet, selbst falls Chicago den Zuschlag für 2016 erhalte. Das "wäre ziemlich verlockend", sagte er. "Aber ich nehme an, dass die Angebote hoch ausfallen. Und abgesehen von all der Propaganda und so – ich will niemanden einen Lügner nennen – aber keiner hat bisher damit Geld verdient."

Die Ansage steht zunächst mal im Widerspruch zum Verhalten von solchen Töchtern wie Sky in Italien und in der Türkei. Sky Italia hat für 2010 bis 2016 bereits einen Vertrag mit dem IOC. Fox in der Türkei hat die Spiele 2014 in Sotchi (liegt fast vor der Haustür) und 2016 gebucht. allesaussersport macht heute außerdem auf eine Veröffentlichung im Handelsblatt aufmerksam, dass Sky in Deutschland wiederum auf der Bremse steht, obwohl sie offensichtlich mitbieten.

Die Äußerung von Murdoch, der bekannt dafür ist, immer mal wieder einfach und direkt seine Ansichten zum Geschäftlichen öffentlich bekannt zu geben, ist durchaus bemerkenswert. Auch wenn sie zunächst nur die Astrologen aus der Medienjournaille beschäftigt. Denn nach Jahren einer kontinuierlichen Zusammenarbeit mit NBC und ständig steigenden Einnahmen aus dem amerikanischen Fernsehrechtetopf hatte man im IOC den Eindruck gewonnen, es wäre an der Zeit, die Lizenzen wieder über miteinander konkurrierende Gebote zu verkaufen und gleichzeitig auf solche Pakete wie den langjährigen Vertrag mit der EBU und den darin automatisch im Paket bedienten öffentlich-rechtlichen Stationen in Europa zu verzichten. Die Kalkulation war simpel: Konkurrenz belebt ja angeblich das Geschäft.

Was sie allerdings auch belebt, ist die Phantasie der IOC-Leute, deren wirtschaftliche Existenz fast völlig auf den Einnahmen aus dem Fernsehgeschäft basiert. Anders als beim klassischen Ligasport, wo die Finanzierung des Geschäfts über Eintrittskarten, Merchandising und Sponsoren noch immer den Hauptanteil ausmacht. Dass man eine hundert Jahre alte Idee ("der olympische Geist") im 21. Jahrhundert in Form im Rahmen von gigantischen Veranstaltungen, die Milliarden kosten, gigantisch an die Wand fahren kann, mag man sich in Lausanne einfach nicht vorstellen.

Wo soll das Geld aber herkommen? NBC, das zuletzt für die Übertragungen aus Peking 894 Millionen Dollar bezahlt, musste zum ersten Mal intensiv in eine begleitende Berichterstattung im Internet einsteigen, weil selbst eine Bilder-Präsenz auf mehreren Kanälen gleichzeitig nicht mehr ausreicht. Schon gar nicht, wenn man wichtige Ereignisse nicht live überträgt, sondern konserviert und erst im Abendprogramm ausstrahlt.

Gerade das Internet ist die Achillesferse teurer Rechte-Deals geworden. Denn keiner der Fernsehkonzerne kann zur Zeit abschätzen, wieviel Geld er dort realistischerweise über Werbung einspielen kann, um jene Einbrüche wettzumachen, die sich bei der Fernsehwerbung (adäquat zu den Verlusten der Tageszeitungen auf dem Anzeigensektor) niederschlagen werden.

Unterm Strich: ESPN kann sicher in den USA in die Lücke springen, denn es wird nicht über Werbung, sondern vom Geld von Kabelfernsehabonnenten finanziert. Aber ob sich das fürs IOC lohnt, wird man sehen.

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