Morgen steht mal wieder eine längere Recherchenreise an. Diesmal geht es nach Alaska. Das klingt vermutlich einen Hauch aufregender als es ist. Man sieht als Journalist unterwegs meistens sehr viel weniger von Land und Leuten als ein aufmerksamer Urlauber, der mit offenen Augen unterwegs ist. Ganz abgesehen von den vielen Stunden auf irgendwelchen Flugplätzen und in gut gefüllten Fliegern, die einem die Lust verleiden, das Unterwegssein zu genießen.
Dennoch freue ich mich ein bisschen darauf, mal wieder in einen Teil der Vereinigten Staaten zu fliegen, der zum Besten gehört, was dieses Land zu bieten hat. Die Wucht, mit der diese leere Weite auf einen wirkt – mitten im Sommer, wenn die Natur im Eilverfahren mit aller Energie aufplatzt und sich von der besten Seite zeigt – ist schwer zu beschreiben. Es dringen nicht nur die vielen intensiven Farben auf einen ein – das dunkle Blau des Ozeans, das angegraute Weiß des Gletscher-Eises, das Grün der Pflanzen und die dünnen schwarzen Asphaltstreifen Richtung Horizont. Man fühlt sich plötzlich irgendwie allein in der Welt. Selbst wenn man in einer kleineren Gruppe im Sea Kayak hinaus in die Glacier Bay paddelt und hofft, einen Orca aus dem Wasser auftauchen zu sehen. Oder wenn man mit zwei Buschpiloten und ihren Flugzeugen aufbricht und mit ein paar Freunden tief in einen Nationalpark hineinfliegt. Unter einem liegt kilometerweit wildes Land, das noch nie ein Mensch betreten hat. Und vielleicht nie betreten wird. Wenn man nur ein paar Schritte in die Wildnis macht, entdeckt man die riesigen Spuren von Grizzly-Tatzen. Man hofft unweigerlich, dass dieser Bär irgendwoanders unterwegs ist. Denn eine Konfrontation mit ihm würde man wohl kaum überleben.
Alaska ist nicht die einzige Region auf der Welt, in der man mit dem unzivilisierten Teil der Erdgeschichte konfrontiert wird. Ich habe ähnliche Verhältnisse weit im Norden der kanadischen Provinz British Columbia angetroffen und ein schwaches Echo darauf auf der Südinsel von Neuseeland. Ich kenne Leute, die von Patagonien schwärmen. Nicht zu reden vom Himalaya. Aber Alaska scheint die beste Schnittmenge aus Zugänglichkeit und Vielfalt, Staunen und Verblüffung plus dem Bekenntnis zu einer eigenen, ziemlich holperigen Geschichte. Dazu gehört auch so ein Ort wie die Hauptstadt Juneau, vernebelt, depressiv, ein Ort, den man nicht auf dem Landweg erreichen kann, sondern nur per Flugzeug oder mit dem Schiff. Oder das Hafenstädtchen Skagway, einst Ausgangspunkt für die Verrückten, die vom Goldrausch nach Norden gelockt wurden, hinauf zu den Quellgebieten des Yukon, auf dem man per Boot zum Klondike gelangen konnte.
Ich werde diesmal nur Fairbanks und Anchorage ansteuern – das urbane Alaska. Nicht Lachse angeln. Nicht auf Sandbänken landen. Ich werde mich unterwegs sicher mit ein wenig Nostalgie daran zurückerinnern, dass es da oben auch noch andere Möglichkeiten gäbe, seine Zeit zu verbringen. Aber ich werde auf dieser Weise zumindest nicht das Gefühl von einer versäumten Gelegenheit haben. Nicht nur habe ich in Alaska vieles erlebt, was einen unauslöschlichen Eindruck in mir hinterlassen hat. Ich kann ja jeder Zeit wieder hin. Ich muss es nur wollen.
Das letzte Mal hatte ich im November 2008 den Impuls, die Wahlnacht in Anchorage zu erleben. In Sichtweite des Palin-Lagers. Der Trip allerdings war nur schwer zu finanzieren. Abgesehen davon, dass man Alaskas Winter mit seinen langen Nächten nicht halb so attraktiv ist wie der Sommer. Wir sind an dem Abend in Harlem gewesen und haben erlebt, mit welcher Euphorie der Obama-Sieg in diesem Teil der Welt gefeiert wurde. Das war sicher besser, als in Alaska nur lange Gesichter zu sehen und darüber zu berichten.
Blick zurück: Vor zwei Jahren kam eine Frau aus Alaska auf die Bühne der amerikanischen Politik
4 Kommentare:
Ich habe plötzlich so eine Lust, Alaska zu besuchen. Nun, ich weiß ja, was sie geweckt hat, die Lust. Und ich kann ja hin, wenn auch nicht jederzeit.
Gruß vom Kid
Vielen Dank für die gemeinsame Nutzung, sehr nützlich!
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