Man wird von Frauen im Sport häufiger verblüfft als von den Männern. Die meisten Männer surfen Stromlinie, reden viel angelerntes Blech, wenn sie etwas gefragt werden, und wirken, sobald sie enormen Erfolg haben, als seien sie unansprechbar. Es sei denn, man redet mit ihnen über jenen Kram, den sie tagein tagaus inhalieren. Technik. Taktik. Training. Matchfacetten. Machofacetten.
Frauen sind anders. Keine Ahnung warum. Vielleicht liegt es nur daran, dass sie froh sind, wenn sie von den Medien überhaupt beachtet werden. Vielleicht haben sie einen anderen Sinn für Selbstdarstellung und Kommunikation. Vielleicht haben einige einfach einen unprogrammierten Blick auf Sport, weil sie wissen, dass sie schon bald in ihrem Leben etwas anderes machen werden. Was Ernsthaftes. Was Vernünftiges.
Also bürsten manche vorher einfach gegen den Strich. Wie eine gewisse Courtney Paris (Bild oben rechts auf dem SI-Cover), über die heute bei National Public Radio in der Weekend Edition die erstaunliche Nachricht vermeldet wurde: Sie habe angeboten, der Universität Oklahoma das gesamte Stipendium (vier Jahre, mehr als 60.000 Dollar) zurückzuzahlen, wenn die Mannschaft nicht NCAA-Meister wird. Sie meinte das ernst und nicht als Jux. Paris ist Tochter eines ehemaligen Football-Profis, der mit den San Francisco 49ers dreimal den Super Bowl gewann, kennt also den Sport auch aus einer anderen Warte. Oklahoma hat übrigens zwei Töchter von Bubba Paris in der Mannschaft. Die andere ist die Zwillingsschwester Ashley, die allerdings nicht ganz so talentiert und nicht ganz so couragiert auftritt. An beiden fällt noch etwas anderes auf: Sie haben nicht den Akzent so vieler schwarzer Amerikaner, sie klingen weiß, was unter vielen dunkelhäutigen US-Bürgern als Defätismus empfunden wird.
Einen Beitrag später hatte der Sender eine weitere Frau im Programm, die aus der Reihe tanzt: eine Mathematiklehrerin aus England, die sich innerhalb von vier Jahren von ihrem gegenwärtigen Trainingsstand und Können (geht gegen null) in die Nationalmannschaft der Briten im Modernen Fünfkampf bei den Olympischen Spielen 2012 in London vorarbeiten will. Wenn man das hört, denkt man unweigerlich: Ein besseres Statement zu der Frage – was soll diese Disziplin bei Olympia? – hat es noch nie gegeben. Wenn jemand in vier Jahren so gut reitet, fechtet, schießt, schwimmt und läuft, dass man ihn zu einem Event auf Weltniveau schickt, scheinen die Voraussetzungen nicht besonders hoch zu sein.
Aber das ist nicht die ungewöhnlichste Geschichte, die zuletzt aus dem Frauensport an die Öffentlichkeit drang. Der Preis geht an Elene Delle Donne, die obwohl während der Schulzeit alle Weichen gestellt waren und ein Stipendium der University of Connecticut zurückgab – im College-Basketball der Frauen seit Jahren tops – einfach ausgebrannt alles aufgab. Und das obwohl dank der WNBA und einiger Ligen in Europa die Sportart relativ lukrativ geworden ist. Sie machte nicht etwa eine Pause. Sie dachte gar nicht noch einmal nach. Nein, sie drehte sich auf der Hacke um und verzichtete. Sie spielt heute Volleyball. Und das sicher nicht, weil die Beach-Volleyballerinnen mehr Geld verdienen. Sie musste einfach von dem Zug abspringen, dessen Fahrt sie nicht mehr kontrollieren konnte und etwas Neues probieren. Hut ab vor so viel Konsequenz.
Teil zwei.
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