Vier Spiele und nur eines davon war halbwegs spannend. Leider war das mehr ein Punt-Festival und eine Ansammlung von unsinnigen Penalties und die Implosion eines Kickers, der in der laufenden Saison eine formidable Präzision an den Tag gelegt hatte, aber heute aus dem Tritt kam. Mit anderen Worten: Die NFL dokumentiert gegen Mitte der Playoffs eine Zweiklassen-Gesellschaft von krassem Zuschnitt: Die New Orleans Saints, die Minnesota Vikings und die Indianapolis Colts repräsentieren die Luxus-Suite. Der Rest wirkt wie ein Haufen zusammengeschüttete Scrabble-Buchstaben, aus dem man so gut wie keine vernünftigen Wahrheiten herausschnitzen kann. Die drei Top-Teams hingegen lassen sich leicht beschreiben: Rund um die hervorragenden Quarterbacks existieren quicklebendige, ideenreiche und zielstrebige Spieler. Die Defensivformationen sind unglaublich schnell zu Fuß unterwegs und kaltblütig.
Und was ist mit den New York Jets, die im letzten Spiel der Divisional Playoff-Runde in San Diego die Chargers demontierten? Die konnten echt froh sein, dass ihnen die Chargers einen Teil der schweren Arbeit abgenommen haben. Die Jets brauchten bis kurz vor Ende der ersten Halbzeit, um ihren allerersten First Down zu erzielen. Der entscheidende Touchdown entsprang einer Interception in der Nähe der Chargers-Endzone – in der Wirkung gedoppelt durch ein albernes Head-Butt-Foul, durch das die Jets noch ein paar wichtige Yards näher ans Ziel heranrücken durften. Und selbst danach hätte es San Diego zumindest in die Verlängerung schaffen können. Aber Kicker Nate Keading hatte heute einen tiefdunklen Tag. Er verschoss im entscheidenden Augenblick aus harmloser Distanz auf trockenem Rasen und ohne irgendwelchen Wind. Vermutlich werden die Jets den Colts in einer Woche das Leben schwer machen. New York hat zwar eine beeindruckende Defensive. Aber selbst wenn die Offensive 17 Punkte gegen die Colts schaffen sollte wie heute gegen die Chargers, wird das nicht reichen. Und viel mehr sind nicht drin.
Allerdings wird einem angesichts der Jets die Football-Saison wenigstens einigermaßen schmackhaft. Denn die straften die sogenannten Fachleute Lügen, von denen sage und schreibe vier im Studio der übertragenden Network CBS herumsitzen (auch Fox hat vier dieser Bauchredner im Einsatz). Alle vier erklärten die San Diego Chargers vor der Begegnung zum Sieger. Und alle vier werden wir nächste Woche wiedersehen (Colts gegen die Jets). Solche Leute werden einfach nicht entlassen.
Das Spiel der Woche wird allerdings auf Fox laufen. Mehr als 100 Oktan stecken in der NFC Championship-Begegnung zwischen den Vikings und den Saints im Tank. Die Auseinandersetzung im Superdome in New Orleans ist ein Sahneklecks auf zehn Jahre einer Evolution des Spiels zu einer ungemein schnellen und (vor allem auch) reaktionsschnellen Angelegenheit. Eine Spielkultur, die wirkt wie herausgemeißelt aus den Köpfen genialer Videospiel-Designer, die den Mut hatten, sich Spielzüge auszumalen, bei denen Quarterbacks zentimetergenaue Pässe werfen. Diese NFL sieht neuerdings wie eine Versammlung von Feinmechanikern aus. Gut, dass man das alles inzwischen auf HD serviert bekommt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen