23. Januar 2010

Ein aufgepumpter Feigling

Mark McGwire hat neulich versucht, sein Dopinggeständnis mit einem netten Aperçu zu dekorieren. "Mir hat man das Geschenk gegeben, Home Runs zu erzielen", sagte er Interviewer Bob Costas. "Anabole Steroide habe ich nur aus gesundheitlichen Gründen genommen." Mit anderen Worten: Ja, er hatte sich aufgepumpt. Aber nein, seine Leistung auf dem Spielfeld wurde dadurch nicht beeinflusst. Jetzt hat der Doping-Lieferant der ersten Jahre in einem Interview erklärt, dass er solch eine Darstellung einfach nur lächerlich findet. Der Cocktail aus Testosteron und Anabolika, den sich McGwire gespritzt hat, diente nur einem Zweck: "größer, schneller, schneller" zu werden. So schnell kommt also jemand vom Regen, in dem er in den letzten Jahren stand, in die Traufe. Von einer Lüge und Beschwichtigung zu einer nächsten (abgeschwächten) Lüge und Beschwichtigung. Eigentlich seltsam, dass jemand, dem man eine offene und freundliche Art nachsagt, derart planvoll und ängstlich mit der Wahrheit hantiert. Sein weinerlicher Auftritt vor dem Kongress unter Eid war demnach tatsächlich der Blick in die Seele dieses Menschen. Schon damals hatte er nicht den Mumm, endlich die Hosen herunterzulassen und beschimpfte stattdessen seinen Ex-Freund Jose Canseco, dessen Buch die Washingtoner Abgeordneten auf den Plan gerufen hatte. Was ihn damals zu solchen Scheingefechten führte, gab er inzwischen zu: Er hatte Angst, dass ihn ein Staatsanwalt anklagt, weil die Verjährungsfrist für seinen Drogenmissbrauch noch nicht abgelaufen war. Sein Anwalt versuchte damals, mit dem Kongress-Ausschuss Straffreiheit im Tausch für ein offenes Wort auszuhandeln. Das Privileg wurde ihm damals nicht gewährt. Gut so, sonst hätte McGwire damals noch sein Image günstig aufpoliert. Statt dessen wissen wir nun, was er wirklich ist: ein aufgepumpter Feigling.
Blick zurück: Der mutmaßliche Grund für das Geständnis jetzt

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