6. März 2007

Sprachliche Gewalt

Als gestern die Nachricht von der Verhaftung Ron Artests die Runde machte, ergab sich eine dieser reizvollen und doch unangenehmen Schwierigkeiten an der Schnittstelle zwischen den USA und Deutschland: Wie übersetzt man einen rechtlich klar definierten Tatbestand, für den es im Deutschen kein angemessenes Vokabular gibt? Der Vorwurf an die Adresse des NBA-Profis von den Sacramento Kings lautet auf Englisch "domestic violence". Und in den USA weiß jeder, was man sich darunter vorzustellen hat. Das übersetzte man bei SpOn mit "häuslicher Gewalt", nachdem man vorher eine Beschreibung des mutmaßlichen Hergangs der Ereignisse gegeben hatte. Sport Bild benutzte diese Kategorie ebenfalls, die in der soziologischen und kriminologischen Begriffswelt immerhin so populär ist, das es einen eigenen Wikipedia-Eintrag gibt. Weiß man also auch in Deutschland ganz genau, was man sich darunter vorzustellen hat? Oder wird es da nicht auf einmal schwammig?

"Häuslich" ist ein Wort, das zwar im Zusammenhang mit den Lebensumständen ("häusliche Pflichten", "sich häuslich einrichten") benutzt wird, aber nicht im Strafgesetzbuch vorkommt. Das Wort "Gewalt" taucht im Gesetz ebenfalls nicht als konkreter Straftatbestand auf. Es ist eine abstrakte Größe im Zusammenhang mit anderen Delikten wie Diebstahl oder Raub und Sexualdelikten. Es taucht ausgiebig in einer Passage über Verherrlichung, Verharmlosung von oder Aufforderung und Anleitung zu Gewalttaten auf.

Was tun? Man fragt den stets hilfsbereiten German-America Law Blog, der in Washington beheimatet ist. Die Antwort war ein Verweis auf folgende Quelle, dem Transblawg in Fürth, wo solche Fragen immer wieder abgehandelt werden. Wir zitieren:
"In English law, there is legislation on domestic violence (Oxford Law Dictionary: 'Physical violence inflicted on a person by their husband, wife, or cohabitant'), for instance enabling a wife to get an order banning her husband from the matrimonial home. Romain suggests Gewalttätigkeiten im Familienbereich; Tätlichkeiten gegen Familienangehörige."
Blick zurück: Domestic Violence im Hause des NBA-Profis Jason Kidd - er schlug sie, sie schlug ihn

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