Wie das so ist mit den Übersetzungen von Büchern in eine andere Sprache: Der Text selbst wird meistens pflichtgenau und kongenial übertragen. Beim Titel nimmt sich der Verlag gerne alle Freiheiten dieser Welt. So wurde aus The Basketball Diaries auf Deutsch In den Straßen von New York. Der Autor Jim Carroll ist am Freitag gestorben. Und natürlich haben in den USA die Nachrufe auf den Poeten, Tagebuchschreiber, Warhol-Texter und Rockmusiker, der mal gerade 59 Jahre alt wurde, zunächst mal seine Beziehung zum Sport gewürdigt. Schließlich geht es bei dem eben genannten Buch zu Anfang um Basketball. Hier der erste Satz:
“Today was my first Biddy League game and my first day in any organized basketball league. I’m enthused about life due to this exciting event.”
Das Buch wurde 1995 mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle verfilmt. Und erneut hatte der deutsche Verleiher keine andere Idee, als inhaltlich seine eigene Duftmarke im Titel zu setzen: Jim Carroll – In den Straßen von New York nannte er das Werk, über das Wikipedia folgendes zusammentrug: "Carroll lebt in einem heruntergekommen Viertel von New York. Als 13-Jähriger erhält er von der renommierten katholischen High School auf Grund seines Basketballtalents ein Stipendium. Doch außerhalb des Spielfeldes verfällt er, zusammen mit seinem Freund Mickey, immer mehr den Drogen. Bald dreht sich im Leben von Jim Carroll alles um Drogen, Sex, Verbrechen und Gewalt. Seine Drogensucht führt dazu, dass er der Schule verwiesen wird und seine Mutter ihn aus der gemeinsamen Wohnung wirft. Seinem sozialen Abstieg steht nun nichts mehr im Wege und so rutscht er zusammen mit seinen Freunden immer weiter ab. All seine Erlebnisse hält er in seinen Tagebüchern fest, die ihm später dabei helfen, sich von den Drogen zu befreien."
Die meisten amerikanischen Kritiker lobten DiCaprio und sahen in seinem Auftritt die Arbeit eines vielversprechenden Schauspielers. Den Film selbst fand die Mehrzahl eher mau.
Carroll hatte bereits mit 17 sein erstes Buch veröffentlicht (Organic Trains) und erregte in New Yorks literarischen Kreisen Aufsehen mit seinen Gedichten. The Basketball Diaries erschien 1978, auf dem Höhepunkt einer Phase, in der New York von innen wie von außen völlig kaputt und schmuddelig wirkte. Durch die Bekanntschaft mit Patti Smith kam er zur Musik, wo er sich nicht unbedingt als Sänger empfahl, sondern mehr eine Mischung aus Diseur und Shouter. Die künstlerische Weiterentwicklung führte zur Zusammenarbeit mit Musikern wie Lou Reed, Boz Scaggs und Pearl Jam.
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