20. September 2009
Podcast-Premiere: "Baseball zieht in den Krieg"
In Europa läuft zur Zeit eine bemerkenswerte Veranstaltung, die in mehreren Ländern parallel stattfindet und in der ersten Phase unter anderem in Regensburg Station machte: Der World Cup 2009 der IBAF – die Baseball-Weltmeisterschaft. Das Kürzel steht für den Internationalen Baseballverband, der gemerkt hat, dass man das stark wachsende Interesse an der Sportart östlich vom Atlantik vor allem dann weiter anschieben kann, wenn man dem Publikum das ganze Spektrum bietet: Spieler aus den Hochburgen und Talentschmieden und aus den aufstrebenden Baseball-Ländern. Angereichert mit einer Prise Nationalstolz.
Bei dem Versuch, den Zuschauern den World Cup schmackhaft zu machen, sind die Produzenten eines Werbevideos in Italien, wo das Finale stattfindet, jedoch weit über das Ziel hinausgeschossen. Sie inszenierten in Anspielung an eine der blutigen Schlachten des Zweiten Weltkriegs in Italien eine Landeoperation für die Kamera. Die Baseballspieler kommen vom Meer und stürmen – nur mit Baseballschlägern bewaffnet – den mit Panzersperren und Stracheldraht übersäten Strand. Vermutlich haben sich die Macher an der Auftaktsequenz des Films Saving Private Ryan (deutscher Titel: Der Soldat James Ryan, spielt in der Normandie) orientiert und fanden das militaristische Sujet irgendwie passend (hergestellt von der italienischen Werbeagentur Link, Regisseur Mauro Mancini).
Tatsächlich ist die Darstellung nichts anderes als eine Verhöhnung all jener, die von ihren Generälen in den Kugelhagel geschickt wurden, um das von den Nazis besetzte Europa zu befreien. Die Webseite The Daily Tube meinte über den Missgriff, bei dem am Ende im Stile der Reality-TV-Serie Survivor ein Baseball-Schläger als Fackel über dem leeren Strand lodert, das Video zeige "eine generelle Unfähigkeit".
Der eingeblendete englische Text am Anfang des Videos lautet:
"Am 22. Januar 1944 landeten 36.000 Soldaten an der italienischen Küste zwischen Anzio und Nettuno südlich von Rom. Sie wurden in eine der berühmtesten Schlachten des Zweiten Weltkriegs verwickelt. In diesem Jahr machen sich Wettkämpfer aus allen Teilen der Welt bereit, über dasselbe Feld der Ehre zu laufen."
Die historischen Fakten: Die Landeoperation, an der auf alliierter Seite Truppen aus den USA, Kanada und Großbritannien beteiligt waren, wurde vor allem deshalb berühmt, weil sie als abschreckendes Beispiel für einen militärischen Fehlschlag gilt. Sie führte zu monatelangen Gefechten auf engstem Raum und kostete auf beiden Seiten knapp 10.000 Soldaten das Leben. Die Zahl der Verwundeten lag bei über 30.000.
Es geht auch anders, wie ein zweiter Werbefilm aus dem gleichen Haus zum gleichen Anlass zeigt: Hier ließ man sich von einem der erfolgreichsten Baseballfilme aller Zeiten inspirieren: Field of Dreams (Feld der Träume, Hauptrolle Kevin Costner), der in den Maisfeldern von Iowa spielt und die Sportart und einen ihrer Traditionsclubs mythologisiert.
Über beide Videos und den Baseball World Cup (der noch bis Ende September läuft) geht es im ersten America-Arena-Podcast. Gesprächspartner ist der deutsche Baseball-Journalist Philipp Würfel, der unter anderem für die Webseite Mister Baseball und den MLB Insider schreibt.
Den Podcast wird es von jetzt ab regelmäßig geben – zu unterschiedlichen Themen und aktuellen Anlässen. Ziel ist nicht, einfach nur geschriebene Texte zu vertonen oder zu bebildern, sondern die vielen technischen Möglichkeiten da zu nutzen, wo sie sich anbieten: um Impressionen und Atmosphären einzufangen, wie man sie sonst nur aus dem Radio oder dem Fernsehen kennt. Der inhaltliche Anspruch? Alles aus dem weiten Feld der Themen, die American Arena seit den Anfängen abdeckt.
Feedback? Sehr willkommen.
P. S. Zu einem gewissen Grad geht die Inspiration zu diesem Podcast auf die ambitionierte und vielversprechende Arbeit einer Gruppe von Fußballbloggern in Deutschland zurück, die soeben – noch immer im Stadium des Experimentierens (deshalb auch der Arbeitstitel Nullnummer) die vierte Ausgabe aufgenommen hat. Diesmal auch mit einem kleinen Beitrag von dieser Stelle aus. Federführend ist probek in München, der am Montag übrigens zum ersten Mal im Alleingang eine Produktion gefahren hat und das hervorragend hinbekommen hat. Zu seinem Live-Mitschnitt in seiner Küche schalten sich regelmäßig Blogger aus anderen Städten über einen parallel laufenden Chat ein. Die Mitstreiter wiederum können die Studioarbeit über Stream live im Netz per Video verfolgen. Auf probeks Blog laufen auch die Kommentare ein. Reinhören lohnt sich.
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8 Kommentare:
Finde ich eine große Idee und gleich unheimlich professionel aufgezogen. Ich würde ihn allerdings gerne mitnehmen auf die U-Bahnfahrt. Wird das in Zukunft angeboten?
Leider kann man bei dieser Blogger-Software nicht in den Kommentaren redigieren. Man kann sie als Blog-Betreiber nur löschen. Und das wollen mir in diesem Fall mal lieber sein lassen. Wie das mit Abspielen auf Mobilversionen aussieht, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich gehe davon aus, dass hier YouTube gefragt wäre. Ich will mich mal schlau machen.
Auf dem Mobiltelefon habe ich ein Programm für Youtube. Das wäre schon okay. Ohne dieses Programm ist es mangels Flash auf Mobiltelefonen sowieso schwierig.
Mir ging es um das Herumtragen zum Beispiel für den iPod. Da würde meines Erachtens eine mp4-Datei (H.264-Codec) zum Download ausreichen. Dann könnte man sich das Anhören und Ansehen gleichzeitig.
Mir hat die Illustration des Podcasts sehr gut gefallen. Ich werde mir das noch ein paar mal ansehen und anhören. Würde gerne wissen, ob Dein Sprechtempo nicht zu meinen Hörgewohnheiten passt oder wirklich zu langsam ist.
Ich finde ein Vodcast (heißt es so?) ohne Personen nicht so prickelnd.
Der Einspieler der Baseball Videos unterstrichen das Gespräch, aber die Screenshots danach haben eher abgelenkt als den Beitrag untermalt.
Ansonsten finde ich deine Stimme im Gegensatz zu Sebastian total hörkonform. Da sieht mal man wieder, wie unterschiedlich die Geschmäcker sind.
Freue mich auf die nächsten Beiträge.
Und:
Die Links aus dem Video sollten dann noch im Beitrag dazu irgendwo clickable aufgeführt sein.
@Jürgen: wenn Sebastian iPhone/iPod meint, ist h.264 gemeint und das kässt sich auch aus Final Cut und Konsorten heraus exportieren. Der "Compressor" bietet dazu eigene Presets an.
@dogfood: Das musst du mir vermutlich mal Tête-à-Tête erklären. Ich habe in H.264 komprimiert und eine Quicktime-Datei mit über 200 MB gehabt und die dann hochgeladen.
Ist sicher eine gelungene Idee.
Baseball ist halt in Deutschland noch nicht so ein Renner wie Fussball.
Gruss hans.
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