5. März 2007

Erst teure Strafe, dann doch noch Sieg: Ein Golfer mit Fortüne

Dieses hübsche Detail wird wahrscheinlich in keiner Agenturgeschichte über das Honda Classic-Golfturnier auf dem schweren PGA National Champion Course in Palm Beach Gardens in Florida stehen. Und wenn, dann irgendwie verdreht oder vermurkst (siehe hier und hier). Schade, wenn es unterginge. Denn es bringt eine Dimension der Sportart Golf ins Spiel, die anderen Disziplinen komplett abgeht: Turniersieger Mark Wilson (Foto) hatte sich selbst am Freitag auf seiner zweiten Runde zwei Strafschläge zuerkannt, was ihm am Sonntag beinahe die Chancen auf ein Playoff zunichte gemacht hätten. Was war passiert? Sein Caddie hatte aus Versehen dem Caddie von Rundenpartner Camilo Villegas Informationen über die Schlägerwahl am Abschlag des fünften Lochs - einem Par 3 - gegeben. Das verstößt gegen die Regel, die unter Punkt 8 folgendes erklärt:
Während einer festgesetzten Runde darf ein Spieler
(a) niemandem im Wettspiel, der auf dem Platz spielt, ausgenommen seinem Partner, Belehrung erteilen oder
(b) nicht von irgendjemand anderem außer seinem Partner oder einem ihrer Caddies Belehrung erbitten.
Der Partnerbegriff bezieht sich darauf, dass es Golfwettbewerbe gibt, bei dem zwei Spieler ein Team bilden - wie etwa im Ryder-Cup. Die dürfen sich gegenseitig ohne Ende beraten. Villegas (und sein Caddie) gehörten in die Kategorie Wettspiel-Gegner. Das Golfspiel basiert darauf, dass Turnierteilnehmer traditionell ohne Schiedsrichter werten. Als Kontrolleure und Zeugen, die später die Scorekarte unterschreiben, kommen die Rundenpartner ins Spiel. Doch etwaiges Fehlverhalten wird nicht einfach in dem Moment getilgt, sobald man seine Scorekarte offiziell eingereicht hat. Kommt später irgendjemand - und sei es ein Fernsehzuschauer - auf die Idee, einen mutmaßlchen Regelverstoß zu melden und wird der von der Turnier-Spielleitung nachträglich als gegeben eingestuft, folgt Disqualifikation - für eine falsch ausgefüllte (unterschriebene) Scorekarte. Einer der peinlichsten Momente im Leben eines Golfprofis.

Die Brutalität der Selbstbestrafung wird besonders dann deutlich, wenn man weiß, wie minimal das Vergehen im Vergleich zu anderen denkbaren Verstößen eigentlich war. Und besonders dann, wenn man auf die Preisgeldliste schaut. Als Turniersieger erhielt Wilson 990.000 Dollar und das Teilnahmerecht für die kommenden zwei Jahre auf der PGA Tour. Doch dafür musste er sich am Sonntag mächtig strecken, um das Stechen zu erreichen und nicht gleich auf dem ersten Playoff-Loch aus dem Rennen der vier Erstplatzierten auszuscheiden. Sein Caddie war hinterher im Fernsehinterview den Tränen nah. Gewöhnlich führen solche Schnitzer zum Rauswurf. Wilson hatte ihm stattdessen versichert: "Ich mache auch Fehler. Wir machen weiter."

In den meisten anderen Berichten wird diese Information ganz oben stehen: Bernhard Langer wurde Zehnter. Nicht schlecht für den inzwischen fast Fünfzigjährigen. Aber keineswegs die interessanteste Facette eines Turniers, das erst am Montagmorgen auf dem dritten Playoff-Grün entschieden wurde, weil man am Sonntag bei Einbruch der Dunkelheit vertagen musste.

Keine Kommentare: