Die Herrschaften, die den Fans in Seattle die Basketball-Mannschaft weggenommen haben, mögen alles mögliche können. Einen Sinn für die Ästhetik von Sport haben sie nicht entwickelt. Das beginnt schon damit, dass sie ihrem neuen Spielzeug einen der biedersten Clubnamen verpasst haben, den man sich vorstellen kann: Oklahoma City Thunder. Aber das kann man noch toppen: mit einem neuen Logo, das jemand gebastelt zu haben scheint, der das viele Geld für gute kreative Arbeit sparen wollte und sich im ClipArt-Archiv bei Microsoft Word bedient hat.
Angesichts der argen Fehlleistungen in Sachen Farbigkeit, Proportionalität, Gewichtung der Elemente und jene schier unbegreifliche Entscheidung im Umgang mit der Schrift für das Wort Thunder fragen sich nicht nur ausgebildete Grafiker, ob man bei der NBA in New York eigentlich zynisch geworden ist (ein Verdacht, den man angesichts der offensichtlichen Nonchalance im Umgang mit dem Umzug des Clubs durchaus hegen kann). Oder ob da einfach eine allgemeine Abstumpfung der Sinnesorgane Einzug gehalten hat. Die Liga ist mehr als 60 Jahre alt. Eine substanzielle Sachkritik an dem Logo und seinen Details kann man übrigens hier lesen. Niederschmetternd und sehr zu empfehlen (via Hoopsavenue, wo man andere sehr viel inspiriertere Thunder-Lösungen von anderen Clubs aufgetan hat).
Ehe jemand die Kritik als kleinlich abtun möchte: Die Fehlleistungen passen schlichtweg in die Landschaft. Ich meine damit die unendlich öde Landschaft von Oklahoma. Und die unendlich öde kulturelle Landschaft. So wie Club-Eigentümer Clay Bennett da gut hinpasst. Er ist als Schwiegersohn des einflussreichsten Mannes im Bundesstaat, dem wir unter anderem The Daily Oklahoman verdanken, die "schlimmste Großstadt-Zeitung in Amerika", elegant hineingewachsen in eine platte Welt des Denkens und Handelns.
Die Bewohner von Seattle haben vor einer Weile eine Kostprobe davon bekommen. Nach außen behauptete er, er werde alles tun, um die SuperSonics an Ort und Stelle zu belassen. Als später im Rahmen eines Prozesses bekannt wurde, dass Bennett nie eine andere Absicht hatte, als den Club nach Oklahoma City zu verpflanzen, wirkte er zwar enteiert. Aber am Ende entschied David Stern den Zwist. Er wollte ein Exempel setzen, damit die Kommunalpolitiker in NBA-Städten begreifen, dass sie die Clubeigentümer in der Liga mit Steuergeldern für den Bau neuer und teurer Hallen subventionieren müssen. Wenn nicht, wird umgezogen. Und so war alles, was die Stadtväter in Seattle herausholen konnten, eine Schadensersatzsumme von 75 Millionen Dollar.
Das Umtopfen von Profi-Basketball in die Provinz ist wirtschaftlich genauso unsinnig wie Zweitliga-Fußball in Aue und Burghausen. Nicht weil man vor Ort nicht das Geld auftreiben könnte, um gut verdienende Spieler zu verpflichten (im Zweifel muss Mr. Bennett noch tief in seine eigene Tasche greifen). Sondern weil man sich in den anderen Städten nicht für solche Clubs interessiert, selbst wenn sie Titel holen wie San Antonio in den letzten Jahren. Die Einschaltquoten fielen mehr als deutlich. Wenn sie schlecht spielen (siehe Memphis Grizzlies, Charlotte Bobcats), werden sie ganz uns gar ignoriert.
Das wäre sicher kein Argument, wenn es um sportliche Kriterien ginge. Aber die Liga ist ein profitorientiertes Kartell ist. Sie kann also gar kein Interesse an Experimenten haben, die das gesamte "Produkt" nach unten ziehen. Was Provinz am augenfällisten bedeutet, sieht man an dem Logo.
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