20. Januar 2009

Nackenschlag für die Soccer-Liga

In alle Stille hat ESPN den Wert von Major League Soccer für die unmittelbare Zukunft des Senders dokumentiert: Das Spiel der Woche, das im Rahmen des vor zwei Jahren abgeschlossenen Fernsehvertrags mit der Liga als Plattform für die Popularisierung der Sportart angesehen wurde, gibt es nicht mehr. Mit einem Einschaltquotenschnitt von 0,2 (was einer Zahl von 253.000 Haushalten entspricht), kann man keine Werbepartner motivieren. Die höchste Quote kam bei einem der ersten Beckham-Spiele zustande, als 658.000 Haushalte reinzappten.

Beckham ist in mehr als einer Hinsicht ein Problem für die Liga. Durch seine Verpflchtung in Los Angeles stiegen Erwartungen, die nichts mit Fußball, aber sehr viel mit den Prinzipien von Public Relations zu tun haben. Vermutlich hätte sich das Bild aufgehellt, wenn Galaxy auch nur eine Spur von Leistungsplus gezeigt hätte. Tatsächlich verpasste die Mannschaft zweimal die Playoffs, was in der MLS bei so wenigen Clubs eine Kunst für sich ist.

Trotzdem muss man wohl vorsichtig sein und kann nicht einfach von einer Fehlkalulation sprechen (die damit beginnt, dass Amerikaner glauben, dass ein Fußballer, der einen ordentlichen Freistoß schießen kann, eine schlechte Mannschaft besser macht). Denn der Aufmerksamkeitswert, den der Wechsel von Madrid nach Kalifornien produziert hat, war sicher auch ein Faktor, um die Entwicklung der Liga und den Bau von kleineren Fußballstadien hinzubekommen. Ohne solche Arenen mit einem Fassungsvermögen zwischen 20.000 und 30.000 fehlt dem Profi-Fußball in den USA schlichtweg das Rückgrat, um die eigene Fanbasis auszubauen. Als Gast in riesigen, aber leeren Football-Stadien kann man nicht eine Spur von Stimmung erzeugen. Natürlich gibt es Leute, die sich beschweren, dass nun auch außerhalb von Philadelphia solch ein Stadion entsteht. Aber die Klage kommt von Leuten, die nichts von Fußball verstehen. Und von der besonderen Begeisterung für die Sportart schon gar nichts.

Obama übernimmt

In ein paar Stunden wird in Washington der Mann eingeschworen, den ich gerne als meinen Präsidenten bezeichnen würde. Und das, obwohl ich kein Bürger dieses Landes bin und nicht wählen kann. Aber vor etwas mehr als einem Jahr nach einer seiner ersten Reden vor einem großem Publikum war einfach klar, dass jemand mit seinen Qualitäten gebraucht wird, um diesen anti-intellektuellen Alpdruck zu beenden, der seit langem über diesem Land liegt und der die Energie von 300 Millionen Menschen erlahmt. Vor einem Jahr sah die unmittelbare wirtschaftliche Zukunft noch nicht so hässlich aus. Aber es hatte sich genug aufgestaut. Angefangen mit der Okkupation des Irak.

Die Chancen, dass Barack Obama Präsident werden würde, sahen damals nicht besonders gut aus. Und man hätte jeden für verrückt erklärt, der den Lauf der Dinge voraussagt. Ich habe damals nur eines gesagt: Wenn Hillary Clinton nominiert wird, gewinnt John McCain. Wenn Obama der Kandidat der Demokraten wird, schlägt er den alten Mann der Republikaner. Warum? Weil man sehen konnte, auf welche Weise der Senator aus Illinois Neugierige nicht nur mobilisiert, sondern tatsächlich bewegt.

Was solch ein Resultat bedeuten würde, konnte ich mir nicht ausmalen. Wahrscheinlich ging es mir so, wie den Bewohnern von Harlem, wohin ich in der Wahlnacht ein en Abstecher mit der U-Bahn gemacht habe. Sie waren optimistisch, aber nicht euphorisch, solange man den Ausgang nur interpolieren konnte (ab 21.30 Uhr, als feststand, dass er Ohio gewonnen hatte). Erst als CNN nach der Schließung der Wahllokale im Westen gegen 23 Uhr Ostküstenzeit verbreitete, dass es keinen Zweifel gäbe und Obama als Sieger ausrief, war Amerikas schwarze Bevölkerung bereit zu feiern.

Die wahre Dimension dieser Begeisterung kann man heute in Washington erleben. 2 Millionen Menschen in der Hauptstadt, um ein Zeremoniell zu erleben, dass zur simplen Mechanik der Machtübergabe gehört. Die Wahl war der entscheidende Akt. Aber jeder projiziert in einen solchen Augenblick seine eigenen Vorstellungen von der Bedeutung dieses Vorgangs. Typisch Amerika: In einer Welt der Bilder wird diesem im Kern rein symbolische Akt sehr viel mehr Bedeutung beigemessen als dem entscheidenden Geschehen im letzten November.

Was man diesmal sogar verstehen kann: Denn ein Aspekt an der Einschwörung von Barack Obama ist überhaupt nicht Routine: Der 44. Präsident der USA mit Wurzeln in Afrika, ein Afro-Amerikaner im wahrsten Sinne des Wortes, übernimmt das Land. Wer verstehen will, welche historische Dimension hier anklingt, sollte im Internet ein paar Bilder aus der Vergangenheit der Vereinigten Staaten googlen. Zum Beispiel unter Stichworten wie Sklavenmärkte, Bürgerkrieg, Lynchszenen oder Rassentrennung. Das ist teilweise noch gar nicht so lange her. Man kann auch solche Begriffe googlen wie Blues, Soul und Jazz. Und dazu vielleicht auch die Namen der schwarzen Sportler, die wie Magic Johnson. Michael Jordan oder Tiger Woods seit ein paar Jahrzehnten demonstrieren haben, welche außergewöhnlichen Qualitäten jene Minderheit kultiviert hat, die einst mit Gewalt von den Zentren der wirtschaftlichen und politischen Macht fern gehalten wurde.

Wir werden sehen, was Obama zu leisten imstande ist. An Eides statt. Vier Jahre sind eine lange Zeit.

In Chicago ist die Lotto-Fee ein NHL-Profi

Man kratzt sich den Kopf, wenn man liest, dass es bei den Chicago Blackhawks in der NHL eine Werbeaktion gibt, bei der ein Zuschauer eine Million Dollar gewinnen kann. Sind das jetzt die Versprechungen, die man Leuten machen muss, damit sie eine Eintrittskarte kaufen? Dass sie an einer Lotterie teilnehmen? Wie genau der Gewinner ermitelt wurde, ist auch nach dieser Geschichte nicht ganz klar. Nur, dass es etwas damit zu tun hatte, dass ein Spieler der Heimmannschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Tor schießen musste, um die Ausschüttung zu triggern.

16. Januar 2009

Zwei-Tage-Marathon

Die Idee ist an und für sich ganz löblich, wenigstens einen offiziellen Feiertag zu haben, an dem man in den USA daran erinnert wird, wie stark die Geschichte des Landes mit der Geschichte der Sklaverei verknüpft ist und mit dem Kampf für Gleichberechtigung. Auch wenn man sich fragt: Wie wäre es dann mit einem Gedanktag für die Indianer und Ureinwohner anstatt dieses komischen Columbus Day im Herbst? Und warum ausgerechnet ein Tag zu Ehren von Martin Luther King? War der wirklich von allen herausragenden schwarzen Amerikanern der alles Überstrahlende?

Aber der Hinweis auf solche Ungereimtheiten ist keine Beschwerde, sondern Ausgangspunkt für einen Programmpunkt der nächsten Woche: den Zwei-Tage-Marathon, den der Kalender produziert hat. Zuerst Martin Luther King Day am Montag. Und dann Barack Obama Day aus Anlass seiner Einschwörung als Präsident am Dienstag. Auch bei ESPN wurde man offensichtlich schon eingeschworen. Der Sender will zwei Tage lang ins Archiv steigen und bahnbrechende Sportlerkarrieren präsentieren, die alle eines gemeinsam haben: Den Beteiligten gelang es jeweils, ein Stück Diskriminierung hinter sich zu lassen, unter dem der Sport in den USA einst genauso litt wie alle anderen gesellschaftlichen Bereiche.

ESPN geht allerdings sogar noch weiter und überträgt den offiziellen Teil aus Washington am Dienstag live und will seine Mikrofone Sportlern unter die Nase halten, die sich eigens für Feierlichkeiten auf den Weg in die Hauptstadt machen werden. Am Tag danach muss der neue Präsident dann wohl die Ärmel aufkrempeln und damit anfangen, den Stall auszumisten, den sein Vorgänger hinterlassen hat.

Vorsätze

Viele Leute nehmen sich in der Silvesternacht viel vor und stellen wenig später fest, dass die guten Vorsätze nie mehr waren als das. Ich habe mir trotzdem diesmal so einiges vorgenommen. Und das betrifft nicht die Klassiker: Ich rauche seit 20 Jahren nicht mehr. Abgewöhnen nicht nötig. Ich trinke Alkohol in Maßen. Und ernsthafte Gewichtsprobleme habe ich nicht.

Auch wenn man irgendwann feststellt, dass man sich zuviel vorgenommen hat, sollte sich in diesem Fall das eine oder andere tatsächlich umsetzen lassen. In meinen Plänen geht es vor allem um Dinge aus meinen unterschiedlichen Arbeitsbereichen. Da haben sich im Laufe der Zeit einige Sachen angehäuft – entweder als Idee, als Wunschvorstellung oder als halbwegs konkretes Projekt. Wenn man solche Stapel nicht irgendwann abträgt, bleibt man der Gefangener seiner eigenen Carrera-Bahn. Dort mag man zwar auf Touren kommen, aber fährt immer nur auf einer Schiene und nur im Kreis.

Jetzt und hier über ungelegte Eier zu reden, macht allerdings auch keinen Sinn. Die Zeit dafür wird kommen. Nur soviel für alle, die sich vielleicht gefragt haben, weshalb hier in den letzten Tagen absolut gar nichts los war: Der wichtigste Programmpunkt zur Zeit ist ein Buchprojekt, das mich zeitweilig fast komplett absorbiert hat. Und das nicht nur weil man 200 Seiten nicht einfach aus dem Ärmel schütteln kann. Zur Veröffentlichung soll ein Video entstehen, das erst in Ansätzen fertig ist. Termin? In zwei Monaten.

Nebenbei müssen immer auch aktuelle Geschichten geschrieben und produziert und neue Themen vorbereitet und umgesetzt werden. Die Jahreswende brachte überdies das zweifelhafte Vergnügen mit sich, mal wieder eine völlig neue Software lernen zu müssen/wollen. Es handelt sich um Logic Studio, das exzellente Programm von Apple für Musiker, Komponisten und Produzenten, denen die kleinen Schuhe von Garageband nicht mehr passen. Die ersten Resultate sind ermutigend. Besonders, was die Klangqualität der einzelnen Instrumente angeht. Wenn man im Rahmen der Blogger-Software Tondokumente einstrippen könnte, würde ich durchaus mal ein paar Hörbeispiele anbieten. Aber das geht nicht (es sei denn man inszeniert die Musik als Video. Videos kann man hier auch ohne den Umweg über YouTube hochladen, aber dann muss man auch noch an der Optik basteln, und das nur wegen der Musik, au weia, wie anstrengend.)

Womit wir bei dem Dauerlutscher dieses Blogs und den hier eingebauten Problemen sind: Die Migration zu Wordpress und einer neuen Domain ist einfach unausweichlich. Das ist fest vorgenommen für das kommende Jahr. Und diesmal wird es auch gemacht. Versprochen.

5. Januar 2009

Lance: Weg aus Austin?

Der gebürtige Texaner Lance Armstrong, der im kommenden Jahr wieder viel Zeit auf dem Rad und auf der Straße verbringen will, möchte sich von seinem riesigen Anwesen außerhalb von Austin trennen. Die Preisvorstellung beträgt 12 Millionen Dollar. Die reizvolle Hintergrundgeschichte dazu findet man in diesem Blog, der als einer der ersten die Nachricht von den Verkaufsabsichten publiziert hat. Armstrong hat Streit mit den Nachbarn, bei dem es um einen großen natürlichen und tiefen Teich geht (Deadman's Hole), zu dem nur eine Handvoll von Anrainern Zugang hat. Sein Landschaftsgärtner hat vor ein paar Jahren mit einem Damm den Zulauf auf Armstrongs Riesengrundstück dramatischer verschlechtert. Dies wieder gerade zu rücken, kostete sehr viel Geld. Der Teich war angeblich in der Zeit der Krebstherapie der große Ruhe-Pool für den Rekonvaleszenten, der zwischendurch verlauten ließ, dass er wieder Vater wird. Der Besitz war übrigens zwischendurch Austins größter Wasserverschwender.

P. S.: Shaquille O'Neal, der schon seit geraumer Zeit seine Villa in Miami los werden will – erst recht nachdem er in der letzten Saison nach Phoenix abgegeben wurde – zeigt sich preislich flexibel. Nun will er nur noch 25 Millionen Dollar haben. Die Zahl wirkt allerdings immer noch vermessen. Erst neulich ist ihm ein ernsthafter Interessent davongelaufen, der nicht mal 19 Millionen Dollar bezahlen wollte. Miami gehört neben Las Vegas, Phoenix und dem Süden von Kalifornien zu den am härtesten betroffenen Gebieten des angeschlagenen amerikanischen Immobilienmarktes und dürfte noch nicht das Ende des allgemeinen Preisverfalls gesehen haben. Weder in der Oberliga der Super-Mansions noch in der Kategorie der ganz normalen Wohnhäuser.

4. Januar 2009

Weit und hoch in Las Vegas

Der Mann heißt Robbie Maddison, ist 27 Jahre alt, kommt aus Australien und gehört streng genommen nicht in diesen Blog. Oder bestenfalls in die Stuntman-Rubrik. Denn alles, was der Bursche wirklich gut kann, ist mit seinem Motorrad weit und hoch fliegen. Und jede Menge Sponsoren auftreiben, die sich im Umfeld solcher Flugmanöver auf freien Flächen mit ihren Emblemen verewigen. Diese Nummer hat Maddison in der Silvesternacht in Las Vegas abgezogen, wo ein Hotel namens Paris steht, das nicht nur mit einem Eiffelturm-Nachbau dekoriert wurde, sondern auch mit einem Arc de Triomphe. Maddisons Webseite ist übrigens von solchen Leistungen nur mäßig zu beeindrucken. Sie berichtet noch immer über eine Aktion von vor einem Jahr an oberster Stelle, als der Junge in Las Vegas auf einem Sportplatz durch die Gegend kariolete.

1. Januar 2009

Pusten nein, Blasen ja

Jeden Tag werden tausende wegen Alkohol am Steuer aus dem Verkehr gezogen (selbst in Utah, wo es nur etwas mühsamer ist, an den Stoff heranzukommen). Weshalb der Zwischenfall mit Charles Barkley in Scottsdale/Arizona (dem Reichen-Vorort von Phoenix) in der Nacht auf Silvester eigentlich nicht besonders bemerkenswert wäre. Aber die Vernehmung bei der Polizei brachte ein paar nette Details an den Tag: Barkley, der sich weigerte, ins Röhrchen zu pusten, war unterwegs, um sich einen blowjob zu gönnen. Und er hatte eine Waffe dabei. Über die Frau, die er kurz vor der Festnahme zu sich in den Wagen eingeladen hatte, gibt der Polizeibericht keine weiteren Auskünfte. Aber die Boulevard-Medien werden ihrer sicher noch habhaft werden. Sie besitzt ein Qualitätsmerkmal, das Charles Barkley folgendermaßen beschrieb: Sie habe ihm eine Woche vorher den besten blowjob "meines Lebens" verpasst. Wer nur diese Meldung kennt, wird über die pikantesten Infos im Dunkeln gelassen. Wir empfehlen die Kopie des Protokolls bei The Smoking Gun.

Bei dieser Gelegenheit entstand nicht das erste Polizeifoto von Barkley. Dies hier aus dem Jahre 1991 aus Milwaukee nach einer Schlägerei hat besonderen dokumentarischen Wert. Sie zeigt auf einen Blick, wie groß The big mound of rebound war, der sich in der NBA auf kämpferische Weise mit den ganz langen Kerlen unter dem Korb zu balgen pflegte: 6' 8'' = 2,03 Meter.