14. April 2009

Steuer aus dem Streuer

Wir nähern uns im Kalender dem 15. April, einem wichtigen Tag im amerikanischen Lebensgefüge. Spätestens zu diesem Termin muss der Bürger seine Einkommenssteuererklärungen auf die Post bringen. Ich sagte Erklärungen. Ja, Plural. Denn in den USA führt man Abgaben nicht nur ans Finanzamt der Bundesregierung (Internal Revenue Service) ab, sondern in den meisten Bundesstaaten auch noch an die separate Steuerbehörde daselbst. Und in New York kommt noch ein drittes Formular dazu. Natürlich könnte jeder seinen Papierkram auch schon vorher erledigt haben. Genauso wie man einen Antrag auf das spätere Einreichen der Unterlagen stellen kann. Aber die Möglichkeiten nutzen erstaunlich wenige. Was man an den elend langen Schlangen in den Postämtern sehen kann. Wie die Lemminge leiden sie alle stumm und schlurfen langsam Schritt für Schritt bis zum Schalter, wo ein berufsmäßig schlecht gelaunter Fachangestellter für den Verkauf von Briefmarken schon darauf wartet, einem die nicht besonders gute Laune zu verderben.

Aber wie man gerade lesen kann, ist das gar nichts gegen das Leid der Profisportler in den großen amerikanischen Ligen. Die reisen nicht nur viel, sondern müssen jenen Teil ihres Einkommens, das sie in anderen Städten (und damit auch in anderen Bundesstaaten beziehungsweise in einem anderen Land wie Kanada, wo man wiederum im Rahmen der Provinzstruktur zusätzliche Steuererhebungen betreibt) verdienen, getrennt deklarieren. Ja, die zwei bis drei Millionen Dollar brutto pro Jahr, die der typische Mannschaftssportler in den USA kassiert, unterliegen anteilig den Steuerbestimmungen jener Rechtsterritorien, in denen er bei Auswärtsspielen antritt. Der Witz daran geht so: Die dabei anfallenden Summen sind trotz der inzwischen beachtlichen Gehälter eher klein. Die Arbeit für die Steuerberater und die damit verbundenen Kosten für die Spieler sind hingegen eher groß. So nahm der Staat Kalifornien, in dem fünf Baseball-Clubs residieren, von den im Laufe der Saison angetretenen Spielern der anderen Teams, im letzten erfassten Jahr 102 Millionen Dollar reines Geld ein.
Natürlich ist das nur ein Bruchteil, denn Kalifornien hat drei NFL-Teams, drei NBA-Mannschaften und drei Eishockey-Clubs und für alle gelten die gleichen Bestimmungen (was dieser durchaus verdienstvolle Artikel in der Los Angeles Times leider ignoriert).

Man braucht ganz bestimmt kein Mitleid mit reichen Sportlern zu haben. Schon gar nicht an einem Tag, an dem man selbst in der Schlange steht, um seine eigenen Steuersachen abzuschicken (per Einschreiben und mit Rückantwortschein, alles andere wäre wie Lotto spielen). Aber die Absurdität des Ganzen geht einem ziemlich schnell auf. Dabei ist das Prinzip gar nicht so schlecht. Warum sollte man nicht dort Steuern bezahlen, wo man einen Teil seines Einkommens generiert? Aber daraus ist Bürokratie vom Feinsten geworden. Und von der mangelhaften Rechtslogik ganz zu schweigen. Die Gehälter beziehen die Spieler schließlich nicht von den gastgebenden Clubs, sondern von denen, bei denen sie unter Vertrag sind. Und die sitzen jeweils an einem einzigen Ort und nicht an 30.

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